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+++ b/OEBPS/Text/13.html
@@ -0,0 +1,126 @@
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+
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+ <title>Dreizehntes Kapitel.</title>
+</head>
+<body>
+
+ <h3 class="spaced center">Dreizehntes Kapitel.</h3>
+
+<p>
+Sterne konkurrieren wiederum vergeblich mit dem bestimmten
+Licht der Bogenlampen.</p>
+
+<p>
+»O Kunst,« seufzte Bebuquin, »du bist gewaltig, wenn man
+Perspektiven wegschickt, ersehnte Veränderung der Zustände,
+wie ist eine Sache zugleich wahr und falsch, es kommt auf
+den Standpunkt an.</p>
+
+<p>
+Versuchung, du tauchst aus der entvölkerten, schlafenden
+Nacht und erhebst dich aus der Angst vor den Gestirnen.</p>
+
+<p>
+Ich vergass noch nicht, soweit wie es ziemlich wäre;
+vielleicht reinigt mich ein anderer, wenn ich's nicht
+vermag.«</p>
+
+<p>
+So begab er sich zum Kloster des kostenlosen Blutwunders,
+nachdenkend, ob eine völlige Unterbrechung des Schicksals
+möglich sei.</p>
+
+<p>
+Ueber ihm, auf den Nadelspitzen der Tannen, glitt Böhm mit.</p>
+
+<p>
+Der sang:</p>
+
+<p>
+»Wälder, ihr sympathische Stickerei,<br />
+o Schrecken, du Lehrer der Geheimnisse.<br />
+Waldfeuer, ihr Offenbarungen im Dickicht.<br />
+Irrgänge, Wegschlingen,<br />
+gehetzte, angestrengt verirrte Seelen, die ihr sie begeht.«</p>
+
+<p>
+Seine Hirnkapsel leuchtete den Weg voran<br />
+mit der nonchalanten Sicherheit eines Toten<br />
+er sang weiter:</p>
+
+<p>
+»Risiko, Wagnisse der Schwachen,<br />
+die vergeblich sind,<br />
+weil Pappgewichte gestemmt werden,<br />
+o philosophische Triks.<br />
+Die gute harmlose Seele eines unwissenden Knaben<br />
+geht durch die Wälder. &ndash;«</p>
+
+<p>
+ein Blitz durchfuhr den Wald,<br />
+der Baum, über den Böhm stieg, schüttelte sich.</p>
+
+<p>
+Bebuquin hatte grosse Mühe, der Luftreise Böhms
+nachzukommen, trotzdem dieser recht rücksichtsvoll war; aber
+oft, wenn Böhm meinte, jetzt müsse es besonders gut gehen,
+versank Bebuquin im Morast oder stieg keuchend aufwärts,
+während Böhm die Kugel einer Akazie leicht betanzte.</p>
+
+<p>
+»O Standpunkte, Vielfältigkeit der Logiker, Kontrapunktik
+der Sphären, rief Böhm, sorgfältig das stille Licht seiner
+Lampe schützend, die ihr die Dinge zwar vermanscht, doch
+kaum ruinieren könnt.</p>
+
+<p>
+Wie entzückt ihr meine Augen,</p>
+
+<p>
+da ich das fatale Denken mir streng abgewöhnte. </p>
+
+<p>
+Bebuquin, der Wille zur Dummheit verlangt Entsagung, und man
+bekommt ihn nur durch sorgfältiges Zuendedenken. Wenn man
+sieht, dass unsere Gedanken in sich zusammenfallen, wie die
+Flügel eines geschossenen Wildhuhns; Gedanken, nein, sie
+sind keine Zwecke für sich, sie sind wert als Bewegung; aber
+können Gedanken bewegen; o, sie fixieren, sie nageln zu sehr
+fest, sie konservieren selbst den Revolutionär. Bilder sind
+Taten der Augen, und mit einem Bilde ist nicht alles gesagt;
+aber ein Gedanke täuscht stets vor, er habe die ganze Kette
+erschöpft, und lähmt.</p>
+
+<p>
+Die Logik will immer eines und bedenkt nicht, dass es viele
+Logiken gibt. Es gibt nicht Eines, wohl aber eine Tendenz
+der Vereinheitlichung; und wieviel Dinge streben
+auseinander. Die Logik hat nicht eine Grundlage. Von ihren
+vier Axiomen liebt der eine dies, der andere jenes mehr; und
+ein Axiom befehdet und mischt sich dem anderen; denn eines
+allein vermag keinen Schritt vorwärts zu gehen; die Logik
+ist eine ungeheuerliche Ausnahme, und der pythagoreische
+Lehrsatz ein Monstrum.«</p>
+
+<p>
+Grüne Drachen mit Schwänzen, die an metallische Sterne
+dröhnten, fuhren über den Himmel. Staub rieselte gegen den
+Himmel von der Wüste auf, über die sich Bebuquin schleppte.</p>
+
+<p>
+Am Horizont stand das Kloster; um es war die unfruchtbare,
+die stilisierende, dröhnende, vogelüberflogene Wüste
+gelagert, die Ebene, wo der Blick in rundem Kreis in sich
+selbst zurückkehrt, um in dem Sand zu versiegen; und die
+Sonne schlug auf das braune Fell mit den schmetternden
+Lichtschlägen über die steilen Fanfaren der Felstrümmer
+hinweg.</p>
+
+</body>
+</html>