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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 15:34:57 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 15:34:57 +0100 |
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Meergruß.</title> +</head> + +<body> + +<h4>I.</h4> +<h5>Meergruß.</h5> + +<p> +<span class="initial">T</span>halatta! Thalatta!<br /> +Sey mir gegrüßt, du ewiges Meer!<br /> +Sey mir gegrüßt zehntausendmal<br /> +Aus jauchzendem Herzen<br /> +Wie einst dich begrüßten<br /> +Zehntausend Griechenherzen,<br /> +Unglückbekämpfende, heimathverlangende,<br /> +Weltberühmte Griechenherzen. +</p> +<p> +Es wogten die Fluthen,<br /> +Sie wogten und brausten,<br /> +Die Sonne goß eilig herunter<br /> +Die spielenden Rosenlichter, +</p> +<p> +Die aufgescheuchten Mövenzüge<br /> +Flatterten fort, lautschreiend,<br /> +Es stampften die Rosse, es klirrten die Schilde,<br /> +Und weithin erscholl es, wie Siegesruf:<br /> +Thalatta! Thalatta! +</p> +<p> +Sey mir gegrüßt, du ewiges Meer,<br /> +Wie Sprache der Heimath rauscht mir dein Wasser,<br /> +Wie Träume der Kindheit seh' ich es flimmern<br /> +Auf deinem wogenden Wellengebiet,<br /> +Und alte Erinn'rung erzählt mir auf's neue,<br /> +Von all dem lieben, herrlichen Spielzeug,<br /> +Von all den blinkenden Weihnachtsgaben,<br /> +Von all den rothen Corallenbäumen,<br /> +Goldfischchen, Perlen und bunten Muscheln,<br /> +Die du geheimnißvoll bewahrest<br /> +Dort unten im klaren Kristallhaus. +</p> +<p> +O! wie hab' ich geschmachtet in öder Fremde!<br /> +Gleich einer welken Blume<br /> +In des Botanikers blecherner Kapsel,<br /> +Lag mir das Herz in der Brust;<br /> +Mir ist, als saß ich winterlange,<br /> +Ein Kranker, in dunkler Krankenstube,<br /> +Und nun verlaß ich sie plötzlich, +</p> +<p> +Und blendend strahlt mir entgegen<br /> +Der schmaragdne Frühling, der sonnengeweckte,<br /> +Und es rauschen die weißen Blüthenbäume,<br /> +Und die jungen Blumen schauen mich an,<br /> +Mit bunten, duftenden Augen,<br /> +Und es duftet und summt, und athmet und lacht,<br /> +Und im blauen Himmel singen die Vöglein –<br /> +Thalatta! Thalatta! +</p> +<p> +Du tapferes Rückzugherz!<br /> +Wie oft, wie bitteroft<br /> +Bedrängten dich des Nordens Barbarinnen!<br /> +Aus großen, siegenden Augen<br /> +Schossen sie brennende Pfeile;<br /> +Mit krummgeschliffenen Worten<br /> +Drohten sie mir die Brust zu spalten,<br /> +Mit Keilschriftbillets zerschlugen sie mir<br /> +Das arme, betäubte Gehirn –<br /> +Vergebens hielt ich den Schild entgegen,<br /> +Die Pfeile zischten, die Hiebe krachten,<br /> +Und von des Nordens Barbarinnen<br /> +Ward ich gedrängt bis an's Meer,<br /> +Und freiaufathmend begrüß' ich das Meer,<br /> +Das liebe, rettende Meer,<br /> +Thalatta! Thalatta! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/02.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/02.html new file mode 100644 index 0000000..3b651ae --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/02.html @@ -0,0 +1,49 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>II. Gewitter.</title> +</head> + +<body> +<h4>II.</h4> +<h5>Gewitter.</h5> + +<p> +Dumpf liegt auf dem Meer' das Gewitter,<br /> +Und durch die schwarze Wolkenwand<br /> +Zuckt der zackige Wetterstrahl,<br /> +Rasch aufleuchtend und rasch verschwindend,<br /> +Wie'n Witz aus dem Haupte Kronions.