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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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-rw-r--r-- | OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/05-metamorphosen.html | 47 |
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diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/05-metamorphosen.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/05-metamorphosen.html new file mode 100644 index 0000000..c5e2e13 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/05-metamorphosen.html @@ -0,0 +1,47 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Metamorphosen</title> +</head> +<body> + +<h3>Metamorphosen</h3> + +<p> + <span class="indent">Erst war grenzenloser Durst, ausholend Glück, schamvolles Sichbeschauen,</span><br /> + <span class="indent">Abends in der Jungenstube, wenn die Lampe ausgieng, Zärtlichkeiten überschwänglich hingeströmt an traumerschaffne Frauen,</span><br /> + <span class="indent">Verzückte Worte ins Leere gesprochen und im Blut der irre Brand –</span><br /> + <span class="indent">Bis man sich eines Nachts in einem schalen Zimmer wiederfand,</span><br /> + <span class="indent">Stöhnend, dumpf, und seine Sehnsucht über einen trüben, eingesunknen Körper leerte,</span><br /> + <span class="indent">Sich auf die Zähne biß und wußte: dieses sei das Leben, dem man sich bekehrte.</span><br /> + <span class="indent">Ein ganzer blondverklärter Knabenhimmel stand in Flammen –</span><br /> + <span class="indent">Damals stürzte Göttliches zusammen . .</span><br /> + <span class="indent">Aber Seele hüllte gütig enge Kammer, welken Leib und Scham und Ekel ein,</span><br /> + <span class="indent">Und niemals wieder war Liebe so sanft, demütig und rein,</span><br /> + <span class="indent">So voller Musik wie da …</span> +</p> + +<p> + <span class="indent">Dann sind Jahre hingegangen und haben ihren Zoll gezahlt.</span><br /> + <span class="indent">Aus ihrem Fluß manch' eine Liebesstunde wie eine Mondwelle aufstrahlt.</span><br /> + <span class="indent">Aber Wunder wich zurück, wie schöne hohe Kirchen Sommers vor der Dämmerung in die Schatten weichen.</span><br /> + <span class="indent">Eine Goldspur wehte übern Abendhimmel hin: nichts konnte sie erreichen.</span><br /> + <span class="indent">Seele blieb verlassen, Sehnsucht kam mit leeren Armen heim, so oft ich sie hinausgeschickt,</span><br /> + <span class="indent">Wenn ich im Dunkel nach Erfüllung rang, in Hauch und Haar geliebter Frau'n verstrickt.</span><br /> + <span class="indent">Denn immer griffen meine Hände nach dem fernen bunten Ding,</span><br /> + <span class="indent">Das einmal über meinem Knabenhimmel hieng.</span><br /> + <span class="indent">Und immer rief mein Kiel nach Sturm – doch jeder Sturm hat mich ans Land geschwemmt,</span><br /> + <span class="indent">Sterne brachen, und die Flut zerfiel, in Schlick und Sand verschlämmt …</span><br /> + <span class="indent">Daran mußt' ich heute denken, und es fiel mir ein,</span><br /> + <span class="indent">Daß alles das umsonst, und daß es anders müsse sein,</span><br /> + <span class="indent">Und daß vielleicht die Liebe nichts als schweigen,</span><br /> + <span class="indent">Mit einer Frau am Meeresufer stehn und durch die Dünen horchen, wie von fern die Wasser steigen.</span> +</p> + +</body> +</html> |