aboutsummaryrefslogtreecommitdiff
path: root/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/42-fahrt.html
blob: fb4ca252dda54fe3311843016905fb742d3b401d (plain)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN"
  "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd">

<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
<head>
  <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
  <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
  <title>Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht</title>
</head>
<body>

<h3>Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht</h3>

<p>
  <span class="indent">Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang.</span><br />
  <span class="indent">Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,</span><br />
  <span class="indent">Darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis</span><br />
  <span class="indent">Von Kugellampen, Dächern, Schloten, dampfend, strömend&nbsp;.&nbsp;. nur sekundenweis&nbsp;.&nbsp;.</span><br />
  <span class="indent">Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid der Nacht zur Schicht.</span><br />
  <span class="indent">Nun taumeln Lichter her&nbsp;.&nbsp;. verirrt, trostlos vereinsamt&nbsp;.&nbsp;. mehr&nbsp;.&nbsp;. und sammeln sich&nbsp;.&nbsp;. und werden dicht.</span><br />
  <span class="indent">Gerippe grauer Häuserfronten liegen bloß, im Zwielicht bleichend, tot&nbsp;&ndash; etwas muß kommen&nbsp;.&nbsp;. o, ich fühl es schwer</span><br />
  <span class="indent">Im Hirn. Eine Beklemmung singt im Blut. Dann dröhnt der Boden plötzlich wie ein Meer:</span><br />
  <span class="indent">Wir fliegen, aufgehoben, königlich durch nachtentrissne Luft, hoch übern Strom. O&nbsp;Biegung der Millionen Lichter, stumme Wacht,</span><br />
  <span class="indent">Vor deren blitzender Parade schwer die Wasser abwärts rollen. Endloses Spalier, zum Gruß gestellt bei Nacht!</span><br />
  <span class="indent">Wie Fackeln stürmend! Freudiges! Salut von Schiffen über blauer See! Bestirntes Fest!</span><br />
  <span class="indent">Wimmelnd, mit hellen Augen hingedrängt! Bis wo die Stadt mit letzten Häusern ihren Gast entläßt.</span><br />
  <span class="indent">Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille. Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut und Drang</span><br />
  <span class="indent">Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.</span>
</p>

</body>
</html>