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<title>Die Dämonen der Städte</title>
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<h3>Die Dämonen der Städte</h3>
<p>
Sie wandern durch die Nacht der Städte hin,<br />
Die schwarz sich ducken unter ihrem Fuß.<br />
Wie Schifferbärte stehen um ihr Kinn<br />
Die Wolken schwarz vom Rauch und Kohlenruß.</p>
<p>
Ihr langer Schatten schwankt im Häusermeer<br />
Und löscht der Straßen Lichterreihen aus.<br />
Er kriecht wie Nebel auf dem Pflaster schwer<br />
Und tastet langsam vorwärts Haus für Haus.</p>
<p>
Den einen Fuß auf einen Platz gestellt,<br />
Den anderen gekniet auf einen Turm,<br />
Ragen sie auf, wo schwarz der Regen fällt,<br />
Panspfeifen blasend in den Wolkensturm.</p>
<p>
Um ihre Füße kreist das Ritornell<br />
Des Städtemeers mit trauriger Musik,<br />
Ein großes Sterbelied. Bald dumpf, bald grell<br />
Wechselt der Ton, der in das Dunkel stieg.</p>
<p>
Sie wandern an dem Strom, der schwarz und breit<br />
Wie ein Reptil, den Rücken gelb gefleckt<br />
Von den Laternen, in die Dunkelheit<br />
Sich traurig wälzt, die schwarz den Himmel deckt.</p>
<p>
Sie lehnen schwer auf einer Brückenwand<br />
Und stecken ihre Hände in den Schwarm<br />
Der Menschen aus, wie Faune, die am Rand<br />
Der Sümpfe bohren in den Schlamm den Arm.</p>
<p>
Einer steht auf. Dem weißen Monde hängt<br />
Er eine schwarze Larve vor. Die Nacht,<br />
Die sich wie Blei vom finstern Himmel senkt,<br />
Drückt tief die Häuser in des Dunkels Schacht.</p>
<p>
Der Städte Schultern knacken. Und es birst<br />
Ein Dach, daraus ein rotes Feuer schwemmt.<br />
Breitbeinig sitzen sie auf seinem First<br />
Und schrein wie Katzen auf zum Firmament.</p>
<p>
In einer Stube voll von Finsternissen<br />
Schreit eine Wöchnerin in ihren Wehn.<br />
Ihr starker Leib ragt riesig aus den Kissen,<br />
Um den herum die großen Teufel stehn.</p>
<p>
Sie hält sich zitternd an der Wehebank.<br />
Das Zimmer schwankt um sie von ihrem Schrei,<br />
Da kommt die Frucht. Ihr Schoß klafft rot und lang<br />
Und blutend reißt er von der Frucht entzwei.</p>
<p>
Der Teufel Hälse wachsen wie Giraffen.<br />
Das Kind hat keinen Kopf. Die Mutter hält<br />
Es vor sich hin. In ihrem Rücken klaffen<br />
Des Schrecks Froschfinger, wenn sie rückwärts fällt.</p>
<p>
Doch die Dämonen wachsen riesengroß.<br />
Ihr Schläfenhorn zerreißt den Himmel rot.<br />
Erdbeben donnert durch der Städte Schoß<br />
Um ihren Huf, den Feuer überloht.</p>
</body>
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