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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:18:38 +0100 |
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-rw-r--r-- | OEBPS/Text/61.html | 145 |
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diff --git a/OEBPS/Text/61.html b/OEBPS/Text/61.html new file mode 100644 index 0000000..03493df --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/61.html @@ -0,0 +1,145 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Die Herbstfeier.</title> +</head> + +<body> + +<h4>Die Herbstfeier.</h4> + +<p><span class="spaced">An Siegfried Schmidt</span>.</p> + +<h5>1.</h5> + +<p>Wieder ein Glück erlebt! Die gefährliche Dürre geneset,<br /> +Und die Schärfe des Lichts senget die Blüthe nicht mehr,<br /> +Offen steht jetzt wieder ein Saal, und gesund ist der Garten,<br /> +Und von Regen erfrischt rauschet das glänzende Thal<br /> +Hoch von Gewächsen, es schwellen die Bäch', und alle gebund'nen<br /> +Fittige wagen sich wieder in's Reich des Gesangs.<br /> +Voll ist die Luft von Fröhlichen jetzt, und die Stadt und der Hain ist<br /> +Rings von zufriedenen Kindern des Himmels erfüllt.<br /> +Gerne begegnen sie sich und irren unter einander,<br /> +Sorgenlos und es scheint keines zu wenig, zu viel.<br /> +Denn so ordnet das Herz es an, und zu athmen die Anmuth,<br /> +Sie, die geschickliche, schenkt ihnen ein göttlicher Geist.<br /> +Aber die Wanderer auch sind wohl geleitet und haben<br /> +Kränze genug und Gesang, haben den heiligen Stab<br /> +Voll geschmückt mit Trauben und Laub, bei sich, und der Fichte<br /> +Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag,<br /> +Und wie Wagen, bespannt mit freiem Wilde, so ziehn die<br /> +Berge voran, und so träget und eilet der Pfad.</p> + +<h5>2.</h5> + +<p>Aber meinest du nun, es haben die Thore vergebens<br /> +Aufgethan und den Weg freudig die Götter gemacht?<br /> +Und es schenken umsonst zu des Gastmahls Fülle die Guten<br /> +Nebst dem Weine noch auch Blumen und Honig und Obst?<br /> +Schenken das purpurne Licht zu Festgesängen, und kühl und<br /> +Ruhig zu tieferem Freundesgespräche die Nacht?<br /> +Hält ein Ernsteres dich, so spar's dem Winter, und willst du<br /> +Freien, habe Geduld, Freier beglücket der Mai.<br /> +Jetzt ist Anderes Noth, jetzt komm und feire des Herbstes<br /> +Alte Sitte, noch jetzt blühet die edle mit uns.<br /> +Eins nur gilt für den Tag, das Vaterland, und des Opfers<br /> +Festlicher Flamme wirft jeder sein Eigenes zu.<br /> +Darum kränzt der gemeinsame Gott umsäuselnd das Haar uns,<br /> +Und den eigenen Sinn schmelzet, wie Perlen, der Wein.<br /> +Dieß bedeutet der Tisch, der gelehrte, wenn, wie die Bienen,<br /> +Rund um den Eichbaum, wir sitzen und singen um ihn.<br /> +Dieß der Pokale Klang und darum zwinget die wilden<br /> +Seelen der streitenden Männer zusammen der Chor.</p> + +<h5>3.</h5> + +<p>Aber damit uns nicht, gleich Allzuklugen, entfliehe<br /> +Diese neigende Zeit, komm' ich entgegen sogleich,<br /> +Bis an die Grenze des Lands, wo mir den lieben Geburtsort<br /> +Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt.<br /> +Heilig ist mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels auch,<br /> +Der mit Garten und Hausgrün aus den Wellen sich hebt.<br /> +Dort begegnen wir uns, o gütiges Licht! wo zuerst mich,<br /> +Deiner gefühlteren Stralen mich einer betraf.<br /> +Dort begann und beginnt das liebe Leben von Neuem,<br /> +Aber des Vaters Grab seh' ich, und weine dir schon?<br /> +Wein' und halt' und habe den Freund und höre das Wort, das<br /> +Einst mir in himmlischer Kunst Leiden der Liebe geheilt.<br /> +Andres erwacht! Ich muß die Landesheroen ihm nennen!