<br /> +Ueber das wüste, wogende Wasser<br /> +Weithin rollen die Donner<br /> +Und springen die weißen Wellenrosse,<br /> +Die Boreas selber gezeugt<br /> +Mit des Erichthons reizenden Stuten,<br /> +Und es flattert ängstlich das Seegevögel,<br /> +Wie Schattenleichen am Styx,<br /> +Die Charon abwies vom nächtlichen Kahn. +</p> +<p> +Armes, lustiges Schifflein,<br /> +Das dort dahintanzt den schlimmsten Tanz!<br /> +Aeolus schickt ihm die flinksten Gesellen, +</p> +<p> +Die wild aufspielen zum fröhlichen Reigen;<br /> +Der Eine pfeift, der Andre bläst,<br /> +Der Dritte streicht den dumpfen Brummbaß –<br /> +Und der schwankende Seemann steht, am Steuer,<br /> +Und schaut beständig nach der Bussole,<br /> +Der zitternden Seele des Schiffes,<br /> +Und hebt die Hände flehend zum Himmel:<br /> +O rette mich, Kastor, reisiger Held,<br /> +Und Du, Kämpfer der Faust, Polydeukes! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/03.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/03.html new file mode 100644 index 0000000..7f40ce3 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/03.html @@ -0,0 +1,78 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>III. Der Schiffbrüchige.</title> +</head> + +<body> +<h4>III.</h4> +<h5>Der Schiffbrüchige.</h5> + +<p> +Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert!<br /> +Und ich selber, gleich einer Leiche,<br /> +Die grollend ausgeworfen das Meer,<br /> +Lieg' ich am Strande,<br /> +Am öden, kahlen Strande.<br /> +Vor mir woget die Wasserwüste,<br /> +Hinter mir liegt nur Kummer und Elend,<br /> +Und über mich hin ziehen die Wolken,<br /> +Die formlos grauen Töchter der Luft,<br /> +Die aus dem Meer', in Nebeleimern,<br /> +Das Wasser schöpfen,<br /> +Und es mühsam schleppen und schleppen,<br /> +Und es wieder verschütten in's Meer,<br /> +Ein trübes, langweil'ges Geschäft,<br /> +Und nutzlos, wie mein eignes Leben. +</p> +<p> +Die Wogen murmeln, die Möven schrillen,<br /> +Alte Erinn'rungen wehen mich an,<br /> +Vergessene Träume, erloschene Bilder,<br /> +Qualvoll süße, tauchen hervor! +</p> +<p> +Es lebt ein Weib im Norden,<br /> +Ein schönes Weib, königlich schön.<br /> +Die schlanke Zypressengestalt<br /> +Umschließt ein lüstern weißes Gewand;<br /> +Die dunkle Lockenfülle,<br /> +Wie eine selige Nacht, ergießt sich<br /> +Von dem hohen, flechtengekrönten Haupte,<br /> +Sie ringelt sich träumerisch süß<br /> +Um das süße, blasse Antlitz;<br /> +Und aus dem süßen, blassen Antlitz,<br /> +Groß und gewaltig, strahlt ein Auge,<br /> +Wie eine schwarze Sonne. +</p> +<p> +O, du schwarze Sonne, wie oft,<br /> +Entzückend oft, trank ich aus dir<br /> +Die wilden Begeist'rungsflammen,<br /> +Und stand und taumelte, feuerberauscht –<br /> +Dann schwebte ein taubenmildes Lächeln<br /> +Um die hochgeschürzten, stolzen Lippen,<br /> +Und die hochgeschürzten, stolzen Lippen +</p> +<p> +Hauchten Worte, süß wie Mondlicht,<br /> +Und zart wie der Duft der Rose –<br /> +Und meine Seele erhob sich<br /> +Und flog, wie ein Aar, hinauf in den Himmel! +</p> +<p> +Schweigt, ihr Wogen und Möven!<br /> +Vorüber ist Alles, Glück und Hoffnung,<br /> +Hoffnung und Liebe! Ich liege am Boden,<br /> +Ein öder, schiffbrüchiger Mann,<br /> +Und drücke mein glühendes Antlitz<br /> +In den feuchten Sand. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/04.