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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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die Paradiese schwanden;<br /> +Wie Flammen aus der Wolke Schoos,<br /> +Wie Samen aus dem Chaos, wanden<br /> +Aus Stürmen sich Heroen los.</p> + +<p>Der Noth ist jede Lust entsprossen,<br /> +Und unter Schmerzen nur gedeiht<br /> +Das Liebste, was mein Herz genossen,<br /> +Der holde Reiz der Menschlichkeit;<br /> +So stieg, in tiefer Fluth erzogen,<br /> +Wohin kein sterblich Auge sah,<br /> +Stilllächelnd aus den schwarzen Wogen<br /> +In stolzer Blüthe Cypria.</p> + +<p>Durch Noth vereiniget, beschwuren,<br /> +Vom Jugendtraume süß berauscht,<br /> +Den Todesbund die Dioskuren,<br /> +Und Schwerdt und Lanze ward getauscht;<br /> +In ihres Herzens Jubel eilten<br /> +Sie, wie ein Adlerpaar, zum Streit,<br /> +Wie Löwen ihre Beute, theilten<br /> +Die Liebenden Unsterblichkeit.</p> + +<p>Die Klagen lehrt die Noth verachten,<br /> +Beschämt und ruhmlos läßt sie nicht<br /> +Die Kraft der Jünglinge verschmachten,<br /> +Giebt Muth der Brust, dem Geiste Licht;<br /> +Der Greise Faust verjüngt sie wieder;<br /> +Sie kömmt wie Gottes Blitz heran,<br /> +Und trümmert Felsenberge nieder,<br /> +Und wallt auf Riesen ihre Bahn.</p> + +<p>Mit ihrem heil'gen Wetterschlage,<br /> +Mit Unerbittlichkeit vollbringt<br /> +Die Noth an Einem großen Tage,<br /> +Was kaum Jahrhunderten gelingt;<br /> +Und wenn in ihren Ungewittern<br /> +Selbst ein Elysium vergeht,<br /> +Und Welten ihrem Donner zittern —<br /> +Was groß und göttlich ist, besteht.</p> + +<p>O du, Gespielin der Kolossen,<br /> +O weise, zürnende Natur,<br /> +Was je ein Riesenherz beschlossen,<br /> +Es keimt in deiner Schule nur;<br /> +Wohl ist Arkadien entflohen,<br /> +Des Lebens bess're Frucht gedeiht<br /> +Durch sie, die Mutter der Heroen,<br /> +Die eherne Nothwendigkeit.</p> + +<p>Für meines Lebens goldnen Morgen<br /> +Sey Dank, o Pepromene, dir!<br /> +Ein Saitenspiel und süße Sorgen<br /> +Und Träum' und Thränen gabst du mir!<br /> +Die Flammen und die Stürme schonten<br /> +Mein jugendlich Elysium,<br /> +Und Ruh' und stille Liebe thronten<br /> +In meines Herzens Heiligthum.</p> + +<p>Es reife von des Mittags Flamme,<br /> +Es reife nur von Kampf und Schmerz<br /> +Die Blüth' am grenzenlosen Stamme,<br /> +Wie Sprosse Gottes, dieses Herz!<br /> +Beflügelt von dem Sturm, erschwinge<br /> +Mein Geist des Lebens höchste Lust,<br /> +Der Tugend Siegeslust verjünge<br /> +Bei kargem Glücke mir die Brust!</p> + +<p>Im heiligsten der Stürme falle<br /> +Zusammen meine Kerkerwand,<br /> +Und herrlicher und freier walle<br /> +Mein Geist in's unbekannte Land!<br /> +Hier blutet oft der Adler Schwinge;<br /> +Auch drüben warte Kampf und Schmerz!<br /> +Bis an der Sonnen letzte ringe,<br /> +Genährt vom Siege, dieses Herz!</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/02.html b/OEBPS/Text/02.html new file mode 100644 index 0000000..089efb1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02.html @@ -0,0 +1,90 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Griechenland.</title> +</head> + +<body> +<h4>Griechenland.</h4> + +<div class="subtitle"><span class="spaced">An</span> St.</div> + +<p>Hätt' ich dich im Schatten der Platanen,<br /> +Wo durch Blumen der Ilissus rann,<br /> +Wo die Jünglinge sich Ruhm ersannen,<br /> +Wo die Herzen Sokrates gewann,<br /> +Wo Aspasia durch Myrten wallte,<br /> +Wo der brüderlichen Freude Ruf<br /> +Aus der lärmenden Agora schallte,<br /> +Wo mein Plato Paradiese schuf;</p> + +<p>Wo den Frühling Festgesänge würzten,<br /> +Wo die Fluten der Begeisterung<br /> +Von Minervens heil'gem Berge stürzten —<br /> +Der Beschützerin zur Huldigung —<br /> +Wo in tausend süßen Dichterstunden,<br /> +Wie ein Göttertraum, das Alter schwand.<br /> +Hätt' ich da, Geliebter! dich gefunden,<br /> +Wie vor Jahren dieses Herz dich fand!</p> + +<p>Ach! wie anders hätt' ich dich umschlungen! —<br /> +Marathons Heroen sängst du mir,<br /> +Und die schönste der Begeisterungen<br /> +Lächelte vom trunknen Auge dir,<br /> +Deine Brust verjüngten Siegsgefühle,<br /> +Und dein Haupt vom Lorberzweig umspielt,<br /> +Fühlte nicht des Lebens dumpfe Schwüle,<br /> +Die so karg der Hauch der Freude kühlt.</p> + +<p>Ist der Stern der Liebe dir verschwunden?<br /> +Und der Jugend holdes Rosenlicht?<br /> +Ach! umtanzt von Hellas goldnen Stunden,<br /> +Fühltest du die Flucht der Jahre nicht!<br /> +Ewig, wie der Vesta Flamme, glühte<br /> +Muth und Liebe dort in jeder Brust,<br /> +Wie die Frucht der Hesperiden, blühte<br /> +Ewig dort der Jugend süße Lust.</p> + +<p>Hätte doch von diesen goldnen Jahren<br /> +Einen Theil das Schicksal dir bescheert;<br /> +Diese reitzenden Athener waren<br /> +Deines glühenden Gesangs so werth;<br /> +Hingelehnt am frohen Saitenspiele<br /> +Bei der süßen Chiertraube Blut,<br /> +Hättest du vom stürmischen Gewühle<br /> +Der Agora glühend ausgeruht.</p> + +<p>Ach! es hätt' in jenen bessern Tagen<br /> +Nicht umsonst so brüderlich und groß<br /> +Für ein Volk dein liebend Herz geschlagen,<br /> +Dem so gern des Dankes Zähre floß! —<br /> +Harre nur! sie kömmt gewiß die Stunde,<br /> +Die das Göttliche vom Staube trennt!<br /> +Stirb! du suchst auf diesem Erdenrunde,<br /> +Edler Geist! umsonst dein Element.</p> + +<p>Attika, die Riesin ist gefallen;<br /> +Wo die alten Göttersöhne ruh'n,<br /> +Im Ruin gestürzter Marmorhallen<br /> +Brütet ew'ge Todesstille nun,<br /> +Lächelnd steigt der süße Frühling nieder,<br /> +Doch er findet seine Brüder nie<br /> +In Ilissus heil'gem Thale wieder —<br /> +Ewig deckt die bange Wüste sie.</p> + +<p>Mich verlangt in's bessre Land hinüber,<br /> +Nach Alcäus und Anakreon,<br /> +Und ich schlief' im engen Hause lieber<br /> +Bei den Heiligen in Marathon;<br /> +Ach! es sey die letzte meiner Thränen,<br /> +Die dem heil'gen Griechenlande rann,<br /> +Laßt, o Parzen, laßt die Scheere tönen,<br /> +Denn mein Herz gehört den Todten an!</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/03.html b/OEBPS/Text/03.html new file mode 100644 index 0000000..bda03b8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03.html @@ -0,0 +1,98 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Dem Genius der Kühnheit.</title> +</head> + +<body> +<h4>Dem Genius der Kühnheit.</h4> +<div class="spaced subtitle">Eine Hymne.</div> + + <p>Wer bist du? wie zur Beute, breitet<br /> +Das Unermeßliche vor dir sich aus,<br /> +Du Herrlicher! mein Saitenspiel geleitet<br /> +Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus;<br /> +So flogen auf Ortygias Gestaden,<br /> +Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach,<br /> +Dem Rebengott die taumelnden Mänaden<br /> +In wilder Lust durch Hain und Klüfte nach.</p> + +<p>Einst war, wie mir, der stille Funken<br /> +Zu freier heitrer Flamme dir erwacht,<br /> +Du braustest so, von junger Freude trunken,<br /> +Voll Uebermuths durch deiner Wälder Nacht,<br /> +Als von der Meisterin, der Noth, geleitet,<br /> +Dein ungewohnter Arm die Keule schwang,<br /> +Und drohend sich, vom ersten Feind erbeutet,<br /> +Die Löwenhaut um deine Schulter schlang.</p> + +<p>Wie nun im jugendlichen Kriege<br /> +Heroenkraft mit der Natur sich maß!<br /> +Ach! wie der Geist, vom wunderbaren Siege<br /> +Berauscht, der armen Sterblichkeit vergaß;<br /> +Die stolzen Jünglinge! die kühnen!<br /> +Sie legten froh dem Tieger Fesseln an,<br /> +Sie bändigten, von staunenden Delphinen<br /> +Umtanzt, den königlichen Ozean.</p> + +<p>Oft hör' ich deine Wehre rauschen,<br /> +Du Genius der Kühnen! und die Lust,<br /> +Den Wundern deines Heldenvolks zu lauschen,<br /> +Sie stärkt mir oft die lebensmüde Brust;<br /> +Doch weilst du freundlicher um stille Laren,<br /> +Wo eine Welt der Künstler kühn belebt,<br /> +Wo um die Majestät des Unsichtbaren<br /> +Ein edler Geist der Dichtung Schleier webt.</p> + +<p>Den Geist des Alls und seine Fülle<br /> +Begrüßte Mäons Sohn auf heil'ger Spur,<br /> +Sie stand vor ihm, mit abgelegter Hülle,<br /> +Voll Ernstes da, die ewige Natur;<br /> +Er rief sie kühn vom dunklen Geisterlande,<br /> +Und lächelnd trat, in aller Freuden Chor,<br /> +Entzückender im menschlichen Gewande<br /> +Die namenlose Königin hervor.</p> + +<p>Er sah die dämmernden Gebiete,<br /> +Wohin das Herz in banger Lust begehrt,<br /> +Er streuete der Hoffnung süße Blüthe<br /> +Ins Labyrinth, wo Keiner wiederkehrt,<br /> +Dort glänzte nun in mildem Rosenlichte<br /> +Der Lieb' und Ruh' ein lächelnd Heiligthum,<br /> +Er pflanzte dort der Hesperiden Früchte,<br /> +Dort stillt die Sorgen nun Elysium.</p> + +<p>Doch schrecklich war, du Gott der Kühnen!<br /> +Dein heilig Wort, wenn unter Nacht und Schlaf<br /> +Verkündiger des ew'gen Lichts erschienen,<br /> +Und den Betrug der Wahrheit Flamme traf!<br /> +Wie seinen Blitz aus hoheu Wetternächten<br /> +Der Donnerer auf lange Thale streut,<br /> +So zeigtest du entarteten Geschlechten<br /> +Der Riesen Sturz, der Völker Sterblichkeit.</p> + +<p>Du wogst mit streng gerechter Schale,<br /> +Wenn mit der Wage du das Schwerdt vertauscht,<br /> +Du sprachst, sie wankten, die Sardanapale,<br /> +Vom Taumelkelche deines Zorns berauscht;<br /> +Es schreckt umsonst mit ihrem Tiegergrimme<br /> +Dein Tribunal die alte Finsterniß,<br /> +Du hörtest ernst der Unschuld leise Stimme,<br /> +Und opfertest der heil'gen Nemesis.</p> + +<p>Verlaß mit deinem Götterschilde,<br /> +Verlaß, o du der Kühnen Genius,<br /> +Die Unschuld nie! Gewinne dir und bilde<br /> +Das Herz der Jünglinge mit Siegsgenuß!<br /> +O säume nicht! erwache, strafe, siege!<br /> +Und sichre stets der Wahrheit Majestät,<br /> +Bis aus der Zeit geheimnißvoller Wiege,<br /> +Des Himmels Kind, der ew'ge Friede, geht!</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/04.html b/OEBPS/Text/04.html new file mode 100644 index 0000000..aea2d0b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/04.html @@ -0,0 +1,32 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Lebensgenuß.</title> +</head> + +<body> +<h4>Lebensgenuß.</h4> +<div class="spaced subtitle">An Neuffer.</div> + +<p>Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder,<br /> +Noch altert nicht mein kindisch fröhlich Herz,<br /> +Noch rinnt vom Auge mir der Thau der Liebe nieder,<br /> +Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz.</p> + +<p>Noch tröstet mich mit süßer Augenweide<br /> +Der blaue Himmel und die grüne Flur,<br /> +Noch reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude,<br /> +Die jugendliche, freundliche Natur.</p> + +<p>Getrost! Es ist der Schmerzen werth dies Leben,<br /> +So lang uns Armen Gottes Sonne scheint<br /> +Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben,<br /> +Und ach! mit uns ein treues Auge weint.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05.html b/OEBPS/Text/05.html new file mode 100644 index 0000000..8dd116c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05.html @@ -0,0 +1,80 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Gott der Jugend.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Gott der Jugend.</h4> + +<p>Gehn Dir im Dämmerlichte,<br /> +Wenn in der Sommernacht<br /> +Für selige Gesichte<br /> +Dein liebend Auge wacht,<br /> +Noch oft der Freunde Manen<br /> +Und, wie der Sterne Chor,<br /> +Die Geister der Titanen<br /> +Des Alterthums empor:</p> + +<p>Wird da, wo sich im Schönen,<br /> +Das Göttliche verhüllt,<br /> +Noch oft das tiefe Sehnen<br /> +Der Liebe Dir gestillt;<br /> +Belohnt des Herzens Mühen<br /> +Der Ruhe Vorgefühl,<br /> +Und tönt von Melodieen<br /> +Der Seele Saitenspiel:</p> + +<p>So such' im stillsten Thale<br /> +Den blüthenreichsten Hain<br /> +Und gieß' aus goldner Schale<br /> +Den frohen Opferwein!<br /> +Noch lächelt unveraltet<br /> +Des Herzens Frühling Dir,<br /> +Der Gott der Jugend waltet<br /> +Noch über Dir und mir.</p> + +<p>Wie unter Tiburs Bäumen,<br /> +Wenn da der Dichter saß,<br /> +Und unter Götterträumen<br /> +Der Jahre Flucht vergaß,<br /> +Wenn ihn die Ulme kühlte,<br /> +Und wenn sie stolz und froh<br /> +Um Silberblüthen spielte,<br /> +Die Flut des Anio;</p> + +<p>Und wie um Platons Hallen,<br /> +Wenn durch der Haine Grün,<br /> +Begrüßt von Nachtigallen,<br /> +Der Stern der Liebe schien,<br /> +Wenn alle Lüfte schliefen,<br /> +Und, sanft bewegt vom Schwan,<br /> +Cephisus durch Oliven<br /> +Und Myrthensträuche rann:</p> + +<p>So schön ist's noch hienieden!<br /> +Auch unser Herz erfuhr<br /> +Das Leben und den Frieden<br /> +Der freundlichen Natur;<br /> +Noch blüht des Himmels Schöne,<br /> +Noch mischen brüderlich<br /> +In unsers Herzens Töne<br /> +Des Frühlings Laute sich.</p> + +<p>Drum such' im stillsten Thale<br /> +Den düftereichsten Hain,<br /> +Und gieß' aus goldner Schale<br /> +Den frohen Opferwein!<br /> +Noch lächelt unveraltet<br /> +Das Bild der Erde dir,<br /> +Der Gott der Jugend waltet<br /> +Noch über dir und mir.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/06.html b/OEBPS/Text/06.html new file mode 100644 index 0000000..f3eee56 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/06.html @@ -0,0 +1,27 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An eine Rose.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An eine Rose.</h4> + +<p>Ewig trägt im Mutterschoose,<br /> +Süße Königin der Flur,<br /> +Dich und mich die stille, große,<br /> +Allbelebende Natur.</p> + +<p>Röschen! unser Schmuck veraltet,<br /> +Sturm entblättert dich und mich,<br /> +Doch der ew'ge Keim entfaltet<br /> +Bald zu neuer Blüthe sich.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/07.html b/OEBPS/Text/07.html new file mode 100644 index 0000000..8b9a17d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/07.html @@ -0,0 +1,66 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Freundeswunsch.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Freundeswunsch.</h4> + +<div class="subtitle"><span class="spaced">An Rosine</span> St.</div> + +<p>Wenn vom Frühling rund umschlungen,<br /> +Von des Morgens Hauch umweht,<br /> +Trunken nach Erinnerungen<br /> +Meine wache Seele späht;<br /> +Wenn, wie einst am fernen Herde,<br /> +Mir so süß die Sonne blinkt,<br /> +Und ihr Stral in's Herz der Erde<br /> +Und der Erdenkinder dringt;</p> + +<p>Wenn, umdämmert von der Weide,<br /> +Wo der Bach vorüber rinnt,<br /> +Tief bewegt von Leid und Freude,<br /> +Meine Seele träumt und sinnt;<br /> +Wenn im Haine Geister säuseln,<br /> +Wenn im Mondenschimmer sich<br /> +Kaum die stillen Teiche kräuseln:<br /> +Schau ich oft und grüße dich.</p> + +<p>Edles Herz, du bist der Sterne<br /> +Und der schönen Erde werth,<br /> +Bist des werth, so viel die ferne<br /> +Nahe Mutter Dir beschert.<br /> +Sieh', mit Deiner Liebe lieben<br /> +Schönes die Erwählten nur;<br /> +Denn Du bist ihr treu geblieben,<br /> +Deiner Mutter, der Natur.</p> + +<p>Der Gesang der Haine schalle<br /> +Froh, wie Du, um Deinen Pfad;<br /> +Sanft bewegt vom Weste, walle,<br /> +Wie Dein friedlich Herz, die Saat!<br /> +Deine liebste Blüthe regne,<br /> +Wo Du wandelst, auf die Flur,<br /> +Wo Dein Auge weilt, begegne,<br /> +Dir das Lächeln der Natur!</p> + +<p>Oft im stillen Tannenhaine<br /> +Webe Dir um's Angesicht<br /> +Seine zauberische, reine<br /> +Glorie das Abendlicht!<br /> +Deines Herzens Sorge wiege<br /> +Drauf die Nacht in süße Ruh'<br /> +Und die freie Seele fliege<br /> +Liebend den Gestirnen zu!</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/08.html b/OEBPS/Text/08.html new file mode 100644 index 0000000..fa8d949 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/08.html @@ -0,0 +1,112 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Diotima.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Diotima.</h4> + + + +<p>Leuchtest Du wie vormals nieder,<br /> +Goldner Tag! und sprossen mir<br /> +Des Gesanges Blumen wieder<br /> +Lebenathmend auf zu Dir?<br /> +Wie so anders ist's geworden!<br /> +Manches, was ich traurig mied,<br /> +Stimmt in freundlichen Akkorden<br /> +Nun in meiner Freude Lied,<br /> +Und mit jedem Stundenschlage<br /> +Werd' ich wunderbar gemahnt<br /> +An der Kindheit stille Tage,<br /> +Seit ich sie, die Eine, fand.</p> + +<p>Diotima! edles Leben!<br /> +Schwester, heilig mir verwandt!<br /> +Eh' ich Dir die Hand gegeben,<br /> +Hab' ich ferne Dich gekannt.<br /> +Damals schon, da ich in Träumen,<br /> +Mir entlokt vom heitern Tag,<br /> +Unter meines Gartens Bäumen,<br /> +Ein zufriedner Knabe lag,<br /> +Da in leiser Lust und Schöne<br /> +Meiner Seele Mai begann:<br /> +Säuselte, wie Zephyrstöne,<br /> +Göttliche! Dein Hauch mich an.</p> + +<p>Ach! und da, wie eine Sage,<br /> +Jeder frohe Gott mir schwand,<br /> +Da ich vor des Himmels Tage<br /> +Darbend, wie ein Blinder, stand,<br /> +Da die Last der Zeit mich beugte,<br /> +Und mein Leben, kalt und bleich,<br /> +Sehnend schon hinab sich neigte<br /> +In der Todten stummes Reich:<br /> +Wünscht' ich öfters noch, dem blinden<br /> +Wanderer, dies Eine mir,<br /> +Meines Herzens Bild zu finden<br /> +Bei den Schatten oder hier.</p> + +<p>Nun! ich habe Dich gefunden!<br /> +Schöner, als ich ahnend sah,<br /> +Hoffend in den Feierstunden,<br /> +Holde Muse! bist Du da;<br /> +Von den Himmlischen dort oben,<br /> +Wo hinauf die Freundschaft flieht,<br /> +Wo, des Alters überhoben,<br /> +Immerheitre Schöne blüht,<br /> +Scheinst Du mir herabgestiegen,<br /> +Götterbotin! weiltest Du<br /> +Nun in gütigem Genügen<br /> +Bei dem Sänger immerzu!</p> + +<p>Sommerglut und Frühlingsmilde,<br /> +Streit und Friede wechselt hier<br /> +Vor dem stillen Götterbilde<br /> +Wunderbar im Busen mir;<br /> +Zürnend unter Huldigungen,<br /> +Hab ich oft beschämt, besiegt;<br /> +Sie zu fassen, schon gerungen,<br /> +Die mein Kühnstes überfliegt;<br /> +Unzufrieden im Gewinne,<br /> +Hab' ich stolz darob geweint,<br /> +Daß zu herrlich meinem Sinne<br /> +Und zu mächtig sie erscheint.</p> + +<p>Ach! und deine stille Schöne,<br /> +Heilig holdes Angesicht!<br /> +Herz! an deine Himmelstöne<br /> +Ist gewöhnt das meine nicht;<br /> +Aber deine Melodieen<br /> +Heitern mählig mir den Sinn,<br /> +Daß die trüben Träume fliehen,<br /> +Und ich selbst ein Andrer bin;<br /> +Bin ich dazu denn erkoren?<br /> +Ich zu deiner hohen Ruh'?<br /> +So zu Licht und Lust geboren,<br /> +Göttlich Glückliche! wie Du?</p> + +<p>Wie Dein Vater und der meine,<br /> +Der in heitrer Majestät<br /> +Ueber seinem Eichenhaine<br /> +Dort in lichter Höhe geht,<br /> +Wie er in die Meereswogen,<br /> +Wo die kühle Tiefe baut,<br /> +Steigend an des Himmels Bogen,<br /> +Klar und stillt herunterschaut,<br /> +So will ich aus Götterhöhen,<br /> +Neu geweiht in schön'rem Glück,<br /> +Froh zu singen und zu sehen<br /> +Nun zu Sterblichen zurück.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/09.html b/OEBPS/Text/09.html new file mode 100644 index 0000000..9e4418c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/09.html @@ -0,0 +1,86 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Das Ahnenbild.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Das Ahnenbild.</h4> + + + +<p>Alter Vater! Du blickst immer, wie ehmals, noch,<br /> +Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen,<br /> +<span class="indent">Aber ruhiger nur und</span><br /> +<span class="indent">Wie die Seligen heiterer,</span></p> + +<p>In die Wohnung, wo Dich Vater! das Söhnlein nennt,<br /> +Wo es lächelnd vor Dir spielt und den Muthwill übt,<br /> +<span class="indent">Wie die Lämmer im Feld', auf</span><br /> +<span class="indent">Grünem Teppiche, den zur Lust</span></p> + +<p>Ihm die Mutter gegönnt. Ferne sich haltend, sieht<br /> +Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache schon<br /> +<span class="indent">Und des jungen Verstandes</span><br /> +<span class="indent">Und des blühenden Auges sich.</span></p> + +<p>Und an andere Zeit mahnt sie der Mann, Dein Sohn,<br /> +An die Lüfte des Mais, da er geseufzt um sie,<br /> +<span class="indent">An die Bräutigamstage,</span><br /> +<span class="indent">Wo der Stolze die Demuth lernt;</span></p> + +<p>Doch es wandte sich bald. Sicherer, denn er war,<br /> +Ist er, herrlicher ist unter den Seinigen<br /> +<span class="indent">Nun der Zweifachgeliebte,</span><br /> +<span class="indent">Und ihm gehet sein Tagewerk.</span></p> + +<p>Stiller Vater! auch Du lebtest und liebtest so;<br /> +Darum wohnest Du nun, als ein Unsterblicher,<br /> +<span class="indent">Bei den Kindern, und Segen,</span><br /> +<span class="indent">Wie aus Wolken des Himmels, kömmt</span></p> + +<p>Oefters über das Haus, ruhiger Mann! von Dir,<br /> +Und es mehrt sich, es reift, edler von Jahr zu Jahr,<br /> +<span class="indent">In bescheidenem Glücke,</span><br /> +<span class="indent">Was mit Hoffnungen Du gepflanzt.</span></p> + +<p>Die Du liebend erzogst, siehe! sie grünen Dir,<br /> +Deine Bäume, wie sonst, breiten ums Haus den Arm,<br /> +<span class="indent">Voll von dankenden Gaben;</span><br /> +<span class="indent">Sicher stehen die Stämme schon.</span></p> + +<p>Und am Hügel hinab, wo Du den sonnigen<br /> +Boden ihnen gebaut, neigen und schwingen sich<br /> +<span class="indent">Deine freudigen Reden,</span><br /> +<span class="indent">Trunken, purpurner Trauben voll.</span></p> + +<p>Aber unten im Haus ruhet, besorgt von Dir,<br /> +Der gekelterte Wein; theuer ist der dem Sohn,<br /> +<span class="indent">Und er sparet zum Fest das</span><br /> +<span class="indent">Alte, lautere Feuer sich.</span></p> + +<p>Dann beim nächtlichen Mahl, wenn er, in Lust und Ernst,<br /> +Von Vergangenem viel, vieles von Künftigem<br /> +<span class="indent">Mit den Freunden gesprochen,</span><br /> +<span class="indent">Und der letzte Gesang noch hallt,</span></p> + +<p>Hält er höher den Kelch, siehet dein Bild und spricht:<br /> +Deiner denken wir nun, Dein, und so werd' und bleib'<br /> +<span class="indent">»Ihre Ehre des Hauses</span><br /> +<span class="indent">»Guten Genien, hier und sonst!«</span></p> + +<p>Und es tönen zum Dank hell die Krystalle Dir,<br /> +Und die Mutter, sie reicht heute zum erstenmal<br /> +<span class="indent">Daß es wisse vom Feste,</span><br /> +<span class="indent">Auch dem Kinde von Deinem Trank.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/10.html b/OEBPS/Text/10.html new file mode 100644 index 0000000..942bc90 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/10.html @@ -0,0 +1,87 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der blinde Sänger.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der blinde Sänger.</h4> + +<blockquote><p>Eλυσεν αἰνον ἀχοϛ ἀπ̕ ὀμματων Aϱηϛ<br /> +<cite>Sophocles.</cite></p></blockquote> + +<p>Wo bist Du, Jugendliches! das immer mich<br /> +Zur Stunde weckt des Morgens, wo bist Du, Licht?<br /> +Das Herz ist wach, doch hält und hemmt in<br /> +Heiligem Zauber die Nacht mich immer.</p> + +<p>Sonst lauscht ich um die Dämmerung gern, sonst harrt'<br /> +Ich gerne Dein am Hügel, und nie umsonst!<br /> +Nie täuschten mich, Du Holdes! Deine<br /> +Boten, die Lüfte, denn immer kamst Du,</p> + +<p>Kamst allbeseligend den gewohnten Pfad<br /> +Herein in Deiner Schöne, wo bist Du Licht?<br /> +Das Herz ist wieder wach, doch bannt und<br /> +Hemmt die unendliche Nacht mich immer.</p> + +<p>Mir grünten sonst die Lauben, es leuchteten<br /> +Die Blumen, wie die eignen Augen, mir,<br /> +Nicht ferne war das Angesicht der<br /> +Lieben, und leuchtete mir, und droben</p> + +<p>Und um die Wälder sah ich die Fittige<br /> +Des Himmels fliegen, da ich ein Jüngling war;<br /> +Nun sitz' ich still allein, von einer<br /> +Stunde zur anderen, und Gestalten</p> + +<p>Aus Lieb und Leid der helleren Tage schafft,<br /> +Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich,<br /> +Und ferne lausch' ich hin, ob nicht ein<br /> +Freundlicher Retter vielleicht mir komme.</p> + +<p>Dann hör' ich oft den Wagen des Donneres<br /> +Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt<br /> +Und ihm das Haus bebt, und der Boden<br /> +Unter ihm dröhnt, und der Berg es nachhallt.</p> + +<p>Den Retter hör' ich dann in der Nacht, ich hör'<br /> +Ihn tödtend, den Befreier, belebend ihn,<br /> +Den Donnerer, vom Untergang zum<br /> +Orient eilen und ihm nach tönt ihr,</p> + +<p>Ihr meiner Seele Saiten! es lebt mit ihm<br /> +Mein Geist, und wie die Quelle dem Strome folgt,<br /> +Wohin er trachtet, so geleit' ich<br /> +Gerne den Sicheren auf der Irrbahn.</p> + +<p>Wohin? wohin? ich höre Dich da und dort,<br /> +Du Herrlicher! und rings um die Erde tönt's!<br /> +Wo endest Du? und was, was ist es<br /> +Ueber den Wolken? und o wie wird mir!</p> + +<p>Tag! Tag! Du über stürzenden Wolken! sey<br /> +Willkommen mir! es blühet mein Auge Dir.<br /> +O Jugendlicht! o Glück! das alte<br /> +Wieder! doch geistiger rinnst Du nieder,</p> + +<p>Du goldner Quell aus heiligem Kelch! und Du,<br /> +Du grüner Boden! friedliche Wieg'! und Du,<br /> +Haus meiner Väter! und ihr Lieben,<br /> +Die mir begegneten einst, o nahet,</p> + +<p>O kommt, daß euer, euer die Freude sey,<br /> +Ihr alle! daß euch segne der Sehnende!<br /> +O nehmt, daß ich's ertrage, mir das<br /> +Leben, das Göttliche mir vom Herzen!</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/11.html b/OEBPS/Text/11.html new file mode 100644 index 0000000..c76c0b6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/11.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Dichtermuth.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Dichtermuth.</h4> + + + +<p>Sind denn Dir nicht verwandt alle Lebendigen?<br /> +Nährt zum Dienste denn nicht selber die Parze Dich?<br /> +<span class="indent">Drum! so wandle nur wehrlos</span><br /> +<span class="indent">Fort durch's Leben und sorge nicht!</span></p> + +<p>Was geschiehet, es sey alles gesegnet Dir,<br /> +Sey zur Freude gewandt! oder was könnte denn<br /> +<span class="indent">Dich beleidigen, Herz! was</span><br /> +<span class="indent">Da begegnen, wohin du sollst?</span></p> + +<p>Dann, wie still am Gestad, oder in silberner<br /> +Fernhintönender Flut, oder auf schweigenden<br /> +<span class="indent">Wassertiefen der leichte</span><br /> +<span class="indent">Schwimmer wandelt, so sind auch wir,</span></p> + +<p>Wir, die Dichter des Volks, gerne wo Lebendes<br /> +Um uns athmet und wallt, freudig, und Jedem hold,<br /> +<span class="indent">Jedoch trauend, wie sängen</span><br /> +<span class="indent">Sonst wir Jedem den eignen Gott?</span></p> + +<p>Wenn die Woge denn auch Einen der Muthigen,<br /> +Wo er treulich getraut, schmeichlend hinunter zieht,<br /> +<span class="indent">Und die Stimmen des Sängers</span><br /> +<span class="indent">Nun in blauender Halle schweigt;</span></p> + +<p>Freudig starb er und noch klagen die Einsamen,<br /> +Seine Haine, den Fall ihres Geliebtesten;<br /> +<span class="indent">Oefters tönet der Jungfrau</span><br /> +<span class="indent">Vom Gezweige sein freundlich Lied.</span></p> + +<p>Wenn des Abends vorbei Einer der Unsern kömmt,<br /> +Wo der Bruder ihm sank, denket er Manches wohl<br /> +<span class="indent">An der warnenden Stelle,</span><br /> +<span class="indent">Schweigt und gehet getrösteter.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/12.html b/OEBPS/Text/12.html new file mode 100644 index 0000000..7cf182e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/12.html @@ -0,0 +1,58 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Natur und Kunst</h4> + +<div class="subtitle"><span class="spaced">oder</span></div><h5><span class="spaced">Saturn und Jupiter</span>.</h5> + + + +<p>Du waltest hoch am Tag' und es blühet Dein<br /> +Gesetz, Du hältst die Wage, Saturnus Sohn!<br /> +Und theilst die Loos' und ruhest froh im<br /> +Ruhm der unsterblichen Herrscherkünste.</p> + +<p>Doch in den Abgrund, sagen die Sänger sich,<br /> +Habst Du den heil'gen Vater, den eignen, einst<br /> +Verwiesen und es jammern drunten,<br /> +Da, wo die Wilden vor Dir mit Recht sind,</p> + +<p>Schuldlos der Gott der goldenen Zeit schon längst,<br /> +Einst mühelos, und größer, wie Du, wenn schon<br /> +Er kein Gebot aussprach und ihn der<br /> +Sterblichen Keiner mit Namen nannte.</p> + +<p>Herab denn! oder schäme des Danks Dich nicht!<br /> +Und willst Du bleiben, diene dem Aelteren<br /> +Und gönn' es ihm, daß ihn vor Allen,<br /> +Göttern und Menschen, der Sänger nenne!</p> + +<p>Denn, wie aus dem Gewölke Dein Blitz, so kommt<br /> +Von ihm, was Dein ist, siehe! so zeugt von ihm,<br /> +Was Du gebeutst, und aus Saturnus<br /> +Frieden ist jegliche Macht erwachsen.</p> + +<p>Und hab' ich erst am Herzen Lebendiges<br /> +Gefühlt und dämmert, was Du gestaltetest.<br /> +Und war in ihrer Wiege mir in<br /> +Wonne die wechselnde Zeit entschlummert:</p> + +<p>Dann kenn' ich Dich, Kronion, dann hör' ich Dich,<br /> +Den weisen Meister, welcher, wie wir, ein Sohn<br /> +Der Zeit, Gesetze giebt und, was die<br /> +Heilige Dämmerung birgt, verkündet.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/13.html b/OEBPS/Text/13.html new file mode 100644 index 0000000..7a69a1c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/13.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An unsere Dichter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An unsere Dichter.</h4> + + + +<p>Des Ganges Ufer hörten des Freudengotts<br /> +Triumph, als allerobernd vom Indus her<br /> +<span class="indent">Der junge Bacchus kam, mit heil'gem</span><br /> +<span class="indent">Weine vom Schlafe die Völker weckend.</span></p> + +<p>O weckt, ihr Dichter! weckt sie vom Schlummer auf,<br /> +Die jetzt noch schlafen, gebt die Gesetze, gebt<br /> +<span class="indent">Uns Leben, singt, Heroen! ihr nur</span><br /> +<span class="indent">Habt der Eroberung Recht, wie Bacchus.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/14.html b/OEBPS/Text/14.html new file mode 100644 index 0000000..e8f5b7d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/14.html @@ -0,0 +1,71 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An Eduard.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An Eduard.</h4> + + + +<p>Euch alten Freunde droben, unsterbliches<br /> +Gestirn! euch frag' ich, Helden! woher es ist,<br /> +<span class="indent">Daß ich so unterthan ihm bin, und</span><br /> +<span class="indent">So der Gewaltige sein mich nennet?