Pop

340ml - Sorry for the Delay

Beim Graben nach aktueller Musik aus Afrika stach diese Band aus Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, ins Ohr. Wahrscheinlich weil sie keines der Klischees bedienen, die sich an die Musik südlich der Sahara knüpfen (»Ey, subsaharan«, Zitat aus »Der Diktator«), keine überbordende Hektik wie im Coupé Decalé, keine perlenden Gitarrenläufe wie in Benga oder Chimurenga, statt dessen Popmusik in einem sorgfältigen Arrangement, wie es so überzeugend zuletzt zu Tropicalia-Zeiten aus Brasilien kam.

Hilary Hahn & Hauschka - Silfra

Mit Hilary Hahn traf sich Hauschka angeblich auf Island um das eher Unmögliche auszuprobieren: Improvisieren mit einer klassisch ausgebildeten Musikerin (Geige). Hauschkas rhythmisch orientierte Auffassung von Musik (präpariertes Klavier) schwappt dabei häufiger mal ins Getragene, aber glücklicherweise scheint Frau Hahn genauso viel Freude am Experimentieren zu haben wie er.

Sleigh Bells - Reign of Terror

Nach dem Konzert im Festsaal Kreuzberg wollte ich eigentlich empfehlen, sich die Mischung aus Dampframmendisko und Indie-Pop live anzusehen, aber leider scheint das Duo (gestern abend zu dritt mit zwei Gitarren) schon wieder auf dem Rückweg in die USA zu sein. Dabei war ihr Gesangssolo zur Rhythmusmaschine, die Geräusche aus der Schrottpresse zerhackte, ziemlich hörenswert.

Bethany & Rufus - 900 Miles

Sie (die Tochter von Peter aus Peter, Paul und Mary) singt, raunt und haucht, er streicht, zupft und hämmert auf dem Cello. Trotz der Beschränkung ziehen die beiden die Stücke nicht nur aus dem Rahmen des Folk, sondern verknüpfen die Musik so mit Jazz, Pop und Elementen aus der Weltmusik als hätte sie schon immer so klingen müssen.

Amina Alaoui - Alcantara

Mit Kunstleder hat der Albumtitel eher nichts zu tun. Statt dessen verknüpft die marokkanische Musikerin spanische Folklore mit ihrer Musiktradition und begibt sich einmal mehr auf die Spuren der Musik, die zur Zeit der Convivencia, des Zusammenlebens von Moslems, Juden und Christen in Al Andalus (maurischer Teil Spaniens) gespielt worden sein könnte.

Yasmin Levy - La Juderia

Die israelische Sängerin knüpft praktisch an die theoretischen Forschungen ihres Vaters zur Musik der Sephardim an und war damit vor drei Jahren in Israel sehr erfolgreich. Ob der Bezug, den sie auf Flamenco nimmt, tatsächlich so ausgeprägt war?

La Mar Enfortuna - Convivencia

Das Duo aus New York macht normalerweise sehr statische Musik unter dem Namen ELysian Fields. Hier widmen sie sich der Musik der Sephardim, jener Juden, die nach dem Ende der Reconquista um 1500 aus Spanien und Portugal vertrieben wurden (und unter anderem in Hamburg landeten). Sie  verbinden dafür Klezmer mit arabischen Klängen, elektronischen Spielereien und Indie-typischen Experimenten.