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diff --git a/OEBPS/Text/der-ewige-tag/25-der-fliegende-hollaender.html b/OEBPS/Text/der-ewige-tag/25-der-fliegende-hollaender.html new file mode 100644 index 0000000..0fe0bf4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-ewige-tag/25-der-fliegende-hollaender.html @@ -0,0 +1,127 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der fliegende Holländer</title> +</head> +<body> + +<h3>Der fliegende Holländer</h3> + +<p> +Wie Feuerregen füllt den Ozean<br /> +Der schwarze Gram. Die großen Wogen türmt<br /> +Der Südwind auf, der in die Segel stürmt,<br /> +Die schwarz und riesig flattern im Orkan.</p> + +<p> +Ein Vogel fliegt voraus. Sein langes Haar<br /> +Sträubt von den Winden um das Haupt ihm groß.<br /> +Der Wasser Dunkelheit, die meilenlos,<br /> +Umarmt er riesig mit dem Schwingenpaar.</p> + +<p> +Vorbei an China, wo das gelbe Meer<br /> +Die Drachendschunken vor den Städten wiegt,<br /> +Wo Feuerwerk die Himmel überfliegt<br /> +Und Trommeln schlagen um die Tempel her.</p> + +<p> +Der Regen jagt, der spärlich niedertropft<br /> +Auf seinen Mantel, der im Sturme bläht.<br /> +Im Mast, der hinter seinem Rücken steht,<br /> +Hört er die Totenuhr, die ruhlos klopft.</p> + +<p> +Die Larve einer toten Ewigkeit<br /> +Hat sein Gesicht mit Leere übereist.<br /> +Dürr, wie ein Wald, durch den ein Feuer reist.<br /> +Wie trüber Staub umflackert es die Zeit.</p> + +<p> +Die Jahre graben sich der Stirne ein,<br /> +Die wie ein alter Baum die Borke trägt.<br /> +Sein weißes Haar, das Wintersturmwind fegt,<br /> +Steht wie ein Feuer um der Schläfen Stein.</p> + +<p> +Die Schiffer an den Rudern sind verdorrt,<br /> +Als Mumien schlafen sie auf ihrer Bank.<br /> +Und ihre Hände sind wie Wurzeln lang<br /> +Hereingewachsen in den morschen Bord.</p> + +<p> +Ihr Schifferzopf wand sich wie ein Barett<br /> +Um ihren Kopf herum, der schwankt im Wind.<br /> +Und auf den Hälsen, die wie Röhren sind,<br /> +Hängt jedem noch ein großes Amulett.</p> + +<p> +Er ruft sie an, sie hören nimmermehr.<br /> +Der Herbst hat Moos in ihrem Ohr gepflanzt,<br /> +Das grünlich hängt und in dem Winde tanzt<br /> +Um ihre welken Backen hin und her.</p> + + +<h4>II.</h4> + +<p> +Dich grüßt der Dichter, düsteres Phantom,<br /> +Den durch die Nacht der Liebe Schatten führt,<br /> +Im unterirdisch ungeheuern Dom,<br /> +Wo schwarzer Sturm die Kirchenlampe schürt,</p> + +<p> +Die lautlos flackert, ein zerstörtes Herz,<br /> +Von Qual durchlöchert, und die Trauer krankt<br /> +Im Tode noch in seinem schwarzen Erz.<br /> +An langen Ketten zittert es und schwankt.</p> + +<p> +Sein roter Schein flammt über Gräber hin.<br /> +An dem Altare kniet ein Ministrant,<br /> +Zwei Dolche in der offnen Brust. Darin<br /> +Noch schwält und steigt trostloser Liebe Brand.</p> + +<p> +Durch schwarze Stollen flattert das Gespenst.<br /> +Er folgt ihm blind, wo schwarze Schatten fliehn,<br /> +Den Mond an seiner Stirn, der trübe glänzt,<br /> +Und Stimmen hört er, die vorüberziehn</p> + +<p> +Im hohlen Grund, der von den Qualen schwillt,<br /> +Mit dumpfem Laut. Ein ferner Wasserfall<br /> +Pocht an der Wand, und bittre Trauer füllt<br /> +Wie ein Orkan der langen Treppen Fall.</p> + +<p> +Fern kommt ein Zug von Fackeln durch ein Tor,<br /> +Ein Sarg, der auf der Träger Schultern bebt<br /> +Und langsam durch den langen Korridor<br /> +In trauriger Musik vorüberschwebt.</p> + +<p> +Wer ruht darin? Wer starb? Der matte Ton<br /> +Der Flöten wandert durch die Gänge fort.<br /> +Ein dunkles Echo ruft er noch, wo schon<br /> +Die Stille hockt an dem versunk'nen Ort.</p> + +<p> +Das Grau der Mitternacht wird kaum bedeckt<br /> +Von einer gelben Kerze, und es saust<br /> +Der Wind die Gänge fort, der bellend schreckt<br /> +Den Staub der Grüfte auf, der unten haust.</p> + +<p> +Maßlose Traurigkeit. In Nacht allein<br /> +Verirrt der Wandrer durch den hohen Flur,<br /> +Wo oben in der dunklen Wölbung Stein<br /> +Gestirne fliehn in magischer Figur.</p> + +</body> +</html> |