</span></p> + +<p>Denn wenig kann ich bieten, nur weniges<br /> +Kann ich verlieren, aber ein liebes Glück,<br /> +<span class="indent">Ein einziges, zum Angedenken</span><br /> +<span class="indent">Reicherer Tage zurück geblieben;</span></p> + +<p>Und so er mir's geböte, dies Eine noch,<br /> +Mein Saitenspiel, ich wagt' es, wohin er wollt',<br /> +<span class="indent">Und mit Gesange folgt' ich, selbst in's</span><br /> +<span class="indent">Ende der Tapferen ihm hinunter.</span></p> + +<p>»Die Wolke« — säng' ich — »tränket mit Regen Dich,<br /> +»Du Mutterboden! aber mit Blut der Mensch;<br /> +<span class="indent">»So ruht, so kühlt die Liebe sich, die</span><br /> +<span class="indent">»Droben und drunten nicht Gleiches findet.</span></p> + +<p>»Wo ist am Tag ihr Zeichen? wo spricht das Herz<br /> +»Sich aus? o wann im Leben, wann ist es frei,<br /> +<span class="indent">»Was unser Wort nicht nennt, wann wird, was</span><br /> +<span class="indent">»Trauert, gebannt in die Nacht, sein Wunsch ihm? —</span></p> + +<p>»Jetzt, wann die Opfer fallen, ihr Freunde! jetzt!<br /> +»Schon tritt hinzu der festliche Zug, schon blinkt<br /> +<span class="indent">»Der Stahl, die Wolke dampft, sie fallen, und es</span><br /> +<span class="indent">»Hallt in der Luft, und die Erde rühmt es!«</span></p> + +<p>Wenn ich so singend fiele, dann rächtest Du<br /> +Mich, mein Achill! und sprächest: »er lebte doch<br /> +<span class="indent">»Treu bis zuletzt!« das ernste Wort, das</span><br /> +<span class="indent">Spräche mein Feind und der Todtenrichter!</span></p> + +<p>Doch weilen wir in Ruhe, Du Lieber, noch;<br /> +Uns birgt der Wald, es hält das Gebirge dort<br /> +<span class="indent">Das mütterliche, noch die beiden</span><br /> +<span class="indent">Brüder in sicherem Arm gefangen.</span></p> + +<p>Uns ist die Weisheit Wiegengesang; sie webt<br /> +Um's Aug' ihr heilig Dunkel; doch öfters kömmt<br /> +<span class="indent">Aus ferne tönendem Gewölk die</span><br /> +<span class="indent">Mahnende Flamme des Zeitengottes.</span></p> + +<p>Es regt sein Sturm die Schwingen Dir auf; Dich ruft,<br /> +Dich nimmt der mächt'ge Vater hinauf; o nimm<br /> +<span class="indent">Mich Du, und trage Deine leichte</span><br /> +<span class="indent">Beute dem lächelnden Gott entgegen!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/15.html b/OEBPS/Text/15.html new file mode 100644 index 0000000..4dcf948 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/15.html @@ -0,0 +1,51 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der gefesselte Strom.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der gefesselte Strom.</h4> + + + +<p>Was schläfst und träumst Du, Jüngling! gehüllt in Dich,<br /> +Und säumst am kalten Ufer, Geduldiger,<br /> +<span class="indent">Und achtest nicht des Ursprungs, Du, des</span><br /> +<span class="indent">Oceans Sohn, des Titanenfreundes?</span></p> + +<p>Die Liebesboten, welche der Vater schickt,<br /> +Kennst Du die lebenathmenden Lüfte nicht?<br /> +<span class="indent">Und trifft das Wort Dich nicht, das hell von</span><br /> +<span class="indent">Oben der wachende Gott Dir sendet? —</span></p> + +<p>Schon tönt, schon tönt es ihm in der Brust! es quillt,<br /> +Wie da er noch im Schoose der Felsen spielt',<br /> +<span class="indent">Ihm auf; und nun gedenkt er seiner</span><br /> +<span class="indent">Kraft, der Gewaltige, nun, nun eilt er,</span></p> + +<p>Der Zauderer, er spottet der Fesseln nun,<br /> +Und nimmt und bricht und wirft die zerbrochenen<br /> +<span class="indent">Im Zorne, spielend, da und dort zum</span><br /> +<span class="indent">Schallenden Ufer; und von der Stimme</span></p> + +<p>Des Göttersohns erwachen die Berge rings,<br /> +Es regen sich die Wälder, es hört die Kluft<br /> +<span class="indent">Den Herold fern, und schaudernd regt im</span><br /> +<span class="indent">Busen der Erde sich Freude wieder.</span></p> + +<p>Der neue Frühling dämmert, es blüht um ihn;<br /> +Er aber wandelt hin zu Unsterblichen;<br /> +<span class="indent">Denn nirgend darf er bleiben, als wo</span><br /> +<span class="indent">Ihn in die Arme der Vater aufnimmt.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/16.html b/OEBPS/Text/16.html new file mode 100644 index 0000000..a1b82fd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/16.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Sonnenuntergang.</title> +</head> + +<body> +<h4>Sonnenuntergang.</h4> + + + +<p>Wo bist Du? trunken dämmert die Seele mir<br /> +Von aller Deiner Wonne; denn eben ist's,<br /> +<span class="indent">Daß ich gelauscht, wie, goldner Töne</span><br /> +<span class="indent">Voll, der entzückende Sonnenjüngling</span></p> + +<p>Sein Abendlied auf himmlischer Leyer spielt';<br /> +Es tönten rings die Wälder und Hügel nach,<br /> +<span class="indent">Doch fern ist er zu frommen Völkern,</span><br /> +<span class="indent">Die ihn noch ehren, hinweggegangen.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/17.html b/OEBPS/Text/17.html new file mode 100644 index 0000000..748f911 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/17.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Menschenbeifall.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Menschenbeifall.</h4> + + + +<p>Ist nicht heilig mein Herz, schönren Lebens voll,<br /> +Seit ich liebe? Warum achtetet ihr mich mehr,<br /> +<span class="indent">Da ich stolzer und wilder,</span><br /> +<span class="indent">Wortereicher und leerer war?</span></p> + +<p>Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt,<br /> +Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;<br /> +<span class="indent">An das Göttliche glauben</span><br /> +<span class="indent">Die allein, die es selber sind.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/18.html b/OEBPS/Text/18.html new file mode 100644 index 0000000..e249061 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/18.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Stimme des Volks.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Stimme des Volks.</h4> + + + +<p>Du seyest Gottes Stimme, so ahndet' ich<br /> +In heil'ger Jugend; ja, und ich sag' es noch. —<br /> +<span class="indent">Um meine Weisheit unbekümmert</span><br /> +<span class="indent">Rauschen die Wasser doch auch, und dennoch</span></p> + +<p>Hör' ich sie gern, und öfters bewegen sie<br /> +Und stärken mir das Herz, die Gewaltigen;<br /> +<span class="indent">Und meine Bahn nicht, aber richtig</span><br /> +<span class="indent">Wandeln in's Meer sie die Bahn hinunter.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/19.html b/OEBPS/Text/19.html new file mode 100644 index 0000000..77bf8af --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/19.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die scheinheiligen Dichter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die scheinheiligen Dichter.</h4> + + + +<p>Ihr kalten Heuchler, sprecht von den Göttern nicht!<br /> +Ihr habt Verstand, ihr glaubt nicht an Helios<br /> +<span class="indent">Noch an den Donnerer und Meergott;</span><br /> +<span class="indent">Todt ist die Erde, wer mag ihr danken?</span></p> + +<p>Getrost ihr Götter! zieret ihr doch das Lied,<br /> +Wenn schon aus euren Namen die Seele schwamd,<br /> +<span class="indent">Und ist ein großes Wort vonnöthen,</span><br /> +<span class="indent">Mutter Natur! so gedenkt man deiner.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/20.html b/OEBPS/Text/20.html new file mode 100644 index 0000000..8407b3f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/20.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Launischen.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Launischen.</h4> + + + +<p>Hör' ich ferne nur her, wenn ich für mich geklagt,<br /> +Saitenspiel und Gesang, schwingt mir das Herz doch gleich;<br /> +<span class="indent">Bald auch bin ich verwandelt,</span><br /> +<span class="indent">Blinkst du, purpurner Wein! mich an</span></p> + +<p>Unter Schatten des Waldes, wo die gewaltige<br /> +Mittagssonne mir sanft über dem Laube glänzt;<br /> +<span class="indent">Ruhig sitz' ich daselbst, wenn,</span><br /> +<span class="indent">Zürnend schwerer Beleidigung,</span></p> + +<p>Ich im Felde geirrt — zürnen zu gerne doch<br /> +Deine Dichter, Natur! trauern und weinen leicht,<br /> +<span class="indent">Die Beglückten; wie Kinder,</span><br /> +<span class="indent">Die zu zärtlich die Mutter hält,</span></p> + +<p>Sind sie mürrisch und voll herrischen Eigensinns;<br /> +Wandeln still sie des Wegs, irret Geringes doch<br /> +<span class="indent">Bald sie wieder; sie reißen</span><br /> +<span class="indent">Aus dem Gleise sich sträubend Dir.</span></p> + +<p>Doch Du rührest sie kaum, Liebende! freundlich an,<br /> +Sind sie friedlich und fromm; fröhlich gehorchen sie!<br /> +<span class="indent">Du lenkst, Meisterin! sie mit</span><br /> +<span class="indent">Weichem Zügel, wohin Du willst.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/21.html b/OEBPS/Text/21.html new file mode 100644 index 0000000..adc2f53 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/21.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Zeitgeist.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Zeitgeist.</h4> + + + +<p>Zu lang schon waltest über dem Haupte mir<br /> +Du in der dunkeln Wolke, du Gott der Zeit!<br /> +<span class="indent">Zu wild, zu bang ist's ringsum, und es</span><br /> +<span class="indent">Trümmert und wankt ja, wohin ich blicke.</span></p> + +<p>Ach! wie ein Knabe seh' ich zu Boden oft,<br /> +Such' in der Höhle Rettung vor Dir, und möcht,'<br /> +<span class="indent">Ich Blöder, eine Stelle finden,</span><br /> +<span class="indent">Alleserschütt'rer! wo Du nicht wärest.</span></p> + +<p>Lass' endlich, Vater! offenen Aug's mich Dir<br /> +Begegnen! hast denn Du nicht zuerst den Geist<br /> +<span class="indent">Mit Deinem Stral aus mir geweckt? mich</span><br /> +<span class="indent">Herrlich an's Leben gebracht, o Vater!</span></p> + +<p>Wohl keimt aus jungen Reben uns heil'ge Kraft;<br /> +In milder Luft begegnet den Sterblichen,<br /> +<span class="indent">Und wenn sie still im Haine wandeln,</span><br /> +<span class="indent">Heiternd ein Gott; doch allmächt'ger weckst Du</span></p> + +<p>Die reine Seele Jünglingen auf, und lehrst<br /> +Die Alten weise Künste; der Schlimme nur<br /> +<span class="indent">Wird schlimmer, daß er bälder ende,</span><br /> +<span class="indent">Wenn Du, Erschütterer! ihn ergreifest.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/22.html b/OEBPS/Text/22.html new file mode 100644 index 0000000..c3a41bd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/22.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Tod für's Vaterland.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Tod für's Vaterland.</h4> + + + +<p>Du kommst, o Schlacht! schon wogen die Jünglinge<br /> +Hinab von ihren Hügeln, hinab in's Thal,<br /> +<span class="indent">Wo keck herauf die Würger dringen,</span><br /> +<span class="indent">Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer</span></p> + +<p>Kömmt über sie die Seele der Jünglinge,<br /> +Denn die Gerechten schlagen, wie Zauberer,<br /> +<span class="indent">Und ihre Vaterlandsgesänge</span><br /> +<span class="indent">Lähmen die Kniee der Ehrelosen.</span></p> + +<p>O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf,<br /> +Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods!<br /> +<span class="indent">Umsonst zu sterben, lieb' ich nicht, doch</span><br /> +<span class="indent">Lieb' ich, zu fallen am Opferhügel</span></p> + +<p>Für's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut<br /> +Für's Vaterland — und bald ist's gescheh'n! Zu euch<br /> +<span class="indent">Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben</span><br /> +<span class="indent">Lehrten und sterben, zu euch hinunter!</span></p> + +<p>Wie oft im Lichte dürstet' ich euch zu seh'n,<br /> +Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!<br /> +<span class="indent">Nun grüßt ihr freundlich den geringen</span><br /> +<span class="indent">Fremdling und brüderlich ist's hier unten.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/23.html b/OEBPS/Text/23.html new file mode 100644 index 0000000..a842376 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/23.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Des Morgens.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Des Morgens.</h4> + + + +<p>Vom Thaue glänzt der Rasen, beweglicher<br /> +Eilt schon die wache Quelle; die Birke neigt<br /> +<span class="indent">Ihr schwankes Haupt und im Geblätter</span><br /> +<span class="indent">Rauscht es und schimmert; und um die grauen</span></p> + +<p>Gewölke streifen röthliche Flammen dort,<br /> +Verkündende, sie wallen geräuschlos auf;<br /> +<span class="indent">Wie Fluten am Gestade, wogen</span><br /> +<span class="indent">Höher und höher die wandelbaren.</span></p> + +<p>Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,<br /> +Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!<br /> +<span class="indent">Denn offner fliegt, vertrauter Dir mein</span><br /> +<span class="indent">Auge, Du Freudiger! zu, so lang Du</span></p> + +<p>In Deiner Schöne jugendlich blickst und noch<br /> +Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist;<br /> +<span class="indent">Du möchtest immer eilen, könnt' ich,</span><br /> +<span class="indent">Göttlicher Wanderer, mit Dir! — doch lächelst</span></p> + +<p>Des frohen Uebermüthigen Du, daß er<br /> +Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann<br /> +<span class="indent">Mein sterblich Thun und heitre wieder,</span><br /> +<span class="indent">Gütiger! heute den stillen Pfad mir!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/24.html b/OEBPS/Text/24.html new file mode 100644 index 0000000..05ab505 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/24.html @@ -0,0 +1,49 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Abendphantasie.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Abendphantasie.</h4> + +<p>Vor seiner Hütte ruhigem Schatten sitzt<br /> +Der Pflüger, dem Genügsamen rauscht sein Heerd.<br /> +<span class="indent">Gastfreundlich tönt dem Wanderer im</span><br /> +<span class="indent">Friedlichen Dorfe die Abendglocke.</span></p> + +<p>Wohl kehren jetzt die Schiffer zum Hafen auch,<br /> +In fernen Städten fröhlich verrauscht des Markts<br /> +<span class="indent">Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube</span><br /> +<span class="indent">Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.</span></p> + +<p>Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen<br /> +Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh'<br /> +<span class="indent">Ist alles freudig; warum schläft denn</span><br /> +<span class="indent">Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?</span></p> + +<p>Am Abendhimmel blüht ein Frühling auf;<br /> +Unzählig blüh'n die Rosen und ruhig scheint<br /> +<span class="indent">Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich</span><br /> +<span class="indent">Purpurne Wolken! und möge droben</span></p> + +<p>In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! —<br /> +Doch, wie verscheucht von thörichter Bitte, flieht<br /> +<span class="indent">Der Zauber; dunkel wird's, und einsam</span><br /> +<span class="indent">Unter dem Himmel, wie immer, bin ich.</span></p> + +<p>Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt<br /> +Das Herz; doch endlich, Jugend, verglühst du ja,<br /> +<span class="indent">Du ruhelose, träumerische!</span><br /> +<span class="indent">Friedlich und heiter ist dann das Alter.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/25.html b/OEBPS/Text/25.html new file mode 100644 index 0000000..97f0dde --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/25.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An die Hoffnung.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An die Hoffnung.</h4> + + + +<p>O Hoffnung! holde! gütig geschäftige!<br /> +Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst,<br /> +<span class="indent">Und gerne dienend, Edle, zwischen</span><br /> +<span class="indent">Sterblichen waltest und Himmelsmächten;</span></p> + +<p>Wo bist du? wenig lebt' ich, doch athmet kalt<br /> +Mein Abend schon, und stille, den Schatten gleich,<br /> +<span class="indent">Bin ich schon hier; und schon gesanglos</span><br /> +<span class="indent">Schlummert das schauernde Herz im Busen.</span></p> + +<p>Im grünen Thale, dort, wo der frische Quell<br /> +Vom Berge täglich rauscht, und die liebliche<br /> +<span class="indent">Zeitlose mir am Herbstlicht aufblüht,</span><br /> +<span class="indent">Dort in der Stille, du Holde, will ich</span></p> + +<p>Dich suchen, oder wenn in der Mitternacht<br /> +Das unsichtbare Leben im Haine wallt,<br /> +<span class="indent">Und über mir die immer frohen</span><br /> +<span class="indent">Blumen, die sicheren Sterne, glänzen.</span></p> + +<p>O du, des Aethers Tochter! erscheine dann<br /> +Aus deines Vaters Gärten, und darfst du nicht,<br /> +<span class="indent">Mir sterblich Glück verheißen, schreck', o</span><br /> +<span class="indent">Schrecke mit anderem nur das Herz mir.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/26.html b/OEBPS/Text/26.html new file mode 100644 index 0000000..748fcdb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/26.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Winter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Winter.</h4> + + + +<p>Jetzt komm und hülle, zaubrischer Phantasus,<br /> +Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,<br /> +<span class="indent">In goldne Träum' und schütze sie, die</span><br /> +<span class="indent">Blühende Ruhe der Immerguten.</span></p> + +<p>Dem Manne laß sein Sinnen und sein Geschäft<br /> +Und seiner Kerze Schein und den künft'gen Tag<br /> +<span class="indent">Gefallen, laß des Unmuths ihm, der</span><br /> +<span class="indent">Häßlichen Sorge zu viel nicht werden,</span></p> + +<p>Wenn jetzt der immerzürnende Boreas,<br /> +Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land<br /> +<span class="indent">Befällt, und spät, zur Schlummerstunde,</span><br /> +<span class="indent">Spottend der Menschen, sein schrecklich Lied singt,</span></p> + +<p>Und unsrer Städte Mauern und unserm Zaun,<br /> +Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain<br /> +<span class="indent">Zerreißt, und selber im Gesang die</span><br /> +<span class="indent">Seele mir störet, der Allverderber.</span></p> + +<p>Und rastlos tobend über den sanften Strom<br /> +Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher<br /> +<span class="indent">Das Thal gährt und, wie fallend Laub, vom</span><br /> +<span class="indent">Berstenden Hügel herab der Fels fällt.</span></p> + +<p>Wohl frommer ist, denn andre Lebendige,<br /> +Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehört er auch<br /> +<span class="indent">Sich eigner an und sinnt und ruht in</span><br /> +<span class="indent">Sicherer Hütte, der Freigeborne.</span></p> + +<p>Und immer wohnt der freundlichen Genien<br /> +Noch einer gerne segnend mit ihm, und wenn<br /> +<span class="indent">Sie zürnten all', die ungelehr'gen</span><br /> +<span class="indent">Geniuskräfte, doch liebt die Liebe.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/27.html b/OEBPS/Text/27.html new file mode 100644 index 0000000..c1c3589 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/27.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der gute Glaube.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der gute Glaube.</h4> + + + +<p>Schönes Leben! Du liegst krank und das Herz ist mir<br /> +Müd vom Weinen und schon dämmert die Furcht in mir;<br /> +<span class="indent">Doch, doch kann ich nicht glauben,</span><br /> +<span class="indent">Daß Du sterbest, so lang Du liebst.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/28.html b/OEBPS/Text/28.html new file mode 100644 index 0000000..d977940 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/28.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Ihre Genesung.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Ihre Genesung.</h4> + + + +<p>Deine Freundin, Natur! leidet und schläft, und du<br /> +Allbelebende säumst? ach, und ihr heilt sie nicht<br /> +<span class="indent">Mächt'ge Lüfte des Aethers,</span><br /> +<span class="indent">Nicht ihr Quellen des Sonnenlichts?</span></p> + +<p>Alle Blumen der Erd', alle die fröhlichen<br /> +Schönen Früchte des Hains, heitern sie alle nicht<br /> +<span class="indent">Dieses Leben, ihr Götter,</span><br /> +<span class="indent">Das ihr selber in Lieb' erzogt?</span></p> + +<p>Ach! schon athmet und tönt heilige Lebenslust<br /> +Ihr im reizenden Wort wieder, wie sonst, und schon<br /> +<span class="indent">Glänzt das Auge des Lieblings</span><br /> +<span class="indent">Freundlich offen, Natur! Dich an.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/29.html b/OEBPS/Text/29.html new file mode 100644 index 0000000..4ae2c09 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/29.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Abbitte.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Abbitte.</h4> + + + +<p>Heilig Wesen! gestört hab' ich die goldene<br /> +Götterruhe Dir oft, und der geheimeren,<br /> +<span class="indent">Tiefern Schmerzen des Lebens</span><br /> +<span class="indent">Hast Du manche, getrennt von mir.</span></p> + +<p>O vergiß es, vergieb! gleich dem Gewölke dort<br /> +Vor dem friedlichen Mond, geh' ich dahin und Du<br /> +<span class="indent">Ruhst und glänzest in deiner</span><br /> +<span class="indent">Schöne wieder, du süßes Licht!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/30.html b/OEBPS/Text/30.html new file mode 100644 index 0000000..8b777fb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/30.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Ehmals und Jetzt.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Ehmals und Jetzt.</h4> + + + +<p>In jüngeren Tagen war ich des Morgens froh,<br /> +Des Abends weint' ich; jetzt, da ich älter bin,<br /> +<span class="indent">Beginn' ich zweifelnd meinen Tag, doch</span><br /> +<span class="indent">Heilig und heiter ist mir sein Ende.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/31.html b/OEBPS/Text/31.html new file mode 100644 index 0000000..e874d6d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/31.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An die Deutschen.</title> +</head> + +<body> +<h4>An die Deutschen.</h4> + + + +<p>Spottet ja nicht des Kind's, wenn es mit Peitsch' und Sporn,<br /> +Auf dem Rosse von Holz, muthig und groß sich dünkt.<br /> +<span class="indent">Denn, ihr Deutschen, auch ihr seyd</span><br /> +<span class="indent">Thatenarm und gedankenvoll.</span></p> + +<p>Oder kömmt, wie der Stral aus dem Gewölke kömmt,<br /> +Aus Gedanken die That? Leben die Bücher bald?<br /> +<span class="indent">O ihr Lieben! so nehmt mich,</span><br /> +<span class="indent">Daß ich büße die Lästerung!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/32.html b/OEBPS/Text/32.html new file mode 100644 index 0000000..8adf4cf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/32.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An die jungen Dichter.</title> +</head> + +<body> +<h4>An die jungen Dichter.</h4> + + + +<p>Lieben Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht,<br /> +Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegährt,<br /> +<span class="indent">Bald zur Stille der Schönheit;</span><br /> +<span class="indent">Seyd nur fromm, wie der Grieche war!</span></p> + +<p>Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen!<br /> +Haßt den Rausch wie den Frost! lehrt und beschreibet nicht!<br /> +<span class="indent">Wenn der Meister euch ängstigt,</span><br /> +<span class="indent">Fragt die große Natur um Rath!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/33.html b/OEBPS/Text/33.html new file mode 100644 index 0000000..0f7b09c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/33.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Kürze.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Kürze.</h4> + + + +<p>»Warum bist du so kurz? liebst du wie vormals denn<br /> +»Nun nicht mehr den Gesang? fand'st du als Jüngling doch<br /> +<span class="indent">»In den Tagen der Hoffnung,</span><br /> +<span class="indent">»Wenn du sangest, das Ende nie?«</span></p> + +<p>Wie mein Glück ist mein Lied. — Willst du im Abendroth<br /> +Froh dich baden? Hinweg ist's und die Erd' ist kalt,<br /> +<span class="indent">Und der Vogel der Nacht schwirrt</span><br /> +<span class="indent">Unbequem vor das Auge dir.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/34.html b/OEBPS/Text/34.html new file mode 100644 index 0000000..9e03cba --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/34.html @@ -0,0 +1,28 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Sokrates und Alcibiades.</title> +</head> + +<body> +<h4>Sokrates und Alcibiades.</h4> + +<p><span class="spaced">»Warum huldigest Du, heiliger Sokrates,</span><br /> +»Diesem Jünglinge stets? kennst Du Größ'res nicht?<br /> +<span class="spaced">»Warum siehet mit Liebe,</span><br /> +»Wie auf Götter, Dein Aug' auf ihn?«</p> + +<p>Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste,<br /> +Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt,<br /> +Und es neigen die Weisen<br /> +Oft am Ende zum Schönen sich.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/35.html b/OEBPS/Text/35.html new file mode 100644 index 0000000..51d20e0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/35.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Götter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Götter.</h4> + + + +<p>Du stiller Aether! immer bewahrst du schön<br /> +Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sih<br /> +Zur Tapferkeit vor deinen Stralen,<br /> +Helios! oft die empörte Brust mir.</p> + +<p>Ihr guten Götter! arm ist, wer euch nicht kennt,<br /> +Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie,<br /> +Und Nacht ist ihm die Welt, und keine<br /> +Freude gedeihet und kein Gesang ihm.</p> + +<p>Nur ihr, mit euer ewigen Jugend, nährt<br /> +In Herzen, die euch lieben, den Kindersinn,<br /> +Und laßt in Sorgen und in Irren<br /> +Nimmer den Genius sich vertrauern.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/36.html b/OEBPS/Text/36.html new file mode 100644 index 0000000..40c24b0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/36.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Empedokles.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Empedokles.</h4> + + + +<p>Das Leben suchst Du, suchst, und es quillt und glänzt<br /> +Ein göttlich Feuer tief aus der Erde Dir,<br /> +Und Du in schauderndem Verlangen<br /> +Wirfst Dich hinab in des Aetna Flammen.</p> + +<p>So schmelzt' im Weine Perlen der Uebermuth<br /> +Der Königin; und mochte sie! Hättest Du<br /> +Nur Deinen Reichthum nicht, o Dichter,<br /> +Hin in den gährenden Kelch geopfert!</p> + +<p>Doch heilig bist Du mir, wie der Erde Macht,<br /> +Die Dich hinwegnahm, kühner Getödteter!<br /> +Und folgen möcht' ich in die Tiefe,<br /> +Hielte die Liebe mich nicht, dem Helden.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/37.html b/OEBPS/Text/37.html new file mode 100644 index 0000000..79de3dd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/37.html @@ -0,0 +1,66 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Neckar.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Neckar.</h4> + + + +<p>In deinen Thälern wachte mein Herz mir auf<br /> +Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,<br /> +Und all' der holden Hügel, die Dich,<br /> +Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir.</p> + +<p>Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft<br /> +Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Thal,<br /> +Wie Leben aus dem Freudebecher,<br /> +Glänzte die bläuliche Silberwelle.</p> + +<p>Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,<br /> +Mit ihnen auch mein Herz, und Du nahmst uns mit<br /> +Zum still erhabnen Rhein, zu seinen<br /> +Städten hinunter und lust'gen Inseln. —</p> + +<p>Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug' entflieht,<br /> +Verlangend nach den Reizen der Erde, mir<br /> +Zum goldnen Pactol, zu Smyrna's<br /> +Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht' ich</p> + +<p>Bei Sunium oft landen, den stummen Pfad<br /> +Nach deinen Säulen fragen, Olympion!<br /> +Noch eh' der Sturmwind und das Alter<br /> +Hin in den Schutt der Athenertempel</p> + +<p>Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt;<br /> +Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,<br /> +Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen<br /> +Inseln Ioniens! wo die Meerluft</p> + +<p>Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald<br /> +Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstock wärmt.<br /> +Ach! wo ein goldner Herbst dem armen<br /> +Volk' in Gesänge die Seufzer wandelt,</p> + +<p>Wenn sein Granatbaum reift, wenn aus grüner Nacht<br /> +Die Pomeranze blinkt, und der Mastirbaum<br /> +Von Harze träuft, und Pauck' und Cymbel<br /> +Zum labyrinthischen Tanze klingen.</p> + +<p>Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch,<br /> +Mein Schutzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn<br /> +Auch da mein Neckar nicht mit seinen<br /> +Lieblichen Wiesen und Uferweiden.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/38.html b/OEBPS/Text/38.html new file mode 100644 index 0000000..75cb634 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/38.html @@ -0,0 +1,61 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Heidelberg.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Heidelberg.</h4> + + + +<p>Lange lieb' ich Dich schon, möchte Dich, mir zur Lust,<br /> +Mutter nennen und Dir schenken ein kunstlos Lied,<br /> +Du, der Vaterlandsstädte<br /> +Ländlich schönste, so viel ich sah.</p> + +<p>Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt,<br /> +Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei Dir glänzt,<br /> +Leicht und kräftig die Brücke,<br /> +Die von Wagen und Menschen tönt.</p> + +<p>Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst,<br /> +Auf die Brücke mich an, da ich vorüber gieng,<br /> +Und herein in die Berge<br /> +Mir die reizende Ferne schien.</p> + +<p>Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,<br /> +Traurig froh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,<br /> +Liebend unterzugehen,<br /> +In die Fluten der Zeit sich wirft.