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  <title>Begierde</title>
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<body>
<h3>BEGIERDE</h3>
<p>
  Nicht weiter kann ich, du, als dir in deine Augen dringen,<br />
  Darin verfälscht, verfärbt, verdünnt verfliegt dein schweres Dunkel<br />
  – Doch weiter muß ich meine Gier in dich hinunter bringen,<br />
  In deines Waldes steilste Ruh mein flackerndes Gefunkel,
</p>
<p>
  Ich bin noch nicht hinein zur Welt, noch nicht herausgeboren,<br />
  Bevor aus mir heraus in dich hinein ich mich gewunden,<br />
  So lange hat mich mein und jener andern Eis gefroren<br />
  – Der Weg zum Blick ins Licht der Welt, die Sonne ist gefunden –
</p>
<p>
  Das schwärzeste, verwehrteste, entfernteste der Lichte!<br />
  – Und ich entblöße mich von jedem Schleier meiner Glieder,<br />
  Ich reiße jeden Mantel meines Fühlens ab, vernichte<br />
  Die Mauer meiner Stirne, mache ganz mein Denken nieder –:
</p>
<p>
  Daß nur an mir mich nichts entferne, halte, schließe zu<br />
  – Und fliege auf dich los mit nichts als weißer, schierer Gier,<br />
  Mit dir mich armen Zweifler zu bereichern – Aber du<br />
  Stehst ab wie Horizont, bleibst schwarz, bleibst unbekannt, bleibst dir –
</p>
</body>
</html>
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