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<h4>IX.</h4>
<p>
Mit Myrthen und Rosen, lieblich und hold,<br />
Mit duft'gen Zypressen und Flittergold,<br />
Möcht' ich zieren dieß Buch wie 'nen Todtenschrein,<br />
Und sargen meine Lieder hinein.
</p>
<p>
O könnt' ich die Liebe sargen hinzu!<br />
Auf dem Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh,<br />
Da blüht es hervor, da pflückt man es ab, –<br />
Doch mir blüht's nur, wenn ich selber im Grab.
</p>
<p>
Hier sind nun die Lieder, die einst so wild,<br />
Wie ein Lavastrom, der dem Aetna entquillt,<br />
Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüth,<br />
Und rings viel blitzende Funken versprüh't!
</p>
<p>
Nun liegen sie stumm und todtengleich,<br />
Nun starren sie kalt und nebelbleich.<br />
Doch auf's neu' die alte Gluth sie belebt,<br />
Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt.
</p>
<p>
Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut:<br />
Der Liebe Geist einst über sie thaut;<br />
Einst kommt dieß Buch in deine Hand,<br />
Du süßes Lieb im fernen Land.
</p>
<p>
Dann löst sich des Liedes Zauberbann,<br />
Die blassen Buchstaben schaun dich an,<br />
Sie schauen dir stehend in's schöne Aug',<br />
Und flüstern mit Wehmuth und Liebeshauch.
</p>
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