</p> + +<p>Quellen hattest Du ihm, hattest dem Flüchtigen<br /> +Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn<br /> +<span class="indent">All' ihm nach, und es bebte</span><br /> +<span class="indent">Aus den Wellen ihr lieblich Bild.</span></p> + +<p>Aber schwer in das Thal hieng die gigantische<br /> +Schicksalskundige Burg, nieder bis auf den Grund<br /> +<span class="indent">Von den Wettern gerissen;</span><br /> +<span class="indent">Doch die ewige Sonne goß</span></p> + +<p>Ihr verjüngendes Licht über das alternde<br /> +Riesenbild, und umher grünte lebendiger<br /> +<span class="indent">Epheu; freundliche Wälder</span><br /> +<span class="indent">Rauschten über die Burg herab.</span></p> + +<p>Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal,<br /> +An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold,<br /> +<span class="indent">Deine fröhlichen Gassen</span><br /> +<span class="indent">Unter duftenden Gärten ruhn.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/39.html b/OEBPS/Text/39.html new file mode 100644 index 0000000..8bf7014 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/39.html @@ -0,0 +1,73 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Main.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Main.</h4> + +<div class="subtitle">(Variation des obigen: <span class="spaced">der Neckar</span>.)</div> + + + +<p>Wohl manches Land der lebenden Erde möcht'<br /> +Ich sehn, und öfters über die Berg' enteilt<br /> +<span class="indent">Das Herz mir und die Wünsche wandern</span><br /> +<span class="indent">Ueber das Meer, zu den Ufern, die mir</span></p> + +<p>Vor andern, so ich kenne, gepriesen sind,<br /> +Doch lieb ist in der Ferne nicht eines mir,<br /> +<span class="indent">Wie jenes, wo die Göttersöhne</span><br /> +<span class="indent">Schlafen, das trauernde Land der Griechen.</span></p> + +<p>Ach! einmal dort an Suniums Küste möcht'<br /> +Ich landen, deine Säulen, Olympion!<br /> +<span class="indent">Erfragen, dort, noch eh der Nordsturm</span><br /> +<span class="indent">Hin in den Schutt der Athenertempel</span></p> + +<p>Und ihrer Götterbilder auch dich begräbt;<br /> +Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,<br /> +<span class="indent">Die nicht mehr ist! — und o ihr schönen</span><br /> +<span class="indent">Inseln Jöniens, wo die Lüfte</span></p> + +<p>Vom Meere kühl, an warme Gestade wehn,<br /> +Wenn unter kräft'ger Sonne die Traube reift,<br /> +<span class="indent">Ach! wo ein goldner Herbst dem armen</span><br /> +<span class="indent">Volk' in Gesänge die Seufzer wandelt,</span></p> + +<p>Wenn die Betrübten jetzt ihr Limonenwald,<br /> +Und ihr Granatbaum, purpurner Aepfel voll,<br /> +<span class="indent">Und süßer Wein und Pauck' und Zithar</span><br /> +<span class="indent">Zum labyrinthischen Tanze ladet. —</span></p> + +<p>Zu euch vielleicht, ihr Inseln! geräth noch einst<br /> +Ein heimathloser Sänger; denn wandern muß<br /> +<span class="indent">Von Fremden er zu Fremden und die</span><br /> +<span class="indent">Erde, die freie, sie muß ja leider</span></p> + +<p>Statt <span class="spaced">Vaterlands</span> ihm dienen, so lang er lebt,<br /> +Und wenn er stirbt — doch nimmer vergeß ich dich,<br /> +<span class="indent">So fern ich wandre, schöner Main! und</span><br /> +<span class="indent">Deine Gestade, die vielbeglückten.</span></p> + +<p>Gastfreundlich nahmst du, Stolzer! bei dir mich auf<br /> +Und heitertest das Auge dem Fremdlinge,<br /> +<span class="indent">Und still hingleitende Gesänge</span><br /> +<span class="indent">Lehrtest du mich und geräuschlos Leben.</span></p> + +<p>O ruhig mit den Sternen, du Glücklicher!<br /> +Wallst du von deinem Morgen zum Abend fort,<br /> +<span class="indent">Dem Bruder zu, dem Rhein; und dann mit</span><br /> +<span class="indent">Ihm in den Ocean freudig nieder!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/40.html b/OEBPS/Text/40.html new file mode 100644 index 0000000..fae8755 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/40.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Ermunterung.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Ermunterung.</h4> + + + +<p>Echo des Himmels! heiliges Herz! warum<br /> +Warum verstummst du unter den Lebenden,<br /> +<span class="indent">Schläfst, freies! von den Götterlosen</span><br /> +<span class="indent">Ewig hinab in die Nacht verwiesen?</span></p> + +<p>Wacht denn, wie vormals, nimmer des Aethers Licht?<br /> +Und blüht die alte Mutter, die Erde nicht?<br /> +<span class="indent">Und übt der Geist nicht da und dort, nicht</span><br /> +<span class="indent">Lächelnd die Liebe das Recht noch immer?</span></p> + +<p>Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen,<br /> +Und stillebildend weht, wie ein kahl Gefild,<br /> +<span class="indent">Der Athem der Natur dich an, der</span><br /> +<span class="indent">Alleserheiternde, seelenvolle.</span></p> + +<p>O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht<br /> +Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit,<br /> +<span class="indent">Daß aus der Menschen Munde sie, die</span><br /> +<span class="indent">Schönere Seele sich neu verkündet,</span></p> + +<p>Dann liebender im Bunde mit Sterblichen<br /> +Das Element sich bildet, und dann erst reich,<br /> +<span class="indent">Bei frommer Kinder Dank, der Erde</span><br /> +<span class="indent">Brust, die unendliche, sich entfaltet,</span></p> + +<p>Und unsre Tage wieder, wie Blumen, sind,<br /> +Wo sie, des Himmels Sonne sich ausgetheilt<br /> +<span class="indent">Im stillen Wechsel sieht und wieder</span><br /> +<span class="indent">Froh in den frohen das Licht sich findet,</span></p> + +<p>Und er, der sprachlos waltet und unbekannt<br /> +Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist<br /> +<span class="indent">Im Menschenwort, am schönen Tage</span><br /> +<span class="indent">Kommenden Jahren, wie einst, sich ausspricht.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/41.html b/OEBPS/Text/41.html new file mode 100644 index 0000000..96a36a6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/41.html @@ -0,0 +1,51 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Heimath.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Heimath.</h4> + + + +<p>Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,<br /> +Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;<br /> +<span class="indent">So käm' auch ich zur Heimath, hätt' ich</span><br /> +<span class="indent">Güter so viele, wie Leid, geerntet.</span></p> + +<p>Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einst,<br /> +Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,<br /> +<span class="indent">Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich</span><br /> +<span class="indent">Komme, die Ruhe noch einmal wieder?</span></p> + +<p>Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,<br /> +Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,<br /> +<span class="indent">Dort bin ich bald; euch traute Berge,</span><br /> +<span class="indent">Die mich behüteten einst, der Heimath</span></p> + +<p>Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus;<br /> +Und liebender Geschwister Umarmungen<br /> +<span class="indent">Begrüß' ich bald, und ihr umschließt mich,</span><br /> +<span class="indent">Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,</span></p> + +<p>Ihr treu geblieb'nen! aber ich weiß, ich weiß<br /> +Der Liebe Leid, dieß heilet so bald mir nicht,<br /> +<span class="indent">Dieß singt kein Wiegensang, den tröstend</span><br /> +<span class="indent">Sterbliche singen, mir aus dem Busen.</span></p> + +<p>Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn,<br /> +Die Götter schenken heiliges Leid uns auch,<br /> +<span class="indent">Drum bleibe dieß. Ein Sohn der Erde</span><br /> +<span class="indent">Bin ich; zu lieben gemacht, zu leiden.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/42.html b/OEBPS/Text/42.html new file mode 100644 index 0000000..47321d7 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/42.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Liebe.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Liebe.</h4> + + + +<p>Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr die Euern all',<br /> +O ihr Dankbaren, sie, euere Dichter schmäht,<br /> +<span class="indent">Gott vergeb' es, doch ehret</span><br /> +<span class="indent">Nur die Seele der Liebenden.</span></p> + +<p>Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst,<br /> +Da die knechtische jetzt alles, die Sorge, zwingt?<br /> +<span class="indent">Darum wandelt der Gott auch</span><br /> +<span class="indent">Sorglos über dem Haupt uns längst.</span></p> + +<p>Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist,<br /> +Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld<br /> +<span class="indent">Grüne Halme doch sprossen.</span><br /> +<span class="indent">Oft ein einsamer Vogel singt.</span></p> + +<p>Wenn sich mählig der Wald dehnet, der Strom sich regt.<br /> +Schon die mildere Luft leise von Mittag weht<br /> +<span class="indent">Zur erlesenen Stunde,</span><br /> +<span class="indent">So ein Zeichen der schönern Zeit,</span></p> + +<p>Die wir glauben, erwächst einzig genügsam nah,<br /> +Einzig edel und fromm über dem ehernen,<br /> +<span class="indent">Wilden Boden die Liebe,</span><br /> +<span class="indent">Gottes Tochter, von ihm allein.</span></p> + +<p>Sey gesegnet, o sey, himmlische Pflanze, mir<br /> +Mit Gesange gepflegt, wenn des ätherischen<br /> +<span class="indent">Nektars Kräfte Dich nähren,</span><br /> +<span class="indent">Und der schöpf'rische Stral Dich reift.</span></p> + +<p>Wachs' und werde zum Wald! eine beseeltere,<br /> +Voll entblühende Welt! Sprache der Liebenden<br /> +<span class="indent">Sey die Sprache des Landes,</span><br /> +<span class="indent">Ihre Seele der Laut des Volks!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/43.html b/OEBPS/Text/43.html new file mode 100644 index 0000000..9f2ab2e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/43.html @@ -0,0 +1,41 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Lebenslauf.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Lebenslauf.</h4> + + + +<p>Größeres wolltest auch du, aber die Liebe zwingt<br /> +All' uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,<br /> +<span class="indent">Und es kehret umsonst nicht</span><br /> +<span class="indent">Unser Bogen, woher er kommt.</span></p> + +<p>Aufwärts oder hinab! wehet in heil'ger Nacht, —<br /> +Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,<br /> +<span class="indent">Weht im nüchternen Orkus</span><br /> +<span class="indent">Nicht ein liebender Athem auch?</span></p> + +<p>Dieß erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,<br /> +Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,<br /> +<span class="indent">Daß ich wüßte, mit Vorsicht,</span><br /> +<span class="indent">Mich des ebenen Pfads geführt.</span></p> + +<p>Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,<br /> +Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern',<br /> +<span class="indent">Und verstehe die Freiheit,</span><br /> +<span class="indent">Aufzubrechen, wohin er will.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/44.html b/OEBPS/Text/44.html new file mode 100644 index 0000000..c550aa2 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/44.html @@ -0,0 +1,66 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Abschied.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Abschied.</h4> + + + +<p>Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?<br /> +Da wirs thaten, warum schreckte, wie Mord, die That?<br /> +<span class="indent">Ach! wir kennen uns wenig,</span><br /> +<span class="indent">Denn es waltet ein Gott in uns.</span></p> + +<p>Den verrathen? ach ihn, welcher uns alles erst,<br /> +Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden<br /> +<span class="indent">Schutzgott unserer Liebe,</span><br /> +<span class="indent">Dieß, dieß Eine vermag ich nicht.</span></p> + +<p>Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn,<br /> +Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht,<br /> +<span class="indent">Und es fordert die Seele</span><br /> +<span class="indent">Tag für Tag der Gebrauch uns ab.</span></p> + +<p>Wohl! ich wußt' es zuvor. Seit der gewurzelte<br /> +Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt,<br /> +<span class="indent">Muß, mit Blut sie zu sühnen,</span><br /> +<span class="indent">Muß der Liebenden Herz vergehn.</span></p> + +<p>Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich<br /> +Dieses Tödtliche sehn, daß ich im Frieden doch<br /> +<span class="indent">Hin ins Einsame ziehe,</span><br /> +<span class="indent">Und noch unser der Abschied sey!</span></p> + +<p>Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden<br /> +Heil'gen Giftes genug, daß ich des Lethetranks<br /> +<span class="indent">Mit Dir trinke, daß alles</span><br /> +<span class="indent">Haß und Liebe vergessen sey!</span></p> + +<p>Hingehn will ich. Vielleicht seh' ich in langer Zeit<br /> +Diotima! Dich hier. Aber verblutet ist<br /> +<span class="indent">Dann das Wünschen und friedlich</span><br /> +<span class="indent">Gleich den Seligen, fremd sind wir.</span></p> + +<p>Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab,<br /> +Sinnend, zögernd, doch itzt faßt die Vergessenen<br /> +<span class="indent">Hier die Stelle des Abschieds,</span><br /> +<span class="indent">Es erwarmet ein Herz in uns,</span></p> + +<p>Staunend seh' ich dich an, Stimmen und süßen Sang,<br /> +Wie aus voriger Zeit, hör' ich und Saitenspiel,<br /> +<span class="indent">Und befreiet in Flammen</span><br /> +<span class="indent">Fliegt in Lüfte der Geist uns auf.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/45.html b/OEBPS/Text/45.html new file mode 100644 index 0000000..9f4be81 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/45.html @@ -0,0 +1,51 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Diotima..</title> +</head> + +<body> + +<h4>Diotima..</h4> + + + +<p>Du schweigst und duldest, denn sie verstehen dich nicht.<br /> +Du edles Leben! siehest zur Erd' und schweigst<br /> +<span class="indent">Am schönen Tag, denn ach! umsonst nur</span><br /> +<span class="indent">Suchst du die Deinen im Sonnenlichte,</span></p> + +<p>Die Königlichen, welche wie Brüder doch,<br /> +Wie eines Hains gesellige Gipfel sonst<br /> +<span class="indent">Der Lieb' und Heimath sich und ihres</span><br /> +<span class="indent">Immer umfangenden Himmels freuten.</span></p> + +<p>Des Ursprungs noch in tönender Brust gedenk;<br /> +Die Dankbarn, sie, sie mein' ich, die einzig treu<br /> +<span class="indent">Bis in den Tartarus die Freude</span><br /> +<span class="indent">Brachten, die Freien, die Göttermenschen.</span></p> + +<p>Die zärtlich großen Seelen, die nimmer sind;<br /> +Denn sie beweint, so lange das Trauerjahr<br /> +<span class="indent">Schon dauert, von den vor'gen Sternen</span><br /> +<span class="indent">Täglich gemahnet, das Herz noch immer.</span></p> + +<p>Und diese Todtenklage, sie ruht nicht aus,<br /> +Die Zeit doch heilt. Die Himmlischen sind jetzt stark,<br /> +<span class="indent">Sind schnell. Nimmt denn nicht schon ihr altes</span><br /> +<span class="indent">Freudiges Recht die Natur sich wieder?</span></p> + +<p>Sieh! eh noch unser Hügel, o Liebe, sinkt,<br /> +Geschieht's und ja! noch siehet mein sterblich Lied<br /> +<span class="indent">Den Tag, der, Diotima! nächst den</span><br /> +<span class="indent">Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/46.html b/OEBPS/Text/46.html new file mode 100644 index 0000000..4d85920 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/46.html @@ -0,0 +1,51 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Rückkehr in die Heimath.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Rückkehr in die Heimath.</h4> + + + +<p>Ihr milden Lüfte, Boten Italiens!<br /> +Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom!<br /> +<span class="indent">Ihr wogenden Gebirg'! o all' ihr</span><br /> +<span class="indent">Sonnigen Gipfel! so seyd ihr's wieder.</span></p> + +<p>Du stiller Ort! in Träumen erschienst du fern,<br /> +Nach hoffnungslosem Tage dem Sehnenden,<br /> +<span class="indent">Und du, mein Haus, und ihr Gespielen,</span><br /> +<span class="indent">Bäume des Hügels, ihr wohlbekannten!</span></p> + +<p>Wie lang' ist's, o wie lange! des Kindes Ruh'<br /> +Ist hin, und hin ist Jugend und Lieb' und Glück,<br /> +<span class="indent">Doch du, mein Vaterland, du Heilig-</span><br /> +<span class="indent">Duldendes, siehe, du bist geblieben!</span></p> + +<p>Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir<br /> +Sich freu'n, erziehst du, Theures! die Deinen auch,<br /> +<span class="indent">Und mahnst in Träumen, wenn sie ferne</span><br /> +<span class="indent">Schweifen und irren, die Ungetreuen.</span></p> + +<p>Und wenn im heißen Busen dem Jünglinge<br /> +Die eigenmächt'gen Wünsche besänftiget<br /> +<span class="indent">Und stille vor dem Schicksal sind, dann</span><br /> +<span class="indent">Giebt der Geläuterte dir sich lieber.</span></p> + +<p>Lebt wohl denn, Jugendtage, du Rosenpfad<br /> +Der Lieb', und all' ihr Pfade des Wanderers,<br /> +<span class="indent">Lebt wohl! und nimm und segne du mein</span><br /> +<span class="indent">Leben, o Himmel der Heimath, wieder!</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/47.html b/OEBPS/Text/47.html new file mode 100644 index 0000000..e02241f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/47.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An die Parzen.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An die Parzen.</h4> + + + +<p>Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!<br /> +Und Einen Herbst zu reifem Gesange mir,<br /> +<span class="indent">Daß williger mein Herz, vom süssen</span><br /> +<span class="indent">Spiele gesättiget, dann mir sterbe!</span></p> + +<p>Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht<br /> +Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;<br /> +<span class="indent">Doch ist mir einst das Heil'ge, das am</span><br /> +<span class="indent">Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen:</span></p> + +<p>Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!<br /> +Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel<br /> +<span class="indent">Mich nicht hinabgeleitet; Einmal</span><br /> +<span class="indent">Lebt' ich, wie Götter, und mehr bedarf's nicht.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/48.html b/OEBPS/Text/48.html new file mode 100644 index 0000000..9d820ba --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/48.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Unter den Alpen gesungen.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Unter den Alpen gesungen.</h4> + + + +<p>Heilige Unschuld, Du der Menschen und der<br /> +Götter liebste Vertrauteste! Du magst im<br /> +Hause oder draußen ihnen zu Füßen<br /> +<span class="indent50">Sitzen, den Alten,</span></p> + +<p>Immerzufriedener Weisheit voll; denn manches<br /> +Gute kennet der Mann, doch staunet er dem<br /> +Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist,<br /> +<span class="indent50">Reine, Dir alles!</span></p> + +<p>Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne<br /> +Dient und trauet es Dir, der stumme Wald spricht<br /> +Wie vor Alters, seine Sprüche zu Dir, es<br /> +<span class="indent50">Lehren die Berge</span></p> + +<p>Heil'ge Gesetze Dich, und was noch jetzt uns<br /> +Vielerfahrenen, offenbar der große<br /> +Vater werden heißt, Du darfst es allein uns<br /> +<span class="indent50">Helle verkünden.</span></p> + +<p>So mit den Himmlischen allein zu seyn, und<br /> +Geht vorüber das Licht, und Strom und Wind, und<br /> +Zeit eilt sie zum Ort, vor ihnen ein stetes<br /> +<span class="indent50">Auge zu haben,</span></p> + +<p>Seliger weiß und wünsch' ich nichts, so lange<br /> +Nicht auch mich, wie die Winde, fort die Flut nimmt,<br /> +Daß wohl aufgehoben, schlafend dahin ich<br /> +<span class="indent50">Muß in den Wogen;</span></p> + +<p>Aber es bleibt daheim gern, wer in treuem<br /> +Busen Göttliches hält, und frei will ich, so<br /> +Lang ich darf, euch all' ihr Sprachen des Himmels!<br /> +<span class="indent50">Deuten und singen.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/49.html b/OEBPS/Text/49.html new file mode 100644 index 0000000..ef1da4d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/49.html @@ -0,0 +1,68 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Mensch.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Mensch.</h4> + +<div class="subtitle spaced">Fragment.</div> + + + +<p>Kaum sproßten aus den Wassern, o Erde, dir<br /> +Der alten Berge Gipfel; und dufteten,<br /> +<span class="indent">Voll junger Wälder, durch die Mailuft,</span><br /> +<span class="indent">Ueber den Ocean hin, lustathmend,</span></p> + +<p>Die ersten grünen Inseln; und freudig sah<br /> +Des Sonnengottes Auge die Erstlinge,<br /> +<span class="indent">Die Bäum und Blumen, seiner Jugend</span><br /> +<span class="indent">Lächelnde Kinder, aus Dir geboren.</span></p> + +<p>Da auf den Inseln schönsten,<br /> +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br /> +<span class="indent">Lag unter Trauben einst, nach lauer</span><br /> +<span class="indent">Nacht, in der dämmernden Morgenstunde,</span></p> + +<p>Geboren dir, o Erde, dein schönstes Kind;<br /> +Und auf zum Vater Helios sieht bekannt<br /> +<span class="indent">Der Knab' und weiht und wählt, die süssen</span><br /> +<span class="indent">Beere versuchend, die heil'ge Rebe</span></p> + +<p>Zur Amme sich. Und bald ist er groß; ihn scheun<br /> +Die Thiere, denn ein Anderer ist, wie sie,<br /> +<span class="indent">Der Mensch; nicht dir und nicht dem Vater</span><br /> +<span class="indent">Gleicht er . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</span></p> + +<p>Ach! darum treibt ihn, Erde! vom Herzen dir<br /> +Sein Uebermuth, und deine Geschenke sind<br /> +<span class="indent">Umsonst, die zärtlichen, zu hoch schlägt</span><br /> +<span class="indent">Immer und immer der stolze Busen.</span></p> + +<p>Von seines Ufers duftender Wiese muß<br /> +Ins blüthenlose Wasser hinaus der Mensch,<br /> +<span class="indent">Und glänzte auch, wie die Sternennacht, von</span><br /> +<span class="indent">Goldenen Früchten sein Hain, doch gräbt er</span></p> + +<p>Sich Höhlen in den Bergen und späht im Schacht,<br /> +Von seines Vaters heiligem Strale fern,<br /> +<span class="indent">Dem Sonnengott auch ungetreu, der</span><br /> +<span class="indent">Knechte nicht liebt und der Sorgen spottet.</span></p> + +<p>Ach! freier athmen Vögel des Walds, wenn schon<br /> +Des Menschen Brust sich wilder und stolzer hebt,<br /> +<span class="indent">Sein Trotz wird Angst, und seines Friedens</span><br /> +<span class="indent">Blume, die zärtliche, blüht nicht lange.</span></p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/50.html b/OEBPS/Text/50.html new file mode 100644 index 0000000..a92b4d1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/50.html @@ -0,0 +1,746 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Emilie vor ihrem Brauttag.</title> +</head> + +<body> +<h4>Emilie</h4> + +<div class="subtitle spaced">vor ihrem Brauttag.</div> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Ich bin im Walde mit dem Vater draus</span><br /> +Gewesen, diesen Abend, auf dem Pfade,<br /> +Du kennest ihn, vom vor'gen Frühlinge.<br /> +Es blühten wilde Rosen nebenan,<br /> +Und von der Felswand überschattet' uns<br /> +Der Eichenbüsche sonnenhelles Grün;<br /> +Und oben durch der Buchen Dunkel quillt<br /> +Das klare flüchtige Gewässer nieder.<br /> +Wie oft, du Liebe! stand ich dort und sah<br /> +Ihm nach aus seiner Bäume Dämmerung<br /> +Hinunter in die Ferne, wo zum Bach<br /> +Es wird, zum Strome, sehnte mich mit ihm<br /> +Hinaus — wer weiß wohin?</p> + +<p><span class="rightalign">Das hast du oft</span><br /> +Mir vorgeworfen, daß ich immerhin<br /> +Abwesend bin mit meinem Sinne, hast<br /> +Mir's oft gesagt, ich habe bei den Menschen<br /> +Kein friedlich Bleiben nicht, verschwende<br /> +Die Seele an die Lüfte, lieblos sey<br /> +Ich öfters bei den Meinen. Gott! ich lieblos?</p> + +<p><span class="rightalign">Wohl mag es freudig seyn und schön, zu bleiben,</span><br /> +Zu ruhn in einer lieben Gegenwart,<br /> +Wenn eine große Seele, die wir kennen,<br /> +Vertraulich nahe waltet über uns,<br /> +Sich um uns schließt, daß wir, die Heimatlosen,<br /> +Doch wissen, wo wir wohnen.</p> + +<p><span class="rightalign">Gute! Treue!</span><br /> +Doch hast Du recht. Bist denn Du nicht mir eigen?<br /> +Und hab' ich ihn den theuern Vater nicht,<br /> +Den Heiligjugendlichen, Vielerfahrnen,<br /> +Der, wie ein stiller Gott auf dunkler Wolke,<br /> +Verborgenwirkend über seiner Welt<br /> +Mit freiem Auge ruht? und wenn er schon<br /> +Ein Höher's weiß, und ich des Mannes Geist<br /> +Nur ahnen kann, doch ehrt er liebend mich,<br /> +Und nennt mich seine Freude, ja! und oft<br /> +Giebt eine neue Seele mir sein Wort.</p> + +<p><span class="rightalign">Dann möcht' ich wohl den Segen, den er gab,</span><br /> +Mit Einem, das ich liebte, gerne theilen.<br /> +Und bin allein — ach! ehmals war ich's nicht!</p> + +<p><span class="rightalign">Mein Eduard! mein Bruder! denkst du sein</span><br /> +Und denkst du noch der frommen Abende,<br /> +Wenn wir im Garten oft zusammensaßen<br /> +Nach schönem Sommertage, wenn die Luft<br /> +Um unsre Stille freundlich athmete,<br /> +Und über uns des Aethers Blumen glänzten?<br /> +Wenn von den Alten er, den Hohen! uns<br /> +Erzählte, wie in Freude sie und Freiheit<br /> +Aufstrebten, seine Meister? Tönender<br /> +Hub dann aus seiner Brust die Stimme sich,<br /> +Und zürnend war und liebend oft voll Thränen<br /> +Das Auge meinem Stolzen; ach! den letzten<br /> +Der Abende, wie nun, da Großes ihm<br /> +Bevorstand, ruhiger der Jüngling war,<br /> +Noch mit Gesängen, die wir gerne hörten,<br /> +Und mit der Zither uns die Trauernden<br /> +Vergnügt'!</p> + +<p><span class="rightalign">Ich seh' ihn immer, wie er gieng.</span><br /> +Nie war er schöner kühn, die Seele glänzt'<br /> +Ihm auf der Stirne, dann voll Andacht trat<br /> +Er vor den alten Vater. Kann ich Glück<br /> +Von dir empfangen! sprach er, heil'ger Mann!<br /> +So wünsche lieber mir das größte, denn<br /> +Ein anderes! und betroffen schien der Vater.<br /> +Wenn's seyn soll, wünsch' ich dir's, antwortet' er.<br /> +Ich stand beiseit, und wehemüthig sah<br /> +Der Scheidende mich an und rief mich laut;<br /> +Mir bebt' es durch die Glieder, und er hielt<br /> +Mich zärtlich fest, in seinen Armen stärkte<br /> +Der Starke mir das Herz, und da ich aufsah<br /> +Nach meinem Lieben, war er fortgeeilt.</p> + +<p><span class="rightalign">»Ein edel Volk ist hier auf Korsika;«</span><br /> +Schrieb freudig er im letzten Briefe mir,<br /> +»Wie wenn ein zahmer Hirsch zum Walde kehrt<br /> +»Und seine Brüder trifft, so bin ich hier,<br /> +»Und mir bewegt im Männerkriege sich<br /> +»Die Brust, daß ich von allem Weh genese.</p> + +<p><span class="rightalign">»Wie lebst Du, theure Seele! und der Vater?</span><br /> +»Hier unter frohem Himmel, wo zu schnell<br /> +»Die Frühlinge nicht altern, und der Herbst<br /> +»Aus lauer Luft die goldnen Früchte streut.<br /> +»Auf dieser guten Insel werden wir<br /> +»Uns wiedersehen; dieß ist meine Hoffnung.</p> + +<p><span class="rightalign">»Ich lobe mir den Feldherrn. Oft im Traum'</span><br /> +»Hab' ich ihn fast gesehen, wie er ist,<br /> +»Mein Paoli, noch eh' er freundlich mich<br /> +»Empfing und zärtlich vorzog, wie der Vater<br /> +»Den Jüngstgebornen, der es mehr bedarf.</p> + +<p><span class="rightalign">»Und schämen muß ich vor den andern mich,</span><br /> +»Den furchtbarstillen, ernsten Jünglingen.<br /> +»Sie dünken traurig dir bei Ruh und Spiel;<br /> +»Unscheinbar sind sie, wie die Nachtigall,<br /> +»Wenn von Gesang sie ruht; am Ehrentag'<br /> +»Erkennst Du sie. Ein eigen Leben ist's! —<br /> +»Wenn mit der Sonne wir, mit heil'gem Lied'<br /> +»Heraufgehn übern Hügel, und die Fahnen<br /> +»In's Thal hinab im Morgenwinde wehn,<br /> +»Und drunten auf der Ebne fernher sich,<br /> +»Ein gährend Element, entgegen uns<br /> +»Die Menge regt und treibt, da fühlen wir<br /> +»Frohlockender, wie wir uns herrlich lieben;<br /> +»Denn unter unsern Zelten und auf Wogen<br /> +»Der Schlacht begegnet uns der Gott, der uns<br /> +»Zusammenhält.</p> + +<p><span class="rightalign">»Wir thun, was sich gebührt,</span><br /> +»Und führen wohl das edle Werk hinaus.<br /> +»Dann küßt ihr noch den heimathlichen Boden,<br /> +»Den trauernden, und kommt und lebt mit uns,<br /> +»Emilie! — Wie wird's dem alten Vater<br /> +»Gefallen, bei den Lebenden noch Einmal<br /> +»Zum Jüngling aufzuleben und zu ruhn<br /> +»In unentweihter Erde, wenn er stirbt.</p> + +<p><span class="rightalign">»Denkst du des tröstenden Gesanges noch,</span><br /> +»Emilie, den seiner theuern Stadt<br /> +»In ihrem Fall der stille Römer sang, <sup>*</sup>)<br /> +»Noch hab' ich Einiges davon im Sinne.</p> + +<p><span class="rightalign">»Klagt nicht mehr! kommt in neues Land! so sagt' er.</span><br /> +»Der Ocean, der die Gefild' umschweift,<br /> +»Erwartet uns. Wir suchen selige<br /> +»Gefilde, reiche Inseln, wo der Boden<br /> +»Noch ungepflügt die Früchte jährlich giebt,<br /> +»Und unbeschnitten noch der Weinstock blüht,<br /> +»Wo der Olivenzweig nach Wunsche wächst,<br /> +»Und ihren Baum die Feige keimend schmückt,<br /> +»Wo Honig rinnt aus hohler Eich' und leicht<br /> +»Gewässer rauscht von Bergeshöhe. Noch Manches<br /> +»Bewundern werden wir, die Glücklichen.<br /> +»Es sparte für ein frommes Volk Saturnus Sohn<br /> +»Dieß Ufer auf, da er die goldne Zeit<br /> +»Mit Erze mischte. — Lebe wohl, du Liebe!«</p> + +<p><span class="rightalign">Der Edle fiel des Tags darauf im Treffen</span><br /> +Mit seiner Liebsten Einem, ruht mit ihm<br /> +In Einem Grab!</p> + +<p><span class="rightalign">In deinem Schoose ruht</span><br /> +Er, schönes Korsika! und deine Wälder<br /> +Umschatten ihn, und deine Lüfte wehn<br /> +Am milden Herbsttag freundlich über ihm,<br /> +Dein Abendlicht vergoldet seinen Hügel.</p> + +<p><span class="rightalign">Ach! dorthin möcht' ich wohl, doch hälf' es nicht.