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authorPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 15:34:57 +0100
committerPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 15:34:57 +0100
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+ <title>Junge Leiden.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h3 class="section center">Junge Leiden.</h3>
+<h5 class="center">1817-1821</h5>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Traumbilder I.</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3 class="section center">Traumbilder</h3>
+
+<h4>I.</h4>
+
+<p>
+<span class="initial">M</span>ir träumte einst von wildem Liebesglühen,<br />
+Von hübschen Locken, Myrthen und Resede,<br />
+Von süßen Lippen und von bittrer Rede,<br />
+Von düstrer Lieder düstern Melodien.
+</p>
+<p>
+Verblichen und verweht sind längst die Träume,<br />
+Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild!<br />
+Geblieben ist mir nur, was glutherfüllt<br />
+Ich einst gegossen hab' in weiche Reime.
+</p>
+<p>
+Du bleibst, verwaistes Lied! Verweh' jetzt auch,<br />
+Und such' das Traumbild, das mir längst entschwunden,<br />
+Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden&nbsp;&ndash; <br />
+Dem luft'gen Schatten send' ich luft'gen Hauch.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>II.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>II.</h4>
+
+<p>
+Ein Traum, gar seltsam schauerlich,<br />
+Ergötzte und erschreckte mich.<br />
+Noch schwebt mir vor manch grausig Bild,<br />
+Und in dem Herzen wogt's mir wild.
+</p>
+<p>
+Da war ein Garten, wunderschön,<br />
+Da wollt' ich lustig mich ergehn;<br />
+Viel schöne Blumen sahn mich an,<br />
+Ich hatte meine Freude dran.
+</p>
+<p>
+Es zwitscherten die Vögelein<br />
+Viel muntre Liebesmelodei'n;<br />
+Die Sonne war von Gold umstrahlt,<br />
+Die Blumen lustig bunt bemalt.
+</p>
+<p>
+Viel Balsamduft aus Kräutern rinnt,<br />
+Die Lüfte wehen lieb und lind;<br />
+Und Alles schimmert, Alles lacht,<br />
+Und zeigt mir freundlich seine Pracht.
+</p>
+<p>
+Inmitten in dem Blumenland<br />
+Ein klarer Marmorbrunnen stand;<br />
+Da schaut' ich eine schöne Maid,<br />
+Die emsig wusch ein weißes Kleid.
+</p>
+<p>
+Die Wänglein süß, die Aeuglein mild,<br />
+Ein blondgelocktes Heil'genbild;<br />
+Und wie ich schau, die Maid ich fand<br />
+So fremd und doch so wohl bekannt.
+</p>
+<p>
+Die schöne Maid, die sputet sich,<br />
+Sie summt ein Lied gar wunderlich:<br />
+»Rinne, rinne, Wässerlein,<br />
+»Wasche, wasche Hemde rein.«;
+</p>
+<p>
+Ich ging und nahete mich ihr,<br />
+Und flüsterte: O sage mir,<br />
+Du wunderschöne, süße Maid!<br />
+Für wen ist dieses weiße Kleid?
+</p>
+<p>
+Da sprach sie schnell: Sey bald bereit,<br />
+Ich wasche dir dein Todtenkleid!<br />
+Und als sie dieß gesprochen kaum,<br />
+Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum.&nbsp;&#8211;
+</p>
+<p>
+Schnell fortgezaubert stand ich bald<br />
+In einem düstern, wilden Wald.<br />
+Die Bäume ragten himmelan;<br />
+Ich stand erstaunt und sann und sann.
+</p>
+<p>
+Und horch! welch dumpfer Wiederhall!<br />
+Wie ferner Aextenschläge Schall;<br />
+Ich eil' durch Busch und Wildniß fort,<br />
+Und komm' an einen freien Ort.
+</p>
+<p>
+Inmitten in dem grünen Raum,<br />
+Da stand ein großer Eichenbaum;<br />
+Und sieh! mein Mägdlein wundersam<br />
+Haut mit dem Beil den Eichenstamm.
+</p>
+<p>
+Und Schlag auf Schlag, und sonder Weil',<br />
+Summt sie ein Lied und schwingt das Beil:<br />
+»Eisen blink, Eisen blank,<br />
+»Zimmre hurtig Eichenschrank.«;
+</p>
+<p>
+Ich ging und nahete mich ihr,<br />
+Und flüsterte: O sage mir,<br />
+Du wundersüßes Mägdelein,<br />
+Wem zimmerst du den Eichenschrein?
