DIE TAUBEN II

Doch nachts im Schatten ihrer hohen Träume,
Wie unter großer Eichen kühlem Dach,
Klingt um sie laut das Dunkel hundertfach,
Und Sterne fahren singend durch die Räume,

Vom Hauche Gottes durch das All getrieben,
Mit goldnen Federn in die Nacht gespreizt,
Kometen, die mit trübem Schrei zerstieben,
Der traurig ihre schlaffen Ohren beizt.

Sie horchen auf des Waldes Ruhe unten,
Wie in den Wurzeln blau der Schlummer schwillt,
Und auf der Erde schweres Atmen drunten,
Das langsam ihre großen Höhlen füllt.

Und wieder klingt's in ihrem Frieden leise,
Wenn das verborgne Silber wachsend schwärt
Und das Geräusch der Sonne auf der Reise,
Die unten über weite Meere fährt.

Auf einmal hören sie die Stürme wehen,
Und laute Glocken läuten durch die Nacht.
Sie möchten gern dem Schall entgegengehen,
Erhört, entfesselt, in das Licht gebracht.

Doch plötzlich bricht es ab. Und nur ein Zittern
Ist rund im Raum, das sie im Ohre nagt,
Wie wenn in Sarges Enge im Verwittern
Ein Toter weint und seine Trauer klagt.

Ein Lächeln kraut sie dann, daß sie noch leben,
Der Sabber hängt sich um ihr feistes Kinn,
Und jemand kommt mit Fingern leis, die schweben
Voll Liebe auf den Rettichköpfen hin.