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/04.html new file mode 100644 index 0000000..4a54e17 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/04.html @@ -0,0 +1,83 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IV. Untergang der Sonne.</title> +</head> + +<body> +<h4>IV.</h4> +<h5>Untergang der Sonne.</h5> + +<p> +Die schöne Sonne<br /> +Ist ruhig hinabgestiegen in's Meer;<br /> +Die wogenden Wasser sind schon gefärbt<br /> +Von der dunkeln Nacht,<br /> +Nur noch die Abendröthe<br /> +Ueberstreut sie mit goldnen Lichtern,<br /> +Und die rauschende Fluthgewalt<br /> +Drängt an's Ufer die weißen Wellen,<br /> +Die lustig und hastig hüpfen,<br /> +Wie wollige Lämmerheerden,<br /> +Die Abends der singende Hirtenjunge<br /> +Nach Hause treibt. +</p> +<p> +Wie schön ist die Sonne!<br /> +So sprach nach langem Schweigen der Freund,<br /> +Der mit mir am Strande wandelte, +</p> +<p> +Und scherzend halb und halb wehmüthig,<br /> +Versichert' er mir: die Sonne sey<br /> +Eine schöne Frau, die den alten Meergott<br /> +Aus Convenienz geheurathet;<br /> +Des Tages über wandle sie freudig<br /> +Am hohen Himmel, purpurgeputzt,<br /> +Und diamantenblitzend,<br /> +Und allgeliebt und allbewundert<br /> +Von allen Weltkreaturen,<br /> +Und alle Weltkreaturen erfreuend<br /> +Mit ihres Blickes Licht und Wärme;<br /> +Aber des Abends, trostlos gezwungen,<br /> +Kehre sie wieder zurück<br /> +In das nasse Haus, in die öden Arme<br /> +Des greisen Gemahls. +</p> +<p> +Glaub mir's – setzte hinzu der Freund,<br /> +Und lachte und seufzte und lachte wieder –<br /> +Die führen dort unten die zärtlichste Ehe!<br /> +Entweder sie schlafen oder sie zanken sich,<br /> +Daß hochaufbraust hier oben das Meer,<br /> +Und der Schiffer im Wellengeräusch es hört<br /> +Wie der Alte sein Weib ausschilt:<br /> +»Runde Metze des Weltalls!<br /> +Strahlenbuhlende!<br /> +Den ganzen Tag glühst du für Andre, +</p> +<p> +Und Nachts, für Mich, bist du frostig und müde!«;<br /> +Nach solcher Gardinenpredigt,<br /> +Versteht sich! bricht dann aus in Thränen<br /> +Die stolze Sonne und klagt ihr Elend,<br /> +Und klagt so jammerlang, daß der Meergott<br /> +Plötzlich verzweiflungsvoll aus dem Bett springt,<br /> +Und schnell nach der Meeresfläche heraufschwimmt,<br /> +Um Luft und Besinnung zu schöpfen. +</p> +<p> +So sah ich ihn selbst, verflossene Nacht,<br /> +Bis an die Brust dem Meer' enttauchen.<br /> +Er trug eine Jacke von gelbem Flanell,<br /> +Und eine lilienweiße Schlafmütz,<br /> +Und ein abgewelktes Gesicht. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/05.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/05.html new file mode 100644 index 0000000..1292ca5 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/05.html @@ -0,0 +1,122 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>V. Der Gesang der Okeaniden.</title> +</head> + +<body> +<h4>V.</h4> +<h5>Der Gesang der Okeaniden.</h5> + +<p> +Abendlich blasser wird es am Meere,<br /> +Und einsam, mit seiner einsamen Seele,<br /> +Sitzt dort ein Mann auf dem kahlen Strand,<br /> +Und schaut, todtkalten Blickes, hinauf<br /> +Nach der weiten, todtkalten Himmelswölbung,<br /> +Und schaut auf das weite, wogende Meer,<br /> +Und über das weite, wogende Meer,<br /> +Wie Lüftesegler, ziehn seine Seufzer,<br /> +Und kehren wieder, trübselig,<br /> +Und hatten verschlossen gefunden das Herz,<br /> +Worin sie ankern wollten –<br /> +Und er stöhnt so laut, daß die weißen Möven,<br /> +Aufgescheucht aus den sandigen Nestern,<br /> +Ihn heerdenweis' umflattern,<br /> +Und er spricht zu ihnen die lachenden Worte: +</p> +<p> +Schwarzbeinigte Vögel,<br /> +Mit weißen Flügeln Meer-überflatternde,<br /> +Mit krummen Schnäbeln Seewasser-saufende,<br /> +Und thranigtes Robbenfleisch-fressende,<br /> +Eu'r Leben ist bitter wie Eure Nahrung!