+</p>
+<p>
+Da sprach sie schnell: Die Zeit ist karg,<br />
+Ich zimmre deinen Todtensarg!<br />
+Und als sie dieß gesprochen kaum,<br />
+Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum.&nbsp;&#8211;
+</p>
+<p>
+Es lag so bleich, es lag so weit<br />
+Ringsum nur kahle, kahle Heid;<br />
+Ich wußte nicht wie mir geschah,<br />
+Und heimlich schauernd stand ich da.
+</p>
+<p>
+Und nun ich eben fürder schweif',<br />
+Gewahr' ich einen weißen Streif;<br />
+Ich eilt' drauf zu, und eilt' und stand,<br />
+Und sieh! die schöne Maid ich fand.
+</p>
+<p>
+Auf weiter Heid stand weiße Maid,<br />
+Grub tief die Erd' mit Grabescheit.<br />
+Kaum wagt ich noch sie anzuschau'n,<br />
+Sie war so schön und doch ein Grau'n.
+</p>
+<p>
+Die schöne Maid, die sputet sich,<br />
+Sie summt ein Lied gar wunderlich:<br />
+»Spaten, Spaten, scharf und breit,<br />
+»Schaufle Grube tief und weit.«;
+</p>
+<p>
+Ich ging und nahete mich ihr<br />
+Und flüsterte: O sage mir,<br />
+Du wunderschöne, süße Maid,<br />
+Was diese Grube hier bedeut't?
+</p>
+<p>
+Da sprach sie schnell: Sey still, mein Knab',<br />
+Ich schaufle dir ein kühles Grab.<br />
+Und als so sprach die schöne Maid,<br />
+Da öffnet sich die Grube weit;
+</p>
+<p>
+Und als ich in die Grube schaut',<br />
+Ein kalter Schauer mich durchgraut;<br />
+Und in die dunkle Grabesnacht<br />
+Stürzt' ich hinein,&nbsp;&#8211; und bin erwacht.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>III.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>III.</h4>
+
+<p>
+Im nächt'gen Traum hab' ich mich selbst geschaut,<br />
+Im schwarzen Gallafrack und seidner Weste,<br />
+Manschetten an der Hand, als ging's zum Feste,<br />
+Und vor mir stand mein Liebchen, süß und traut.<br />
+Ich beugte mich und sagte: »Sind Sie Braut?<br />
+Ei! ei! so gratulir' ich, meine Beste!«;<br />
+Doch fast die Kehle mir zusammenpreste<br />
+Der langgezog'ne, vornehm kalte Laut.<br />
+Und bitt're Thränen plötzlich sich ergossen<br />
+Aus Liebchens Augen, und in Thränenwogen<br />
+Ist mir das holde Bildniß fast zerflossen.<br />
+O süße Augen, fromme Liebessterne,<br />
+Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,<br />
+Und auch im Traum, glaub' ich euch dennoch gerne!
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>IV.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>IV.</h4>
+
+<p>
+Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,<br />
+Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,<br />
+Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,<br />
+Inwendig aber war es grob und schmutzig.<br />
+Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,<br />
+Jedoch von außen voller Würdigkeit;<br />
+Von der Courage sprach es lang und breit,<br />
+Und that sogar recht trotzig und recht stutzig.<br />
+»Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau'!«;<br />
+So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau<br />
+Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.<br />
+Vor einem Altar stand das Männchen da,<br />
+Mein Lieb daneben, Beide sprachen: Ja!<br />
+Und tausend Teufel riefen lachend: Amen!
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>V.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>V.</h4>
+
+<p>
+Was treibt und tobt mein tolles Blut?<br />
+Was flammt mein Herz in wilder Gluth?<br />
+Es kocht mein Blut und zischt und gährt,<br />
+Und grimme Gluth mein Herz verzehrt.
+</p>
+<p>
+Das Blut ist toll, die Flamme wild,<br />
+Weil zu mir kam ein Traumgebild;<br />
+Es kam der finstre Sohn der Nacht,<br />
+Und hat mich keuchend fortgebracht.
+</p>
+<p>
+Er bracht' mich in ein helles Haus,<br />
+Wo Harfenklang und Saus und Braus,<br />
+Und Fackelglanz und Kerzenschein;<br />
+Ich kam zum Saal, ich trat hinein.