</span><br /> +Ich sucht' ihn, so wie hier. Ich würde fast<br /> +Dort weniger, wie hier, mich sein entwöhnen.<br /> +So wuchs ich auf mit ihm, und weinen muß ich<br /> +Und lächeln, denk' ich, wie mir's ehmals oft<br /> +Beschwerlich ward, dem Wilden nachzukommen,<br /> +Wenn nirgend er beim Spiele bleiben wollte.<br /> +Nun bist du dennoch fort und lässest mich<br /> +Allein, du Lieber! und ich habe nun<br /> +Kein Bleiben auch, und meine Augen sehn<br /> +Das Gegenwärtige nicht mehr, o Gott!<br /> +Und mit Phantomen peiniget und tröstet<br /> +Nun meine Seele sich, die einsame.<br /> +Das weißt du, gutes Mädchen! nicht, wie sehr<br /> +Ich unvernünftig bin. Ich will dir's all'<br /> +Erzählen. Morgen! Mich besucht doch immer<br /> +Der süße Schlaf, und wie die Kinder bin ich,<br /> +Die besser schlummern, wenn sie ausgeweint.</p> + +<div class="footnote"><sup>*</sup>) Horaz Epod. 16, v. 39 sqq.</div> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Der Vater schwieg im Leide tagelang,</span><br /> +Da er's erfuhr; und scheuen mußt' ich mich,<br /> +Mein Weh ihm sehn zu lassen; lieber gieng<br /> +Ich dann hinaus zum Hügel und das Herz<br /> +Gewöhnte mir zum freien Himmel sich.<br /> +Ich tadelt' oft ein wenig mich darüber,<br /> +Daß nirgend mehr im Hause mirs gefiel.<br /> +Vergnügt mit Allem war ich ehmals da,<br /> +Und leicht war Alles mir. Nun ängstigt es<br /> +Mich oft; noch trieb ich mein Geschäft, doch leblos,<br /> +Bis in die Seele stumm in meiner Trauer.</p> + +<p><span class="rightalign">Es war, wie in der Schattenwelt, im Hause.</span><br /> +Der stille Vater und das stumme Kind!</p> + +<p><span class="rightalign">Wir wollen fort auf eine Reise, Tochter!</span><br /> +Sagt' eines Tags mein Vater und wir giengen,<br /> +Und kamen dann zu Dir. In diesem Land',<br /> +An deines Nekars friedlichschönen Ufern,<br /> +Da dämmert eine stille Freude mir<br /> +Zum erstenmale wieder auf. Wie oft<br /> +Im Abendlichte stand ich auf dem Hügel<br /> +Mit dir, und sah das grüne Thal hinauf,<br /> +Wo zwischen Bergen, da die Rebe wächst,<br /> +An manchem Dorf vorüber, durch die Wiesen<br /> +Zu uns herab, von luft'ger Weid' umkränzt,<br /> +Das goldne ruhige Gewässer wallte!<br /> +Mir bleibt die Stelle lieb, wo ich gelebt.</p> + +<p><span class="rightalign">Ihr heiter freien Ebenen des Mains,</span><br /> +Ihr reichen, blühenden! wo nahe bald<br /> +Der frohe Strom, des stolzen Vaters Liebling,<br /> +Mit offnem Arm' ihn grüßt, den alten Rhein!</p> + +<p><span class="rightalign">Auch ihr! Sie sind wie Freunde mir geworden,</span><br /> +Und aus der Seele mir vergehen soll<br /> +Kein frommer Dank, und trag' ich Leid im Busen,<br /> +So soll mir auch die Freude lebend bleiben.</p> + +<p><span class="rightalign">Erzählen wollt' ich dir, doch hell ist nie</span><br /> +Das Auge mir, wenn dessen ich gedenke;<br /> +Vor seinen kindischen, geliebten Träumen<br /> +Bebt immer mir das Herz.</p> + +<p><span class="rightalign">Wir reisten dann</span><br /> +Hinein in andre Gegenden, ins Land<br /> +Des Varusthals, dort bei den dunkeln Schatten<br /> +Der wilden, heil'gen Berge lebten wir,<br /> +Die Sommertage durch, und sprachen gern<br /> +Von Helden, die daselbst gewohnt, und Göttern.</p> + +<p><span class="rightalign">Noch giengen wir des Tages, ehe wir</span><br /> +Vom Orte schieden, in den Eichenwald<br /> +Des herrlichen Gebirgs hinaus, und standen<br /> +In kühler Luft auf hoher Heide nun.</p> + +<p><span class="rightalign">»Hier unten in dem Thale schlafen sie</span><br /> +»Zusammen, sprach mein Vater, lange schon,<br /> +»Die Römer mit den Deutschen, und es haben<br /> +»Die Freigebornen sich, die stolzen, stillen,<br /> +»Im Tode mit den Welteroberern<br /> +»Versöhnt, und Großes ist und Größeres<br /> +»Zusammen in der Erde Schoos gefallen.<br /> +»Wo seyd ihr, meine Todten all'? Es lebt<br /> +»Der Menschengenius, der Sprache Gott,<br /> +»Der alte Braga noch, und Hertha grünt<br /> +»Noch immer ihren Kindern, und Walhalla<br /> +»Blaut über uns, der heimathliche Himmel;<br /> +»Doch euch, ihr Heldenbilder, find' ich nicht.«</p> + +<p><span class="rightalign">Ich sah hinab und leise schauerte</span><br /> +Mein Herz und bei den Starken war mein Sinn,<br /> +Den Guten, die hier unten vormals lebten.</p> + +<p><span class="rightalign">Jetzt stand ein Jüngling, der, uns ungesehen,</span><br /> +Am einsamen Gebüsch beiseit gesessen,<br /> +Nicht ferne von mir auf. O Vater! mußt'<br /> +Ich rufen, das ist Eduard! — Du bist<br /> +Nicht klug, mein Kind! erwiedert er und sah<br /> +Den Jüngling an; es mocht' ihn wohl auch treffen,<br /> +Er faßte schnell mich bei der Hand und zog<br /> +Mich weiter. Einmal mußt' ich noch mich umsehn.<br /> +Derselbe wars und nicht derselbe! Stolz und groß,<br /> +Und Aug' und Stirn' und Locke; schärfer blickt'<br /> +Er nur, und um die seelenvolle Miene<br /> +War, wie ein Schleier, ihm ein stiller Ernst<br /> +Gebreitet. Und er sah mich an. Es war,<br /> +Als sagt' er, gehe nur auch du, so geht<br /> +Mir alles hin, doch duld' ich aus und bleibe.</p> + +<p><span class="rightalign">Wir reisten noch desselben Abends ab,</span><br /> +Und langsamtraurig fuhr der Wagen weiter<br /> +Und weiter durchs unwegsame Gebirg.<br /> +Es wechselten in Nebel und in Regen<br /> +Der Bäum' und des Gebüsches dunkle Bilder<br /> +Im Walde nebenan. Der Vater schlief,<br /> +In dumpfem Schmerze träumt' ich hin, und kaum<br /> +Nur eben noch, die lange Zeit zu zählen,<br /> +War mir die Seele wach.</p> + +<p><span class="rightalign">Ein schöner Strom</span><br /> +Erweckt' ein wenig mir das Aug'; es standen<br /> +Im breiten Boot die Schiffer am Gestad';<br /> +Die Pferde traten folgsam in die Fähre,<br /> +Und ruhig schifften wir. Erheitert war<br /> +Die Nacht, und auf die Wellen leuchtet'<br /> +Und Hütten, wo der fromme Landmann schlief,<br /> +Aus blauer Luft das stille Mondlicht nieder;<br /> +Und alles dünkte friedlich mir und sorglos,<br /> +In Schlaf gesungen von des Himmels Sternen.</p> + +<p><span class="rightalign">Und ich sollt' ohne Ruhe seyn von nun an.</span><br /> +Verloren ohne Hoffnung mir an Fremdes<br /> +Die Seele meiner Jugend! Ach! ich fühlt'<br /> +Es jetzt, wie es geworden war mit mir.<br /> +Dem Adler gleich, der in der Wolke fliegt,<br /> +Erschien und schwand mir aus dem Auge wieder,<br /> +Und wieder mir des hohen Fremdlings Bild,<br /> +Daß mir das Herz erbebt' und ich umsonst<br /> +Mich fassen wollte. Schliefst du gut, mein Kind!<br /> +Begrüßte nun der gute Vater mich,<br /> +Und gerne wollt' ich auch ein Wort ihm sagen.<br /> +Die Thränen doch erstickten mir die Stimme,<br /> +Und in den Strom' hinunter mußt' ich sehn,<br /> +Und wußte nicht, wo ich mein Angesicht<br /> +Verbergen sollte.</p> + +<p><span class="rightalign">Glückliche! die du</span><br /> +Dieß nie erfahren, überhebe mein<br /> +Dich nicht. Auch du, und wer von allen mag<br /> +Sein eigen bleiben unter dieser Sonne?<br /> +Oft meint' ich schon, wir leben nur, zu sterben,<br /> +Uns opfernd hinzugeben für ein Anders.<br /> +O schön zu sterben, edel sich zu opfern,<br /> +Und nicht so fruchtlos, so vergebens, Liebe!<br /> +Das mag die Ruhe der Unsterblichen<br /> +Dem Menschen seyn.</p> + +<p><span class="rightalign">Bedaure du mich nur!</span><br /> +Doch tadeln, Gute, sollst du mir es nicht!<br /> +Nennst du sie Schatten, jene, die ich liebe?<br /> +Da ich kein Kind mehr war, da ich ins Leben<br /> +Erwachte, da aufs neu mein Auge sich<br /> +Dem Himmel öffnet' und dem Licht, da schlug<br /> +Mein Herz dem Schönen; und ich fand es noch;<br /> +Wie soll ichs nennen, nun es nicht mehr ist<br /> +Für mich? O laßt! Ich kann die Todten lieben,<br /> +Die Fernen; und die Zeit bezwingt mich nicht.<br /> +Mein oder nicht! du bist doch schön, ich diene<br /> +Nicht Einem, was der Stunde nur gefällt,<br /> +Dem Täglichen gehör ich nicht; es ist<br /> +Ein Anders, was ich lieb'; unsterblich<br /> +Ist, was du bist, und du bedarfst nicht meiner,<br /> +Damit du groß und gut und liebenswürdig<br /> +Und herrlich seyst, du edler Genius!</p> + +<p><span class="rightalign">Laßt nur mich stolz in meinem Leide seyn,</span><br /> +Und zürnen, wenn ich ihn verläugnen soll;<br /> +Bin ich doch sonst geduldig, und nicht oft<br /> +Aus meinem Munde kömmt ein Männerwort.<br /> +Demüthigt michs doch schon genug, daß ich,<br /> +Was ich dir lang verborgen, nun gesagt.</p> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Wie dank' ich dir, du Liebe, daß du mir</span><br /> +Vertrauen abgewonnen, daß ich dir<br /> +Mein still Geheimniß ausgesprochen.</p> + +<p><span class="rightalign">Ich bin nun ruhiger — wie nenn' ichs dir?</span><br /> +Und an die schönen Tage denk' ich, wenn ich oft<br /> +Hinaus ging mit dem Bruder, und wir oben<br /> +Auf unserm Hügel beieinander saßen,<br /> +Und ich den Lieben bei den Händen hielt,<br /> +Und mirs gefallen ließ am offnen Feld'<br /> +Und an der Straß', und ins Gewölb' hinauf<br /> +Des grünen Ahorns staunt', an dem wir lagen.<br /> +Ein Sehnen war in mir, doch war ich still.<br /> +Es blühten uns der ersten Hoffnung Tage,<br /> +Die Tage des Erwachens.</p> + +<p><span class="rightalign">Holde Dämm'rung!</span><br /> +So schön ists, wenn die gütige Natur<br /> +Ins Leben lockt ihr Kind. Es singen nur<br /> +Den Schlummersang am Abend unsre Mütter.<br /> +Sie brauchen nie das Morgenlied zu singen.<br /> +Dieß singt die andre Mutter uns, die gute;<br /> +Die wunderbare, die uns Lebenslust<br /> +In unsern Busen athmet, uns mit süßen<br /> +Verheißungen erweckt.</p> + +<p><span class="rightalign">Wie ist mir, Liebe!</span><br /> +Ich kann an Jugend heute nur, und nur<br /> +An Jugend denken.</p> + +<p><span class="rightalign">Sieh! ein heitrer Tag</span><br /> +Ists eben auch. Seit frühem Morgen sitz' ich<br /> +Am lieben Fenster, und es wehn die Lüfte,<br /> +Die zärtlichen, herein, mir blickt das Licht<br /> +Durch meine Bäume, die zu nahe mir<br /> +Gewachsen sind, und mählig mit den Blüthen<br /> +Das ferne Land verhüllen, daß ich mich<br /> +Bescheiden muß, und hie und da noch kaum<br /> +Hinaus mich find' aus diesem freundlichen<br /> +Gefängniß! und es fliegen über ihnen<br /> +Die Schwalben und die Lerchen, und es singen<br /> +Die Stunde durch genug die Nachtigallen,<br /> +Und wie sie heißen, all die Lieblinge<br /> +Der schönen Jahrszeit; eigne Namen möcht'<br /> +Ich ihnen geben, und den Blumen auch,<br /> +Den stillen, die aus dunklem Beete duften,<br /> +Zu mir herauf wie junge Sterne glänzend.</p> + +<p><span class="rightalign">Und wie es lebt und glücklich ist im Wachsthum,</span><br /> +Und seiner Reise sich entgegen freut!</p> + +<p><span class="rightalign">Es findet jedes seine Stelle doch,</span><br /> +Sein Haus, die Speise, die das Herz ihm sättigt,<br /> +Und jedes segnest du mit eignem Segen,<br /> +Natur! und giebst dich ihnen zum Geschäft,<br /> +Und trägst und nährst zu ihrer Blüthenfreud'<br /> +Und ihrer Frucht sie fort, du gütige!</p> + +<p><span class="rightalign">Und klagtest du doch öfters, trauernd Herz!</span><br /> +Vergaßest mir den Glauben, danktest nicht,<br /> +Und dachtest nicht, wenn dir dein Thun zu wenig<br /> +Bedeuten wollt', es sey ein frommes Opfer,<br /> +Das du, wie andre, vor das Leben bringest,<br /> +Wohl meinend, wie der Lerche Lied, das sie<br /> +Den Lüften singt, den freudegebenden. —</p> + +<p><span class="rightalign">Nun geh' ich noch hinaus und hole Blumen,</span><br /> +Dem Vater aus dem Feld', und bind' ihm sie<br /> +In Einen Straus, die drunten in dem Garten,<br /> +Und die der Bach erzog; ich wills schon richten,<br /> +Daß ihm's gefallen soll. Und dir? dir bring' ich<br /> +Genug des Neuen. Da ist's immer anders.<br /> +Jetzt blühn die Weiden; jetzt vergolden sich<br /> +Die Wiesen; jetzt beginnt der Buche Grün,<br /> +Und jetzt der Eiche — nun! leb' wohl indessen!</p> + + <h5>Emilie an Klara.</h5> +<p><span class="rightalign">Ihr Himmlischen! das war er. Kannst du mir</span><br /> +Es glauben? — Beste! — wärst du bei mir! — Er!<br /> +Der Hohe, der Gefürchtete, Geliebte! —<br /> +Mein bebend Herz, hast du so viel gewollt?</p> + +<p><span class="rightalign">Da gieng ich so zurück mit meinen Blumen,</span><br /> +Sah auf den Pfad, den abendröthlichen,<br /> +In meiner Stille nieder, und es schlief<br /> +Mir sanft im Busen das Vergangene,<br /> +Ein kindlich Hoffen athmete mir auf;<br /> +Wie wenn uns zwischen süßem Schlaf und Wachen<br /> +Die Augen halb geöffnet sind, so war<br /> +Ich Blinde. Sieh! da stand er vor mir mein<br /> +Heroe und ich Arme war, wie todt,<br /> +Und ihm, dem Brüderlichen, überglänzte<br /> +Das Angesicht, wie einem Gott, die Freude.</p> + +<p><span class="rightalign">»Emilie!« — das war sein frommer Gruß,</span><br /> +Ach! alles Sehnen weckte mir und all<br /> +Das liebe Leiden, so ich eingewiegt,<br /> +Der goldne Ton des Jünglings wieder auf!<br /> +Nicht aufsehn durft' ich! keine Sylbe durft'<br /> +Ich sagen! O, was hätt' ich ihm gesagt!</p> + +<p><span class="rightalign">Was mein' ich denn, du Gute? — laß mich nur!</span><br /> +Nun darf ich ja, nun ists so thöricht nimmer,<br /> +Und schön ist's, wenn der Schmerz mit seiner Schwester<br /> +Der Wonne sich versöhnt, noch eh' er weggeht.</p> + +<p><span class="rightalign">O Wiedersehn! das ist noch mehr, du Liebe!</span><br /> +Als wenn die Bäume wieder blühn, und Quellen<br /> +Von neuem fröhlich rauschen —</p> + +<p><span class="rightalign">Ja! ich hab'</span><br /> +Ihn oft gesucht und ernstlich oft es mir<br /> +Versagt, doch wollt' ich sein Gedächtniß ehren.</p> + +<p><span class="rightalign">Die Bilder der Gespielen, die mit mir</span><br /> +Auf grüner Erd' in stummer Kindheit saßen,<br /> +Sie dämmern ja um meine Seele mir,<br /> +Und dieser edle Schatte, sollt' er nicht?<br /> +Das Herz im Busen, das unsterbliche,<br /> +Kann nicht vergessen, sieh! und öfters bringt<br /> +Ein guter Genius die Liebenden<br /> +Zusammen, daß ein neuer Tag beginnt,<br /> +Und ihren Mai die Seele wieder feiert.</p> + +<p><span class="rightalign">O wunderbar ist mir! auch er! — daß du</span><br /> +Hinunter mußtest, Lieber! ehe dir<br /> +Das deine ward, und dich die frohe Braut<br /> +Zum Männerruhme segnete! Doch starbst<br /> +Du schön, und oft hab' ich gehört, es fallen<br /> +Die Lieblinge des Himmels früh, damit<br /> +Sie sterblich Glück und Leid und Alter nicht<br /> +Erfahren. Nimmermehr vergess' ich dich,<br /> +Und ehren soll er dich. Dein Bild will ich<br /> +Ihm zeigen, wenn er kömmt; und wenn der Stolze<br /> +Sich dann verwundert, daß er sich bei mir<br /> +Gefunden, sag' ich ihm, es sey ein Andrer,<br /> +Und den er lieben müsse. O er wirds!</p> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Da schrieb er mir. Ja theures Herz! er ists,</span><br /> +Den ich gesucht. Wie dieser Jüngling mich<br /> +Demüthiget und hebt! Nun! lies es nur!<br /> +»So bist du's wieder und ich habe dich<br /> +»Gegrüßt, gefunden, habe dich noch Einmal<br /> +»In deiner frommen Ruh' gestört, du Kind<br /> +»Des Himmels! — Nein, Emilie! du kanntest<br /> +»Mich ja. Ich kann nicht fragen. Wir sind's,<br /> +»Die Längstverwandten, die der Gott getraut,<br /> +»Und bleiben wird es, wie die Sonne droben.<br /> +»Ich bin voll Freude, schöne Seele! bin<br /> +»Der neuen Melodien ungewohnt.<br /> +»Es ist ein anders Lied, als jenes, so<br /> +»Dem Jünglinge die Parze lehrend singt,<br /> +»Bis ihm, wie Wohllaut, ihre Weise tönt;<br /> +»Dann gönnt sie ihm, du Friedliche! von dir<br /> +»Den süßern Ton, den liebsten, einzigen,<br /> +»Zu hören. Mein? o sieh! du wirst in Lust<br /> +»Die Mühe mir, und, was mein Herz gebeut,<br /> +»Du wirst es all in heilge Liebe wandeln.<br /> +»Und hab' ich mit Unmöglichem gerungen,<br /> +»Und mir die Brust zu Treu und Ruh gehärtet,<br /> +»Du wärmest sie mit frommer Hoffnung mir,<br /> +»Daß sie vertrauter mit dem Siege schlägt.<br /> +»Und wenn das Urbild, das, wie Morgenlicht,<br /> +»Mir aus des Lebens dunkler Wolke stieg,<br /> +»Das Himmlische, mir schwindet, seh' ich dich,<br /> +»Und, eine schöne Götterbotin, mahnst<br /> +»Du lächelnd mich an meinen Phöbus wieder;<br /> +»Und wenn ich zürne, sänftigest du mich.<br /> +»Dein Schüler bin ich dann, und lausch' und lerne.<br /> +»Von deinem Munde nehm' ich, Zauberin<br /> +»Des Ueberredens süße Gabe mir,<br /> +»Daß sie die Geister freundlich mir bezwingt;<br /> +»Und wenn ich ferne war von dir, und wund<br /> +»Und müd dir wiederkehre, heilst du mich,<br /> +»Und singst in Ruhe mich, du holde Muse!</p> + +<p><span class="rightalign">»Emilie! daß wir uns wiedersahn!</span><br /> +»Daß wir uns einst gefunden, und du nun<br /> +»Mich nimmer fliehst, und nahe bist! Zu gern<br /> +»Zu gern entwich dein stolzes Bild dem Wandrer,<br /> +»Das zarte, reine, da du ferne warst,<br /> +»Du Heiligschönes! doch ich sah dich oft,<br /> +»Wenn ich des Tags allein die Pfade gieng,<br /> +»Und Abends in der fremden Hütte schwieg.</p> + +<p><span class="rightalign">»O heute! grüße, wenn du willst, den Vater!</span><br /> +»Ich kenn' ihn wohl; auch meinen Namen kennt er;<br /> +»Und seiner Freunde Freund bin ich. Ich wußte nicht,<br /> +»Daß er es war, da wir zuerst einander<br /> +»Begegneten, und lang erfuhr ich's nicht.<br /> +»Bald grüß' ich schöner dich. — Armenion.«</p> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Er woll' ihn morgen sprechen, sagte mir</span><br /> +Mein Vater, morgen! und er schien nicht freundlich.<br /> +Nun sitz' ich hier und meine Augen ruhn<br /> +Und schlummern nicht; — ach! schämen muß ich mich,<br /> +Es dir zu klagen, — will ich stille werden,<br /> +So regt ein Laut mich auf; ich sinn' und bitte,<br /> +Und weiß nicht, was? und sagen möcht' ich viel,<br /> +Doch ist die Seele stumm; — o fragen möcht' ich<br /> +Die sorgenfreien Bäume hier, die Stralen<br /> +Der Nacht und ihre Schatten, wie es nun<br /> +Mir endlich werden wird.</p> + +<p><span class="rightalign">Zu still ist's mir</span><br /> +In dieser schönen Nacht, und ihre Lüfte<br /> +Sind mir nicht hold, wie sonst. Die Thörin!<br /> +So lang er ferne war, so liebt' ich ihn;<br /> +Nun bin ich kalt, und zag' und zürne mir<br /> +Und andern. — Auch die Worte, so ich dir<br /> +In dieser bösen Stunde schreibe, lieb'<br /> +Ich nicht, und was ich sonst von ihm geschrieben,<br /> +Unleidlich ist es mir. Was ist es denn?<br /> +Ich wünsche fast, ich hätt' ihn nie gesehn.<br /> +Mein Friede war doch schöner. Theures Herz!<br /> +Ich bin betrübt, und anders, denn ichs war,<br /> +Da ich um den Verlornen trauerte.<br /> +Ich bin es nimmer, nein! ich bin es nicht,<br /> +Ich bin nicht gut, und seellos bin ich auch.<br /> +Mich läßt die Furcht, die häßliche, nicht ruhn.</p> + +<p><span class="rightalign">O daß der goldne Tag die Ruhe mir,</span><br /> +Mein eigen Leben wiederbrächt'! —</p> + +<p><span class="rightalign">Ich will</span><br /> +Geduldig seyn, und wenn der Vater ihn<br /> +Nicht ehrt, mir ihn versagt, den Theuren,<br /> +So schweig' ich lieber, und es soll mir nicht<br /> +Zu sehr die Seele kränken; kann ich still<br /> +Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin.</p> + + + +<h5>Emilie an Klara.</h5> + +<p><span class="rightalign">Nun muß ich lächeln über alles Schlimme,</span><br /> +Was ich die vor'ge Nacht geträumt; und hab'<br /> +Ich dir es gar geschrieben? Anders bin<br /> +Ich itzt gesinnt.</p> + +<p><span class="rightalign">Er kam, und mir frohlokte</span><br /> +Das Herz, wie er herab die Straße ging,<br /> +Und mir das Volk den fremden Herrlichen<br /> +Bestaunt'! und lobend über ihn geheim<br /> +Die Nachbarn sich besprachen, und er jetzt<br /> +Den Knaben, der an ihm vorüberging,<br /> +Nach meinem Hause fragt'! ich sahe nicht<br /> +Hinaus, ich konnt', an meinem Tische sitzend,<br /> +Ihn ohne Scheue sehn — wie red' ich viel?<br /> +Und da er nun herauf die Treppe kam,<br /> +Und ich die Tritte hört' und seine Thüre<br /> +Mein Vater öffnete, sie draußen sich<br /> +Stillschweigend grüßten, daß ich nicht<br /> +Ein Wort vernehmen konnt', ich Unvernünft'ge,<br /> +Wie ward mir bange wieder? Und sie blieben<br /> +Nicht kurze Zeit allein im andern Zimmer,<br /> +Daß ich es länger nicht erdulden konnt',<br /> +Und dacht': ich könnte wohl den Vater fragen<br /> +Um dieß und jenes, was ich wissen mußte.<br /> +Dann hätt' ichs wohl gesehn in ihren Augen,<br /> +Wie mir es werden sollte. Doch ich kam<br /> +Bis an die Schwelle nur, gieng lieber doch<br /> +In meinen Garten, wo die Pflanzen sonst,<br /> +In andrer Zeit, die Stunde mir gekürzt.</p> + +<p><span class="rightalign">Und fröhlich glänzten, von des Morgens Thau</span><br /> +Gesättiget, im frischen Lichte sie<br /> +Ins Auge mir, wie liebend sich das Kind<br /> +An die betrübte Mutter drängt, so waren<br /> +Die Blumen und die Blüthen um mich rings,<br /> +Und schöne Pforten wölbten über mir<br /> +Die Bäume.</p> + +<p><span class="rightalign">Doch ich konnt' es jetzt nicht achten,</span><br /> +Nur ernster ward und schwerer nur, und bänger<br /> +Das Herz mir Armen immer, und ich sollte<br /> +Wie eine Dienerinn von ferne lauschen,<br /> +Ob sie vielleicht mich riefen, diese Männer!<br /> +Ich wollte nun auch nimmer um mich sehn,<br /> +Und barg in meiner Laube mich und weinte,<br /> +Und hielt die Hände vor das Auge mir.</p> + +<p><span class="rightalign">Da hört' ich sanft des Vaters Stimme nah,</span><br /> +Und lächelnd traten, da ich noch die Thränen<br /> +Mir trocknete, die beyden in die Laube:<br /> +»Hast du dich so geängstiget, mein Kind!<br /> +»Und zürnst du, sprach der Vater, daß ich erst<br /> +»Für mich den edlen Gast behalten wollt'?<br /> +»Ihn hast du nun. Er mag die Zürnende<br /> +»Mit mir versöhnen, wenn ich Unrecht that.«</p> + +<p><span class="rightalign">So sprach er; und wir reichten alle drey</span><br /> +Die Händ' einander, und der Vater sah<br /> +Mit stiller Freud' uns an. —</p> + +<p><span class="rightalign">»Ein Trefflicher</span><br /> +»Ist dein geworden, Tochter! sprach er jetzt,<br /> +»Und dein, o Sohn! dieß heiligliebend Weib.<br /> +»Ein freudig Wunder, daß die alten Augen<br /> +»Mir übergehen, seyd ihr mir, und blüht,<br /> +»Wie eine seltne Blume mir, ihr Beyden!</p> + +<p><span class="rightalign">»Denn nicht gelingt es immerhin den Menschen,</span><br /> +»Das Ihrige zu finden. Großes Glück<br /> +»Zu tragen und zu opfern giebt der Gott<br /> +»Den Einen, weniger gegeben ist<br /> +»Den Andern; aber hoffend leben sie.</p> + +<p><span class="rightalign">»Zwey Genien geleiten auf und ab</span><br /> +»Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank.<br /> +»Mit Einsamen und Armen wandelt jene,<br /> +»Die Immerwache; dieser führt aus Wonne<br /> +»Die Glücklichen des Weges freundlich weiter,<br /> +»Vor bösem Schiksal sie bewahrend. Oft,<br /> +»Wenn er entfloh, erheben sich zu sehr<br /> +»Die Freudigen, und rächend traf sie bald<br /> +»Das ungebetne Weh.</p> + +<p><span class="rightalign">»Doch gerne theilt</span><br /> +»Das freie Herz von seinen Freuden aus,<br /> +»Der Sonne gleich, die liebend ihre Stralen<br /> +»An ihrem Tag' aus goldner Fülle giebt;<br /> +»Und um die Guten dämmert oft und glänzt<br /> +»Ein Kreis von Licht und Luft, so lang sie leben.</p> + +<p><span class="rightalign">»O Frühling meiner Kinder, blühe nun</span><br /> +»Und altre nicht zu bald, und reife schön!«</p> + +<p><span class="rightalign">So sprach der gute Vater. Vieles wollt'</span><br /> +Er wohl noch sagen, denn die Seele war<br /> +Ihm aufgegangen; aber Worte fehlten ihm.</p> + +<p><span class="rightalign">Er gab ihn mir und segnet' uns + und gieng Hinweg</span></p> + +<p><span class="rightalign">Ihr Himmelslüfte, die ihr oft</span><br /> +Mich tröstend angeweht, nun athmetet<br /> +Ihr heiligend um unser goldnes Glück!</p> + +<p><span class="rightalign">Wie anders wars, wie anders, da mit ihm,</span><br /> +Dem Liebenden, dem Freudigen, ich jetzt,<br /> +Ich Freudige, zu unsrer Mutter auf,<br /> +Zur schönen Sonne sah! nun dämmert es<br /> +Im Auge nicht, wie sonst im sehnenden,<br /> +Nun grüßt' ich helle dich, du stolzes Licht!<br /> +Und lächelnd weiltest du, und kamst und schmücktest<br /> +Den Lieben mir, und kränztest ihm mit Rosen<br /> +Die Schläfe, Freundliches!</p> + +<p><span class="rightalign">Und meine Bäume,</span><br /> +Sie streuten auch ein hold Geschenk herab,<br /> +Zu meinem Fest, vom Ueberfluß der Blüthen!</p> + +<p><span class="rightalign">Da ging ich sonst; ach! zu den Pflanzen flüchtet'</span><br /> +Ich oft mein Herz, bey ihnen weilt' ich oft,<br /> +Und hing an ihnen; dennoch ruht' ich nie,<br /> +Und meine Seele war nicht gegenwärtig.</p> + +<p><span class="rightalign">Wie eine Quelle, wenn die jugendliche</span><br /> +Dem heimathlichen Berge nun entwich,<br /> +Die Pfade bebend sucht, und flieht und zögert,<br /> +Und durch die Wiesen irrt und bleiben möcht',<br /> +Und sehnend, hoffend immer doch enteilt.<br /> +So war ich; aber liebend hat der stolze,<br /> +Der schöne Strom die flüchtige genommen,<br /> +Und ruhig wall' ich nun, wohin der sichre<br /> +Mich bringen will, hinab am heitern Ufer.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/51.html b/OEBPS/Text/51.html new file mode 100644 index 0000000..df8a841 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/51.html @@ -0,0 +1,98 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An Hiller.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An Hiller.</h4> + +<div class="subtitle spaced">1793.</div> + + + +<p><span class="rightalign"><span class="spaced">Du lebtest, Freund</span>! — Wer nicht die köstliche</span><br /> +Reliquie des Paradieses, nicht<br /> +Der Liebe goldne königliche Frucht,<br /> +Wie Du, auf seinem Lebenswege brach,<br /> +Wem nie im Kreise freier Jünglinge<br /> +In süßem Ernst der Freundschaft trunkne Zähre<br /> +Hinab ins Blut der heil'gen Rebe rann,<br /> +Wer nicht, wie Du, aus dem begeisternden<br /> +Dem ewigvollen Becher der Natur<br /> +Sich Muth und Kraft, und Lieb' und Freude trank,<br /> +Der lebte nie, und wenn sich ein Jahrhundert,<br /> +Wie eine Last, auf seiner Schulter häuft. —<br /> +<span class="spaced">Du lebtest</span>, <span class="spaced">Freund</span>! es blüht nur wenigen<br /> +Des Lebens Morgen, wie er Dir geblüht;<br /> +Du fandest Herzen, Dir an Einfalt, Dir<br /> +An edelm Stolze gleich; es sproßten Dir<br /> +Viel schöne Blüthen der Geselligkeit;<br /> +Auch adelte die innigere Lust,<br /> +Die Tochter weiser Einsamkeit, Dein Herz;<br /> +Für jeden Reitz der Hügel und der Thale,<br /> +Für jede Grazien des Frühlings ward<br /> +Ein offnes unumwölktes Auge Dir.</p> + +<p><span class="rightalign">Dich, Glücklicher, umfieng die Riesentochter</span><br /> +Der schaffenden Natur, Helvetia;<br /> +Wo frei und stark, der alte, stolze Rhein<br /> +Vom Fels hinunter donnert, standest Du,<br /> +Und jubeltest ins herrliche Getümmel.<br /> +Wo Fels und Wald ein holdes zauberisches<br /> +Arkadien umschließt, wo himmelhoch Gebirg,<br /> +Deß tausendjähr'gen Scheitel ew'ger Schnee,<br /> +Wie Silberhaar des Greisen Stirne, kränzt,<br /> +Umschwebt von Wetterwolken und von Adlern,<br /> +Sich unabsehbar in die Ferne dehnt,<br /> +Wo <span class="spaced">Tells</span> und <span class="spaced">Walters</span> heiliges Gebein<br /> +Der unentweihten freundlichen Natur<br /> +Im Schoose schläft, und manches Helden Staub<br /> +Vom leisen Abendwind emporgeweht,<br /> +Des Sennen sorgenfreies Dach umwallt,<br /> +Dort fühltest Du, was groß und göttlich ist,<br /> +Von seligen Entwürfen glühte Dir<br /> +Von tausend goldnen Träumen Deine Brust;<br /> +Und als Du nun vom lieben heilgen Lande<br /> +Der Einfalt und der freien Künste schiedst,<br /> +Da wölkte freilich sich die Stirne Dir,<br /> +Doch schuf Dir bald mit deinem Zauberstabe<br /> +Manch selig Stündchen die Erinnerung.</p> + +<p><span class="rightalign">Wohl ernster schlägt sie nun, die Scheidestunde;</span><br /> +Denn ach! sie mahnt die unerbittliche,<br /> +Daß unser liebstes welkt, daß ew'ge Jugend<br /> +Nur drüben im Elysium gedeiht;<br /> +Sie wirft uns auseinander, Herzensfreund!<br /> +Wie Mast und Segel vom zerriss'nen Schiffe<br /> +Im wilden Ocean der Sturm zerstreut.<br /> +Vielleicht indeß uns andre nah und ferne<br /> +Der unerforschten Pepromene Wink<br /> +Durch Steppen oder Paradiese führt,<br /> +Fliegst du der jungen seligeren Welt<br /> +Auf Deiner Philadelphier Gestaden<br /> +Voll frohen Muths im fernen Meere zu;<br /> +Vielleicht, daß auch ein süßes Zauberband<br /> +Ans abgelebte feste Land Dich fesselt!<br /> +Denn traun! ein Räthsel ist des Menschen Herz!<br /> +Oft flammt der Wunsch, unendlich fortzuwandern,<br /> +Unwiderstehlich herrlich in uns auf;<br /> +Oft däucht uns auch im engbeschränkten Kreise<br /> +Ein Freund, ein Hüttchen, und ein liebes Weib<br /> +Zu aller Wünsche Sättigung genug. —<br /> +Doch werfe, wie sie will, die Scheidestunde<br /> +Die Herzen, die sich lieben, auseinander!<br /> +Es scheuet ja der Freundschaft heil'ger Fels<br /> +Die träge Zeit, und auch die Ferne nicht.<br /> +Wir kennen uns, Du Theurer! — Lebe wohl!</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/52.html b/OEBPS/Text/52.html new file mode 100644 index 0000000..c54755b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/52.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</h4> + + + +<p>Vieles hast Du erlebt, Du theure Mutter! und ruhst nun<br /> +Glücklich, von Fernen und Nah'n liebend beim Namen genannt,<br /> +Mir auch herzlich geehrt in des Alters silberner Krone,<br /> +Unter den Kindern, die Dir reifen und wachsen und blüh'n.<br /> +Langes Leben hat Dir die sanfte Seele gewonnen,<br /> +Und die Hoffnung, die Dich freundlich im Leiden geführt.<br /> +Denn zufrieden bist Du und fromm, wie die Mutter, die einst den<br /> +Besten der Menschen, den Freund unserer Erde, gebar.<br /> +Ach! sie wissen es nicht, wie der Hohe wandelt' im Volke,<br /> +Und vergessen ist fast, was der Lebendige war.<br /> +Wenige kennen ihn doch, und oft erscheint erheiternd<br /> +Mitten in stürmischer Zeit ihnen das himmlische Bild.<br /> +Allversöhnend und still, mit armen Sterblichen gieng er,<br /> +Dieser einzige Mann, göttlich im Geiste, dahin.<br /> +Keins der Lebenden war aus seiner Seele geschlossen,<br /> +Und die Leiden der Welt trug er an liebender Brust.<br /> +Mit dem Tode befreundet' er sich, im Namen der Andern<br /> +Gieng er aus Schmerzen und Müh'n, siegend, zum Vater zurück.<br /> +Und Du kennest ihn auch, Du theuere Mutter, und wandelst<br /> +Glaubend und duldend und still ihm dem Erhabenen nach.