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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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-rw-r--r-- | OEBPS/Text/der-aufbruch/02-stationen/20-entsuehnung.html | 44 |
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diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/02-stationen/20-entsuehnung.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/02-stationen/20-entsuehnung.html new file mode 100644 index 0000000..3398868 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/02-stationen/20-entsuehnung.html @@ -0,0 +1,44 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Entsühnung</title> +</head> +<body> + +<h3>Entsühnung</h3> + +<p> + <span class="indent">Ich stand in Nacht. Ich rang versteinert. Fand in Wüsten irrend deine Seele nicht.</span><br /> + <span class="indent">Die Wege lagen endlos mir verschüttet, die zu deiner Schwelle liefen.</span><br /> + <span class="indent">Ich war ganz fern. Du sprachst zu mir. Ich stand mit abgewandtem Herzen und Gesicht.</span><br /> + <span class="indent">Wie Sterbeglocken rauschten mir die Worte, die mich zu dir riefen.</span><br /> + <span class="indent">Ich lauschte dumpf der Stimme. Wie erstarrt. Sie kam</span><br /> + <span class="indent">Aus Fernen: still; demütig, aber fest; nachtwandelnd und im Glanze ihres Schicksals, und sie drang in meinen Traum.</span><br /> + <span class="indent">Da war's, daß in mein Herz das Wunder brach. Ich wachte auf. In jäher Scham</span><br /> + <span class="indent">Sah ich mich selbst. Sah deine Seele, wie sie stumm, mit schweren Lidern, vor mir stand,</span><br /> + <span class="indent">Nackend. Sah ihre lange Qual, und wie sie durch die vielen, vielen Nächte</span><br /> + <span class="indent">Mich so gesucht, die Augen still in mich gekehrt, und mich doch nimmer fand,</span><br /> + <span class="indent">Indes ich blind in wilden Zonen irrte</span><br /> + <span class="indent">Und meines Herzens Heimwehruf verbannte.</span><br /> + <span class="indent">Sah, wie ihr reiner Spiegel sich mit Dunkel wirrte,</span><br /> + <span class="indent">Und jäh gereckt die Gier, wie sie sich selbst zum Opfer brächte,</span><br /> + <span class="indent">Grausam, im eignen Blut die Qualen löschend, und mit Weh ihr Weh ertöte,</span><br /> + <span class="indent">Im Opfer ihres Leibes. Und ich sah dich bleich, mit nackten Füßen auf dem Büßerberg und über deiner Brust die Röte</span><br /> + <span class="indent">Der Wunden, die ich dir geschlagen. Sah dich matt und bloß</span><br /> + <span class="indent">Und schwach. Doch über Nacht und Leid</span><br /> + <span class="indent">Strahlte dein heiliges Herz. Ich sah den Glorienschein, der jählings über deinem Scheitel brannte</span><br /> + <span class="indent">Und mich begoß. Oh, immer will ich stehn und schauen, schauen</span><br /> + <span class="indent">Und warten, du Geliebte, daß dein Antlitz mir ein Lächeln schenke.</span><br /> + <span class="indent">Ich weiß, ich hab an dir gesündigt. Sieh, ich will dein Kleid</span><br /> + <span class="indent">Bloß fassen, so wie Mütter tun mit kranken Kindern vor dem Bild der lieben Frauen –</span><br /> + <span class="indent">Nur lächle wieder, du, in deren Schoß</span><br /> + <span class="indent">Ich wie in klares Wasser meines Lebens dunkles Opfer senke.</span> +</p> + +</body> +</html> |