<br /> +Ich aber, der Glückliche, koste nur Süßes!<br /> +Ich koste den süßen Duft der Rose,<br /> +Der Mondschein-gefütterten Nachtigallbraut;<br /> +Ich koste noch süßere Josty-Baisers,<br /> +Mit weißer Seligkeit gefüllte;<br /> +Und das Allersüßeste kost' ich:<br /> +Süße Liebe und süßes Geliebtseyn. +</p> +<p> +Sie liebt mich! Sie liebt mich! die holde Jungfrau!<br /> +Jetzt steht sie daheim, am Erker des Hauses,<br /> +Und schaut in die Dämm'rung hinaus, auf die Landstraß',<br /> +Und horcht, und sehnt sich nach mir – wahrhaftig!<br /> +Vergebens späht sie umher und sie seufzet,<br /> +Und seufzend steigt sie hinab in den Garten,<br /> +Und wandelt in Duft und Mondschein,<br /> +Und spricht mit den Blumen, erzählet ihnen:<br /> +Wie ich, der Geliebte, so lieblich bin<br /> +Und so liebenswürdig – wahrhaftig!<br /> +Nachher im Bette, im Schlafe, im Traum,<br /> +Umgaukelt sie selig mein theures Bild,<br /> +Sogar des Morgens, beim Frühstück, +</p> +<p> +Auf dem glänzenden Butterbrodte,<br /> +Sieht sie mein lächelndes Antlitz,<br /> +Und sie frißt es auf vor Liebe – wahrhaftig! +</p> +<p> +Also prahlt er und prahlt er,<br /> +Und zwischendrein schrillen die Möven,<br /> +Wie kaltes, ironisches Kichern;<br /> +Die Dämm'rungsnebel steigen herauf;<br /> +Aus violettem Gewölk, unheimlich,<br /> +Schaut hervor der grasgelbe Mond;<br /> +Hochauf rauschen die Meereswogen,<br /> +Und tief aus Hochauf rauschendem Meer,<br /> +Wehmüthig wie flüsternder Windzug,<br /> +Tönt der Gesang der Okeaniden,<br /> +Der schönen, mitleidigen Wasserfrau'n,<br /> +Vor allen vernehmbar die liebliche Stimme<br /> +Der silberfüßigen Peleus-Gattin,<br /> +Und sie seufzen und singen: +</p> +<p> +O Thor, du Thor! du prahlender Thor!<br /> +Du kummergequälter!<br /> +Dahingemordet sind all deine Hoffnungen,<br /> +Die tändelnden Kinder des Herzens,<br /> +Und ach! dein Herz, dein Niobe-Herz<br /> +Versteinert vor Gram! +</p> +<p> +In deinem Haupte wird's Nacht,<br /> +Und es zucken hindurch die Blitze des Wahnsinns,<br /> +Und du prahlst vor Schmerzen!<br /> +O Thor, du Thor! du prahlender Thor!<br /> +Halsstarrig bist du wie dein Ahnherr,<br /> +Der hohe Titane, der himmlisches Feuer<br /> +Den Göttern stahl und den Menschen gab,<br /> +Und Geier-gequälet, Felsen-gefesselt,<br /> +Olympauftrotzte und trotzte und stöhnte,<br /> +Daß wir es hörten im tiefen Meer,<br /> +Und zu ihm kamen mit Trostgesang.<br /> +O Thor, du Thor! du prahlender Thor!<br /> +Du aber bist ohnmächtiger noch,<br /> +Und es wäre vernünftig, du ehrtest die Götter,<br /> +Und trügest geduldig die Last des Elends,<br /> +Und trügest geduldig so lange, so lange,<br /> +Bis Atlas selbst die Geduld verliert,<br /> +Und die schwere Welt von den Schultern abwirft<br /> +In die ewige Nacht. +</p> +<p> +So scholl der Gesang der Okeaniden,<br /> +Der schönen, mitleidigen Wasserfrau'n,<br /> +Bis lautere Wogen ihn überrauschten –<br /> +Hinter die Wolken zog sich der Mond,<br /> +Es gähnte die Nacht,<br /> +Und ich saß noch lange im Dunkeln und weinte. