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<title>Vor dem Jahr</title>
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<body>
<h3>VOR DEM JAHR</h3>
<p>
Wir leben beinah nicht, wenn es Winter ist!<br />
Aber heute dieser Tag . . dieser Tag ist frei,<br />
Hitze, Kälte sind vor strahlendem Licht ihm einerlei!<br />
Ich besehe ihn, noch weniger als mein Fenster trist.
</p>
<p>
Neben klaren Wolken dort das halbe sahnige Rund<br />
. . Als erblickte man schon den äußersten Rand<br />
Des Fingernagels der vorausgestreckten Frühlingshand<br />
. . Dieser Tag ist von allen Jahreszeiten bunt.
</p>
<p>
Die Gedanken schlagen zusammen (für welches Fest?) im Geläut.<br />
Und unten pfeift die Straße vor Schnellsein (was ihr Ziel?)<br />
Die Trams sprühen am Draht und klingeln von Menschen voll Gefühl.<br />
Dieser herrliche Blick vom Pferd (aber wüßt ich, was ihn so freut!)
</p>
<p>
Mit erwartungsvoll aufgehobnen Füßen rennt<br />
Das Trottoir halb hin, halb her, die Gesichter glühn nackt,<br />
Von einander und noch andrer Erregung gepackt,<br />
Den Ohren telefoniert etwas vom Firmament.
</p>
<p>
Und nun ist die Nacht . . nur wie schwankender Vorhang da<br />
Und dahinter soll etwas kommen . . O ich ertrage es nicht so sehr!<br />
Angespannt ist die Welt wie vom Gestade das Meer.<br />
– Nein – sitzt auch hinter mir auf mein Examen wartend Mama:
</p>
<p>
Ich stürze mich hinab –! Vielleicht vor den schreienden Zeitungsmann:<br />
»Lüle Burgas! Fünfundsiebzigtausend Gefallne! Blutiger Sieg!«<br />
Hier noch einer –! Der die reißend schöne Spannung nicht ausschwieg!<br />
Vom Leben auch den Tod mitliebt und ihn eher vertragen kann –!
</p>
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