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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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-rw-r--r-- | OEBPS/Text/64.html | 75 |
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diff --git a/OEBPS/Text/64.html b/OEBPS/Text/64.html new file mode 100644 index 0000000..6649fcc --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/64.html @@ -0,0 +1,75 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An den Aether.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An den Aether.</h4> + + + +<p>Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen<br /> +Keiner, o Vater Aether! mich auf; noch ehe die Mutter<br /> +In die Arme mich nahm und ihre Brüste mich tränkten,<br /> +Faßtest du zärtlich mich an, und gossest himmlischen Trank mir,<br /> +Mir den heiligen Odem zuerst in den keimenden Busen.</p> + +<p>Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen,<br /> +Aber du nährest sie all' mit deinem Nektar, o Vater!<br /> +Und es drängt sich und rinnt aus deiner ewigen Fülle<br /> +Die beseelende Luft durch alle Röhren des Lebens.<br /> +Darum lieben die Wesen dich auch und ringen und streben<br /> +Unaufhörlich hinauf nach dir in freudigem Wachsthum.<br /> +Himmlischer! sucht nicht dich mit ihren Augen die Pflanze,<br /> +Streckt nach dir die schüchternen Arme der niedrige Strauch nicht?<br /> +Daß er dich finde, zerbricht der gefangene Same die Hülse;<br /> +Daß er belebt von dir in deiner Welle sich bade,<br /> +Schüttelt der Wald den Schnee, wie ein überlästig Gewand ab.<br /> +Auch die Fische kommen herauf und hüpfen verlangend<br /> +Ueber die glänzende Fläche des Stroms, als begehrten auch diese<br /> +Aus der Wiege zu dir; auch den edeln Thieren der Erde<br /> +Wird zum Fluge der Schritt, wenn oft das gewaltige Sehnen,<br /> +Die geheime Liebe zu dir sie ergreift, sie hinaufzieht.<br /> +Stolz verachtet den Boden das Roß, wie gebogener Stahl strebt<br /> +In die Höhe sein Hals, mit der Hufe berührt es den Sand kaum.<br /> +Wie zum Scherze, berührt der Fuß der Hirsche den Grashalm.<br /> +Hüpft, wie ein Zephyr, über den Bach der reißend hinabschäumt,<br /> +Hin und wieder schweift, kaum sichtbar durch die Gebüsche.<br /> +Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel<br /> +Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters!<br /> +Raums genug ist für alle. Der Pfad ist keinem bezeichnet,<br /> +Und es regen sich frei im Hause die Großen und Kleinen.<br /> +Ueber dem Haupt frohlocken sie mir und es sehnt sich auch mein Herz<br /> +Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimath<br /> +Winkt es von oben herab und auf die Gipfel der Alpen<br /> +Möcht' ich wandern und rufen von da dem eilenden Adler,<br /> +Daß er, wie einst in die Arme des Zeus den seligen Knaben,<br /> +Aus der Gefangenschaft in des Aethers Halle mich trage.<br /> +Thöricht treiben wir uns umher; wie die irrende Rebe,<br /> +Wenn ihr der Stab gebricht, woran zum Himmel sie aufwächst,<br /> +Breiten wir über den Boden uns aus und suchen und wandern<br /> +Durch die Zonen der Erd', o Vater Aether! vergebens,<br /> +Denn es treibt uns die Lust in deinen Gärten zu wohnen.<br /> +In die Meeresfluth werfen wir uns, in den freieren Ebenen<br /> +Uns zu sättigen, und es umspielt die unendliche Woge<br /> +Unsern Kiel, es freut sich das Herz an den Kräften des Meergotts.<br /> +Dennoch genügt ihm nicht! denn der tiefere Ocean reitzt uns,<br /> +Wo die leichtere Welle sich regt — o wer dort an jene<br /> +Goldnen Küsten das wandernde Schiff zu treiben vermöchte!<br /> +Aber indeß ich hinauf in die dämmernde Ferne mich sehne,<br /> +Wo du fremde Gestad umfängst mit bläulicher Woge,<br /> +Kömmst du säuselnd herab von des Fruchtbaums blühenden Wipfeln,<br /> +Vater Aether! und sänftigest selbst das strebende Herz mir,<br /> +Und ich lebe nun gern, wie zuvor, mit den Blumen der Erde.</p> + + + +</body> +</html> |