aboutsummaryrefslogtreecommitdiff
path: root/OEBPS/Text/24.html
diff options
context:
space:
mode:
Diffstat (limited to 'OEBPS/Text/24.html')
-rw-r--r--OEBPS/Text/24.html72
1 files changed, 72 insertions, 0 deletions
diff --git a/OEBPS/Text/24.html b/OEBPS/Text/24.html
new file mode 100644
index 0000000..808e06b
--- /dev/null
+++ b/OEBPS/Text/24.html
@@ -0,0 +1,72 @@
+<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?>
+<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN"
+ "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd">
+
+<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
+<head>
+ <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
+ <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>XXIV, 8. Juni 1912</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>XXIV, 8. Juni 1912</h3>
+
+<p>
+Nachtrag</p>
+
+<p>
+Olvenstedt bei Magdeburg</p>
+
+<p>
+L. H.</p>
+
+<p>
+Als ich heute Morgen Deine Reisetasche vom Schrank holte,
+Herwarth, lag darin ein unveröffentlichter Brief von mir
+eingeklemmt, den ich Dir und Kurtchen einst nach Norwegen
+sandte &ndash; und mein</p>
+
+<p>
+<img src="../Images/24-selbstbildnis.png" alt="Selbstbildnis"/></p>
+
+<p>
+Selbstbildnis in Seidenpapier gewickelt; das ist direkt ein
+Diebstahl an den Kunsthistorikern. Denn ich habe keine
+Zeichnung von mir gemacht auch kein Gemälde, ich habe ein
+Geschöpf hingesetzt. Ich will Dir schnell die verlorenen
+Zeilen senden und mein Selbstbildnis von ungeheurem Wert. Es
+kostet höchstens fünf bis sechs Mark zu klichieren. Gehe
+zwei Abende nicht ins Café, bringe meinem Bildnis das Opfer.
+Unter mein Bett stellte ich die Kiste mit meinen
+Liebesbriefen, damit Du was zu tun hast. Ich ruhe mich
+indessen aus hier auf dem Lande; zwischen Richard Fuchs und
+Otto Fuchs gehe ich spazieren durch ihre Treibhäuser und
+sehe zu, wie die Nelken wachsen. Aber kalt ist es ungeheuer
+und die Bäume rauschen zum Wahnsinnigwerden Ich werde sie
+heute Nacht alle abschneiden zum Donnerwetter!</p>
+
+<p class="alignright">
+Ich grüße Dich Deine E.</p>
+
+<p>
+Liebe Gesandte! Wenn Ihr wieder in Berlin seid, bin ich
+voraussichtlich in Theben zur Einweihung meines Reliefs in
+der Mauer. Aber ich bin nicht gespannt darauf, mich zu
+sehen, denn ich hab mich nie wiedererkannt weder in
+Plastik, noch in der Malerei, selbst nicht im Abguß. Ich
+suche in meinem Portrait das wechselnde Spiel von Tag und
+Nacht, den Schlaf und das Wachen. Stößt nicht mein Mund auf
+meinem Selbstbilde den Schlachtruf aus?! Eine egyptische
+Arabeske, ein Königshieroglyph meine Nase, wie Pfeile
+schnellen meine Haare und wuchtig trägt mein Hals seinen
+Kopf So schenk ich mich den Leuten meiner Stadt. Oßmann und
+Tekofi Temanu meine schwarzen Diener werden mein
+Selbstbildnis auf einer Fahne durch die Straßen Thebens
+tragen So feiert mich mein Volk, so feiere ich Mich.</p>
+
+<p class="spaced alignright">
+Euer Prinz von Theben</p>
+
+</body>
+</html>