+</p>
+<p>
+Das war ein lustig Hochzeitfest;<br />
+Zu Tafel saßen froh die Gäst'.<br />
+Und wie ich nach dem Brautpaar schaut',&nbsp;&ndash;<br />
+O weh! mein Liebchen war die Braut.
+</p>
+<p>
+Das war mein Liebchen wunnesam,<br />
+Ein fremder Mann war Bräutigam;<br />
+Dicht hinter'm Ehrenstuhl der Braut,<br />
+Da blieb ich stehn, gab keinen Laut.
+</p>
+<p>
+Es rauscht Musik,&nbsp;&ndash; gar still stand ich;<br />
+Der Freudenlärm betrübte mich.<br />
+Der Bräutgam oft gar zärtlich blickt,<br />
+Die Braut erwiedert's hold und nickt.
+</p>
+<p>
+Der Bräutgam füllt den Becher sein,<br />
+Und trinkt daraus, und reicht gar fein<br />
+Der Braut ihn hin; sie lächelt Dank,&nbsp;&ndash;<br />
+O Weh! mein rothes Blut sie trank.
+</p>
+<p>
+Die Braut ein hübsches Nepflein nahm,<br />
+Und reicht es hin dem Bräutigam.<br />
+Der nahm sein Messer, schnitt hinein,&nbsp;&ndash;<br />
+O Weh! das war das Herze mein.
+</p>
+<p>
+Sie äugeln süß, sie äugeln lang,<br />
+Der Bräut'gam kühn die Braut umschlang,<br />
+Und küßt sie auf die Wangen roth,&nbsp;&ndash;<br />
+O Weh! mich küßt der kalte Tod.
+</p>
+<p>
+Wie Blei lag meine Zung' im Mund',<br />
+Daß ich kein Wörtlein sprechen kunt.<br />
+Da rauscht es auf, der Tanz begann;<br />
+Das schmucke Brautpaar tanzt voran.
+</p>
+<p>
+Und wie ich stand so leichenstumm,<br />
+Die Tänzer schweben flink herum;&nbsp;&ndash;<br />
+Ein leises Wort der Bräut'gam spricht,<br />
+Die Braut wird roth, doch zürnt sie nicht.&nbsp;&ndash;&nbsp;&ndash;
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>VI.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>VI.</h4>
+
+<p>
+Im süßen Traum bei stiller Nacht,<br />
+Da kam zu mir, mit Zauberpracht,<br />
+Die lang ersehnte Liebste mein,<br />
+Und goß mir Gluth in's Herz hinein.
+</p>
+<p>
+Und wie ich schau', erglüh ich wild<br />
+Und wie ich schau, sie lächelt mild,<br />
+Und lächelt bis das Herz mir schwoll,<br />
+Und stürmisch kühn das Wort entquoll:
+</p>
+<p>
+»Nimm hin, nimm alles was da mein,<br />
+Mein Liebstes will ich gern dir weih'n,<br />
+Dürft' ich dafür dein Buhle seyn,<br />
+Von Mitternacht bis Hahnenschrei'n.«;
+</p>
+<p>
+Da staunt' mich an gar seltsamlich,<br />
+So lieb, so weh, und inniglich,<br />
+Und sprach zu mir die schöne Maid:<br />
+So gieb mir deine Seligkeit.
+</p>
+<p>
+»Mein Leben süß, mein junges Blut,<br />
+Gäb' ich, mit Freud und wohlgemuth,<br />
+Für dich, o Mädchen, engelgleich,&nbsp;&ndash;<br />
+Doch nimmermehr das Himmelreich.«;
+</p>
+<p>
+Wohl braust hervor mein rasches Wort,<br />
+Doch blühet schöner immerfort,<br />
+Und immer spricht die schöne Maid:<br />
+O gieb mir deine Seligkeit!
+</p>
+<p>
+Dumpf dröhnt dieß Wort mir in's Gehör,<br />
+Und schleudert mir ein Gluthenmeer<br />
+Wohl in den tiefsten Seelenraum;<br />
+Ich athme schwer, ich athme kaum.&nbsp;&ndash;
+</p>
+<p>
+Da waren weiße Engelein,<br />
+Die glänzten hell im Rosenschein;<br />
+Nun aber stürmte wild herauf<br />
+Ein gräulich schwarzer Koboldhauf'.
