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<title>Der Baum</title>
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<h3>Der Baum</h3>
<p>
Am Wassergraben, im Wiesenland<br />
Steht ein Eichbaum, alt und zerrissen,<br />
Vom Blitze hohl, und vom Sturm zerbissen.<br />
Nesseln und Dorn umstehn ihn in schwarzer Wand.</p>
<p>
Ein Wetter zieht sich gen Abend zusammen.<br />
In die Schwüle ragt er hinauf, blau, vom Wind nicht gerührt.<br />
Von der leeren Blitze Gekränz umschnürt,<br />
Die lautlos über den Himmel flammen.</p>
<p>
Ihn umflattert der Schwalben niedriger Schwarm.<br />
Und die Fledermäuse huschenden Flugs,<br />
Um den kahlen Ast, der zuhöchst entwuchs<br />
Blitzverbrannt seinem Haupt, eines Galgens Arm.</p>
<p>
Woran denkst Du, Baum, in der Wetterstunde<br />
Am Rande der Nacht? An der Schnitter Gered',<br />
In der Mittagsrast, wenn der Krug umgeht,<br />
Und die Sensen im Grase ruhn in der Runde?</p>
<p>
Oder denkst Du daran, wie in alter Zeit<br />
Einen Mann sie in Deine Krone gehenkt,<br />
Wie, den Strick um den Hals, er die Beine verrenkt,<br />
Und die Zunge blau hing aus dem Maule breit?</p>
<p>
Wie er da Jahre hing, und den Winter trug,<br />
In dem eisigen Winde tanzte zum Spaß,<br />
Und wie ein Glockenklöppel, den Rost zerfraß,<br />
An den zinnernen Himmel schlug.</p>
</body>
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