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<title>II. Abenddämmerung.</title>
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<body>
<h4>II.</h4>
<h5>Abenddämmerung.</h5>
<p>
Am blassen Meeresstrande<br />
Saß ich gedankenbekümmert und einsam.<br />
Die Sonne neigte sich tiefer, und warf<br />
Glührothe Streifen auf das Wasser,<br />
Und die weißen, weiten Wellen,<br />
Von der Fluth gedrängt,<br />
Schäumten und rauschten näher und näher –<br />
Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,<br />
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen,<br />
Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen –<br />
Mir war als hört' ich verscholl'ne Sagen,<br />
Uralte, liebliche Mährchen,<br />
Die ich einst, als Knabe,<br />
Von Nachbarskindern vernahm,<br />
Wenn wir am Sommerabend,<br />
Auf den Treppensteinen der Hausthür,<br />
Zum stillen Erzählen niederkauerten,<br />
Mit kleinen, horchenden Herzen
</p>
<p>
Und neugierklugen Augen; –<br />
Während die großen Mädchen,<br />
Neben duftenden Blumentöpfen,<br />
Gegenüber am Fenster saßen,<br />
Rosengesichter,<br />
Lächelnd und mondbeglänzt.
</p>
</body>
</html>
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