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diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html new file mode 100644 index 0000000..89c3daf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html @@ -0,0 +1,102 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>X. Belsatzar.</title> +</head> + +<body> +<h4>X.</h4> +<h5>Belsatzar.</h5> + +<p> +Die Mitternacht zog näher schon;<br /> +In stummer Ruh lag Babylon. +</p> +<p> +Nur oben, in des Königs Schloß,<br /> +Da flackert's, da lärmt des Königs Troß, +</p> +<p> +Dort oben, in dem Königssaal,<br /> +Belsatzar hielt sein Königsmahl. +</p> +<p> +Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n,<br /> +Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. +</p> +<p> +Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';<br /> +So klang es dem störrigen Könige recht. +</p> +<p> +Des Königs Wangen leuchten Glut;<br /> +Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. +</p> +<p> +Und blindlings reißt der Muth ihn fort;<br /> +Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. +</p> +<p> +Und er brüstet sich frech, und lästert wild;<br /> +Die Knechtenschaar ihm Beifall brüllt. +</p> +<p> +Der König rief mit stolzem Blick;<br /> +Der Diener eilt und kehrt zurück. +</p> +<p> +Er trug viel gülden Geräth auf dem Haupt;<br /> +Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt. +</p> +<p> +Und der König ergriff mit frevler Hand<br /> +Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand'. +</p> +<p> +Und er leert ihn hastig bis auf den Grund,<br /> +Und rufet laut mit schäumendem Mund: +</p> +<p> +Jehovah! dir künd' ich auf ewig Hohn, –<br /> +Ich bin der König von Babylon! +</p> +<p> +Doch kaum das grause Wort verklang,<br /> +Dem König ward's heimlich im Busen bang. +</p> +<p> +Das gellende Lachen verstummte zumal;<br /> +Es wurde leichenstill im Saal. +</p> +<p> +Und sieh! und sieh! an weißer Wand<br /> +Da kam's hervor wie Menschenhand; +</p> +<p> +Und schrieb, und schrieb an weißer Wand<br /> +Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. +</p> +<p> +Der König stieren Blicks da saß,<br /> +Mit schlotternden Knien und todtenblaß. +</p> +<p> +Die Knechtenschaar saß kalt durchgraut,<br /> +Und saß gar still, gab keinen Laut. +</p> +<p> +Die Magier kamen, doch keiner verstand<br /> +Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. +</p> +<p> +Belsatzar ward aber in selbiger Nacht<br /> +Von seinen Knechten umgebracht. +</p> + +</body> +</html> |