<br /> +Sieh! es haben mich selbst verjüngt die kindlichen Worte,<br /> +Und es rinnen, wie einst, Thränen vom Auge mir noch;<br /> +Und ich denke zurück an längst vergangene Tage,<br /> +Und die Heimath erfreut wieder mein einsam Gemüth,<br /> +Und das Haus, wo ich einst bei deinen Segnungen aufwuchs,<br /> +Wo, von Liebe genährt, schneller der Knabe gedieh.<br /> +Ach! wie dacht' ich dann oft, Du solltest meiner Dich freuen,<br /> +Wenn ich ferne mich sah wirkend in offener Welt.<br /> +Manches hab' ich versucht und geträumt und habe die Brust mir<br /> +Wund gerungen indeß, aber ihr heilet sie mir<br /> +O ihr Lieben; und lange, wie Du, o Mutter! zu leben,<br /> +Will ich lernen; es ist ruhig das Alter und fromm.<br /> +Kommen will ich zu Dir, dann segne den Enkel noch einmal,<br /> +Daß Dir halte der Mann, was er, als Knabe, gelobt.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/53.html b/OEBPS/Text/53.html new file mode 100644 index 0000000..24ff86f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/53.html @@ -0,0 +1,37 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An L.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An L.</h4> +<p><span class="subtitle spaced">Fragment</span>.</p> + +<p>Komm! in's Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute<br /> +Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.<br /> +Weder die Berge sind, noch aufgegangen des Waldes<br /> +Gipfel nach Wunsch, und leer ruht vom Gesange die Luft.<br /> +Trüb ist's heut, es schlummern die Gäng' und die Gassen, und fast will<br /> +Mir es scheinen, es sey, als in der bleiernen Zeit.<br /> +Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtglaubige zweifeln an Einer<br /> +Stunde nicht, und der Lust bleibe geweihet der Tag.<br /> +Denn nicht wenig erfreuet, was wir vom Himmel gewonnen,<br /> +Wenn er's weigert und doch gönnet den Kindern zuletzt.<br /> +Nur daß solcher Reden und auch der Schritt' und der Mühe<br /> +Werth der Gewinn und ganz wahr das Ergötzliche sey.<br /> +Darum hoff' ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte<br /> +Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,<br /> +Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,<br /> +Und von trunkener Stirn' höher Besinnen entspringt,<br /> +Mit den unsern zugleich des Himmels Blüthe beginnen,<br /> +Und dem offenen Blick offen der Leuchtende seyn.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/54.html b/OEBPS/Text/54.html new file mode 100644 index 0000000..ad833f3 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/54.html @@ -0,0 +1,24 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Sophokles.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Sophokles.</h4> + + + +<p>Viele versuchten umsonst, das Freudigste freudig zu sagen,<br /> +Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer, sich aus.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/55.html b/OEBPS/Text/55.html new file mode 100644 index 0000000..d1706e8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/55.html @@ -0,0 +1,24 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der zürnende Dichter.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der zürnende Dichter.</h4> + + + +<p>Fürchtet den Dichter nicht, wenn er edel zürnet, sein Buchstab<br /> +Tödtet, aber es macht Geister lebendig der Geist.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/56.html b/OEBPS/Text/56.html new file mode 100644 index 0000000..294f30e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/56.html @@ -0,0 +1,24 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Scherzhaften.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Scherzhaften.</h4> + + + +<p>Immer spielet und scherzt! ihr <span class="spaced">müßt</span>, o Freunde! mir geht dieß<br /> +In die Seele, denn dieß müssen Verzweifelte nur.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/57.html b/OEBPS/Text/57.html new file mode 100644 index 0000000..0739223 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/57.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An Diotima.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An Diotima.</h4> + +<p>Komm und besänftige mir, die du einst Elemente versöhntest,<br /> +Wonne der himmlischen Muse, das Chaos der Zeit!<br /> +Ordne den tobenden Kampf mit Friedenstönen des Himmels,<br /> +Bis in der sterblichen Brust sich das entzweite vereint,<br /> +Bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große,<br /> +Aus der gährenden Zeit mächtig und heiter sich hebt!<br /> +Kehr' in die dürftigen Herzen des Volks, lebendige Schönheit,<br /> +Kehr' an den gastlichen Tisch, kehr' in die Tempel zurück!<br /> +Denn Diotima lebt, wie die zarten Blüthen im Winter,<br /> +Reich an eigenem Geist, sucht sie die Sonne doch auch.<br /> +Aber die Sonne des Geists, die schönere Welt, ist hinunter,</span><br /> +Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nun.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/58.html b/OEBPS/Text/58.html new file mode 100644 index 0000000..4505bb7 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/58.html @@ -0,0 +1,28 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An ihren Genius.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An ihren Genius.</h4> + + + +<p>Send' ihr Blumen und Früchte aus nie versiegender Fülle,<br /> +Send' ihr, freundlicher Geist, ewige Jugend herab!<br /> +Hüll' in deine Wonnen sie ein und laß sie die Zeit nicht<br /> +Sehn, wo einsam und fremd sie, die Athenerin, lebt,<br /> +Bis sie im Lande der Seligen einst die fürstlichen Schwestern,<br /> +Die zu Phidias Zeit herrschten und liebten, umfängt.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/59.html b/OEBPS/Text/59.html new file mode 100644 index 0000000..fd90256 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/59.html @@ -0,0 +1,181 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Menons Klage um Diotima.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Menons Klage um Diotima.</h4> + + + +<h5>1.</h5> + +<p>Täglich geh' ich heraus und such' ein Anderes immer,<br /> +Habe längst sie befragt, alle die Pfade des Lands;<br /> +Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch' ich,<br /> +Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab,<br /> +Ruh' erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder,<br /> +Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht;<br /> +Aber nimmer erquickt sein grünes Lager das Herz ihm,<br /> +Jammernd und schlummerlos treibt es der Stachel umher.<br /> +Nicht die Wärme des Lichts, und nicht die Kühle der Nacht hilft,<br /> +Und in Wogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst.<br /> +Und wie ihm vergebens die Erd' ihr fröhliches Heilkraut<br /> +Reicht, und das gährende Blut keiner der Zephyre stillt,<br /> +So, ihr Lieben, auch mir, so will es scheinen, und Niemand<br /> +Kann von der Stirne mir nehmen den traurigen Traum?</p> + +<h5>2.</h5> + +<p>Ja! es frommet auch nicht, ihr Todesgötter! wenn einmal<br /> +Ihr ihn haltet, und fest habt den bezwungenen Mann,<br /> +Wenn ihr Bösen hinab in die schaurige Nacht ihn genommen,<br /> +Dann zu suchen, zu flehn, oder zu zürnen mit euch,<br /> +Oder geduldig auch wohl im furchtsamen Banne zu wohnen,<br /> +Und mit Lächeln von euch hören das nüchterne Lied.<br /> +Soll es seyn, so vergiß dein Heil, und schlummere klanglos!<br /> +Aber doch quillt ein Laut hoffend im Busen Dir auf,<br /> +Immer kannst Du noch nicht, o meine Seele, noch kannst Du's<br /> +Nicht gewohnen, und träumst mitten im eisernen Schlaf!<br /> +Festzeit hab' ich nicht, doch möcht' ich die Locke bekränzen;<br /> +Bin ich allein denn nicht? aber ein Freundliches muß<br /> +Fernher nahe mir seyn, und lächeln muß ich und staunen,<br /> +Wie so selig doch auch mitten im Leide mir ist.</p> + + +<h5>3.</h5> + +<p>Licht der Liebe! scheinest du denn auch Todten, du goldnes!<br /> +Bilder aus hellerer Zeit leuchtet ihr mir in die Nacht?<br /> +Liebliche Gärten, seyd, ihr abendröthlichen Berge,<br /> +Seyd willkommen, und ihr, schweigende Pfade des Hains,<br /> +Zeugen himmlischen Glücks, und ihr, hochschauende Sterne,<br /> +Die mir damals oft segnende Blicke gegönnt!<br /> +Euch, ihr Liebenden, auch, ihr schönen Kinder des Maitags,<br /> +Stille Rosen und euch, Lilien, nenn' ich noch oft!<br /> +Ihr Vertrauten! ihr Lebenden all' einst nahe dem Herzen,<br /> +Einst wahrhaftiger, einst heller und schöner gesehn.<br /> +Wohl gehn Frühlinge fort, ein Jahr verdränget das andre,<br /> +Wechselnd und streitend, so tost droben vorüber die Zeit<br /> +Ueber sterblichem Haupt, doch nicht vor seligen Augen,<br /> +Und den Liebenden ist anderes Leben geschenkt.<br /> +Denn sie alle, die Tag' und Jahre der Sterne, sie waren<br /> +Diotima! um uns innig und ewig vereint.</p> + +<h5>4.</h5> + +<p>Aber wir, zufrieden gesellt, wie die liebenden Schwäne,<br /> +Wenn sie ruhen am See, oder auf Wellen gewiegt,<br /> +Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln,<br /> +Und ätherisches Blau unter den Schiffenden wallt,<br /> +So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch,<br /> +Er, der Liebenden Feind, klagenbereitend, und fiel<br /> +Von den Aesten das Laub, und flog im Winde der Regen,<br /> +Ruhig lächelten wir, fühlten den eigenen Gott<br /> +Unter trautem Gespräch, in Einem Seelengesange,<br /> +Ganz in Frieden mit uns kindlich und freudig allein.<br /> +Aber das Haus ist öde mir nun, und sie haben mein Auge<br /> +Mir genommen, auch mich hab' ich verloren mit ihr.<br /> +Darum irr' ich umher und wohl, wie die Schatten, so muß ich<br /> +Leben, und sinnlos dünkt lange das Uebrige mir.</p> + +<h5>6.</h5> + +<p>Feiern möcht' ich, aber wofür? und singen mit Andern,<br /> +Aber so einsam fehlt jegliches Göttliche mir.<br /> +Dieß ist's, dieß mein Gebrechen, ich weiß, es lähmet ein Fluch mir<br /> +Darum die Sehnen, und wirft, wo ich beginne, mich hin,<br /> +Daß ich fühllos sitze den Tag und stumm, wie die Kinder,<br /> +Nur vom Auge mir kalt öfters die Thräne noch schleicht,<br /> +Und die Pflanze des Felds, und der Vögel Singen mich trüb macht,<br /> +Weil mit Freuden auch sie Boten des Himmlischen sind,<br /> +Aber mir in schaudernder Brust die beseelende Sonne,<br /> +Kühl und fruchtlos mir dämmert, wie Stralen der Nacht,<br /> +Ach! und nichtig und leer, wie Gefängnißwände, der Himmel,<br /> +Eine beugende Last, über dem Haupte mir hängt!</p> + +<h5>6.</h5> + +<p>Sonst mir anders bekannt! o Jugend! und bringen Gebete,<br /> +Dich nicht wieder, Dich nie? führet kein Pfad mich zurück?<br /> +Soll es werden auch mir, wie den Götterlosen, die vormals<br /> +Glänzenden Auges doch auch saßen am seligen Tisch,<br /> +Aber übersättiget bald, die schwärmenden Gäste,<br /> +Nun verstummet, und nun, unter der Lüste Gesang,<br /> +Unter blühender Erd' entschlafen sind, bis dereinst sie<br /> +Eines Wunders Gewalt, sie, die Versunkenen, zwingt,<br /> +Wiederzukehren und neu auf grünendem Boden zu wandeln. —<br /> +Heiliger Odem durchströmt göttlich die lichte Gestalt,<br /> +Wenn das Fest sich beseelt, und Fluten der Liebe sich regen,<br /> +Und vom Himmel getränkt, rauscht der lebendige Strom,<br /> +Wenn es drunten ertönt, und ihre Schätze die Nacht zollt,<br /> +Und aus Bächen herauf glänzt das begrabene Gold.</p> + +<h5>7.</h5> + +<p>Aber o Du, die schon am Scheidewege mir damals,<br /> +Da ich versank vor Dir, tröstend ein Schöneres wies,<br /> +Du, die, Großes zu sehn und froher die Götter zu singen,<br /> +Schweigend, wie sie, mich einst stille begeisternd, gelehrt,<br /> +Götterkind! erscheinest Du mir, und grüßest, wie einst, mich,<br /> +Redest wieder, wie einst, höhere Dinge mir zu?<br /> +Siehe! weinen vor Dir und klagen muß ich, wenn schon noch<br /> +Denkend edlerer Zeit, dessen die Sele sich schämt.<br /> +Denn so lange, so lang' auf matten Pfaden der Erde<br /> +Hab' ich, Deiner gewohnt, Dich in der Irre gesucht,<br /> +Freudiger Schutzgeist! aber umsonst, und Jahre zerrannen,<br /> +Seit wir ahnend um uns glänzen die Abende sahn.</p> + +<h5>8.</h5> + +<p>Dich nur, Dich erhält Dein Licht, o Heldin! im Lichte,<br /> +Und Dein Dulden erhält liebend, o Gütige! Dich;<br /> +Und nicht einmal bist Du allein, Gespielen genug sind,<br /> +Wo blühest und ruhst unter den Rosen des Jahrs;<br /> +Und der Vater, er selbst, durch sanft muthathmende Musen<br /> +Sendet die zärtlichen Wiegengesänge Dir zu.<br /> +Ja! noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle,<br /> +Still herwandelnd, wie sonst, mir die Athenerin vor.<br /> +Und wie, freundlicher Geist! von heitersinnender Stirne<br /> +Segnend und sicher Dein Stral unter die Sterblichen fällt,<br /> +So bezeugest Du mir's, und sagst mir's, daß ich es Andern<br /> +Wiedersage, denn auch Andere glauben es nicht,<br /> +Daß unsterblicher doch, denn Sorg' und Zürnen, die Freude<br /> +Und ein goldener Tag täglich am Ende noch ist.</p> + +<h5>9.</h5> + +<p>So will ich, ihr Himmlischen! denn euch danken und endlich<br /> +Athmet aus leichter Brust, wieder des Sängers Gebet.<br /> +Und wie, wenn ich mit ihr, auf sonniger Höhe mit ihr stand,<br /> +Spricht belebend ein Gott innen im Tempel mich an.<br /> +Leben will ich denn auch! schon grünt's! wie von heiliger Leier<br /> +Ruft es von silbernen Bergen Appollons voran!<br /> +Komm! es war wie ein Traum! Die blutenden Fittige sind ja<br /> +Schon genesen, verjüngt leben die Hoffnungen all!<br /> +Großes zu finden, ist viel, ist viel noch übrig, und wer so<br /> +Liebte, gehet, er muß, gehet zu Göttern die Bahn.<br /> +Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden! ihr ernsten,<br /> +Jugendlichen! o bleibt, heilige Ahnungen, ihr,<br /> +Fromme Bitten, und ihr, Begeisterungen, und all ihr<br /> +Guten Genien, die gerne bei Liebenden sind,<br /> +Bleibt so lange mit uns, bis wir mit gemeinsamem Boden,<br /> +Dort, wo die Seligen all niederzukehren bereit,<br /> +Dort, wo die Adler sind, die Gestirne, die Boten des Vaters,<br /> +Dort, wo die Musen, woher Helden und Liebende sind,<br /> +Dort uns, oder auch hier, auf thauender Insel begegnen,<br /> +Wo die Unsrigen erst, blühend in Gärten gesellt,<br /> +Wo die Gesänge wahr, und länger die Frühlinge schön sind,<br /> +Und von neuem ein Jahr unserer Sele beginnt!</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/60.html b/OEBPS/Text/60.html new file mode 100644 index 0000000..f15411d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/60.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Nacht.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Nacht.</h4> + +<div class="spaced">Fragment.</div> + + + +<p>Rings um ruhet die Stadt, still wird die erleuchtete Gasse,<br /> +Und mit Fackeln geschmückt rauschen die Wagen hinweg.<br /> +Satt gehen heim, von Freuden des Tags zu ruhen, die Menschen,<br /> +Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt<br /> +Wohl zufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen,<br /> +Und von Werken der Hand ruht der geschäftige Markt.<br /> +Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vielleicht, daß<br /> +Dort ein Liebender spielt, oder ein einsamer Mann<br /> +Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen,<br /> +Immerquillend und frisch, rauschen an duftendem Beet.<br /> +Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken,<br /> +Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl.<br /> +Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf,<br /> +Sieh! und das Ebenbild unserer Erde, der Mond<br /> +Kommet geheim nun auch; die Schwärmerische, die Nacht kommt,<br /> +Voll mit Sternen und wohl wenig bekümmert um uns,<br /> +Glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen,<br /> +Ueber Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/61.html b/OEBPS/Text/61.html new file mode 100644 index 0000000..03493df --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/61.html @@ -0,0 +1,145 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Herbstfeier.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Herbstfeier.</h4> + +<p><span class="spaced">An Siegfried Schmidt</span>.</p> + +<h5>1.</h5> + +<p>Wieder ein Glück erlebt! Die gefährliche Dürre geneset,<br /> +Und die Schärfe des Lichts senget die Blüthe nicht mehr,<br /> +Offen steht jetzt wieder ein Saal, und gesund ist der Garten,<br /> +Und von Regen erfrischt rauschet das glänzende Thal<br /> +Hoch von Gewächsen, es schwellen die Bäch', und alle gebund'nen<br /> +Fittige wagen sich wieder in's Reich des Gesangs.<br /> +Voll ist die Luft von Fröhlichen jetzt, und die Stadt und der Hain ist<br /> +Rings von zufriedenen Kindern des Himmels erfüllt.<br /> +Gerne begegnen sie sich und irren unter einander,<br /> +Sorgenlos und es scheint keines zu wenig, zu viel.<br /> +Denn so ordnet das Herz es an, und zu athmen die Anmuth,<br /> +Sie, die geschickliche, schenkt ihnen ein göttlicher Geist.<br /> +Aber die Wanderer auch sind wohl geleitet und haben<br /> +Kränze genug und Gesang, haben den heiligen Stab<br /> +Voll geschmückt mit Trauben und Laub, bei sich, und der Fichte<br /> +Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag,<br /> +Und wie Wagen, bespannt mit freiem Wilde, so ziehn die<br /> +Berge voran, und so träget und eilet der Pfad.</p> + +<h5>2.</h5> + +<p>Aber meinest du nun, es haben die Thore vergebens<br /> +Aufgethan und den Weg freudig die Götter gemacht?<br /> +Und es schenken umsonst zu des Gastmahls Fülle die Guten<br /> +Nebst dem Weine noch auch Blumen und Honig und Obst?<br /> +Schenken das purpurne Licht zu Festgesängen, und kühl und<br /> +Ruhig zu tieferem Freundesgespräche die Nacht?<br /> +Hält ein Ernsteres dich, so spar's dem Winter, und willst du<br /> +Freien, habe Geduld, Freier beglücket der Mai.<br /> +Jetzt ist Anderes Noth, jetzt komm und feire des Herbstes<br /> +Alte Sitte, noch jetzt blühet die edle mit uns.<br /> +Eins nur gilt für den Tag, das Vaterland, und des Opfers<br /> +Festlicher Flamme wirft jeder sein Eigenes zu.<br /> +Darum kränzt der gemeinsame Gott umsäuselnd das Haar uns,<br /> +Und den eigenen Sinn schmelzet, wie Perlen, der Wein.<br /> +Dieß bedeutet der Tisch, der gelehrte, wenn, wie die Bienen,<br /> +Rund um den Eichbaum, wir sitzen und singen um ihn.<br /> +Dieß der Pokale Klang und darum zwinget die wilden<br /> +Seelen der streitenden Männer zusammen der Chor.</p> + +<h5>3.</h5> + +<p>Aber damit uns nicht, gleich Allzuklugen, entfliehe<br /> +Diese neigende Zeit, komm' ich entgegen sogleich,<br /> +Bis an die Grenze des Lands, wo mir den lieben Geburtsort<br /> +Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt.<br /> +Heilig ist mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels auch,<br /> +Der mit Garten und Hausgrün aus den Wellen sich hebt.<br /> +Dort begegnen wir uns, o gütiges Licht! wo zuerst mich,<br /> +Deiner gefühlteren Stralen mich einer betraf.<br /> +Dort begann und beginnt das liebe Leben von Neuem,<br /> +Aber des Vaters Grab seh' ich, und weine dir schon?<br /> +Wein' und halt' und habe den Freund und höre das Wort, das<br /> +Einst mir in himmlischer Kunst Leiden der Liebe geheilt.<br /> +Andres erwacht! Ich muß die Landesheroen ihm nennen!<br /> +Barbarossa! dich auch, gütiger Christoph, und dich<br /> +Konradin! wie du fielst, so fallen Starke, der Epheu<br /> +Grünt am Fels, und die Burg deckt das bacchantische Laub,<br /> +Doch Vergangenes ist, wie Künftiges, heilig den Sängern,<br /> +Und in Tagen des Herbsts sühnen die Schatten wir aus.</p> + +<h5>4.</h5> + +<p>So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden Schicksals,<br /> +Thatlos selber und leicht, aber vom Aether doch auch<br /> +Angeschauet und fromm, wie die Alten, die göttlicherzognen<br /> +Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir hinauf.<br /> +Groß ist das Werden umher. Dort von den äußersten Bergen<br /> +Stammen der Jünglinge viel, steigen die Hügel herab.<br /> +Quellen rauschen von dort und hundert geschäftige Bäche,<br /> +Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und bauen das Land.<br /> +Aber der Meister pflügt in der Mitte des Landes die Furchen<br /> +Ziehet der Neckarstrom, ziehet der Segen herab.<br /> +Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schickt<br /> +Ihre Wolken, sie schickt prächtige Sonnen mit ihm;<br /> +Darum wächset uns auch fast über das Haupt die gewalt'ge<br /> +Fülle, denn hieher ward hier in die Ebne das Gute.<br /> +Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten, doch neidet<br /> +Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein,<br /> +Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume,<br /> +Die am Wege gereiht über den Wanderern stehn.</p> + +<h5>5.</h5> + +<p>Aber indeß wir schaun und die mächtige Freude durchwandeln,<br /> +Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin.<br /> +Denn mit heiligem Laub umkränzt erhebet die Stadt schon,<br /> +Die gepriesene, dort, leuchtend ihr priesterlich Haupt.<br /> +Herrlich steht sie, und hält den Rebenstab und die Tanne<br /> +Hoch in den seligen purpurnen Wolken empor.<br /> +Sey uns hold, dem Gast und dem Sohn, o Fürstin der Heimath,<br /> +Glückliches Stuttgart! nimm freundlich den Fremdling mir auf!<br /> +Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt,<br /> +Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geschwätz, und der Mühn<br /> +Süße Vergessenheit bei gegenwärtigem Geiste,<br /> +Drum erfreuest du auch gerne den Sängern das Herz.<br /> +Aber ihr, ihr Größeren auch, ihr Frohen, die allzeit<br /> +Leben und walten, erkannt, oder gewaltiger auch,<br /> +Wenn ihr wirket und schafft in heiliger Nacht und alleinherrscht,<br /> +Und allmählig emporziehet ein ahnendes Volk,<br /> +Bis die Jünglinge sich der Väter droben erinnern,<br /> +Mündig und hell vor euch steht der besonnene Mensch.<br /> +Engel des Vaterlands! o ihr, vor denen das Auge,<br /> +Sey's auch stark, und das Knie bricht dem vereinzelten Mann,<br /> +Daß er halten sich muß an die Freund' und bitten die Theuern,<br /> +Daß sie tragen mit ihm all die beglückende Last,<br /> +Habt, o Gütige, Dank für den und alle die Andern,<br /> +Die mein Leben, mein Gut unten den Sterblichen sind.</p> + +<h5>6.</h5> + +<p>Aber die Nacht kommt! Laß uns eilen, zu feyern das Herbstfest.<br /> +Heut noch! voll ist das Herz, aber das Leben ist kurz,<br /> +Und was uns der himmlische Tag zu sagen geboten,<br /> +Das zu nennen, mein Schmidt, reichen wir Beide nicht aus.<br /> +Trefliche bring' ich dir und das Freudenfeuer wird hoch auf<br /> +Schlagen, und heiliger soll sprechen das kühnere Wort.<br /> +Siehe! da ist es rein! Und des Gottes freundliche Gaben<br /> +Die wir theilen, sie sind zwischen den Liebenden nur<br /> +Anderes nicht — o kommt, o macht es wahr! denn allein ja<br /> +Bin ich und Niemand nimmt mir von der Stirne den Traum?<br /> +Kommt und reicht, ihr Lieben, die Hand! das möge genug seyn,<br /> +Aber die größere Luft sparen dem Enkel wir auf.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/62.html b/OEBPS/Text/62.html new file mode 100644 index 0000000..4e71b7a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/62.html @@ -0,0 +1,102 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Wanderer.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Wanderer.</h4> + +<p> Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren<br /> +Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab.<br /> +Fernhin schlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd Gerippe,<br /> +Hohl und einsam und kahl blickt' aus der Höhe sein Haupt.<br /> +Ach! nicht sprang, mit erfrischendem Grün, der schattende Wald hier<br /> +In die säuselnde Luft üppig und herrlich empor,<br /> +Bäche stürzten hier nicht in melodischem Fall vom Gebirge,<br /> +Durch das blühende Thal schlingend den silbernen Strom,<br /> +Keiner Heerde verging am plätschernden Brunnen der Mittag,<br /> +Freundlich aus Bäumen hervor blickte kein wirthliches Dach.<br /> +Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel gesanglos,<br /> +Aengstig und eilend flohn wandernde Störche vorbei.<br /> +Nicht um Wasser rief ich dich an, Natur, in der Wüste,<br /> +Wassers bewahrte mir traulich das fromme Kamel,<br /> +Um der Haine Gesang, um Gestalten und Farben des Lebens<br /> +Bat ich, vom lieblichen Glanz heimischer Fluren verwöhnt.<br /> +Aber ich bat umsonst; du erschienst mir feurig und herrlich,<br /> +Aber ich hatte dich einst göttlicher, schöner gesehn.<br /> +Auch den Eispol hab' ich besucht; wie ein starrendes Chaos<br /> +Thürmte das Meer sich da schrecklich zum Himmel empor.<br /> +Todt in der Hülle von Schnee schlief hier das gefesselte Leben,<br /> +Und der eiserne Schlaf harrte des Tages umsonst.<br /> +Ach! nicht schlang um die Erde den wärmenden Arm der Olymp hier,<br /> +Wie Pygmalions Arm um die Geliebte sich schlang.<br /> +Hier bewegt' er ihr nicht mit dem Sonnenblicke den Busen,<br /> +Und in Regen und Thau sprach er nicht freundlich zu ihr.<br /> +Mutter Erde! rief ich, du bist zur Wittwe geworden,<br /> +Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit.<br /> +Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe,<br /> +Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehn, ist der Tod.<br /> +Aber vielleicht erwarmst du dereinst am Strale des Himmels,<br /> +Aus dem dürftigen Schlaf schmeichelt sein Odem dich auf;<br /> +Und, wie ein Samenkorn, durchbrichst du die eherne Hülse,<br /> +Und die knospende Welt windet sich schüchtern heraus.<br /> +Deine gesparte Kraft flammt auf in üppigem Frühling,<br /> +Rosen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord.<br /> +Aber jetzt kehr' ich zurück an den Rhein, in die glückliche Heimath,<br /> +Und es wehen, wie einst, zärtliche Lüfte mich an.<br /> +Und das strebende Herz besänftigen mir die vertrauten<br /> +Friedlichen Bäume, die einst mich in den Armen gewiegt,<br /> +Und das heilige Grün, der Zeuge des ewigen, schönen<br /> +Lebens der Welt, es erfrischt, wandelt zum Jüngling mich um.<br /> +Alt bin ich geworden indeß, mich bleichte der Eispol,<br /> +Und im Feuer des Süds fielen die Locken mir aus.<br /> +Doch wie Aurora den Tithon, umfängst du in lächelnder Blüthe<br /> +Warm und fröhlich, wie einst, Vaterlandserde, den Sohn.<br /> +Seliges Land! kein Hügel in dir wächst ohne den Weinstock,<br /> +Nieder ins schwellende Gras regnet im Herbste das Obst.<br /> +Fröhlich baden im Strome den Fuß die glühenden Berge,<br /> +Kränze von Zweigen und Moos kühlen ihr sonniges Haupt.<br /> +Und, wie die Kinder hinauf zur Schulter des herrlichen Ahnherrn,<br /> +Steigen am dunkeln Gebirg Vesten und Hütten hinauf.<br /> +Friedsam geht aus dem Walde der Hirsch an's freundliche Tagslicht;<br /> +Hoch in heiterer Luft siehet der Falke sich um.<br /> +Aber unten im Thal, wo die Blume sich nährt von der Quelle,<br /> +Streckt das Dörfchen vergnügt über die Wiese sich aus.<br /> +Still ists hier; kaum rauscht von fern die geschäftige Mühle,<br /> +Und vom Berge herab knarrt das gefesselte Rad.<br /> +Lieblich tönt die gehämmerte Senf' und die Stimme des Landmanns,<br /> +Der am Pfluge dem Stier, lenkend, die Schritte gebeut,<br /> +Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sitzt mit dem Söhnlein,<br /> +Das die Sonne des Mais schmeichelt in lächelnden Schlaf.<br /> +Aber drüben am See, wo die Ulme das alternde Hofthor<br /> +Uebergrünt und den Zaun wilder Holunder umblüht,<br /> +Da umfängt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel,<br /> +Wo mit den Pflanzen mich einst liebend mein Vater erzog,<br /> +Wo ich froh, wie das Eichhorn, spielt' auf den lispelnden Aesten,<br /> +Oder in's duftende Heu träumend die Stirne verbarg.<br /> +Heimathliche Natur! wie bist du treu mir geblieben!<br /> +Zärtlichpflegend, wie einst, nimmst du den Flüchtling noch auf.<br /> +Noch gedeihn die Pfirsiche mir, noch wachsen gefällig<br /> +Mir an's Fenster, wie sonst, köstliche Trauben herauf.<br /> +Lockend röthen sich noch die süßen Früchte des Kirschbaums,<br /> +Und der pflückenden Hand reichen die Zweige sich selbst.<br /> +Schmeichelnd zieht mich, wie sonst, in des Walds unendliche Laube<br /> +Aus dem Garten der Pfad, oder hinab an den Bach,<br /> +Und die Pfade röthest du mir, es wärmt mich und spielt mir<br /> +Um das Auge, wie sonst, Vaterlandssonne! dein Licht;<br /> +Feuer trink' ich und Geist aus deinem freudigen Kelche,<br /> +Schläfrig lässest du nicht werden mein alterndes Haupt.<br /> +Die du einst mir die Brust erwecktest vom Schlafe der Kindheit,<br /> +Und mit sanfter Gewalt höher und weiter mich triebst,<br /> +Mildere Sonne! zu dir kehr' ich getreuer und weiser,<br /> +Friedlich zu werden, und froh unter den Blumen zu ruhn.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/63.html b/OEBPS/Text/63.html new file mode 100644 index 0000000..edb2493 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/63.html @@ -0,0 +1,39 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Eichbäume.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Eichbäume.</h4> + + + +<p>Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges!<br /> +Aus den Gärten, da lebt die Natur, geduldig und häuslich,<br /> +Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen Menschen zusammen.<br /> +Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen,<br /> +In der zahmeren Welt, und gehört nur euch und dem Himmel,<br /> +Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren.<br /> +Keiner von euch ist noch in der Menschen Schule gegangen,<br /> +Und ihr drängt euch, fröhlich und frei, aus kräftiger Wurzel<br /> +Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler, die Beute,<br /> +Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken<br /> +Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.<br /> +Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels<br /> +Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.<br /> +Könnt' ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer<br /> +Diesen Wald und schmiegte mich gern an's gesellige Leben.<br /> +Fesselte nur nicht mehr an's gesellige Leben das Herz mich,<br /> +Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd' ich unter euch wohnen!</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/64.html b/OEBPS/Text/64.html new file mode 100644 index 0000000..6649fcc --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/64.html @@ -0,0 +1,75 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An den Aether.</title> +</head> + +<body> + +<h4>An den Aether.</h4> + + + +<p>Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen<br /> +Keiner, o Vater Aether! mich auf; noch ehe die Mutter<br /> +In die Arme mich nahm und ihre Brüste mich tränkten,<br /> +Faßtest du zärtlich mich an, und gossest himmlischen Trank mir,<br /> +Mir den heiligen Odem zuerst in den keimenden Busen.