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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 15:34:57 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 15:34:57 +0100 |
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diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html new file mode 100644 index 0000000..d68e114 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html @@ -0,0 +1,96 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XV. Das Liedchen von der Reue.</title> +</head> + +<body> +<h4>XV.</h4> +<h5>Das Liedchen von der Reue.</h5> + +<p> +Herr Ulrich reitet im grünen Wald,<br /> +Die Blätter lustig rauschen.<br /> +Er sieht eine holde Mädchengestalt<br /> +Durch Baumeszweige lauschen. +</p> +<p> +Der Junker spricht: Wohl kenne ich<br /> +Dies blühende, glühende Bildniß,<br /> +Verlockend stets umschwebt es mich<br /> +In Volksgewühl und Wildniß. +</p> +<p> +Zwei Röslein sind die Lippen dort,<br /> +Die lieblichen, die frischen;<br /> +Doch manches häßlich bitt're Wort<br /> +Schleicht tückisch oft dazwischen. +</p> +<p> +Drum gleicht dies Mündlein gar genau<br /> +Den hübschen Rosenbüschen,<br /> +Wo gift'ge Schlangen wunderschlau<br /> +Im dunkeln Laube zischen. +</p> +<p> +Dort jenes Grübchen wunderlieb<br /> +In wunderlieben Wangen,<br /> +Das ist die Grube, worein mich trieb<br /> +Wahnsinniges Verlangen. +</p> +<p> +Dort seh' ich ein schönes Lockenhaar<br /> +Vom schönsten Köpfchen hangen;<br /> +Das sind die Netze wunderbar,<br /> +Womit mich der Böse gefangen. +</p> +<p> +Und jenes blaue Auge dort,<br /> +So klar, wie stille Welle,<br /> +Das hielt ich für des Himmels Pfort',<br /> +Doch war's die Pforte der Hölle. – +</p> +<p> +Herr Ulrich reitet weiter im Wald,<br /> +Die Blätter rauschen schaurig.<br /> +Da sieht er von fern eine zweite Gestalt,<br /> +Die ist so bleich, so traurig. +</p> +<p> +Der Junker spricht: O Mutter dort,<br /> +Die mich so mütterlich liebte,<br /> +Der ich mit bösem Thun und Wort<br /> +Das Leben bitterlich trübte! +</p> +<p> +O, könnt ich dir trocknen die Augen naß,<br /> +Mit der Gluth von meinen Schmerzen!<br /> +O, könnt ich dir röthen die Wangen blaß<br /> +Mit dem Blut aus meinem Herzen! +</p> +<p> +Und weiter reitet Herr Ulerich,<br /> +Im Wald beginnt es zu düstern,<br /> +Viel seltsame Stimmen regen sich,<br /> +Die Abendwinde flüstern. +</p> +<p> +Der Junker hört die Worte sein<br /> +Gar vielfach wiederklingen.<br /> +Das thaten die spöttischen Waldvöglein,<br /> +Die zwitschern laut und singen: +</p> +<p> +Herr Ulrich singt ein hübsches Lied,<br /> +Das Liedchen von der Reue,<br /> +Und hat er zu Ende gesungen das Lied,<br /> +So singt er es wieder auf's Neue. +</p> + +</body> +</html> |