+</p>
+<p>
+Die rangen mit den Engelein,<br />
+Und drängten fort die Engelein;<br />
+Und endlich auch die schwarze Schaar<br />
+In Nebelduft zerronnen war.&nbsp;&ndash;
+</p>
+<p>
+Ich aber wollt' in Lust vergehn,<br />
+Ich hielt im Arm mein Liebchen schön;<br />
+Wie'n Rehlein süß umschmiegt sie mich,<br />
+Doch weint sie auch recht bitterlich.
+</p>
+<p>
+Feins Liebchen weint; ich weiß warum,<br />
+Und küß' ihr Rosenmündlein stumm.&nbsp;&ndash;<br />
+»O still', feins Lieb, die Thränenfluth,<br />
+Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth.«;
+</p>
+<p>
+»Ergieb dich meiner Minnegluth&nbsp;&ndash; «;<br />
+Da plötzlich starr't zu Eis mein Blut;<br />
+Laut bebet auf der Erde Grund,<br />
+Und öffnet gähnend seinen Schlund.
+</p>
+<p>
+Und aus dem Abgrund schwarz und graus<br />
+Stieg wild die schwarze Schaar heraus.<br />
+Aus meinen Armen schwand feins Lieb;<br />
+Ich ganz alleine stehen blieb.
+</p>
+<p>
+Da tanzt im Kreise wunderbar,<br />
+Um mich herum, die schwarze Schaar,<br />
+Und drängt heran, erfaßt mich bald,<br />
+Und gellend Hohngelächter schallt.
+</p>
+<p>
+Und immer enger wird der Kreis,<br />
+Und immer summt die Schauerweis':<br />
+Du gabest hin die Seligkeit,<br />
+Gehörst uns nun in Ewigkeit!
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>VII.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>VII.</h4>
+
+<p>
+Nun hast du das Kaufgeld, nun zögerst du doch?<br />
+Blutfinstrer Gesell, was zögerst du noch?<br />
+Schon sitze ich harrend im Kämmerlein traut,<br />
+Und Mitternacht nah't schon,&nbsp;&ndash; es fehlt nur die Braut.
+</p>
+<p>
+Viel schauernde Lüftchen vom Kirchhofe wehn;<br />
+Ihr Lüftchen! habt ihr mein Bräutchen gesehn?<br />
+Viel blasse Larven gestalten sich da,<br />
+Umknixen mich grinsend, und nicken: O ja!
+</p>
+<p>
+Pack' aus, was bringst du für Bothschafterei,<br />
+Du schwarzer Schlingel in Feuerlivrei?<br />
+»Die gnädige Herrschaft meldet sich an,<br />
+Gleich kommt sie gefahren im Drachengespann.«;
+</p>
+<p>
+Du lieb grau Männchen, was ist dein Begehr?<br />
+Mein todter Magister, was treibt dich her?<br />
+Er schaut mich mit schweigend trübseligem Blick,<br />
+Und schüttelt das Haupt, und wandelt zurück.
+</p>
+<p>
+Was winselt und wedelt mein zott'ger Gesell?<br />
+Was glimmert schwarz Katers Auge so hell?<br />
+Was heulen die Weiber mit fliegendem Haar?<br />
+Was lullt mir Frau Amme mein Wiegenlied gar?
+</p>
+<p>
+Frau Amme bleib heut mit dem Singsang zu Haus,<br />
+Das Eiapopeia ist lange schon aus;<br />
+Ich fey're gar heute mein Hochzeitfest,&nbsp;&ndash;<br />
+Da schau' mal, dort kommen schon zierliche Gäst'.
+</p>
+<p>
+Da schau' mal! Ihr Herren, das nenn' ich galant!<br />
+Ihr tragt, statt der Hüte, die Köpf' in der Hand!<br />
+Ihr Zappelbein-Leutchen im Galgen-Ornat,<br />
+Der Wind ist still, was kommt Ihr so spat?
+</p>
+<p>
+Da kommt auch alt Besenstielmütterchen schon,<br />
+Ach segne mich, Mütterchen, bin ja dein Sohn;<br />
+Da zittert der Mund im weißen Gesicht:<br />
+»In Ewigkeit Amen!«; alt Mütterchen spricht.
