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<title>Fronleichnamsprozession</title>
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<h3>Fronleichnamsprozession</h3>
<p>
O weites Land des Sommers und der Winde,<br />
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.<br />
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde<br />
Des gelben Rockens trocknen in den Mieten.</p>
<p>
Die Erde dämmert von den Düften allen,<br />
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,<br />
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen<br />
Und weithin brennen aus den hohen Garben.</p>
<p>
Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,<br />
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.<br />
Die Wassergräser werden fortgezogen,<br />
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.</p>
<p>
Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.<br />
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten<br />
Zu beiden Seiten halten Kastellane<br />
Im alten Chorrock, dem von Staub verblaßten.</p>
<p>
Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.<br />
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.<br />
Zu Flöten schallt der Meßgesang. Die frommen<br />
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.</p>
<p>
In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.<br />
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.<br />
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,<br />
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.</p>
<p>
Die Kirchenbilder kommen auf Altären.<br />
Mariens Wunden brennen hell im Licht.<br />
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren<br />
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.</p>
<p>
Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.<br />
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.<br />
Der hohe Stimmenschall der Diakone<br />
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreih'n.</p>
<p>
Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.<br />
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.<br />
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,<br />
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.</p>
<p>
Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.<br />
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.<br />
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,<br />
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.</p>
<p>
Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,<br />
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,<br />
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,<br />
Die ewig nach den weißen Wolken greift.</p>
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