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<title>Der Tag</title>
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<h3>Der Tag</h3>
<p>
Palmyras Tempelstaub bläst auf der Wind,<br />
Der durch die Hallen säuselt in der Zeit<br />
Des leeren Mittags, wo die Sonne weit<br />
Im Blauen rast. Der goldene Atem spinnt,</p>
<p>
Der goldene Staub des Mittags sich wie Rauch<br />
Im Glanz der Wüste, wie ein seidenes Zelt<br />
Der ungeheuren Fläche. Dach der Welt.<br />
Wie ferne Flöten tönt des Zephirs Hauch,</p>
<p>
Und leise singt der Sand. Doch unverweilt<br />
Jagt hoch das Licht. Damaskus Rosenduft<br />
Schlägt auf wie eine Woge in die Luft,<br />
Wie eine Flamme, die den Äther teilt.</p>
<p>
Der weißen Stiere roter Blutsaft schäumt<br />
Auf Tempelhöfen, wo das Volk im Kranz<br />
Des Blutes Regen fühlt, und seinen Glanz,<br />
Der mit Rubinen ihre Togen säumt.</p>
<p>
Ein Tänzer tanzt im blauen Mittagsrot<br />
Auf weißer Platte, der vom Strahle trank. –<br />
Das Licht entflieht. Der Libanon versank,<br />
Der Zedern Haus, das sich dem Gotte bot.</p>
<p>
Und westwärts eilt der Tag. Mit tiefem Gold<br />
Ist weit des Westens Wölbung angefüllt:<br />
Des Gottes Rundschild, der die Schultern hüllt<br />
Des Flüchtigen. Sein blauer Helmbusch rollt</p>
<p>
Darob im Sturme weit am Horizont,<br />
Am Meer, und seiner Inseln Perlenseil.<br />
Er eilt dahin, wo schon der Ida steil<br />
Mit Eichen tost und dröhnt der Hellespont.</p>
<p>
Das Stromland fort, dem grünen Abend zu.<br />
Wie der Drommete Ton erschallt sein Gang<br />
An Ossas Echo. Troas Schilf entlang,<br />
In rote Wälder tritt sein Purpurschuh,</p>
<p>
In Sammetwiesen weich. Dem Feuer nach,<br />
Das einst gen Argos flog, tritt machtvoll er<br />
Auf Chalkis hin. Darunter rauscht das Meer<br />
Hervor aus grüner Grotten Steingemach.</p>
<p>
Sein Arm, den er auf Meer und Lande streckt,<br />
Ragt dunkel auf wie eine Feuersbrunst.<br />
Sein Atem füllt das Meer mit schwarzem Dunst,<br />
Des weißes Maul die roten Sohlen leckt.</p>
<p>
Auf Marathon schleppt seines Mantels Saum<br />
Ein violetter Streif, wo schon das Horn<br />
Der Muschel stimmt am Strand der Toten vorn<br />
Der Sturmgott laut aus weißer Brandung Schaum.</p>
<p>
Des Rohres rote Fahnen rührt der Wind<br />
Von seines Fußes Fittich um am Strand<br />
Der fernen Elis, da der Nacht Trabant,<br />
Schildknappe Mond, den dunklen Pfad beginnt.</p>
</body>
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