+</p>
+<p>
+Zwölf winddürre Musiker schlendern herein;<br />
+Blind Fidelweib holpert wohl hintendrein.<br />
+Da schleppt der Hanswurst, in buntscheckiger Jack',<br />
+Den Todtengräber huckepack.
+</p>
+<p>
+Da tanzen zwölf Klosterjungfrauen herein;<br />
+Die schielende Kupplerin führet den Reih'n.<br />
+Da folgen zwölf lüsterne Pfäffelein schon,<br />
+Und pfeifen ein Schandlied im Kirchenton'.
+</p>
+<p>
+Herr Trödler, o schrei dir nicht blau das Gesicht.<br />
+Im Fegfeuer nützt mir dein Pelzröckel nicht;<br />
+Dort heizet man gratis jahraus, jahrein,<br />
+Statt mit Holz, mit Fürsten- und Bettlergebein.
+</p>
+<p>
+Die Blumenmädchen sind bucklicht und krumm,<br />
+Und purzeln kopfüber im Zimmer herum.<br />
+Ihr Eulengesichter mit Heuschreckenbein,<br />
+Hei! laßt mir das Rippengeklapper nur seyn!
+</p>
+<p>
+Die sämmtliche Höll' ist los fürwahr!<br />
+Und lärmet und schwärmet in wachsender Schaar;<br />
+Sogar der Verdammniß-Walzer erschallt,&nbsp;&ndash;<br />
+Still, still! nun kommt mein feins Liebchen auch bald.
+</p>
+<p>
+Gesindel sey still, oder trolle dich fort!<br />
+Ich höre kaum selber mein leibliches Wort,&nbsp;&ndash;<br />
+Ei, rasselt nicht eben ein Wagen vor?<br />
+Frau Köchin! wo bist du? schnell öffne das Thor.
+</p>
+<p>
+Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein<br />
+Schatz?<br />
+Willkommen Herr Pastor, ach nehmen Sie Platz!<br />
+Herr Pastor mit Pferdefuß und Schwanz,<br />
+Ich bin Eu'r Hochwürden Diensteigener ganz!
+</p>
+<p>
+Lieb Bräutchen, was stehst du so stumm und bleich?<br />
+Der Herr Pastor schreitet zur Trauung sogleich;<br />
+Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,<br />
+Doch dich zu besitzen gilt's Kinderspiel mir.
+</p>
+<p>
+Knie' nieder, süß Bräutchen, knie' hin mir zur<br />
+Seit'!&nbsp;&ndash;<br />
+Da kniet sie, da sinkt sie,&nbsp;&ndash; o selige Freud!&nbsp;&ndash;<br />
+Sie sinkt mir an's Herz, an die schwellende Brust,<br />
+Ich halt' sie umschlungen mit schauernder Lust.
+</p>
+<p>
+Die Goldlockenwellen umspielen uns beid';<br />
+An mein Herze pocht das Herze der Maid.<br />
+Sie pochen wohl beide vor Lust und vor Weh,<br />
+Und schweben hinauf in die Himmelshöh'.
+</p>
+<p>
+Die Herzlein schwammen im Freudensee,<br />
+Dort oben in Gottes heil'ger Höh';<br />
+Doch über den Häuptern viel Grausen sich regt,<br />
+Da hat die Hölle die Hand gelegt,
+</p>
+<p>
+Das ist der finstre Sohn der Nacht,<br />
+Der hier den segnenden Priester macht;<br />
+Er murmelt die Formel aus blutigem Buch,<br />
+Sein Beten ist Lästern, sein Segnen ist Fluch.
+</p>
+<p>
+Und es krächzet und zischet und heulet toll,<br />
+Wie Wogengebrause, wie Donnergeroll;<br />
+Da blitzet auf einmal ein bläuliches Licht,&nbsp;&ndash;<br />
+»In Ewigkeit Amen!«; alt Mütterchen spricht.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>VIII.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>VIII.</h4>
+
+<p>
+Ich kam von meiner Herrin Haus,<br />
+Und wandelt' in Wahnsinn und Mitternachtgraus.<br />
+Und wie ich am Kirchhof vorüber gehn will,<br />
+Da winken die Gräber ernst und still.
+</p>
+<p>
+Da winkt's von des Spielmanns Leichenstein;<br />
+Das war der flimmernde Mondesschein.<br />
+Da lispelt's: Lieb Bruder, ich komme gleich!<br />
+Da steigt's aus dem Grabe nebelbleich.