</p> + +<p>Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen,<br /> +Aber du nährest sie all' mit deinem Nektar, o Vater!<br /> +Und es drängt sich und rinnt aus deiner ewigen Fülle<br /> +Die beseelende Luft durch alle Röhren des Lebens.<br /> +Darum lieben die Wesen dich auch und ringen und streben<br /> +Unaufhörlich hinauf nach dir in freudigem Wachsthum.<br /> +Himmlischer! sucht nicht dich mit ihren Augen die Pflanze,<br /> +Streckt nach dir die schüchternen Arme der niedrige Strauch nicht?<br /> +Daß er dich finde, zerbricht der gefangene Same die Hülse;<br /> +Daß er belebt von dir in deiner Welle sich bade,<br /> +Schüttelt der Wald den Schnee, wie ein überlästig Gewand ab.<br /> +Auch die Fische kommen herauf und hüpfen verlangend<br /> +Ueber die glänzende Fläche des Stroms, als begehrten auch diese<br /> +Aus der Wiege zu dir; auch den edeln Thieren der Erde<br /> +Wird zum Fluge der Schritt, wenn oft das gewaltige Sehnen,<br /> +Die geheime Liebe zu dir sie ergreift, sie hinaufzieht.<br /> +Stolz verachtet den Boden das Roß, wie gebogener Stahl strebt<br /> +In die Höhe sein Hals, mit der Hufe berührt es den Sand kaum.<br /> +Wie zum Scherze, berührt der Fuß der Hirsche den Grashalm.<br /> +Hüpft, wie ein Zephyr, über den Bach der reißend hinabschäumt,<br /> +Hin und wieder schweift, kaum sichtbar durch die Gebüsche.<br /> +Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel<br /> +Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters!<br /> +Raums genug ist für alle. Der Pfad ist keinem bezeichnet,<br /> +Und es regen sich frei im Hause die Großen und Kleinen.<br /> +Ueber dem Haupt frohlocken sie mir und es sehnt sich auch mein Herz<br /> +Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimath<br /> +Winkt es von oben herab und auf die Gipfel der Alpen<br /> +Möcht' ich wandern und rufen von da dem eilenden Adler,<br /> +Daß er, wie einst in die Arme des Zeus den seligen Knaben,<br /> +Aus der Gefangenschaft in des Aethers Halle mich trage.<br /> +Thöricht treiben wir uns umher; wie die irrende Rebe,<br /> +Wenn ihr der Stab gebricht, woran zum Himmel sie aufwächst,<br /> +Breiten wir über den Boden uns aus und suchen und wandern<br /> +Durch die Zonen der Erd', o Vater Aether! vergebens,<br /> +Denn es treibt uns die Lust in deinen Gärten zu wohnen.<br /> +In die Meeresfluth werfen wir uns, in den freieren Ebenen<br /> +Uns zu sättigen, und es umspielt die unendliche Woge<br /> +Unsern Kiel, es freut sich das Herz an den Kräften des Meergotts.<br /> +Dennoch genügt ihm nicht! denn der tiefere Ocean reitzt uns,<br /> +Wo die leichtere Welle sich regt — o wer dort an jene<br /> +Goldnen Küsten das wandernde Schiff zu treiben vermöchte!<br /> +Aber indeß ich hinauf in die dämmernde Ferne mich sehne,<br /> +Wo du fremde Gestad umfängst mit bläulicher Woge,<br /> +Kömmst du säuselnd herab von des Fruchtbaums blühenden Wipfeln,<br /> +Vater Aether! und sänftigest selbst das strebende Herz mir,<br /> +Und ich lebe nun gern, wie zuvor, mit den Blumen der Erde.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/65.html b/OEBPS/Text/65.html new file mode 100644 index 0000000..63adb68 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/65.html @@ -0,0 +1,325 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Archipelagus.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Archipelagus.</h4> + +<p>Kehren die Kraniche wieder zu dir? und suchen zu deinen<br /> +Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen erwünschte<br /> +Lüfte dir die beruhigte Flut, und sonnet der Delphin,<br /> +Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Rücken?<br /> +Blüht Jonien? ist es die Zeit? denn immer im Frühling,<br /> +Wenn den Lebenden sich das Herz erneut und die erste<br /> +Liebe den Menschen erwacht, und goldner Zeiten Erinnrung,<br /> +Komm' ich zu dir, und grüß' in deiner Stille dich, Alter!</p> + +<p>Immer, Gewaltiger! lebst du noch und ruhest im Schatten<br /> +Deiner Berge, wie sonst; mit Jünglingsarmen umfängst du<br /> +Noch dein liebliches Land, und deiner Töchter, o Vater,<br /> +Deiner Inseln ist noch, der blühenden, keine verloren.<br /> +Kreta steht, und Salamis grünt, umdämmert von Lorbeern,<br /> +Rings von Stralen umblüht, erhebt zur Stunde des Aufgangs<br /> +Delos ihr begeistertes Haupt, und Cenos und Chios<br /> +Haben der purpurnen Früchte genug, von trunkenen Hügeln<br /> +Quillt der Cypriertrank, und von Kalauria fallen<br /> +Silberne Bäche, wie einst, in die alten Wasser des Vaters.<br /> +Alle leben sie noch, die Heroenmütter, die Inseln,<br /> +Blühend von Jahr zu Jahr, und wenn zu Zeiten, vom Abgrund<br /> +Losgelassen, die Flamme der Nacht, das untre Gewitter,<br /> +Eine der Holden ergriff und die Sterbende dir in den Schooß sank,<br /> +Göttlicher! du, du dauertest aus, denn über den dunkeln<br /> +Tiefen ist Manches schon dir auf und untergegangen.</p> + +<p>Auch die Himmlischen, sie , die Kräfte der Höhe die stillen,<br /> +Die den heiteren Tag und süßen Schlummer und Ahnung<br /> +Fernher bringen über das Haupt der fühlenden Menschen<br /> +Aus der Fülle der Macht, auch sie, die alten Gespielen,<br /> +Wohnen, wie einst, mit dir, und oft am dämmernden Abend,<br /> +Wenn von Asiens Bergen herein das heilige Mondlicht<br /> +Kömmt und die Sterne sich in deiner Woge begegnen,<br /> +Leuchtest du von himmlischem Glanz, und so, wie sie wandeln,<br /> +Wechseln die Wasser dir, es tönt die Weise der Brüder<br /> +Droben, ihr Nachtgesang im liebenden Busen dir wieder.<br /> +Wenn die allverklärende dann, die Sonne des Tages,<br /> +Sie, des Orients Kind, die Wunderthätige, da ist,<br /> +Dann die Lebenden all im goldenen Traume beginnen,<br /> +Den die Dichtende stets des Morgens ihnen bereitet,<br /> +Dir, dem trauernden Gott, dir sendet sie froheren Zauber,<br /> +Und ihr eigen freundliches Licht ist selber so schön nicht,<br /> +Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer, wie vormals,<br /> +Deiner gedenk, doch sie um die graue Locke dir windet.<br /> +Und umfängt der Aether dich nicht, und kehren die Wolken,<br /> +Deine Boten, von ihm mit dem Göttergeschenke, dem Strale<br /> +Aus der Höhe dir nicht? Dann sendest du über das Land sie,<br /> +Daß am heißen Gestad die gewittertrunkenen Wälder<br /> +Rauschen und wogen mit dir, daß bald, dem wandernden Sohn gleich,<br /> +Wenn der Vater ihn ruft, mit den tausend Bächen Mäander<br /> +Seinen Irren enteilt, und aus der Ebne Kayster<br /> +Dir entgegen frohlockt, und der Erstgeborne, der Alte,<br /> +Der zu lange sich barg, dein majestätischer Nil itzt<br /> +Hochherschreitend aus fernem Gebirg, wie im Klange der Waffen,<br /> +Siegreich kömmt und die offenen Arme der sehnende reichet.</p> + +<p>Dennoch einsam dünkest du dir, in schweigender Nacht hört<br /> +Deine Weheklage der Fels, und öfters entflieht dir<br /> +Zürnend von Sterblichen weg die geflügelte Woge zum Himmel.<br /> +Denn es leben mit dir die edlen Lieblinge immer,<br /> +Die dich geehrt, die einst mit den schönen Tempeln und Städten<br /> +Deine Gestade bekränzt, und immer suchen und missen,<br /> +Immer bedürfen ja, wie Heroen den Kranz, die geweihten<br /> +Elemente zum Ruhme das Herz der fühlenden Menschen.</p> + +<p>Sage, wo ist Athen? ist über den Urnen der Meister<br /> +Deine Stadt, die geliebteste dir, an den heiligen Ufern<br /> +Trauernder Gott, dir ganz in Asche zusammen gesunken?<br /> +Oder ist noch ein Zeichen von ihr, daß etwa der Schiffer,<br /> +Wenn er vorüber kömmt, sie nenn' und ihrer gedenke?<br /> +Stiegen dort die Säulen empor und leuchteten dort nicht<br /> +Sonst vom Dache der Burg herab die Göttergestalten?<br /> +Rauschte dort die Stimme des Volks, die stürmischbewegte,<br /> +Aus der Agora nicht her, und eilt' es aus freudigen Pforten<br /> +Dort die Gassen dir nicht zu gesegnetem Hafen herunter?<br /> +Siehe! da löste sein Schiff der fernhinsinnende Kaufmann,<br /> +Froh, denn es wehet' ihm auch die beflügelnde Luft und die Götter<br /> +Liebten so, wie den Dichter, auch ihn, dieweil er die guten<br /> +Gaben der Erd' ausglich und Fernes Nahem vereinte.<br /> +Fern nach Eypros ziehet er hin und ferne nach Tyros,<br /> +Strebt nach Kolchis hinauf und hinab zum alten Aegyptos,<br /> +Daß er Purpur und Wein und Korn und Vliesse gewinne<br /> +Für die eigene Stadt, und öfters über des kühnen<br /> +Herkules Säulen hinaus, zu neuen seligen Inseln<br /> +Tragen die Hoffnungen ihn und des Schiffes Flügel, indessen,<br /> +Anders bewegt, am Gestade der Stadt ein einsamer Jüngling<br /> +Weilt, und die Woge belauscht, und Großes ahnet der Ernste,<br /> +Wenn er zu Füßen so des erderschütternden Meisters<br /> +Lauschet und sitzt, und nicht umsonst erzog ihn der Meergott.</p> + +<p>Denn des Genius Feind, der vielgebietende Perse,<br /> +Jahrlang zählt' er sie schon, der Waffen Menge, der Knechte,<br /> +Spottend des griechischen Lands und seiner wenigen Inseln,<br /> +Und sie däuchten dem Herrscher ein Spiel, und noch wie ein Traum war<br /> +Ihm das innige Volk, vom Göttergeiste gerüstet.<br /> +Leicht aus spricht er das Wort, und schnell, wie der flammende Bergquell,<br /> +Wenn er, fruchtbar umher vom gährenden Aetna gegossen,<br /> +Städte begräbt in der purpurnen Flut und blühende Gärten,<br /> +Bis der brennende Strom im heiligen Meere sich kühlet,<br /> +So mit dem Könige nun, versengend, städteverwüstend,<br /> +Stürzt von Ekbatana daher sein prächtig Getümmel;<br /> +Weh! und Athene, die Herrliche, fällt; wohl schauen und ringen<br /> +Vom Gebirg, wo das Wild ihr Geschrei hört, fliehende Greise<br /> +Nach den Wohnungen dort zurück und den rauchenden Tempeln;<br /> +Aber es weckt der Söhne Gebet die heilige Asche<br /> +Nun nicht mehr, im Thal ist der Tod, und die Wolke des Brandes<br /> +Schwindet am Himmel dahin, und weiter im Lande zu ernten,<br /> +Zieht, vom Frevel erhitzt, mit der Beute der Perse vorüber.</p> + +<p>Aber an Salamis Ufern o Tag! an Salamis Ufern,<br /> +Harrend des Endes stehn die Athenerinnen, die Jungfraun,<br /> +Stehn die Mütter, wiegend im Arm das gerettete Söhnlein,<br /> +Aber den Horchenden schallt aus Tiefen die Stimme des Meergotts<br /> +Heilweissagend herauf, es schaun die Götter des Himmels<br /> +Wägend und richtend herab, denn dort an den bebenden Ufern<br /> +Wankt seit Tagesbeginn, wie langsam wandelnd Gewitter,<br /> +Dort auf schäumenden Wassern die Schlacht, und es glühet der Mittag<br /> +Unbemerket im Zorn, schon über dem Haupte den Kämpfern.<br /> +Aber die Männer des Volks, die Heroenenkel, sie walten<br /> +Helleren Auges jetzt, die Götterlieblinge denken<br /> +Des beschiedenen Glücks, es zähmen die Kinder Athenes<br /> +Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jetzt nicht.<br /> +Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der Wüste noch einmal<br /> +Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft gleich,<br /> +Und den Jäger erschreckt, kehrt jetzt im Glanze der Waffen,<br /> +Bei der Herrscher Gebot furchtbargesammelt den Wilden<br /> +Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch einmal.<br /> +Und entbrannter beginnt's; wie Paare ringender Männer,<br /> +Fassen die Schiffe sich an, in die Woge taumelt das Steuer,<br /> +Unter den Streitern bricht der Boden und Schiffer und Schiff sinkt.</p> + +<p>Aber in schwindelnden Traum vom Liede des Tages gesungen,<br /> +Rollt der König den Blick; irrlächelnd über den Ausgang,<br /> +Droht er und fleht und frohlockt, und sendet, wie Blitze, die Boten;<br /> +Doch er sendet umsonst, es kehret keiner ihm wieder.<br /> +Blutige Boten, Erschlagne des Heers, und berstende Schiffe,<br /> +Wirft die Rächerin ihm zahllos, die donnernde Woge,<br /> +Vor den Thron, wo er sitzt am bebenden Ufer, der Arme,<br /> +Schauend die Flucht, und fort in die fliehende Menge gerissen,<br /> +Eilt er, ihn treibt der Gott, es treibt sein irrend Geschwader<br /> +Ueber die Fluten der Gott, der spottend sein eitel Geschmeid ihm<br /> +Endlich zerschlug und den Schwachen erreicht' in der drohenden Rüstung.</p> + +<p>Aber liebend zurück zum einsam harrenden Strome<br /> +Kommt der Athener Volk, und von den Bergen der Heimath<br /> +Wogen, freudig gemischt, die glänzenden Schaaren herunter<br /> +Ins verlassene Thal, ach! gleich der gealterten Mutter,<br /> +Wenn nach Jahren das Kind, das verloren geachtete, wieder<br /> +Lebend ihr an den Busen kehrt, ein erwachsener Jüngling.<br /> +Aber im Gram ist ihr die Seele gewelkt, und die Freude<br /> +Kömmt der Hoffnungsmüden zu spät und mühsam vernimmt sie,<br /> +Was der liebende Sohn in seinem Danke geredet;<br /> +So erscheint den Kommenden dort der Boden der Heimath.<br /> +Denn es fragen umsonst nach ihren Hainen die Frommen,<br /> +Und die Sieger empfängt die freundliche Pforte nicht wieder,<br /> +Wie den Wanderer sonst sie empfieng, wenn er froh von den Inseln<br /> +Wiederkehrt', und die selige Burg der Mutter Athene<br /> +Ueber sehnendem Haupt ihm fernherglänzend heraufgieng.<br /> +Aber wohl sind ihnen bekannt die verödeten Gassen<br /> +Und die trauernden Gärten umher und auf der Agora,<br /> +Wo des Portikus Säulen gestürzt, und die göttlichen Bilder<br /> +Liegen, da reicht, in der Seele bewegt, und der Treue sich freuend,<br /> +Jetzt das liebende Volk zum Bunde die Hände sich wieder.<br /> +Bald auch suchet und sieht den Ort des eigenen Hauses<br /> +Unter dem Schutte der Mann; ihm weint am Halse, der trauten<br /> +Schlummerstätte gedenk, sein Weib, es fragen die Kindlein<br /> +Nach dem Tische, wo sonst in lieblicher Reihe sie saßen,<br /> +Von den Vätern gesehn, den lächelnden Göttern des Hauses.<br /> +Aber Gezelte bauet das Volk, es schließen die alten<br /> +Nachbarn wieder sich an, und nach des Herzens Gewohnheit<br /> +Ordnen die lüftigen Wohnungen sich umher an den Hügeln.<br /> +So indessen wohnen sie nun, wie die Freien, die Alten,<br /> +Die, der Stärke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend,<br /> +Wandernden Vögeln gleich, mit Gesange von Berge zu Berg einst,<br /> +Zogen, die Fürsten des Forsts und des weitumirrenden Stromes.<br /> +Doch umfängt noch, wie sonst, die Muttererde, die treue,<br /> +Wieder ihr edel Volk, und unter heiligem Himmel<br /> +Ruhen sie sanft, wenn milde, wie sonst die Lüfte der Jugend<br /> +Um die Schlafenden wehn und aus Platanen Ilissus<br /> +Ihnen herüberrauscht und, neue Tage verkündend,<br /> +Lockend zu neuen Thaten, bei Nacht die Woge des Meergotts<br /> +Fernher tönt und fröhliche Träume den Lieblingen sendet.<br /> +Schon auch sprossen und blühn die Blumen mählig, die goldnen,<br /> +Auf zertretenem Feld, von frommen Händen gewartet,<br /> +Grünet der Oelbaum auf, und auf Kolonos Gefilden<br /> +Nähren friedlich, wie sonst, die athenischen Rosse sich wieder.</p> + +<p>Aber der Muttererd' und dem Gott der Woge zu Ehren,<br /> +Blühet die Stadt jetzt auf, ein herrlich Gebild, dem Gestirn gleich<br /> +Sicher gegründet, des Genius Werk, denn Fesseln der Liebe<br /> +Schafft er gerne sich so, so hält in großen Gestalten,<br /> +Die er selbst sich erbaut, der Immerrege sich bleibend.<br /> +Sieh! und dem Schaffenden dienet der Wald, ihm reicht mit den andern<br /> +Bergen nahe zur Hand der Pentele Marmor und Erze.<br /> +Aber lebend, wie er, und froh und herrlich entquillt es<br /> +Seinen Händen, und leicht, wie der Sonne, gedeiht das Geschäft ihm.<br /> +Brunnen steigen empor, und über die Hügel in reinen<br /> +Bahnen gelenkt, ereilt der Quell das glänzende Becken;<br /> +Und umher an ihnen erglänzt, gleich festlichen Helden,<br /> +Am gemeinsamen Kelch, die Reihe der Wohnungen, hoch ragt<br /> +Der Prytanen Gemach, es stehn Gymnasien offen,<br /> +Göttertempel entstehn, ein heiligkühner Gedanke,<br /> +Steigt, Unsterblichen nah, das Olympion auf in den Aether<br /> +Aus dem seligen Hain; noch manche der himmlischen Hallen!<br /> +Mutter Athene, dir auch, dir wuchs dein herrlicher Hügel<br /> +Stolzer aus der Trauer empor und blühte noch lange,<br /> +Gott der Wogen und dir, und deine Lieblinge sangen<br /> +Frohversammelt noch oft am Vorgebirge den Dank dir.</p> + +<p>O die Kinder des Glücks, die frommen! wandeln sie fern nun<br /> +Bei den Vätern daheim, und der Schicksalstage vergessen,<br /> +Drüben am Lethestrom, und bringt kein Sehnen sie wieder?<br /> +Sieht mein Auge sie nie? ach! findet über den tausend<br /> +Pfaden der grünenden Erd', ihr göttergleichen Gestalten!<br /> +Euch das suchende nie, und vernahm ich darum die Sprache,<br /> +Darum die Sage von euch, daß immertrauernd die Seele<br /> +Vor der Zeit mir hinab zu euern Schatten entfliehe?<br /> +Aber näher zu euch, wo eure Haine noch wachsen,<br /> +Wo sein einsames Haupt in Wolken der heilige Berg hüllt,<br /> +Zum Parnassos will ich, und wenn im Dunkel der Eiche<br /> +Schimmernd, mir Irrenden dort Kastalias Quelle begegnet,<br /> +Will ich, mit Thränen gemischt, aus blütheumdufteter Schale<br /> +Dort auf keimendes Grün das Wasser gießen, damit doch,<br /> +O ihr Schlafenden all' ein Todtenopfer euch werde.<br /> +Dort im schweigenden Thal, an Tempe's hangenden Felsen,<br /> +Will ich wohnen mit euch, dort oft, ihr herrlichen Namen!<br /> +Her euch rufen bei Nacht, und wenn ihr zürnend erscheinet,<br /> +Weil der Pflug die Gräber entweiht, mit der Stimme des Herzens<br /> +Will ich, mit frommem Gesang, euch sühnen, heilige Schatten!<br /> +Bis, zu leben mit euch, sich ganz die Seele gewöhnet.<br /> +Fragen wird der Geweihtere dann euch Manches, ihr Todten!<br /> +Euch, ihr Lebenden, auch, ihr hohen Kräfte des Himmels,<br /> +Wenn ihr über dem Schutt mit euren Jahren vorbeigeht,<br /> +Ihr in der sicheren Bahn! denn oft ergreifet das Irrsal<br /> +Unter den Sternen mir, wie schaurige Lüfte, den Busen,<br /> +Daß ich spähe nach Rath, und lang schon reden sie nimmer<br /> +Trost den Bedürftigen zu, die prophetischen Haine Dodona's,<br /> +Stumm ist der delphische Gott, und einsam liegen und öde<br /> +Längst die Pfade, wo einst, von Hoffnungen leise geleitet,<br /> +Fragend der Mann zur Stadt des redlichen Sehers heraufstieg.<br /> +Aber droben das Licht, es spricht noch heute zu Menschen,<br /> +Schöner Deutungen voll, und des großen Donnerers Stimme,<br /> +Ruft es: Denket ihr mein? und die trauernde Woge des Meergotts<br /> +Hallt es wieder: gedenkt ihr nimmer meiner, wie vormals?<br /> +Denn es ruhn die Himmlischen gern am fühlenden Herzen,<br /> +Immer, wie sonst, geleiten sie noch, die begeisternden Kräfte,<br /> +Gerne den strebenden Mann, und über den Bergen der Heimath<br /> +Ruht und waltet und lebt allgegenwärtig der Aether,<br /> +Daß ein liebendes Volk, in des Vaters Armen gesammelt,<br /> +Menschlich freudig, wie sonst, und Ein Geist allen gemein sey.<br /> +Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie im Orkus,<br /> +Ohne Göttliches unser Geschlecht. An's eigene Treiben<br /> +Sind sie geschmiedet allein, und sich in der tosenden Werkstatt<br /> +Höret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden<br /> +Mit gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und immer<br /> +Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Mühe der Armen.<br /> +Bis, erwacht vom ängstigen Traum, die Seele den Menschen<br /> +Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe segnender Odem<br /> +Wieder, wie vormals oft, bei Hellas blühenden Kindern,<br /> +Wehet in neuer Zeit, und über freierer Stirne<br /> +Uns der Geist der Natur, der fernherwandelnde, wieder<br /> +Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken erscheinet.<br /> +Ach und säumest du noch? und jene, die göttlich gebornen,<br /> +Wohnen immer, o Tag! noch als in den Tiefen der Erde<br /> +Einsam unten, indeß ein immerlebender Frühling<br /> +Unbesungen über dem Haupt den Schlafenden dämmert?<br /> +Aber länger nicht mehr! schon hör' ich ferne des Festtags<br /> +Chorgesang auf grünem Gebirg, und das Echo der Haine,<br /> +Wo der Jünglinge Brust sich hebt, wo die Seele des Volks sich<br /> +Still vereint in freierem Lied, zur Ehre des Gottes,<br /> +Dem die Höhe gebührt, doch auch die Thale sind heilig;<br /> +Denn, wo fröhlich der Strom in wachsender Jugend hinauseilt,<br /> +Unter Blumen des Lands, und wo auf sonnigen Ebnen<br /> +Edles Korn und der Obstwald reift, da kränzen am Feste<br /> +Gerne die Frommen sich auch, und auf dem Hügel der Stadt glänzt,<br /> +Menschlicher Wohnung gleich, die himmlische Helle der Freude.<br /> +Denn voll göttlichen Sinns ist alles Leben geworden,<br /> +Und vollendend, wie sonst, erscheinst du wieder den Kindern<br /> +Ueberall, o Natur! und, wie vom Quellengebirg, rinnt<br /> +Segen von da und dort in die keimende Seele dem Volke.<br /> +Dann, dann, o ihr Freuden Athens! ihr Thaten in Sparta!<br /> +Köstliche Frühlingszeit im Griechenlande! wenn unser<br /> +Herbst kömmt, wenn ihr, gereift, ihr Geister alle der Vorwelt!<br /> +Wiederkehret und siehe! des Jahrs Vollendung ist nahe!<br /> +Dann erhalte das Fest auch euch, vergangene Tage!<br /> +Hin nach Hellas schaue das Volk, und weinend und dankend<br /> +Sänftige sich in Erinnerungen der stolze Triumphtag!</p> + +<p>Aber blühet indeß, bis unsre Früchte beginnen,<br /> +Blüht, ihr Gärten Joniens, nur, und die an Athens Schutt<br /> +Grünen, ihr Holden! verbergt dem schauenden Tage die Trauer!<br /> +Kränzt mit ewigem Laub, ihr Lorberwälder! die Hügel<br /> +Eurer Todten umher, bei Marathon dort, wo die Knaben<br /> +Siegend starben, ach! dort auf Chäroneas Gefilden,<br /> +Wo mit Waffen hinaus die letzten Athener enteilten,<br /> +Fliehend vor dem Tage der Schmach, dort, dort von den Bergen<br /> +Klagt in's Schlachtthal täglich herab, dort singet von Oetas<br /> +Gipfeln das Schicksalslied, ihr wandelnden Wasser, herunter!<br /> +Aber du, unsterblich, wenn auch der Griechengesang schon<br /> +Dich nicht feiert, wie sonst, aus deinen Wogen, o Meergott!<br /> +Töne mir in die Seele noch oft, daß über den Wassern<br /> +Furchtlos rage der Geist, dem Schwimmer gleich, in der Starken<br /> +Frischem Glücke sich üb', und die Göttersprache das Wechseln<br /> +Und das Werden versteh'; und wenn die reißende Zeit mir<br /> +Zu gewaltig das Haupt ergreift, und die Noth und das Irrsaal<br /> +Unter Sterblichen mir mein sterblich Leben erschüttert,<br /> +Laß der Stille mich dann in deiner Tiefe gedenken!</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/66.html b/OEBPS/Text/66.html new file mode 100644 index 0000000..1083e97 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/66.html @@ -0,0 +1,82 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Andenken.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Andenken.</h4> + +<p><span class="rightalign">Der Nordost weht,</span><br /> +Der liebste unter den Winden<br /> +Mir, weil er feurigen Geist<br /> +Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.<br /> +Geh' aber nun und grüße<br /> +Die schöne Garonne,<br /> +Und die Gärten von Bourdeaux,<br /> +Dort wo am schroffen Ufer<br /> +Hingehet der Steg und in den Strom<br /> +Tief fällt der Bach, darüber aber<br /> +Hinschauet ein edel Paar<br /> +Von Eichen und Silberpappeln!</p> + +<p><span class="rightalign">Noch denket das mir wohl und wie</span><br /> +Die breiten Gipfel neiget<br /> +Der Ulmwald über die Mühl',<br /> +Im Hofe aber wächst ein Feigenbaum,<br /> +An Feiertagen gehn<br /> +Die braunen Frauen daselbst<br /> +Auf seidnen Boden,<br /> +Zur Märzenzeit,<br /> +Wenn gleich ist Nacht und Tag,<br /> +Und über langsamen Stegen,<br /> +Von goldenen Träumen schwer,<br /> +Einwiegende Lüfte ziehen.</p> + +<p><span class="rightalign">Es reiche aber,</span><br /> +Des dunkeln Lichtes voll,<br /> +Mir Einer den duftenden Becher,<br /> +Damit ich ruhen möge; denn süß<br /> +Wär' unter Schatten der Schlummer.<br /> +Nicht ist es gut,<br /> +Seellos vor sterblichen<br /> +Gedanken zu seyn, doch gut<br /> +Ist ein Gespräch und zu sagen<br /> +Des Herzens Meinung, zu hören viel<br /> +Von Tagen der Lieb',<br /> +Und Thaten, welche geschahen.</p> + +<p><span class="rightalign">Wo aber sind die Freunde? Bellarmin</span><br /> +Mit dem Gefährten? Mancher<br /> +Trägt Scheue, an die Quelle zu gehn;<br /> +Es beginnt nehmlich der Reichthum Im Meere. Sie,<br /> +Wie Mahler, bringen zusammen<br /> +Das Schöne der Erd' und verschmähn<br /> +Den geflügelten Krieg nicht, und<br /> +Zu wohnen einsam, jahrlang, unter<br /> +Dem entlaubten Mast, wo nicht die Nacht durchglänzen<br /> +Die Feiertage der Stadt,<br /> +Und Saitenspiel und eingeborner Tanz nicht.</p> + +<p><span class="rightalign">Nun aber sind zu Indiern</span><br /> +Die Männer gegangen,<br /> +Dort an der luftigen Spitz'<br /> +An Traubenbergen, wo herab<br /> +Die Dordogne kommt<br /> +Und zusammen mit der prächt'gen<br /> +Garonne meerbreit<br /> +Ausgehet der Strom. Es mehret aber<br /> +Und giebt Gedächtniß die See<br /> +Und die Lieb' auch heftet fleißig die Augen,<br /> +Was bleibt aber, stiften die Dichter.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/67.html b/OEBPS/Text/67.html new file mode 100644 index 0000000..1799586 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/67.html @@ -0,0 +1,139 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Wanderung.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Wanderung.</h4> + + + +<p>Glückselig Sunvien, meine Mutter!<br /> +Auch du, der glänzenderen, der Schwester<br /> +Lombarda drüben gleich,<br /> +Von hundert Bächen durchflossen!<br /> +Und Bäume genug, weißblühend und röthlich,<br /> +Und dunklere, wild, tief grünendes Laub's voll —<br /> +Und Alpengebirg auch überschattet,<br /> +Uraltes, dich; denn nah dem Herde des Hauses<br /> +Wohnst du, und hörst, wie drinnen<br /> +Aus silbernen Opferschalen<br /> +Der Quell rauscht, ausgeschüttet<br /> +Von reinen Händen, wenn berührt<br /> +Von warmen Stralen<br /> +Krystallenes Eis, und umgestürzt<br /> +Vom leichtanregenden Lichte<br /> +Der schneeige Gipfel übergießt die Erde<br /> +Mit reinestem Wasser. Darum ist<br /> +Dir angeboren die Treue. Schwer verläßt<br /> +Was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.<br /> +Und deine Kinder, die Städte<br /> +Am weithindämmernden See,<br /> +An Neckars Weiden, am Rheine,<br /> +Sie alle meinen, es wäre<br /> +Sonst nirgend besser zu wohnen.<br /> +Ich aber will dem Kaukasos zu!<br /> +Denn sagen hört' ich<br /> +Noch heut in den Lüften:<br /> +Frei sey'n, wie Schwalben, die Dichter.<br /> +Auch hat in jüngern Tagen<br /> +Sonst Eines mir vertraut:<br /> +Es seyen vor alter Zeit<br /> +Die Unsrigen einst, ein sinnig Geschlecht,<br /> +Still fortgezogen von Wellen der Donau,<br /> +Dort mit der Sonne Kindern<br /> +Am Sommertage, da diese<br /> +Sich Schatten suchten, zusammen<br /> +Am schwarzen Meere gekommen,<br /> +Und nicht umsonst sey dieß<br /> +Das gastfreundliche genennet.<br /> +Denn als ihr Staunen vorüber war,<br /> +Da nahten die Andern zuerst; dann setzten auch<br /> +Die Unseren sich neugierig unter den Oelbaum.<br /> +Doch, als sich ihre Gewande berührt,<br /> +Und Keiner vernehmen konnte<br /> +Die eigene Rede des Andern, wäre wohl<br /> +Entstanden ein Zwist, wenn nicht aus Zweigen herunter<br /> +Gekommen wäre die Kühlung,<br /> +Die Lächeln über das Angesicht<br /> +Der Streitenden öfters breitet; und eine Weile<br /> +Sah'n still sie auf. Dann reichten sie sich<br /> +Die Hände liebend einander. Und bald<br /> +Vertauschten sie Waffen und all'<br /> +Die lieben Güter des Hauses,<br /> +Vertauschten das Wort auch und es wünschten<br /> +Die freundlichen Väter umsonst nichts<br /> +Beim Hochzeitjubel den Kindern.<br /> +Denn aus den Heiligvermählten<br /> +Wuchs schöner, denn Alles,<br /> +Was vor und nach<br /> +Von Menschen sich nannt', ein Geschlecht auf.<br /> +Wo aber wohnt ihr, liebe Verwandten,<br /> +Daß wir das Bündniß wiederbegehn,<br /> +Und der theuern Ahnen gedenken?<br /> +Dort an den Ufern, unter den Bäumen<br /> +Ionias, in Ebenen des Kaystros,<br /> +Wo Kraniche, des Aethers froh,<br /> +Umschlossen sind von fernhindämmernden Bergen,<br /> +Dort wart auch ihr, ihr Schönsten! oder pflegtet<br /> +Der Inseln, die, mit Wein bekränzt,<br /> +Voll tönten von Gesang; noch Andere wohnten<br /> +Am Tayget, am vielgepriesnen Hymettos,<br /> +Und diese blühten zuletzt. Doch von<br /> +Parnassos Quell bis zu des Tmolos<br /> +Goldglänzenden Bächen erklang<br /> +Ein ewig Lied, So rauschten<br /> +Die heiligen Wälder und all'<br /> +Die Saitenspiele zusammt,<br /> +Von himmlischer Milde gerühret.<br /> +O Land des Homer!<br /> +Am purpurnen Kirschbaum, oder wenn,<br /> +Von dir gesandt, im Weinberg mir<br /> +Die jungen Pfirsiche grünen,<br /> +Und die Schwalbe fernher kommt und Vieles erzählend<br /> +An meinen Wänden ihr Haus baut, in<br /> +Den Tagen des Mais, auch unter den Sternen<br /> +Gedenk' ich, o Ionia! dein. Doch Menschen<br /> +Ist Gegenwärtiges lieb. Drum bin ich<br /> +Gekommen, euch, ihr Inseln, zu sehn und euch,<br /> +Ihr Mündungen der Ströme, o ihr Hallen der Thetis,<br /> +Ihr Wälder euch, und euch, ihr Wolken des Ida!<br /> +Doch nicht zu bleiben gedenk' ich,<br /> +Unfreundlich ist und schwer zu gewinnen<br /> +Die Verschlossene, der ich entkommen, die Mutter.<br /> +Von ihren Söhnen einer, der Rhein,<br /> +Mit Gewalt wollt' er an's Herz ihr stürzen und schwand,<br /> +Der Zurückgestoßene, niemand weiß, wohin in die Ferne.<br /> +Doch so nicht wünscht' ich gegangen zu seyn<br /> +Von ihr, und nur euch einzuladen<br /> +Bin ich zu euch, ihr Grazien Griechenlands,<br /> +Ihr Himmelstöchter gewandert,<br /> +Daß wenn die Reise zu weit nicht ist,<br /> +Zu uns ihr kommet, ihr Holden!<br /> +Wenn milder athmen die Lüfte,<br /> +Und liebende Pfeile der Morgen<br /> +Uns Allzugeduldigen schickt,<br /> +Und leichte Gewölke blühn<br /> +Uns über den schüchternen Augen,<br /> +Dann werden wir sagen, wie kommt,<br /> +Ihr Charitinnen, zu Wilden?<br /> +Die Dienerinnen des Himmels<br /> +Sind aber wunderbar,<br /> +Wie alles Göttlichgeborne.<br /> +Zum Traume wird's ihm, will es Einer<br /> +Beschleichen und straft den, der<br /> +Ihm gleichen will mit Gewalt.<br /> +Oft überrascht es den,<br /> +Der eben kaum es gehofft hat.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/68.html b/OEBPS/Text/68.html new file mode 100644 index 0000000..35d9711 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/68.html @@ -0,0 +1,226 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Rhein.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Rhein.</h4> + +<div class="subtitle spaced">Fragment.