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/06.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/06.html new file mode 100644 index 0000000..5b6020f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/06.html @@ -0,0 +1,134 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VI. Die Götter Griechenlands.</title> +</head> + +<body> +<h4>VI.</h4> +<h5>Die Götter Griechenlands.</h5> + +<p> +Vollblühender Mond! In deinem Licht,<br /> +Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer;<br /> +Wie Tagesklarheit, doch dämm'rig verzaubert,<br /> +Liegt's über der weiten Strandesfläche;<br /> +Und am hellblau'n sternlosen Himmel<br /> +Schweben die weißen Wolken,<br /> +Wie kolossale Götterbilder<br /> +Von leuchtendem Marmor. +</p> +<p> +Nein, nimmermehr, das sind keine Wolken!<br /> +Das sind sie selber, die Götter von Hellas,<br /> +Die einst so freudig die Welt beherrschten,<br /> +Doch jetzt, verdrängt und verstorben,<br /> +Als ungeheure Gespenster dahinziehn<br /> +Am mitternächtlichen Himmel +</p> + +<p> +Staunend, und seltsam geblendet, betracht' ich<br /> +Das luftige Pantheon,<br /> +Die feierlich stummen, grau'nhaft bewegten<br /> +Riesengestalten.<br /> +Der dort ist Kronion, der Himmelskönig,<br /> +Schneeweiß sind die Locken des Haupts,<br /> +Die berühmten, olymposerschütternden Locken.<br /> +Er hält in der Hand den erloschenen Blitz,<br /> +In seinem Gesichte liegt Unglück und Gram,<br /> +Und doch noch immer der alte Stolz.<br /> +Das waren bessere Zeiten, o Zeus,<br /> +Als du dich himmlisch ergötztest<br /> +An Knaben und Nymphen und Hekatomben!<br /> +Doch auch die Götter regieren nicht ewig,<br /> +Die jungen verdrängen die alten,<br /> +Wie du einst selber den greisen Vater<br /> +Und deine Titanen-Oehme verdrängt,<br /> +Jupiter Parricida!<br /> +Auch dich erkenn' ich, stolze Here!<br /> +Trotz all deiner eifersüchtigen Angst,<br /> +Hat doch eine andre das Zepter gewonnen,<br /> +Und du bist nicht mehr die Himmelskön'gin,<br /> +Und dein großes Aug' ist erstarrt,<br /> +Und deine Lilienarme sind kraftlos,<br /> +Und nimmermehr trifft deine Rache<br /> +Die gottbefruchtete Jungfrau<br /> +Und den wunderthätigen Gottessohn. +</p> +<p> +Auch dich erkenn' ich, Pallas Athene!<br /> +Mit Schild und Weisheit konntest du nicht<br /> +Abwehren das Götterverderben?<br /> +Auch dich erkenn' ich, auch dich, Aphrodite,<br /> +Einst die goldene! jetzt die silberne!<br /> +Zwar schmückt dich noch immer des Gürtels Liebreiz;<br /> +Doch graut mir heimlich vor deiner Schönheit,<br /> +Und wollt' mich beglücken dein gütiger Leib,<br /> +Wie andre Helden, ich stürbe vor Angst;<br /> +Als Leichengöttin erscheinst du mir,<br /> +Venus Libitina!<br /> +Nicht mehr mit Liebe schaut nach dir,<br /> +Dort, der schreckliche Ares.<br /> +Es schaut so traurig Phöbos Apollo,<br /> +Der Jüngling. Es schweigt seine Lei'r,<br /> +Die so freudig erklungen beim Göttermahl.<br /> +Noch trauriger schaut Hephaistos,<br /> +Und wahrlich, der Hinkende! nimmermehr<br /> +Fällt er Hebe'n in's Amt,<br /> +Und schenkt geschäftig, in der Versammlung,<br /> +Den lieblichen Nektar – Und längst ist erloschen<br /> +Das unauslöschliche Göttergelächter. +</p> +<p> +Ich hab' Euch niemals geliebt, Ihr Götter!