+</p>
+<p>
+Der Spielmann war's, der entstiegen jetzt,<br />
+Und hoch auf den Leichenstein sich setzt.<br />
+In die Saiten der Zither greift er schnell,<br />
+Und singt dabei recht hohl und grell:
+</p>
+<p>
+Ei! kennt Ihr noch das alte Lied,<br />
+Das einst so wild die Brust durchglüht,<br />
+Ihr Saiten dumpf und trübe?<br />
+Die Engel, die nennen es Himmelsfreud,
+</p>
+<p>
+Die Teufel, die nennen es Höllenleid,<br />
+Die Menschen, die nennen es: Liebe!
+</p>
+<p>
+Kaum tönte des letzten Wortes Schall,<br />
+Da thaten sich auf die Gräber all';<br />
+Viel Luftgestalten dringen hervor,<br />
+Und umschweben den Spielmann und schrillen im Chor:
+</p>
+<p>
+Liebe! Liebe! deine Macht<br />
+Hat uns hier zu Bett gebracht,<br />
+Und die Augen zugemacht,&nbsp;&ndash;<br />
+Ei, was rufst du in der Nacht?
+</p>
+<p>
+So heult es verworren, und ächzet und girrt,<br />
+Und brauset und sauset, und krächzet und klirrt;<br />
+Und der tolle Schwarm den Spielmann umschweift,<br />
+Und der Spielmann wild in die Saiten greift:
+</p>
+<p>
+Bravo! bravo! immer toll!<br />
+Seyd willkommen!<br />
+Habt vernommen<br />
+Daß mein Zauberwort erscholl,
+</p>
+<p>
+Liegt man doch jahraus, jahrein,<br />
+Mäuschenstill im Kämmerlein;<br />
+Laßt uns heute lustig seyn!<br />
+Mit Vergunst,&nbsp;&ndash;<br />
+Seht erst zu, sind wir allein?&nbsp;&ndash;<br />
+Narren waren wir im Leben,<br />
+Und mit toller Wuth ergeben<br />
+Einer tollen Liebesbrunst.<br />
+Kurzweil soll uns heut nicht fehlen,<br />
+Jeder soll hier treu erzählen,<br />
+Was ihn weiland hergebracht,<br />
+Wie gehetzt,<br />
+Wie zerfetzt<br />
+Ihn die tolle Liebesjagd.
+</p>
+<p>
+Da hüpft aus dem Kreise, so leicht, wie der Wind,<br />
+Ein mageres Wesen, das summend beginnt:
+</p>
+<p>
+Ich war ein Schneidergeselle,<br />
+Mit Nadel und mit Scheer';<br />
+Ich war so flink und schnelle<br />
+Mit Nadel und mit Scheer'.<br />
+Da kam die Meisterstochter<br />
+Mit Nadel und mit Scheer';<br />
+Und hat mir in's Herz gestochen<br />
+Mit Nadel und mit Scheer'.
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br />
+Ein Zweiter trat still und ernst hervor:
+</p>
+<p>
+Den Rinaldo Rinaldini,<br />
+Schinderhanno, Orlandini,<br />
+Und besonders Carlo Moor<br />
+Nahm ich mir als Muster vor.
+</p>
+<p>
+Auch verliebt&nbsp;&ndash; mit Ehr' zu melden&nbsp;&ndash;<br />
+Hab' ich mich, wie jene Helden,<br />
+Und das schönste Frauenbild<br />
+Spukte mir im Kopfe wild.
+</p>
+<p>
+Und ich seufzte auch und girrte;<br />
+Und wenn Liebe mich verwirrte,<br />
+Steckt' ich meine Finger rasch<br />
+In des Herren Nachbars Tasch'.
+</p>
+<p>
+Doch der Gassenvogt mir grollte,<br />
+Daß ich Sehnsuchtsthränen wollte<br />
+Trocknen mit dem Taschentuch,<br />
+Das mein Nachbar bei sich trug.
+</p>
+<p>
+Und nach frommer Häschersitte<br />
+Nahm man still mich in die Mitte,<br />
+Und das Zuchthaus, heilig groß,<br />
+Schloß mir auf den Mutterschooß.