</div> + + + +<p>Im dunkeln Epheu saß ich, an der Pforte<br /> +Des Waldes, eben, da der goldene Mittag<br /> +Den Quell besuchend, herunterkam<br /> +Von Treppen des Alpengebir'gs,<br /> +Das mir die göttlichgebaute,<br /> +Die Burg der Himmlischen heißt<br /> +Nach alter Meinung, wo aber<br /> +Geheim noch Manches entschieden<br /> +Zu Menschen gelanget; von da<br /> +Vernahm ich ohne Vermuthen<br /> +Ein Schicksal, denn noch kaum<br /> +War mir im warmen Schatten<br /> +Sich Manches beredend, die Seele<br /> +Italia zugeschweift<br /> +Und an die Küsten Morea's.</p> + +<p><span class="rightalign">Jetzt aber, drinn im Gebirg,</span><br /> +Tief unter den silbernen Gipfeln,<br /> +Und unter fröhlichem Grün,<br /> +Wo die Wälder schauernd zu ihm<br /> +Und der Felsen Häupter übereinander<br /> +Hinabschaun, taglang, dort<br /> +Im kältesten Abgrund hört'<br /> +Ich um Erlösung jammern<br /> +Den Jüngling, es hörten ihn, wie er tobt',<br /> +Und die Mutter Erd' anklagt',<br /> +Und den Donnerer, der ihn gezeuget,<br /> +Erbarmend die Eltern, doch<br /> +Die Sterblichen flohn von dem Ort,<br /> +Denn furchtbar war, da lichtlos er<br /> +In den Fesseln sich wälzte,<br /> +Das Rasen des Halbgotts.</p> + +<p><span class="rightalign">Die Stimme war's des edelsten der Ströme,</span><br /> +Des freigeborenen Rheins,<br /> +Und Anderes hoffte der, als droben von den Brüdern,<br /> +Dem Tessin und dem Rhodanus,<br /> +Er schied und wandern wollt', und ungeduldig ihn<br /> +Nach Asia trieb die königliche Seele.<br /> +Doch unverständig ist<br /> +Das Wünschen vor dem Schicksal.<br /> +Die Blindesten aber<br /> +Sind Göttersöhne, denn es kennet der Mensch<br /> +Sein Haus und dem Thier ward, wo<br /> +Es bauen solle, doch jenen ist<br /> +Der Fehl, daß sie nicht wissen wohin?<br /> +In die unerfahrne Seele gegeben.</p> + +<p><span class="rightalign">Ein Räthsel ist Reinentsprungenes. Auch</span><br /> +Der Gesang kaum darf es enthüllen. Denn<br /> +Wie du anfiengst, wirst du bleiben,<br /> +So viel auch wirket die Noth<br /> +Und die Zucht, das Meiste nemlich<br /> +Vermag die Geburt<br /> +Und der Lichtstral, der<br /> +Dem Neugebornen begegnet.<br /> +Wo aber ist Einer,<br /> +Um frei zu bleiben<br /> +Sein Leben lang und des Herzens Wunsch<br /> +Allein zu erfüllen, so<br /> +Aus himmlischgünstigen Höh'n<br /> +Und so aus reinestem Schooße<br /> +Glücklich geboren, wie jener.<br /> +Drum ist ein Jauchzen sein Wort.<br /> +Nicht liebt er, wie andere Kinder<br /> +In Wickelbanden zu weinen;<br /> +Und wenn, wo die Ufer sich ihm<br /> +An die Seite schleichen, die krummen,<br /> +Und durstig umwindend ihn,<br /> +Den Unbedachten, zu ziehn<br /> +Und wohl zu behüten begehren<br /> +Im eignen Schlunde, lachend,<br /> +Zerreißt er die Schlangen und stürzt<br /> +Mit der Beut', und wenn in der Eil'<br /> +Ein Größerer ihn nicht zähmt,<br /> +Ihn wachsen läßt, wie der Blitz muß er<br /> +Die Erde spalten, und wie Bezauberte fliehn<br /> +Die Wälder ihm nach und zusammensinkend die Berge.</p> + +<p><span class="rightalign">Ein Gott will aber sparen den Söhnen</span><br /> +Das eilende Leben und lächelt,<br /> +Wenn unenthaltsam, aber gehemmt<br /> +Von heiligen Alpen, ihm<br /> +In der Tiefe, wie jener, zürnen die Ströme.<br /> +In solcher Esse wird dann<br /> +Auch alles Lautre geschmiedet<br /> +Und schön ist's, wie er drauf,<br /> +Nachdem er die Berge verlassen,<br /> +Stillwandelnd sich im deutschen Lande<br /> +Begnüget und das Sehnen stillt<br /> +Im guten Geschäfte, wenn er das Land baut,<br /> +Der Vater Rhein, und liebe Kinder nährt<br /> +In Städten, die er gegründet.</p> + +<p><span class="rightalign">Doch nimmer, nimmer vergißt er's.</span><br /> +Denn eher muß die Wohnung vergehn<br /> +Und die Satzung und zum Unbild werden<br /> +Der Tag der Menschen, ehe vergessen<br /> +Ein Solcher dürfte den Ursprung<br /> +Und die reine Stimme der Jugend.<br /> +Wer war es, der zuerst<br /> +Die Liebesbande verderbt<br /> +Und Stricke von ihnen gemacht hat?<br /> +Dann haben des eigenen Rechts<br /> +Und gewiß des himmlischen Feuers<br /> +Gespottet die Trotzigen, dann erst,<br /> +Die sterblichen Pfade verachtend,<br /> +Verweg'nes erwählt,<br /> +Und den Göttern gleich zu werden getrachtet.</p> + +<p><span class="rightalign">Es haben aber an eigner</span><br /> +Unsterblichkeit die Götter genug, und bedürfen<br /> +Die Himmlischen eines Dings,<br /> +So sind's Heroen und Menschen,<br /> +Und Sterbliche sonst. Denn weil<br /> +Die Seligsten nichts fühlen von selbst,<br /> +Muß wohl, wenn Solches zu sagen<br /> +Erlaubt ist, in der Götter Namen<br /> +Theilnehmend fühlen ein Andrer —<br /> +Den brauchen sie; jedoch ihr Gericht<br /> +Ist, daß sein eigenes Haus<br /> +Zerbreche der, und das Liebste<br /> +Wie den Feind schelt' und sich Vater und Kind<br /> +Begrabe unter den Trümmern,<br /> +Wenn Einer, wie sie, seyn will, und nicht<br /> +Ungleiches dulden, der Schwärmer.<br /> +Drum wohl ihm, welcher fand<br /> +Ein wohlbeschiedenes Schicksal,<br /> +Wo noch der Wanderungen<br /> +Und süß der Leiden Erinnerung<br /> +Aufrauscht am sichern Gestade,<br /> +Daß da und dorthin gern<br /> +Er sehn mag bis an die Gränzen,<br /> +Die bei der Geburt ihm Gott<br /> +Zum Aufenthalte gezeichnet.<br /> +Dann ruht er, selig bescheiden,<br /> +Denn Alles, was er gewollt,<br /> +Das Himmlische, von selber umfängt<br /> +Es unbezwungen, lächelnd<br /> +Jetzt, da er ruhet, den Kühnen.</p> + +<p><span class="rightalign">Halbgötter denk' ich jetzt,</span><br /> +Und kennen muß ich die Theuern,<br /> +Weil oft ihr Leben so<br /> +Die sehnende Brust mir bewegt.<br /> +Wem aber, wie dir,<br /> +Unüberwindlich die Seele,<br /> +Die stark ausdauernde ward,<br /> +Und sicherer Sinn<br /> +Und süße Gabe zu hören,<br /> +Zu reden so, daß er aus heiliger Fülle<br /> +Wie der Weingott thörig, göttlich<br /> +Und gesetzlos sie, die Sprache der Reinesten giebt,<br /> +Verständlich den Guten, aber mit Recht<br /> +Die Achtungslosen mit Blindheit schlägt,<br /> +Die entweichenden Knechte, wie nenn' ich den Fremden?<br /> +Die Söhne der Erde sind, wie die Mutter,<br /> +Allliebend, so empfangen sie auch<br /> +Mühlos, die Glücklichen, Alles.<br /> +Drum überraschet es auch,<br /> +Und schreckt den sterblichen Mann,<br /> +Wenn er den Himmel, den<br /> +Er mit den liebenden Armen<br /> +Sich auf die Schultern gehäuft,<br /> +Und die Last der Freude bedenket.<br /> +Dann scheint ihm oft das Beste,<br /> +Fast ganz vergessen da,<br /> +Wo der Stral nicht brennt,<br /> +Im Schatten des Wald's,<br /> +In frischer Grüne zu seyn,<br /> +Und sorglosarm an Tönen<br /> +Anfängern gleich, bei Nachtigallen zu lernen.<br /> +Und herrlich ist's aus heiligem Schlafe dann<br /> +Erstehen und aus Waldeskühle<br /> +Erwachend, Abends nun<br /> +Dem milderen Licht entgegenzugehen,<br /> +Wenn, der die Berge gebaut<br /> +Und den Pfad der Ströme gezeichnet,<br /> +Nachdem er lächelnd auch<br /> +Der Menschen geschäftiges Leben<br /> +Das odemarme, wie Segel,<br /> +Mit seinen Lüften gelenkt hat,<br /> +Auch ruht und vor der Schülerin jetzt,<br /> +Der Bildner vor der Braut,<br /> +Der herrliche Pygmalion,<br /> +Der Tagsgott vor der Erde sich neiget.</p> + +<p><span class="rightalign">Dann feiern das Brautfest Menschen und Götter,</span><br /> +Es feiern die Lebenden all,<br /> +Und ausgeglichen<br /> +Ist eine Weile das Schicksal.<br /> +Und die Flüchtlinge suchen die Herberg'<br /> +Und süßen Schlummer die Tapfern.<br /> +Die Liebenden aber<br /> +Sind, was sie waren, sie sind<br /> +Zu Hause, wo die Blume sich freuet<br /> +Unschädlicher Glut, und die finsteren Bäume<br /> +Der Geist umsäuselt, aber die Unversöhnten<br /> +Sind umgewandelt und eilen,<br /> +Die Hände sich ehe zu reichen,<br /> +Bevor das freundliche Licht<br /> +Hinunter geht und die Nacht kommt.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/69.html b/OEBPS/Text/69.html new file mode 100644 index 0000000..cd9ec02 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/69.html @@ -0,0 +1,48 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Hyperions Schicksalslied.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Hyperions Schicksalslied.</h4> + + + +<p>Ihr wandelt droben im Licht<br /> +Auf weichem Boden, selige Genien!<br /> +Glänzende Götterlüfte<br /> +Rühren euch leicht,<br /> +Wie die Finger der Künstlerin<br /> +Heilige Saiten.</p> + +<p>Schicksallos, wie der schlafende<br /> +Säugling, athmen die Himmlischen;<br /> +Keusch bewahrt<br /> +In bescheidener Knospe,<br /> +Blühet ewig<br /> +Ihnen der Geist,<br /> +Und die seligen Augen<br /> +Blicken in stiller<br /> +Ewiger Klarheit.</p> + +<p>Doch uns ist gegeben,<br /> +Auf keiner Stätte zu ruh'n,<br /> +Es schwinden, es fallen<br /> +Die leidenden Menschen<br /> +Blindlings von einer<br /> +Stunde zur andern,<br /> +Wie Wasser von Klippe<br /> +Zu Klippe geworfen,<br /> +Jahrlang in's Ungewisse hinab.</p> + + + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/70.html b/OEBPS/Text/70.html new file mode 100644 index 0000000..969655e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/70.html @@ -0,0 +1,853 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Der Tod des Empedokles.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Der Tod des Empedokles.</h4> + +<div class="subtitle spaced">Fragmente eines Trauerspiels.</div> + +<p> <span class="spaced">Mekades</span>. <span class="spaced">Hermokrates</span>.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Hörst du das trunk'ne Volk?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Sie suchen ihn.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Der Geist des Manns<br /> +Ist mächtig unter ihnen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Ich weiß, wie dürres Gras<br /> +Entzünden sich die Menschen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Daß Einer so die Menge bewegt, mir ist's,<br /> +Als wie wenn Jovis Blitz den Wald<br /> +Ergreift, und furchtbarer.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Drum binden wir den Menschen auch<br /> +Das Band um's Auge, daß sie nicht<br /> +Zu kräftig sich am Lichte nähren.<br /> +Nicht gegenwärtig werden<br /> +Darf Göttliches vor ihnen,<br /> +Es darf ihr Herz<br /> +Lebendiges nicht finden.<br /> +Kennst du die Alten nicht,<br /> +Die Lieblinge des Himmels man nennt?<br /> +Sie nährten die Brust<br /> +An Kräften der Welt<br /> +Und den Hellaufblickenden war<br /> +Unsterbliches nahe,<br /> +Drum beugten die Stolzen<br /> +Das Haupt auch nicht,<br /> +Und vor den Gewaltigen konnt'<br /> +Ein Anderes nicht bestehn,<br /> +Es ward verwandelt vor ihnen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Und er?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Das hat zu mächtig ihn<br /> +Gemacht, daß er vertraut<br /> +Mit Göttern worden ist.<br /> +Es tönt sein Wort dem Volk'<br /> +Als käm es vom Olymp;<br /> +Sie danken's ihm,<br /> +Daß er vom Himmel raubet<br /> +Die Lebensflamm' und sie<br /> +Verräth den Sterblichen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Sie wissen nichts, denn ihn,<br /> +Er soll ihr Gott<br /> +Er soll ihr König seyn.<br /> +Sie sagen, es hab' Apoll<br /> +Die Stadt gebaut den Trojern,<br /> +Doch besser sey, es helf'<br /> +Ein hoher Mann durch's Leben.<br /> +Noch sprechen sie viel Unverständiges<br /> +Von ihm und achten kein Gesetz<br /> +Und keine Noth und keine Sitte.<br /> +Ein Irrgestirn ist unser Volk<br /> +Geworden und ich fürcht',<br /> +Es deute dieses Zeichen<br /> +Zukünft'ges noch, das er<br /> +Im stillen Sinne brütet.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Sey ruhig, Mekades!<br /> +Er wird nicht.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Bist du denn mächtiger?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Der sie versteht,<br /> +Ist stärker, denn die Starken,<br /> +Und wohlbekannt ist dieser Seltne mir.<br /> +Zu glücklich wuchs er auf;<br /> +Ihm ist von Anbeginn<br /> +Der eigne Sinn verwöhnt, daß ihn<br /> +Geringes irrt; er wird es büßen,<br /> +Daß er zu sehr geliebt die Sterblichen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Mir ahndet selbst,<br /> +Es wird mit ihm nicht lange dauern,<br /> +Doch ist es lang genug,<br /> +So er erst fällt, wenn ihm's gelungen ist.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Und schon ist er gefallen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Was sagst du?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Siehst du denn nicht? es haben<br /> +Den hohen Geist die Geistesarmen<br /> +Geirrt, die Blinden den Verführer.<br /> +Die Seele warf er vor das Volk, verrieth<br /> +Der Götter Gunst gutmüthig den Gemeinen,<br /> +Doch rächend äffte leeren Wiederhall's<br /> +Genug denn auch aus todter Brust den Thoren.<br /> +Und eine Zeit ertrug er's, grämte sich<br /> +Geduldig, wußte nicht,<br /> +Wo es gebrach; indessen wuchs<br /> +Die Trunkenheit dem Volke; schaudernd<br /> +Vernahmen sie's, wenn ihm vom eignen Wort<br /> +Der Busen bebt', und sprachen:<br /> +So hören wir nicht die Götter!<br /> +Und Namen, so ich dir nicht nenne, gaben<br /> +Die Knechte dann dem stolzen Trauernden.<br /> +Und endlich nimmt der Durstige das Gift,<br /> +Der Arme, der mit seinem Sinn nicht<br /> +Zu bleiben weiß und Aehnliches nicht findet,<br /> +Er tröstet mit der rasenden<br /> +Anbetung sich, verblindet, wird wie sie,<br /> +Die seelenlosen Aberglaubigen;<br /> +Die Kraft ist ihm entwichen,<br /> +Er geht in einer Nacht, und weiß sich nicht<br /> +Herauszuhelfen und wir helfen ihm.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Deß bist du so gewiß?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Ich kenn' ihn.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Mekades</span>.</div> +<p>Ein übermüthiges Gerede fällt<br /> +Mir bei, das er gemacht, da er zuletzt<br /> +Auf der Agore war. Ich weiß es nicht,<br /> +Was ihm das Volk zuvor gesagt; ich kam<br /> +Nur eben, stand von fern; ihr ehret mich,<br /> +Antwortet' er, und thuet recht daran;<br /> +Denn stumm ist die Natur,<br /> +Es leben Sonn' und Luft und Erd' und ihre Kinder<br /> +Fremd um einander,<br /> +Die Einsamen, als gehörten sie sich nicht.<br /> +Wohl wandeln immer kräftig<br /> +Im Göttergeiste die freien<br /> +Unsterblichen Mächte der Welt<br /> +Rings um der andern<br /> +Vergänglich Leben,<br /> +Doch wilde Pflanzen<br /> +Auf wilden Grund<br /> +Sind in den Schooß der Götter<br /> +Die Sterblichen alle gesäet,<br /> +Die Kärglichgenährten, und todt<br /> +Erschiene der Boden, wenn Einer nicht<br /> +Deß wartete, lebenerweckend,<br /> +Und mein ist das Feld. Mir tauschen<br /> +Die Kraft und Seele zu Einem<br /> +Die Sterblichen und die Götter.<br /> +Und wärmer umfangen die ewigen Mächte<br /> +Das strebende Herz und kräft'ger gedeihn<br /> +Vom Geiste der Freien die fühlenden Menschen,<br /> +Und wach ist's! denn ich<br /> +Geselle das Fremde,<br /> +Das Unbekannte nennet mein Wort,<br /> +Und die Liebe der Lebenden trag'<br /> +Ich auf und nieder; was Einem gebricht,<br /> +Ich bring es vom andern, und binde<br /> +Beseelend und wandle verjüngend die zögernde Welt<br /> +Und gleiche Keinem und Allen.<br /> +So sprach der Uebermüthige.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Hermokrates</span>.</div> +<p>Das ist noch wenig. Aergers schläft in ihm.<br /> +Ich kenn' ihn, kenne sie, die überglücklichen<br /> +Verwöhnten Söhne des Himmels,<br /> +Die anders nicht, denn ihre Seele, fühlen.<br /> +Stört einmal sie der Augenblick heraus —<br /> +Und leicht zerstörbar sind die Zärtlichen —<br /> +Dann stillet nichts sie wieder, brennend<br /> +Treibt eine Wunde sie, unheilbar gährt<br /> +Die Brust. Auch er! so still er scheint,<br /> +So glüht ihm doch, seit ihm das arme Volk<br /> +Den hohen Geist — —</p> +<p><span class="spaced">Empedokles</span>. <span class="spaced">Pausanias</span>.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>— — — — — — O jene Zeit!<br /> +Ihr Liebeswonnen, da die Seele mir<br /> +Von Göttern, wie Endymion, geweckt,<br /> +Die kindlich schlummernde, sich öffnete,<br /> +Lebendig sie, die Immerjugendlichen,<br /> +Des Lebens große Genien<br /> +Erkannte — schöne <span class="spaced">Sonne</span>! Menschen hatten mich<br /> +Es nicht gelehrt, mich trieb mein eigen Herz<br /> +Unsterblichliebend zu Unsterblichen,<br /> +Zu dir, zu dir, ich konnte Göttlichers<br /> +Nicht finden, stilles Licht! und so wie du<br /> +Das Leben nicht an deinem Tage sparst<br /> +Und sorgenfrei der goldnen Fülle dich<br /> +Entledigest, so gönnt' auch ich, der deine,<br /> +Den Sterblichen die beste Seele gern<br /> +Und furchtlos offen gab<br /> +Mein Herz, wie du, der ernsten <span class="spaced">Erde</span> sich,<br /> +Der schicksalvollen, ihr in Jünglingsfreude<br /> +Das Leben so zu eignen bis zuletzt;<br /> +Ich sagt' ihr's oft in trauter Stunde zu,<br /> +Band so den theuern Todesbund mit ihr.<br /> +Da rauscht' es anders, denn zuvor, im Hain,<br /> +Und zärtlich tönten ihrer Berge Quellen —<br /> +All' deine Freuden, <span class="spaced">Erde</span>! wahr, wie sie,<br /> +Und warm und voll, aus Müh' und Liebe reifen,<br /> +Sie alle gabst du mir. Und wenn ich oft<br /> +Auf stiller Bergeshöhe saß und staunend<br /> +Der Menschen Irrsal übersann,<br /> +Zu tief von deinen Wandlungen ergriffen,<br /> +Und nah mein eignes Welken ahnete,<br /> +Dann athmete der <span class="spaced">Aether</span>, so wie dir,<br /> +Mir heilend um die liebeswunde Brust,<br /> +Und, wie Gewölk der Flamme, löseten<br /> +Im hohen Blau die Sorgen mir sich auf.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>O Sohn des Himmels!</p> +<div class="stage">(<span class="spaced">Auf dem Aetna</span>.)</div> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>, <span class="stage">vom + Schlaf erwachend; dann</span></div> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Euch ruf' ich über das Gefild herein<br /> +Vom langsamen Gewölk, ihr heißen Stralen<br /> +Des Mittags, ihr gereiftesten, daß ich<br /> +An euch den neuen Lebenstag erkenne.<br /> +Denn anders ists, wie sonst! vorbei, vorbei<br /> +Das menschliche Bekümmerniß! als wüchsen<br /> +Mir Schwingen an, so ist mir wohl und leicht<br /> +Hier oben, hier, und reich genug und froh<br /> +Und herrlich wohn' ich, wo den Feuerkelch,<br /> +Mit Geist gefüllt bis an den Rand, bekränzt<br /> +Mit Blumen, die er selber sich erzog,<br /> +Gastfreundlich mir der Vater Aetna beut.<br /> +Und wenn das unterirdische Gewitter<br /> +Itzt festlich auferwacht, zum Wolkensitz<br /> +Des nahverwandten Donners fliegt hinauf<br /> +Und zu den Sternen tönt, da wächst das Herz mir auch.<br /> +Mit Adlern sing' ich hier Naturgesang.<br /> +Das dacht' er nicht, daß in der Fremde mir<br /> +Ein andres Leben blühte, da er mich<br /> +Mit Schmach hinweg aus unsrer Stadt verwies,<br /> +Mein königlicher Bruder. Ach! er weiß es nicht,<br /> +Der kluge, welchen Segen er bereitete,<br /> +Da er von Menschenbande los, da er mich frei<br /> +Erklärte, frei, wie Fittige des Himmels.<br /> +Drum galt es auch! drum waffnete das Volk,<br /> +Das mein war, gegen meine Seele sich<br /> +Mit Hohn und Fluch.<br /> +Und stieß mich aus; und nicht vergebens gellt<br /> +Im Ohre mir das hundertstimmige<br /> +Gelächter, da der fromme Träumer,<br /> +Der närrische, des Weges weinend gieng.<br /> +Beim Todtenrichter! wohl hab' ich's verdient!<br /> +Und heilsam wars; die Kranken heilt das Gift,<br /> +Und eine Sünde straft die anderen.<br /> +Denn viel gesündiget von Jugend auf,<br /> +Geliebt hab' ich die Menschen ohne Maaß,<br /> +Gedient, wie Wasser nur dem Feuer dient.<br /> +Darum begegneten auch menschlich sie<br /> +Mir nicht, o darum schändeten sie mir<br /> +Mein Angesicht, und hielten mich, wie dich,<br /> +Allduldende Natur! du hast mich nun,<br /> +Du hast mich, und es dämmert zwischen dir<br /> +Und mir die alte Liebe wieder auf.<br /> +Du rufst, du ziehst mich nah und näher an,<br /> +Und hier ist kein Bedenken mehr. Es ruft<br /> +Der Gott —<br /> +<span class="stage">(Da er den <span class="spaced">Pausanias</span> gewahr wird:)</span><br /> +und diesen Allzutreuen muß<br /> +Ich auch befrein, mein Pfad ist seiner nicht.</p> +<p><span class="spaced">Pausanias</span>. <span class="spaced">Empedokles</span>.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Du scheinest freudig auferwacht, mein Wandrer!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Schon hab' ich, Lieber, und vergebens nicht,<br /> +Mich in der neuen Heimath umgesehn.<br /> +Die Wildniß ist mir hold.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Sie haben uns verbannt, sie haben dich,<br /> +Du Gütiger! verschmäht, und glaub' es mir,<br /> +Unleidlich warst du ihnen längst und innig.<br /> +In ihre Trümmer schien, in ihre Nacht,<br /> +Zu helle den Verzweifelten das Licht.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Nun mögen sie vollenden ungestört!<br /> +Vergessenheit! o wie ein glücklich Segel,<br /> +Bin ich vom Ufer los, —<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +— — — — — — — — — — —</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Nun! lass' sie nur! sie mögen ungestalt<br /> +Lichtscheu am Boden taumeln, der sie trägt,<br /> +Und allbegehrend, allgeängstiget,<br /> +Sich müde rennen. Brennen mag der Brand,<br /> +Bis er erlischt; wir wohnen ruhig hier!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Ja! ruhig wohnen wir! es öffnen groß<br /> +Sich hier vor uns die heil'gen Elemente.<br /> +Die Mühelosen regen immergleich<br /> +In ihrer Kraft sich freudig hier um uns.<br /> +An seinen festen Ufern wacht und ruft<br /> +Das alte Meer; und das Gebirge steigt<br /> +Mit seiner Ströme Klang; es wogt und rauscht<br /> +Sein grüner Wald von Thal zu Thal hinunter<br /> +Und oben weilt das Licht, der Aether stillt<br /> +Den Tapfern das geheimere Verlangen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>So bleibst du wohl und bleibst in deiner Welt.<br /> +Doch hab' ich schon ein wenig vorgesorgt,<br /> +Ich diene dir und sehe, was uns noth ist.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Nur weniges ist noth — — —<br /> +— — — — — — — — — — —</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Indeß du gut auf kahler Erde hier<br /> +In heißer Sonne schliefst, gedacht' ich doch<br /> +Ein weicher Boden und die kühle Nacht<br /> +In einer sichern Halle wäre besser.<br /> +Auch sind wir hier, die Allverdächtigen,<br /> +Den Wohnungen der andern fast zu nah,<br /> +Nicht lange wollt' ich ferne seyn von dir<br /> +Und eilt' hinauf und glücklich fand ich bald,<br /> +Für dich und mich gebaut, ein ruhig Haus,<br /> +Ein tiefer Fels von Eichen dicht umschirmt,<br /> +Dort in der dunkeln Seite des Gebirgs,<br /> +Und nah entspringt ein Quell, es grünt umher<br /> +Die Fülle guter Pflanzen, und zum Bett<br /> +Ist Ueberfluß von Laub und Gras bereitet.<br /> +Da lassen sie dich ungeschmäht, und tief und still<br /> +Ists, wenn du sinnst, und wenn du schläfst, um dich.<br /> +Ein Heiligthum ist mir mit dir die Grotte.<br /> +Komm, siehe selbst, und sage nicht, ich tauge<br /> +Dir künftig nicht, wem taugt' ich anders denn?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Du taugst zu gut.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Wie könnt' ich dieß?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Auch du<br /> +Bist allzutreu, du bist ein thöricht Kind.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Das sagst du wohl, doch klügers weiß ich nicht,<br /> +Wie deß zu seyn, dem ich geboren bin.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Wie bist du sicher?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Und ich sollte nicht?<br /> +Wofür denn hättest du mir einst, da ich,<br /> +Der Waise gleich, am heldenarmen Ufer<br /> +Mir einen Schutzgott sucht' und traurig irrte,<br /> +Du Gütiger, die Hände mir gereicht?<br /> +Wofür mit deinem Auge wärest du<br /> +Auf deiner stillen Bahn, du edles Licht,<br /> +In meiner Dämmerung mir aufgegangen?<br /> +Seitdem bin ich ein anderer,<br /> +Und näher dir und einsamer mit dir,<br /> +Wächst früher nur die Seele mir und freier.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>O still davon!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Was ists? Warum? Wie kann<br /> +Ein freundlich Wort dich irren, theurer Mann?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Geh. Folge mir, und schweig' und schone mich,<br /> +Und rege du nicht auch das Herz mir auf,<br /> +Für mich ist, was vorüber ist, nicht mehr.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Ich weiß es nicht, was dir vorüber ist,<br /> +Doch du und ich, wir sind uns ja geblieben!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Sprich lieber mir von anderem, mein Sohn!<br /> +Habt ihr zum Dolche die Erinnerung<br /> +Nicht mir gemacht? — Nun wundern sie sich noch,<br /> +Und treten vor das Auge mir und fragen —<br /> +Nein! du bist ohne Schuld, — nur kann ich, Sohn!<br /> +Was mir zu nahe kömmt, nicht wohl ertragen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Und mich, mich stößest du von dir? — — — —<br /> +— — — — — — — — — — —</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Verstehest du mich auch? Hinweg. Ich hab'<br /> +Es dir gesagt: es ist nicht schön, daß du<br /> +So ungefragt mir an die Seele dringest,<br /> +An meine Seite stets, als wüßtest du<br /> +Nichts andres mehr, mit armer Angst dich hängst,<br /> +Du mußt es wissen: dir gehör' ich nicht,<br /> +Und du nicht mir, und deine Pfade sind<br /> +Die meinen nicht; mir blüht es anderswo,<br /> +Und was ich mein' es ist von heute nicht,<br /> +Da ich geboren wurde, war's beschlossen.<br /> +Sieh auf und wag's! was Eines ist, zerbricht,<br /> +Die Liebe stirbt in ihrer Knospe nicht<br /> +Und überall in freier Freude theilt<br /> +Des Lebens luft'ger Baum sich auseinander.<br /> +Kein zeitlich Bündniß bleibet, wie es ist;<br /> +Wir müssen scheiden, Kind! und halte nur<br /> +Mein Schicksal mir nicht auf und zaudre nicht.<br /> +O sieh! es glänzt der Erde trunknes Bild,<br /> +Das Göttliche, dir gegenwärtig, Jüngling!<br /> +Es rauscht und regt durch alle Lande sich<br /> +Und wechselt, jung und leicht, mit frommem Ernst<br /> +Den luft'gen Reigentanz, womit den Geist<br /> +Die Sterblichen, den alten Vater, feyern.<br /> +Da gehe du und wandle taumellos<br /> +Und menschlich mit und denk' am Abend mein.<br /> +Mir aber ziemt die stille Halle, mir<br /> +Die hochgelegene, geräumige,<br /> +Denn Ruhe brauch' ich wohl, zu träge sind<br /> +Die Glieder mir geworden — —<br /> +— — — — und hab' ich sonst<br /> +Ein feiernd Lied in Jugendlust gesungen,<br /> +Zersprungen ist das zarte Saitenspiel.<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +— — — — — — — — — — —</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Das hofft' ich nicht, wenn wir Geächteten<br /> +Den Wohnungen der Menschen — —<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +— — — wenn mit den Thränen dir<br /> +Vom Angesichte trof des Himmels Regen,<br /> +Wenn lächelnd du das rauhe Sklavenkleid<br /> +Mittags an heißer Sonne trocknetest<br /> +Auf schattenlosem Sand, wenn du die Spuren<br /> +Wohl manche Stunde, wie ein wundes Wild,<br /> +Mit deinem Blute zeichnetest, das auf<br /> +Den Felsenpfad von nackter Sohle rann.<br /> +Ach! darum ließ ich nicht mein Haus, und lud<br /> +Des Volkes und des Vaters Fluch mir auf:<br /> +Daß du mich, wo du wohnen willst und ruhn,<br /> +Wie ein verbraucht Gefäß, bei Seite werfest! — —<br /> +Ich wandre mit; zwar steh' ich nicht, wie du<br /> +Mit Kräften der Natur im trauten Bunde,<br /> +Mir steht, wie dir, Zukünftiges nicht offen.<br /> +Doch freudig in der Götter Nacht hinaus<br /> +Schwingt seine Fittige mein Geist —<br /> +Ja, wär' ich auch ein Schwacher, dennoch wär'<br /> +Ich, weil ich so dich liebe, stark, wie du.<br /> +Beim göttlichen Herakles! stiegst du auch<br /> +Um die Gewaltigen, die drunten sind,<br /> +Versöhnend, die Titanen heimzusuchen,<br /> +Ins bodenlose Thal, vom Gipfel dort<br /> +Und wagtest dich ins Heiligthum des Abgrunds,<br /> +Wo duldend vor dem Tage sich das Herz<br /> +Der Erde birgt und ihre Schmerzen dir<br /> +Die dunkle Mutter sagt — o du der Nacht,<br /> +Des Aethers Sohn! ich folgte dir hinunter!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>So bleib!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Wie meinst du dieß?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Du giebst<br /> +Dich mir; bist mein: so frage nicht!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Es sey!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Und sagst du mirs noch einmal, Sohn? und giebst<br /> +Dein Blut und deine Seele mir für immer?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Als hätt' ich so ein loses Wort gesagt,<br /> +Und zwischen Schlaf und Wachen dir's versprochen.<br /> +Unglaubiger! ich sag's und wiederhol' es.<br /> +Auch dieß, auch dieß — es ist von heute nicht:<br /> +Da ich geboren wurde, war's beschlossen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Ich bin nicht, der ich bin, Pausanias<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +Ein Schimmer nur, der bald vorübergeht,<br /> +Im Saitenspiel ein Ton —</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>So tönen sie,<br /> +So schwinden sie zusammen in die Luft!<br /> +Und freundlich spricht der Wiederhall von ihnen.<br /> +Versuche nun mich länger nicht und laß'<br /> +Und gönne du die Ehre mir, die mein ist.<br /> +Hab' ich nicht Leid genug, wie du, in mir?<br /> +Wie möchtest du mich noch beleidigen?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>O alles opfernd Herz! und dieser giebt<br /> +Schon mir zu lieb die goldne Jugend hin.<br /> +Noch bist du nah, indeß die Stunde flieht,<br /> +Und blühest mir, du Freude meiner Augen!<br /> +Noch ist's, wie sonst, ich halt' im Arme dich<br /> +Und mich bethaut der holde Traum noch einmal.<br /> +So Arm in Arm, statt Eines Einsamen<br /> +Ein festlich Paar, am Tagesende —<br /> +Und gerne nähm' ich, was ich hier geliebt,<br /> +Wie seine Quellen all ein edler Strom.<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +Doch besser ist's, es gehe seinen Pfad<br /> +Ein Jeder, wie der Gott es ihm beschieden,<br /> +Und billig ist's, und recht, daß überall<br /> +Des Menschen Sinn sich eigen angehöre,<br /> +Und leichter trägt der Mann die eigne Bürde.<br /> +So wachsen ja des Waldes Eichen auch,<br /> +Und Keines kennt, so alt sie sind, das Andre.