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  <title>Der Abschied.</title>
</head>

<body>

<h4>Der Abschied.</h4>



<p>Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?<br />
Da wirs thaten, warum schreckte, wie Mord, die That?<br />
<span class="indent">Ach! wir kennen uns wenig,</span><br />
<span class="indent">Denn es waltet ein Gott in uns.</span></p>

<p>Den verrathen? ach ihn, welcher uns alles erst,<br />
Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden<br />
<span class="indent">Schutzgott unserer Liebe,</span><br />
<span class="indent">Dieß, dieß Eine vermag ich nicht.</span></p>

<p>Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn,<br />
Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht,<br />
<span class="indent">Und es fordert die Seele</span><br />
<span class="indent">Tag für Tag der Gebrauch uns ab.</span></p>

<p>Wohl! ich wußt' es zuvor. Seit der gewurzelte<br />
Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt,<br />
<span class="indent">Muß, mit Blut sie zu sühnen,</span><br />
<span class="indent">Muß der Liebenden Herz vergehn.</span></p>

<p>Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich<br />
Dieses Tödtliche sehn, daß ich im Frieden doch<br />
<span class="indent">Hin ins Einsame ziehe,</span><br />
<span class="indent">Und noch unser der Abschied sey!</span></p>

<p>Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden<br />
Heil'gen Giftes genug, daß ich des Lethetranks<br />
<span class="indent">Mit Dir trinke, daß alles</span><br />
<span class="indent">Haß und Liebe vergessen sey!</span></p>

<p>Hingehn will ich. Vielleicht seh' ich in langer Zeit<br />
Diotima! Dich hier. Aber verblutet ist<br />
<span class="indent">Dann das Wünschen und friedlich</span><br />
<span class="indent">Gleich den Seligen, fremd sind wir.</span></p>

<p>Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab,<br />
Sinnend, zögernd, doch itzt faßt die Vergessenen<br />
<span class="indent">Hier die Stelle des Abschieds,</span><br />
<span class="indent">Es erwarmet ein Herz in uns,</span></p>

<p>Staunend seh' ich dich an, Stimmen und süßen Sang,<br />
Wie aus voriger Zeit, hör' ich und Saitenspiel,<br />
<span class="indent">Und befreiet in Flammen</span><br />
<span class="indent">Fliegt in Lüfte der Geist uns auf.</span></p>



</body>
</html>