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<title>Friede</title>
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<div class="poem">
<h3>FRIEDE</h3>
<p>
<span class="vers">Hier ist mir wohl, wo mich kein Auge peinigt,</span><br />
<span class="vers">Das listig sich in meine Tiefen schleicht, —</span><br />
<span class="vers">Wo mich kein grinsend frecher Blick erreicht,</span><br />
<span class="vers">Wo das Gemüt sich unbelästigt reinigt.</span><br />
<span class="vers">Hier bin ich frei, hier engstens eingezwängt</span><br />
<span class="vers">In kahlen schmalen graugekalkten Mauern.</span><br />
<span class="vers">Ich floh hierher zu stillem Niederkauern,</span><br />
<span class="vers">Von nichts als meinem innern Trieb gedrängt.</span><br />
<span class="vers">Hier kann ich lächeln. Fest die Tür verschlossen,</span><br />
<span class="vers">Der Riegel in den Posten eingeklemmt,</span><br />
<span class="vers">So werden alle Sorgen fortgeschwemmt,</span><br />
<span class="vers">Wird sündenlose Seligkeit genossen.</span><br />
<span class="vers">Hier wohnt das Glück. Du schmucklos kleiner Raum,</span><br />
<span class="vers">Wie gern weil' ich in den verschwiegenen Wänden!</span><br />
<span class="vers">Hier scheint mir aller Gram und Schmerz zu enden, —</span><br />
<span class="vers">Hier dünkt fürwahr das Leben mich ein Traum.</span><br />
<span class="vers">Geliebte Zelle, nimm den stillen Beichter, —</span><br />
<span class="vers">Nimm ihn ein viertel Stündchen nur zu Gast. —</span><br />
<span class="vers">Wenn du mich lang genug beherbergt hast,</span><br />
<span class="vers">Verlaß ich dich — an Leib und Seele leichter.</span>
</p>
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