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Du sagst es mir, und wahr ists wohl, und lieb<br /> +Ist billig mir dieß letzte Wort von dir.<br /> +So geh' ich denn! ich störe deine Ruhe<br /> +Dir künftig nicht, auch meinest du es gut,<br /> +Daß meinem Sinne nicht die Stille tauge.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Doch, Lieber! zürnst du nicht?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Mit dir? mit dir?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Was ist es denn? ja! weißst du nun, wohin?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Gebiet' es mir!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Es war mein letzt Gebot<br /> +Pausanias! die Herrschaft ist zu Ende.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Pausanias</span>.</div> +<p>Mein Vater! rathe mir!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Wohl manches sollt'<br /> +Ich sagen, doch verschweig' ichs,<br /> +Es will zu sterblichem Gespräche mir<br /> +Und eitlem Wort die Zunge nimmer dienen.<br /> +Sieh! Liebster! anders ist mir schon, und leichter<br /> +Und freier athm' ich auf, und wie der Schnee<br /> +Des hohen Aetna, der am Sonnenlichte<br /> +Erwarmt und schimmert und vom Gipfel wogt,<br /> +Und über den entstürzenden Gewässern<br /> +Sich blühend Iris stiller Bogen schwingt:<br /> +So rinnt und reißt vom Herzen mir sich los,<br /> +So rauscht es weg, was mir die Zeit gehäuft,<br /> +Und freier blüht das Leben mir darüber.<br /> +Nun! wandre muthig, Sohn! ich geb' und küsse<br /> +Verheissungen dir auf die reine Stirn:<br /> +Es dämmert dort Italiens Gebirg;<br /> +Das Römerland, das thatenreiche, winkt;<br /> +Dort wirst du wohl gedeihn, dort, wo sich froh<br /> +Die Männer in der Kämpferbahn begegnen.<br /> +O Heldenstädte dort, und du Tarent!<br /> +Ihr brüderlichen Hallen, wo ich oft<br /> +Frohsinnend einst mit meinem Plato ging,<br /> +Und immer neu uns Jünglingen das Jahr<br /> +Und jeder Tag erschien in heil'ger Schule.<br /> +Besuch' ihn auch, o Sohn! und grüss' ihn mir,<br /> +Den alten Freund, an seiner Heimat Strömen,<br /> +Am blumigen Ilissus, wo er wohnt;<br /> +Und will die Seele dir nicht ruhn, so geh'<br /> +Zum andern Strande, — — —<br /> +Dort hörest du das ernste Saitenspiel,<br /> +Dort wird dir vieles heller seyn und offner<br /> +— — — — — — — — — — —</p> +<p><span class="spaced">Empedokles</span>. <span class="spaced">Der Greis</span>. (Manes.)</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Der Greis</span>.</div> +<p>Willkommen hier! was suchst du, Empedokles?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Wer bist du, Mann?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Ein Sterblicher, wie du.<br /> +Zu rechter Zeit gesandt, dir, der du dich<br /> +Des Himmels Liebling dünkst, des Himmels Zorn,<br /> +Des Gottes, der nicht müßig ist, zu sagen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Ha! kennst du den?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Ich habe manches dir<br /> +Am fernen Nil gesagt.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Und du? du hier?<br /> +Kein Wunder ist's! Seit ich den Lebenden<br /> +Gestorben, stehen mir die Schatten auf!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Die Schatten reden nicht, wo du sie fragst.<br /> +Doch, wenn du eines Worts bedarfst, vernimm!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Die Stimme, die mich ruft, vernehm' ich selbst.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p><span class="spaced">So</span> wird es mit dir? — sprich!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Was soll die Rede, Fremder?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Ja! fremde bin ich hier, und unter Kindern!<br /> +Das seyd ihr Griechen all! Ich hab' es oft<br /> +Vormals gesagt. Doch wolltest du mir nicht<br /> +Wie dirs ergieng bei deinem Volke, sagen?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Was mahnst du mich, was rufst mir noch einmal —<br /> +Mir ging es, wie es soll.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Ich wußt' es auch<br /> +Schon längst voraus, ich hab' es dir geweissagt.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Nun denn! was hältst du es noch auf? was drohst<br /> +Du mit der Flamme mir des Gottes, den<br /> +Ich kenne, dem ich gern zum Spiele diene;<br /> +Und richtest mir mein heilig Recht, du Blinder!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>Was dir begegnen muß, ich ändr' es nicht.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>So kamst du her, zu sehen, wie es wird?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Greis</span>.</div> +<p>O scherze nicht, und ehre doch dein Fest,<br /> +Umkränze dir dein Haupt, und schmück' es aus,<br /> +Das Opferthier, das nicht vergebens fällt.<br /> +Der jähe Tod, er ist von Anbeginn,<br /> +Das weißt du wohl, den Unverständigen<br /> +Die deinesgleichen sind, zuvor beschieden.<br /> +Du willst es, und so sey's, doch sollst du mir<br /> +Nicht unbesonnen, wie du bist, hinab,<br /> +Ich hab' ein Wort, und dieß bedenke, Trunkner!<br /> +Nur Einer darfs in dieser Zeit, nur Einer,<br /> +Nur Einen adelt' sie, die schwarze Stunde,<br /> +Ein Größrer ists, denn ich! denn wie die Rebe<br /> +Von Erd' und Himmel zeugt, wenn sie getränkt<br /> +Von hoher Sonn' aus dunklem Boden steigt,<br /> +So wächst er auf, aus Licht und Nacht geboren:<br /> +Es gährt um ihn die Welt, was irgend nur<br /> +Beweglich und verderbend ist im Busen<br /> +Der Sterblichen, ist aufgeregt von Grund aus,<br /> +Der Herr der Zeit, um seine Herrschaft bang,<br /> +Thront finster blickend über der Empörung,<br /> +Sein Tag erlischt, und seine Blitze rauchen.<br /> +Doch was von oben flammt, entzündet nur,<br /> +Und was von unten strebt, die wilde Zwietracht.<br /> +Der Eine doch, der neue Retter, faßt<br /> +Des Himmels Stralen ruhig auf, und liebend<br /> +Nimmt er, was sterblich ist, an seinen Busen,<br /> +Und milde wird in ihm der Streit der Welt,<br /> +Die Menschen und die Götter söhnt er aus,<br /> +Und näher wieder leben sie, wie vormals.<br /> +Und daß, wenn er erschienen ist, der Sohn<br /> +Nicht größer, denn die Eltern sey, und nicht<br /> +Der heil'ge Lebensgeist gefesselt bleibe,<br /> +Vergessen über ihm, dem Einzigen,<br /> +So lenkt er aus, der Abgott seiner Zeit,<br /> +Zerbricht, er selbst, damit durch seine Hand<br /> +Dem Reinen das Nothwendige geschehe,<br /> +Sein eigen Glück, das ihm zu glücklich ist,<br /> +Und giebt, was er besaß, dem Element,<br /> +Das ihn verherrlichte, geläutert wieder. —</p> +<p>Bist du der Mann? derselbe? bist du der?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Ich kenne dich im finstern Wort, und du,<br /> +Du Alles Wissender! erkennst mich auch.<br /> +O sage, wer du bist! und wer bin ich?<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +— — — — — — — — — — —<br /> +Ein Knabe war ich, wußte nicht, was mir<br /> +Ums Auge fremd am Tage sich bewegt',<br /> +Und wunderbar umfiengen mir die großen<br /> +Gestalten dieser Welt, die freudigen,<br /> +Mein unerfahren schlummernd Herz im Busen.<br /> +Und staunend hört' ich oft die Wasser gehn,<br /> +Und sah die Sonne blühn, und sich an ihr<br /> +Den Jugendtag der stillen Erd' entzünden.<br /> +Da ward in mir Gesang, und helle ward<br /> +Mein dämmernd Herz im dichtenden Gebet, —<br /> +Wenn ich die Fremdlinge, die gegenwärt'gen,<br /> +Die Götter der Natur, mit Namen nannte,<br /> +Und mir der Geist im Wort — — —<br /> +Im seligen, des Lebens Räthsel lös'te.<br /> +So wuchs ich still herauf und anderes<br /> +War schon bereitet. Denn gewaltsamer<br /> +Wie Wasser, schlug die wilde Menschenwelle<br /> +Mir an die Brust, und aus dem Irrsal kam<br /> +Des armen Volkes Stimme mir zum Ohre.<br /> +Und wenn, indeß ich in der Halle schwieg,<br /> +Um Mitternacht der Aufruhr weheklagt',<br /> +Und durchs Gefilde stürzt', und lebensmüd<br /> +Mit eigner Hand sein eignes Haus zerbrach — —<br /> +Wenn sich die Brüder flohn, und sich die Liebsten<br /> +Vorüber eilten, und der Vater nicht<br /> +Den Sohn erkannt' und Menschenwort nicht mehr<br /> +Verständlich war und menschliches Gesetz:<br /> +Da faßte mich die Deutung schaudernd an,<br /> +Es war der scheidende Gott meines Volks!<br /> +Den hört' ich, und zum schweigenden Gestirn<br /> +Sah' ich hinauf, wo er herabgekommen.<br /> +Und ihn zu sühnen ging ich hin. Noch wurden uns<br /> +Der schönen Tage viel. Noch schien es sich<br /> +Am Ende zu verjüngen; und es wich, —<br /> +Der goldnen Zeit, der allvertrauenden,<br /> +Des hellen, kräft'gen Morgens eingedenk, —<br /> +Der Unmuth mir, der furchtbare, vom Volke,<br /> +Und freie, feste Bande knüpften wir.<br /> +Doch oft, wenn mich des Volkes Dank bekränzte,<br /> +Wenn näher immer mir, und mir allein,<br /> +Des Volkes Seele kam, befiel es mich.<br /> +Denn wo ein Land ersterben soll, da wählt<br /> +Der Geist noch Einen sich am End', durch den<br /> +Sein Schwanensang, das letzte Leben tönet.<br /> +Wohl ahndet' ich's; doch dient' ich willig ihm.</p> +<p>Es ist geschehn, den Sterblichen gehör' ich<br /> +Nun nimmer an.</p> +<p>O Ende meiner Zeit!<br /> +O Geist, der uns erzog, der du geheim<br /> +Am hellen Tag und in der Wolke waltest,<br /> +Und du, o Luft! und du, o Mutter Erde!<br /> +Hier bin ich ruhig, denn es wartet mein<br /> +Die längstbereitete, die neue Stunde,<br /> +Nun nicht im Bilde mehr, und nicht, wie sonst,<br /> +Bei Sterblichen, im kurzen Glück, — ich find',<br /> +Im Tode find' ich den Lebendigen,<br /> +Und heute noch begegn' ich ihm; denn heute<br /> +Bereitet er, der Herr der Zeit, zur Feier,<br /> +Zum Zeichen ein Gewitter mir und sich.<br /> +Kennst du die Stille rings? kennst du das Schweigen<br /> +Des schlummerlosen Gotts? erwart' ihn hier!<br /> +Um Mitternacht wird er es uns vollenden.<br /> +Und wenn du, wie du sagst, des Donnerers<br /> +Vertrauter bist, und, Eines Sinns mit ihm,<br /> +Dein Geist mit ihm, der Pfade kundig, wandelt,<br /> +So komm mit mir, wenn jetzt zu einsam sich<br /> +Das Herz der Erde klagt und eingedenk<br /> +Der alten Einigkeit die dunkle Mutter<br /> +Zum Aether aus die Feuerarme breitet,<br /> +Und ißt der Herrscher kömmt in seinem Stral,<br /> +Dann folgen wir, zum Zeichen, daß wir ihm<br /> +Verwandte sind, hinab in heil'ge Flammen.<br /> +Doch wenn du lieber ferne bleibst, für dich:<br /> +Was gönnst du mir es nicht? wenn dir es nicht<br /> +Beschieden ist zum Eigenthum, was nimmst,<br /> +Und störst du mir's! O euch, ihr Genien!<br /> +Die ihr, da ich begann, mir nahe waret,<br /> +Ihr waltenden! euch dank' ich, daß ihr mir's<br /> +Gegeben habt, die lange Zahl der Leiden<br /> +Zu enden hier, befreit von andrer Pflicht,<br /> +In freiem Tod, nach göttlichem Gesetze!<br /> +Dir ists verbotne Frucht! drum laß und geh,<br /> +Und kannst du mir nicht nach, so richte nicht!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Manes</span>.</div> +<p>Dir hat der Schmerz den Geist entzündet, Armer!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Was heilst du denn, Unmächtiger, ihn nicht?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Manes</span>.</div> +<p>Wie ist's mit uns? siehst du es so gewiß?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Das sage du mir, der du Alles siehst!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Manes</span>.</div> +<p>Laß still uns seyn, o Sohn! und immer lernen.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Du lehrtest mich; heut lerne du von mir.</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Manes</span>.</div> +<p>Hast du nicht alles mir gesagt?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>O nein!</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Manes</span>.</div> +<p>So gehst du nun?</p> + +<div class="speaker"><span class="spaced">Empedokles</span>.</div> +<p>Noch geh' ich nicht, o Alter!<br /> +Von dieser grünen, guten Erde soll<br /> +Mein Auge mir nicht ohne Freude scheiden.<br /> +Und denken möcht ich noch vergangner Zeit,<br /> +Der Freunde meiner Jugend noch, der theuern,<br /> +Die fern in Hellas frohen Städten sind,<br /> +Des Bruders auch, der mir geflucht — so mußt'<br /> +Es werden. — Laß mich izt; wenn dort der Tag<br /> +Hinunter ist, so siehest du mich wieder.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/index.html b/OEBPS/Text/index.html new file mode 100644 index 0000000..38e24d8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/index.html @@ -0,0 +1,89 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Index</title> +</head> + +<body> + +<h2>Index</h2> + +<div class="inhalt-entry"><a href="29.html">Abbitte.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="24.html">Abendphantasie.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="57.html">An Diotima.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="14.html">An Eduard.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="51.html">An Hiller.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="53.html">An L.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="64.html">An den Aether.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="31.html">An die Deutschen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="25.html">An die Hoffnung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="47.html">An die Parzen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="32.html">An die jungen Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="06.html">An eine Rose.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="58.html">An ihren Genius.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="13.html">An unsere Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="66.html">Andenken.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="09.html">Das Ahnenbild.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="01.html">Das Schicksal.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="03.html">Dem Genius der Kühnheit.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="44.html">Der Abschied.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="65.html">Der Archipelagus.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="05.html">Der Gott der Jugend.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="39.html">Der Main.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="49.html">Der Mensch.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="37.html">Der Neckar.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="68.html">Der Rhein.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="70.html">Der Tod des Empedokles.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="22.html">Der Tod für's Vaterland.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="62.html">Der Wanderer.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="26.html">Der Winter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="21.html">Der Zeitgeist.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="10.html">Der blinde Sänger.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="15.html">Der gefesselte Strom.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="27.html">Der gute Glaube.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="55.html">Der zürnende Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="23.html">Des Morgens.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="11.html">Dichtermuth.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="63.html">Die Eichbäume.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="35.html">Die Götter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="41.html">Die Heimath.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="61.html">Die Herbstfeier.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="33.html">Die Kürze.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="20.html">Die Launischen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="42.html">Die Liebe.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="60.html">Die Nacht.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="56.html">Die Scherzhaften.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="67.html">Die Wanderung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="19.html">Die scheinheiligen Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="45.html">Diotima..</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="08.html">Diotima.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="30.html">Ehmals und Jetzt.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="50.html">Emilie vor ihrem Brauttag.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="36.html">Empedokles.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="40.html">Ermunterung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="07.html">Freundeswunsch.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="02.html">Griechenland.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="38.html">Heidelberg.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="69.html">Hyperions Schicksalslied.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="28.html">Ihre Genesung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="04.html">Lebensgenuß.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="43.html">Lebenslauf.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="59.html">Menons Klage um Diotima.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="17.html">Menschenbeifall.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="12.html">Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="46.html">Rückkehr in die Heimath.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="52.html">Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="34.html">Sokrates und Alcibiades.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="16.html">Sonnenuntergang.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="54.html">Sophokles.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="18.html">Stimme des Volks.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="48.html">Unter den Alpen gesungen.</a></div> + +</body> +</html> + diff --git a/OEBPS/Text/inhalt.html b/OEBPS/Text/inhalt.html new file mode 100644 index 0000000..7d897e2 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/inhalt.html @@ -0,0 +1,91 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Inhalt</title> +</head> + +<body> + +<h2>Inhalt</h2> + +<div class="inhalt-entry"><a href="01.html">Das Schicksal.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="02.html">Griechenland.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="03.html">Dem Genius der Kühnheit.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="04.html">Lebensgenuß.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="05.html">Der Gott der Jugend.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="06.html">An eine Rose.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="07.html">Freundeswunsch.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="08.html">Diotima.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="09.html">Das Ahnenbild.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="10.html">Der blinde Sänger.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="11.html">Dichtermuth.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="12.html">Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="13.html">An unsere Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="14.html">An Eduard.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="15.html">Der gefesselte Strom.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="16.html">Sonnenuntergang.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="17.html">Menschenbeifall.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="18.html">Stimme des Volks.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="19.html">Die scheinheiligen Dichter.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="20.html">Die Launischen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="21.html">Der Zeitgeist.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="22.html">Der Tod für's Vaterland.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="23.html">Des Morgens.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="24.html">Abendphantasie.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="25.html">An die 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+<div class="inhalt-entry"><a href="40.html">Ermunterung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="41.html">Die Heimath.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="42.html">Die Liebe.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="43.html">Lebenslauf.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="44.html">Der Abschied.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="45.html">Diotima..</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="46.html">Rückkehr in die Heimath.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="47.html">An die Parzen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="48.html">Unter den Alpen gesungen.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="49.html">Der Mensch.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="50.html">Emilie vor ihrem Brauttag.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="51.html">An Hiller.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="52.html">Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a 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Wanderung.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="68.html">Der Rhein.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="69.html">Hyperions Schicksalslied.</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="70.html">Der Tod des Empedokles.</a></div> +<hr /> +<div class="inhalt-entry"><a href="index.html">Index</a></div> +<div class="inhalt-entry"><a href="textnachweis.html">Textnachweis und Lizenz</a></div> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/textnachweis.html b/OEBPS/Text/textnachweis.html new file mode 100644 index 0000000..3a40936 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/textnachweis.html @@ -0,0 +1,50 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Textnachweis und Lizenz</title> +</head> +<body> + + <h3>Textnachweis und Lizenz</h3> + + <p>Bei dem Text handelt es sich um die digitalisierte + Erstausgabe der »Gedichte«, wie sie im Deutschen + Textarchiv vorliegt + (s. <a href="http://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826">www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826</a> + Dieser E-Book-Fassung liegt die XML-Version des Textes + zu Grunde, die unter der Maßgabe, das Markup so + zurückhaltend wie möglich zu halten, in HTML übertragen + wurde. </p> + + <p>Die auffälligste Abweichung gegenüber der Vorlage + besteht im Austausch des langen »s« (»ſ«, utf: + x017F) gegen das heute gebräuchliche runde »s«. Die in + der XML-Datei teilweise uneinheitlich verwendeten + Zeichen etwa für das Apostroph oder den Gedankenstrich + wurden vereinheitlicht.</p> + + <p>Die stellenweise langen Verse Hölderlins wurden in der + XML-Vorlage des DTA so umbrochen, wie in der gedruckten + Erstausgabe. Es besteht aber kein Anlass, den + Platzmangel der Buchseiten in der elektronischen Ausgabe + nachzuahmen. Von daher erscheinen die Verse auf einer + Zeile und der Umbruch kann vom ausgebenden Gerät oder + Programm abhängen.</p> + + <p>Um die Navigation zu vereinfachen, wurde die Vorlage um + einen Index ergänzt. Der Index listet die Gedichte nach + Titel alphabetisch sortiert auf.</p> + + <p>Die Vorlage wurde unter der Creative-Commons-Lizenz + <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/"> + Namensnennung-Nicht kommerziell(CC BY-NC 3.0 DE)</a> + veröffentlicht, dem folgt daher auch diese + E-Book-Fassung. </p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/titel.html b/OEBPS/Text/titel.html new file mode 100644 index 0000000..29fce83 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/titel.html @@ -0,0 +1,35 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Friedrich Hölderlin - Gedichte</title> +</head> + +<body class="center"> + + <h1>Gedichte</h1> + + <p>von</p> + + <h3>Friedrich Hölderlin</h3> + + <p>"Und wie du das Herz<br /> + Der Pflanzen erfreuest,<br /> + Wenn sie entgegen dir<br /> + Die zarten Arme strecken,<br /> + So hast du mein Herz erfreut,<br /> + Vater Helios! und wie Endymion,<br /> + War ich dein Liebling,<br /> + Heilige Luna!"</p> +<div class="spaced">Fragment.</div> + + <p><span class="spaced larger">Stuttgart und Tübingen</span><br /> + <span class="spaced">in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.<br/> + 1826</span>.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/titelblatt.html b/OEBPS/Text/titelblatt.html new file mode 100644 index 0000000..9deb914 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/titelblatt.html @@ -0,0 +1,17 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Friedrich Hölderlin - Gedichte</title> +</head> + +<body> + <p style="text-align: + center;"><img src="../Images/titelblatt.jpg" alt="Friedrich Hölderlin - Gedichte" /></p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/content.opf b/OEBPS/content.opf new file mode 100644 index 0000000..3e89acb --- /dev/null +++ b/OEBPS/content.opf @@ -0,0 +1,176 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" 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<text>Friedrich Hölderlin - Gedichte (Foto)</text> + </navLabel> + <content src="Text/titelblatt.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-2" playOrder="2"> + <navLabel> + <text>Friedrich Hölderlin - Gedichte (Text)</text> + </navLabel> + <content src="Text/titel.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-3" playOrder="3"> + <navLabel> + <text>Inhalt</text> + </navLabel> + <content src="Text/inhalt.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-4" playOrder="4"> + <navLabel> + <text>Das Schicksal.</text> + </navLabel> + <content src="Text/01.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-5" playOrder="5"> + <navLabel> + <text>Griechenland.</text> + </navLabel> + <content src="Text/02.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-6" playOrder="6"> + <navLabel> + <text>Dem Genius der Kühnheit.</text> + </navLabel> + <content src="Text/03.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-7" playOrder="7"> + <navLabel> + <text>Lebensgenuß.</text> + </navLabel> + <content 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<text>Dichtermuth.</text> + </navLabel> + <content src="Text/11.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-15" playOrder="15"> + <navLabel> + <text>Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter.</text> + </navLabel> + <content src="Text/12.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-16" playOrder="16"> + <navLabel> + <text>An unsere Dichter.</text> + </navLabel> + <content src="Text/13.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-17" playOrder="17"> + <navLabel> + <text>An Eduard.</text> + </navLabel> + <content src="Text/14.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-18" playOrder="18"> + <navLabel> + <text>Der gefesselte Strom.</text> + </navLabel> + <content src="Text/15.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-19" playOrder="19"> + <navLabel> + <text>Sonnenuntergang.</text> + </navLabel> + <content src="Text/16.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-20" playOrder="20"> + <navLabel> + <text>Menschenbeifall.</text> + </navLabel> + <content src="Text/17.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-21" playOrder="21"> + <navLabel> + <text>Stimme des Volks.</text> + </navLabel> + <content src="Text/18.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-22" playOrder="22"> + <navLabel> + <text>Die scheinheiligen Dichter.</text> + </navLabel> + <content src="Text/19.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-23" playOrder="23"> + <navLabel> + <text>Die Launischen.</text> + </navLabel> + <content src="Text/20.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-24" playOrder="24"> + <navLabel> + <text>Der Zeitgeist.</text> + </navLabel> + <content src="Text/21.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-25" playOrder="25"> + <navLabel> + <text>Der Tod für's Vaterland.</text> + </navLabel> + <content src="Text/22.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-26" playOrder="26"> + <navLabel> + <text>Des Morgens.</text> + </navLabel> + <content src="Text/23.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-27" playOrder="27"> + <navLabel> + <text>Abendphantasie.</text> + </navLabel> + <content src="Text/24.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-28" playOrder="28"> + <navLabel> + <text>An die Hoffnung.</text> + </navLabel> + <content src="Text/25.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-29" playOrder="29"> + <navLabel> + <text>Der Winter.</text> + </navLabel> + <content src="Text/26.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-30" playOrder="30"> + <navLabel> + <text>Der gute Glaube.</text> + </navLabel> + <content src="Text/27.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-31" playOrder="31"> + <navLabel> + <text>Ihre Genesung.</text> + </navLabel> + <content src="Text/28.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-32" playOrder="32"> + <navLabel> + <text>Abbitte.</text> + </navLabel> + <content src="Text/29.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-33" playOrder="33"> + <navLabel> + <text>Ehmals und Jetzt.</text> + </navLabel> + <content src="Text/30.html"/> + </navPoint> + <navPoint 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den Aether.</text> + </navLabel> + <content src="Text/64.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-68" playOrder="68"> + <navLabel> + <text>Der Archipelagus.</text> + </navLabel> + <content src="Text/65.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-69" playOrder="69"> + <navLabel> + <text>Andenken.</text> + </navLabel> + <content src="Text/66.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-70" playOrder="70"> + <navLabel> + <text>Die Wanderung.</text> + </navLabel> + <content src="Text/67.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-71" playOrder="71"> + <navLabel> + <text>Der Rhein.</text> + </navLabel> + <content src="Text/68.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-72" playOrder="72"> + <navLabel> + <text>Hyperions Schicksalslied.</text> + </navLabel> + <content src="Text/69.html"/> + </navPoint> + <navPoint id="navPoint-73" playOrder="73"> + <navLabel> + <text>Der Tod des Empedokles.</text> + </navLabel> + <content src="Text/70.html"/> + </navPoint> + <navPoint 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