<br /> +Denn widerwärtig sind mir die Griechen,<br /> +Und gar die Römer sind mir verhaßt. +</p> +<p> +Doch heil'ges Erbarmen und schauriges Mitleid<br /> +Durchströmt mein Herz,<br /> +Wenn ich Euch jetzt da droben schaue,<br /> +Verlassene Götter,<br /> +Todte, nachtwandelnde Schatten,<br /> +Nebelschwache, die der Wind verscheucht –<br /> +Und wenn ich bedenke, wie feig und windig<br /> +Die Götter sind, die Euch besiegten,<br /> +Die neuen, herrschenden, tristen Götter.<br /> +Die Schadenfrohen im Schafspelz der Demuth –<br /> +O da faßt mich ein düsterer Groll,<br /> +Und brechen möcht' ich die neuen Tempel,<br /> +Und kämpfen für Euch, Ihr alten Götter,<br /> +Für Euch und Eu'r gutes, ambrosisches Recht,<br /> +Und vor Euren hohen Altären,<br /> +Den wiedergebauten, den opferdampfenden<br /> +Möcht' ich selber knien und beten,<br /> +Und flehend die Arme erheben – +</p> +<p> +Denn, immerhin, Ihr alten Götter,<br /> +Habt Ihr's auch eh'mals, in Kämpfen der Menschen,<br /> +Stets mit der Parthei der Sieger gehalten,<br /> +So ist doch der Mensch großmüth'ger als Ihr,<br /> +Und in Götterkämpfen halt' ich es jetzt<br /> +Mit der Parthei der besiegten Götter. +</p> +<p> +Also sprach ich, und sichtbar errötheten<br /> +Droben die blassen Wolkengestalten,<br /> +Und schauten mich an wie Sterbende,<br /> +Schmerzenverklärt, und schwanden plötzlich.<br /> +Der Mond verbarg sich eben<br /> +Hinter Gewölk, das dunkler heranzog;<br /> +Hochauf rauschte das Meer,<br /> +Und siegreich traten hervor am Himmel<br /> +Die ewigen Sterne. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/07.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/07.html new file mode 100644 index 0000000..49dcf45 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/07.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VII. Die Götter Griechenlands.</title> +</head> + +<body> +<h4>VII.</h4> +<h5>Fragen.</h5> + +<p> +Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer<br /> +Steht ein Jüngling-Mann,<br /> +Die Brust voll Wehmuth, das Haupt voll Zweifel,<br /> +Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen: +</p> +<p> +»O lös't mir das Räthsel des Lebens,<br /> +Das qualvoll uralte Räthsel,<br /> +Worüber schon manche Häupter gegrübelt,<br /> +Häupter in Hieroglyphenmützen,<br /> +Häupter in Turban und schwarzem Barett,<br /> +Perückenhäupter und tausend andre<br /> +Arme, schwitzende Menschenhäupter –<br /> +Sagt mir, was bedeutet der Mensch?<br /> +Woher ist er kommen? Wo geht er hin?<br /> +Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen? +</p> +<p> +Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel,<br /> +Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,<br /> +Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,<br /> +Und ein Narr wartet auf Antwort. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/08.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/08.html new file mode 100644 index 0000000..df60cf4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/08.html @@ -0,0 +1,56 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VIII. Der Phönix.</title> +</head> + +<body> +<h4>VIII.</h4> +<h5>Der Phönix.</h5> + +<p> +Es kommt ein Vogel geflogen aus Westen,<br /> +Er fliegt gen Osten,<br /> +Nach der östlichen Gartenheimath,<br /> +Wo Spezereien duften und wachsen,<br /> +Und Palmen rauschen und Brunnen kühlen –<br /> +Und fliegend singt der Wundervogel: +</p> +<p> +»Sie liebt ihn! sie liebt ihn!