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<title>VI. Erklärung.</title>
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<body>
<h4>VI.</h4>
<h5>Erklärung.</h5>
<p>
Herangedämmert kam der Abend,<br />
Wilder tos'te die Fluth,<br />
Und ich saß am Strand, und schaute zu<br />
Dem weißen Tanz der Wellen,<br />
Und meine Brust schwoll auf wie das Meer,<br />
Und sehnend ergriff mich ein tiefes Heimweh<br />
Nach dir, du holdes Bild,<br />
Das überall mich umschwebt,<br />
Und überall mich ruft,<br />
Ueberall, überall,<br />
Im Sausen des Windes, im Brausen des Meers,<br />
Und im Seufzen der eigenen Brust.
</p>
<p>
Mit leichtem Rohr schrieb ich in den Sand:<br />
»Agnes, ich liebe Dich!«;<br />
Doch böse Wellen ergossen sich<br />
Ueber das süße Bekenntniß,<br />
Und löschten es aus.
</p>
<p>
Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand,<br />
Zerfließende Wellen, Euch trau' ich nicht mehr!<br />
Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,<br />
Und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern<br />
Reiß ich die höchste Tanne,<br />
Und tauche sie ein<br />
In des Aetnas glühenden Schlund, und mit solcher<br />
Feuergetränkten Riesenfeder<br />
Schreib' ich an die dunkle Himmelsdecke:<br />
»Agnes, ich liebe Dich!«;
</p>
<p>
Jedwede Nacht lodert alsdann<br />
Dort oben die ewige Flammenschrift,<br />
Und alle nachwachsende Enkelgeschlechter<br />
Lesen jauchzend die Himmelsworte:<br />
»Agnes, ich liebe Dich!«;
</p>
</body>
</html>
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