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<title>VIII. Der Phönix.</title>
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<body>
<h4>VIII.</h4>
<h5>Der Phönix.</h5>
<p>
Es kommt ein Vogel geflogen aus Westen,<br />
Er fliegt gen Osten,<br />
Nach der östlichen Gartenheimath,<br />
Wo Spezereien duften und wachsen,<br />
Und Palmen rauschen und Brunnen kühlen –<br />
Und fliegend singt der Wundervogel:
</p>
<p>
»Sie liebt ihn! sie liebt ihn!<br />
Sie trägt sein Bildniß im kleinen Herzen,<br />
Und trägt es süß und heimlich verborgen,<br />
Und weiß es selbst nicht!<br />
Aber im Traume steht er vor ihr,<br />
Sie bittet und weint und küßt seine Hände,<br />
Und ruft seinen Namen<br />
Und rufend erwacht sie und liegt erschrocken,<br />
Und reibt sich verwundert die schönen Augen –<br />
Sie liebt ihn! Sie liebt ihn!«;
</p>
<p>
Am Mastbaum gelehnt, auf dem hohen Verdeck,<br />
Stand ich und hört' ich des Vogels Gesang.<br />
Wie schwarzgrüne Rosse mit silbernen Mähnen,<br />
Sprangen die weißgekräuselten Wellen,<br />
Wie Schwänenzüge schifften vorüber,<br />
Mit schimmernden Segeln, die Helgolander,<br />
Die kecken Nomaden der Nordsee;<br />
Ueber mein Haupt, im ewigen Blau,<br />
Hinflatterte weißes Gewölk<br />
Und prangte die ewige Sonne,<br />
Die Rose des Himmels, die feuerblühende,<br />
Die freudvoll sich im Meer bespiegelte;<br />
Und Himmel und Meer und mein eignes Herz<br />
Ertönten im Nachhall:<br />
Sie liebt ihn! sie liebt ihn!
</p>
</body>
</html>
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