aboutsummaryrefslogtreecommitdiff
path: root/OEBPS/Text/03-stunden-im-jahr/07-der-wilde-honig-deiner-lippen.html
blob: 7ae7562a794fec5c690422d7dace5a2d2701a2b5 (plain)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN"
  "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd">

<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
<head>
  <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
  <link href="../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
  <title>DER wilde Honig deiner beiden Lippen</title>
</head>
<body>

<p>
DER wilde Honig deiner beiden Lippen<br />
Scheint deutlich mir in meine ferne Fahrt.<br />
Mir ward von je durch erst verborgne Klippen<br />
Gefahr und tiefer Schicksal aufbewahrt.<br />
Ich spüre immer deine große Nähe,<br />
Ob ich dir nahe oder dich nicht sehe.</p>

<p>
Wesen mir noch umschleierter Regionen,<br />
Wo ich durch dich einst leben könnte, fühlen,<br />
Die Flamme wird mich sicher nicht verschonen,<br />
Und brennt es auch, ich werde es nicht kühlen.<br />
Führt es zum Rausche oder zum Verzicht:<br />
Die Stunde weiß es, doch wir ahnens nicht.</p>

<p>
Von Hoffen bin ich bis zum Schmerz erregt,<br />
Wenn eine Türe aufgeht, und du kommst,<br />
Und eh das Schwärmen sich noch hat gelegt,<br />
Quält schon der Zweifel, ob du mir wohl frommst,<br />
Ob Götter nicht, bevor wir uns noch kennen,<br />
Bereit sind, uns Gelenkte schon zu trennen.</p>

<p>
Du triffst mich, der, zu tiefem Ernst entschlossen,<br />
Noch, Kind, gehindert ist, etwas zu tun.<br />
Die leichte Neigung ist uns schon verflossen,<br />
Und alles Schwere spannt und drückt uns nun,<br />
Uns, die wir vor verlockendsten Gefahren<br />
Nicht, eins vom andern, wissen, wer wir waren.</p>

</body>
</html>