<br /> +Barbarossa! dich auch, gütiger Christoph, und dich<br /> +Konradin! wie du fielst, so fallen Starke, der Epheu<br /> +Grünt am Fels, und die Burg deckt das bacchantische Laub,<br /> +Doch Vergangenes ist, wie Künftiges, heilig den Sängern,<br /> +Und in Tagen des Herbsts sühnen die Schatten wir aus.</p> + +<h5>4.</h5> + +<p>So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden Schicksals,<br /> +Thatlos selber und leicht, aber vom Aether doch auch<br /> +Angeschauet und fromm, wie die Alten, die göttlicherzognen<br /> +Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir hinauf.<br /> +Groß ist das Werden umher. Dort von den äußersten Bergen<br /> +Stammen der Jünglinge viel, steigen die Hügel herab.<br /> +Quellen rauschen von dort und hundert geschäftige Bäche,<br /> +Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und bauen das Land.<br /> +Aber der Meister pflügt in der Mitte des Landes die Furchen<br /> +Ziehet der Neckarstrom, ziehet der Segen herab.<br /> +Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schickt<br /> +Ihre Wolken, sie schickt prächtige Sonnen mit ihm;<br /> +Darum wächset uns auch fast über das Haupt die gewalt'ge<br /> +Fülle, denn hieher ward hier in die Ebne das Gute.<br /> +Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten, doch neidet<br /> +Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein,<br /> +Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume,<br /> +Die am Wege gereiht über den Wanderern stehn.</p> + +<h5>5.</h5> + +<p>Aber indeß wir schaun und die mächtige Freude durchwandeln,<br /> +Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin.<br /> +Denn mit heiligem Laub umkränzt erhebet die Stadt schon,<br /> +Die gepriesene, dort, leuchtend ihr priesterlich Haupt.<br /> +Herrlich steht sie, und hält den Rebenstab und die Tanne<br /> +Hoch in den seligen purpurnen Wolken empor.<br /> +Sey uns hold, dem Gast und dem Sohn, o Fürstin der Heimath,<br /> +Glückliches Stuttgart! nimm freundlich den Fremdling mir auf!<br /> +Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt,<br /> +Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geschwätz, und der Mühn<br /> +Süße Vergessenheit bei gegenwärtigem Geiste,<br /> +Drum erfreuest du auch gerne den Sängern das Herz.<br /> +Aber ihr, ihr Größeren auch, ihr Frohen, die allzeit<br /> +Leben und walten, erkannt, oder gewaltiger auch,<br /> +Wenn ihr wirket und schafft in heiliger Nacht und alleinherrscht,<br /> +Und allmählig emporziehet ein ahnendes Volk,<br /> +Bis die Jünglinge sich der Väter droben erinnern,<br /> +Mündig und hell vor euch steht der besonnene Mensch.<br /> +Engel des Vaterlands! o ihr, vor denen das Auge,<br /> +Sey's auch stark, und das Knie bricht dem vereinzelten Mann,<br /> +Daß er halten sich muß an die Freund' und bitten die Theuern,<br /> +Daß sie tragen mit ihm all die beglückende Last,<br /> +Habt, o Gütige, Dank für den und alle die Andern,<br /> +Die mein Leben, mein Gut unten den Sterblichen sind.</p> + +<h5>6.</h5> + +<p>Aber die Nacht kommt! Laß uns eilen, zu feyern das Herbstfest.<br /> +Heut noch! voll ist das Herz, aber das Leben ist kurz,<br /> +Und was uns der himmlische Tag zu sagen geboten,<br /> +Das zu nennen, mein Schmidt, reichen wir Beide nicht aus.<br /> +Trefliche bring' ich dir und das Freudenfeuer wird hoch auf<br /> +Schlagen, und heiliger soll sprechen das kühnere Wort.<br /> +Siehe! da ist es rein! Und des Gottes freundliche Gaben<br /> +Die wir theilen, sie sind zwischen den Liebenden nur<br /> +Anderes nicht — o kommt, o macht es wahr! denn allein ja<br /> +Bin ich und Niemand nimmt mir von der Stirne den Traum?<br /> +Kommt und reicht, ihr Lieben, die Hand! das möge genug seyn,<br /> +Aber die größere Luft sparen dem Enkel wir auf.</p> + +</body> +</html> |