+</p>
+<p>
+Schwelgend süß in Liebessinnen,<br />
+Saß ich dort beim Wollespinnen,<br />
+Bis Rinaldos Schatten kam,<br />
+Und die Seele mit sich nahm.
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br />
+Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:
+</p>
+<p>
+Ich war ein König der Bretter,<br />
+Und spielte das Liebhaberfach,<br />
+Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!<br />
+Ich seufzte manch zärtliches: Ach!
+</p>
+<p>
+Den Mortimer spielt' ich am besten,<br />
+Maria war immer so schön!<br />
+Doch trotz der natürlichsten Gesten<br />
+Sie wollte mich nimmer versteh'n.&nbsp;&ndash;
+</p>
+<p>
+Einst als ich verzweifelnd am Ende<br />
+»Maria, du Heilige!«; rief,<br />
+Da nahm ich den Dolch behende&nbsp;&ndash;<br />
+Und stach mich ein bischen zu tief.
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br />
+Im weißen Flausch trat ein Vierter hervor:
+</p>
+<p>
+Vom Katheder schwatzte herab der Professor,<br />
+Er schwatzt', und ich schlief oft gut dabei ein;<br />
+Doch hätt' mir's behagt noch tausendmal besser<br />
+Bei seinem holdseligen Töchterlein.
+</p>
+<p>
+Sie hatt' mir oft zärtlich am Fenster genicket,<br />
+Die Blume der Blumen, mein Lebenslicht!<br />
+Doch die Blume der Blumen ward endlich gepflücket<br />
+Vom dürren Philister, dem reichen Wicht.
+</p>
+<p>
+Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,<br />
+Und mischte mir Teufelskraut in den Wein,&nbsp;&ndash;<br />
+Und hab' mit dem Tode Smollis getrunken,<br />
+Der sprach: Fiduzit, ich heiße Freund Hein!
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor,<br />
+Einen Strick um den Hals trat ein Fünfter hervor:
+</p>
+<p>
+Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein<br />
+Mit dem Töchterchen sein und dem Edelgestein.<br />
+Was scheert mich, du Gräflein, dein Edelgestein,<br />
+Mir mundet weit besser dein Töchterlein.
+</p>
+<p>
+Sie lagen wohl beid' unter Riegel und Schloß,<br />
+Und der Graf besold'te viel Dienergetroß.
+</p>
+<p>
+Was scheeren mich Diener und Riegel und Schloß,&nbsp;&ndash;<br />
+Ich stieg getrost auf die Leitersproß.
+</p>
+<p>
+An Liebchens Fensterlein klettr' ich getrost,<br />
+Da hör' ich es unten fluchen erbost:<br />
+»Fein sachte, mein Bübchen, muß auch dabei seyn,<br />
+Ich liebe ja auch die Edelgestein.«;
+</p>
+<p>
+So spöttelt der Graf und erfaßt mich gar,<br />
+Und jauchzend umringt mich die Dienerschaar.<br />
+»Zum Teufel, Gesindel! Ich bin ja kein Dieb;<br />
+Ich wollte nur stehlen mein trautes Lieb!«;
+</p>
+<p>
+Da half kein Gerede, da half kein Rath,<br />
+Da machte man hurtig die Stricke parat;<br />
+Wie die Sonne kam, da wundert sie sich,<br />
+Am hellen Galgen fand sie mich.
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br />
+Den Kopf in der Hand trat ein Sechster hervor.
+</p>
+<p>
+Zum Waidwerk trieb mich Liebesharm;<br />
+Ich schlich umher, die Büchs' im Arm.<br />
+Da schnarret's hohl vom Baum herab,<br />
+Der Rabe rief: Kopf&nbsp;&ndash; ab! Kopf&nbsp;&ndash; ab!
+</p>
+<p>
+O, spürt' ich doch ein Täubchen aus,<br />
+Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus!<br />
+So dacht' ich, und in Busch und Strauch<br />
+Späh't rings umher mein Jägeraug'.
+</p>
+<p>
+Was koset dort? was schnäbelt fein?<br />
+Zwei Turteltäubchen mögen's seyn.<br />
+Ich schleich herbei,&nbsp;&ndash; den Hahn gespannt,&nbsp;&ndash;<br />
+Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand.
+</p>
+<p>
+Das war mein Täubchen, meine Braut,<br />
+Ein fremder Mann umarmt sie traut,&nbsp;&ndash;<br />
+Nun, alter Schütze, treffe gut!<br />
+Da lag der fremde Mann im Blut'.
+</p>
+<p>
+Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn&nbsp;&ndash;<br />
+Ich selbst dabei als Hauptperson&nbsp;&ndash;<br />
+Den Wald durchzog. Vom Baum herab<br />
+Der Rabe rief: Kopf&nbsp;&ndash; ab! Kopf&nbsp;&ndash; ab!
+</p>
+<p>
+Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br />
+Da trat der Spielmann selber hervor:
+</p>
+<p>
+Ich hab' mal ein Liedchen gesungen,<br />
+Das schöne Lied ist aus;
+</p>
+<p>
+Wenn das Herz im Leibe zersprungen,<br />
+Dann gehen die Lieder nach Haus!
+</p>
+<p>
+Und das tolle Gelächter sich doppelt erhebt,<br />
+Und die bleiche Schaar im Kreise schwebt.<br />
+Da scholl vom Kirchthurm' »Eins«; herab,<br />
+Da stürzten die Geister sich heulend in's Grab.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>IX.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>IX.</h4>
+
+<p>
+Ich lag und schlief, und schlief recht mild,<br />
+Verscheucht war Gram und Leid;<br />
+Da kam zu mir ein Traumgebild,<br />
+Die allerschönste Maid.
+</p>
+<p>
+Sie war wie Marmelstein so bleich,<br />
+Und heimlich wunderbar;<br />
+Im Auge schwamm es perlengleich,<br />
+Gar seltsam wallt' ihr Haar.
+</p>
+<p>
+Und leise, leise sich bewegt<br />
+Die marmorblasse Maid,<br />
+Und an mein Herz sich niederlegt<br />
+Die marmorblasse Maid.
+</p>
+<p>
+Wie bebt und pocht vor Weh und Lust,<br />
+Mein Herz, und brennet heiß!<br />
+Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Brust,<br />
+Die ist so kalt wie Eis.
+</p>
+<p>
+»Nicht bebt, nicht pocht wohl meine Brust,<br />
+Die ist wie Eis so kalt;<br />
+Doch kenn' auch ich der Liebe Lust,<br />
+Der Liebe Allgewalt.
+</p>
+<p>
+Mir blüht kein Roth auf Mund und Wang,<br />
+Mein Herz durchströmt kein Blut;<br />
+Doch sträube dich nicht schauernd bang,<br />
+Ich bin dir hold und gut.«;
+</p>
+<p>
+Und wilder noch umschlang sie mich,<br />
+Und that mir bald ein Leid;<br />
+Da kräht der Hahn&nbsp;&ndash; und stumm entwich<br />
+Die marmorblasse Maid.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>X.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>X.</h4>
+
+<p>
+Da hab' ich viel blasse Leichen<br />
+Beschworen mit Wortesmacht;<br />
+Die wollen nun nicht mehr weichen<br />
+Zurück in die alte Nacht.
+</p>
+<p>
+Das zähmende Sprüchlein vom Meister<br />
+Vergaß ich vor Schauer und Graus,<br />
+Nun zieh'n die eig'nen Geister<br />
+Mich selber in's neblichte Haus.
+</p>
+<p>
+Laßt ab, ihr finstren Dämonen!<br />
+Laßt ab, und drängt mich nicht!<br />
+Noch manche Freude mag wohnen<br />
+Hier oben im Rosenlicht.
+</p>
+<p>
+Ich muß ja immer streben<br />
+Nach der Blume wunderhold;<br />
+Was bedeutet' mein ganzes Leben,<br />
+Wenn ich Sie nicht lieben gesollt?
+</p>
+<p>
+Ich möcht sie nur einmal umfangen,<br />
+Und pressen an's glühende Herz!<br />
+Nur einmal die Lippen und Wangen<br />
+Küssen mit sel'gem Schmerz.
+</p>
+<p>
+Nur einmal aus ihrem Munde<br />
+Möcht' ich hören ein liebendes Wort,&nbsp;&ndash;<br />
+Alsdann wollt' ich folgen zur Stunde<br />
+Euch, Geister, zum finstern Ort.
+</p>
+<p>
+Die Geister haben's vernommen,<br />
+Und nicken grausiglich.<br />
+Feins Liebchen, nun bin ich gekommen;<br />
+Feins Liebchen, liebst du mich?
+</p>
+
+</body>
+</html>