<br /> +Sie trägt sein Bildniß im kleinen Herzen,<br /> +Und trägt es süß und heimlich verborgen,<br /> +Und weiß es selbst nicht!<br /> +Aber im Traume steht er vor ihr,<br /> +Sie bittet und weint und küßt seine Hände,<br /> +Und ruft seinen Namen<br /> +Und rufend erwacht sie und liegt erschrocken,<br /> +Und reibt sich verwundert die schönen Augen –<br /> +Sie liebt ihn! Sie liebt ihn!«; +</p> + +<p> +Am Mastbaum gelehnt, auf dem hohen Verdeck,<br /> +Stand ich und hört' ich des Vogels Gesang.<br /> +Wie schwarzgrüne Rosse mit silbernen Mähnen,<br /> +Sprangen die weißgekräuselten Wellen,<br /> +Wie Schwänenzüge schifften vorüber,<br /> +Mit schimmernden Segeln, die Helgolander,<br /> +Die kecken Nomaden der Nordsee;<br /> +Ueber mein Haupt, im ewigen Blau,<br /> +Hinflatterte weißes Gewölk<br /> +Und prangte die ewige Sonne,<br /> +Die Rose des Himmels, die feuerblühende,<br /> +Die freudvoll sich im Meer bespiegelte;<br /> +Und Himmel und Meer und mein eignes Herz<br /> +Ertönten im Nachhall:<br /> +Sie liebt ihn! sie liebt ihn! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/09.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/09.html new file mode 100644 index 0000000..0c18658 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/09.html @@ -0,0 +1,103 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IX. Im Hafen.</title> +</head> + +<body> +<h4>IX.</h4> +<h5>Im Hafen.</h5> + +<p> +Glücklich der Mann, der den Hafen erreicht hat,<br /> +Und hinter sich ließ das Meer und die Stürme,<br /> +Und jetzo warm und ruhig sitzt<br /> +Im guten Rathskeller zu Bremen. +</p> +<p> +Wie doch die Welt so traulich und lieblich<br /> +Im Römerglas sich wiederspiegelt,<br /> +Und wie der wogende Mikrokosmus<br /> +Sonnig hinabfließt in's durstige Herz!<br /> +Alles erblick' ich im Glas,<br /> +Alte und neue Völkergeschichte,<br /> +Türken und Griechen, Hegel und Gans,<br /> +Zitronenwälder und Wachtparaden,<br /> +Berlin und Schilda und Tunis und Hamburg,<br /> +Vor allem aber das Bild der Geliebten,<br /> +Das Engelköpfchen auf Rheinweingoldgrund. +</p> +<p> +O, wie schön! wie schön bist du, Geliebte!<br /> +Du bist wie eine Rose!<br /> +Nicht wie die Rose von Schiras,<br /> +Die hafisbesungene Nachtigallbraut;<br /> +Nicht wie die Rose von Saron,<br /> +Die heiligrothe, prophetengefeierte;<br /> +Du bist wie die Ros' im Rathskeller zu Bremen!<br /> +Das ist die Rose der Rosen,<br /> +Je älter sie wird, je lieblicher blüht sie,<br /> +Und ihr himmlischer Duft, er hat mich beseligt,<br /> +Er hat mich begeistert, er hat mich berauscht,<br /> +Und hielt mich nicht fest, am Schopfe fest,<br /> +Der Rathskellermeister von Bremen,<br /> +Ich wäre gepurzelt! +</p> +<p> +Der brave Mann! wir saßen beisammen<br /> +Und tranken wie Brüder,<br /> +Wir sprachen von hohen, heimlichen Dingen,<br /> +Wir seufzten und sanken uns in die Arme,<br /> +Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,<br /> +Ich trank auf das Wohl meiner bittersten Feinde,<br /> +Und allen schlechten Poeten vergab ich,<br /> +Wie einst mir selber vergeben soll werden;<br /> +Ich weinte vor Andacht, und<br /> +Erschlossen sich mir die Pforten des Heils,<br /> +Wo die zwölf Apostel, die heil'gen Stückfässer, +</p> +<p> +Schweigend pred'gen, und doch so verständlich<br /> +Für alle Völker. +</p> +<p> +Das sind Männer!<br /> +Unscheinbar von außen, in hölzernen Röcklein,<br /> +Sind sie von innen schöner und leuchtender<br /> +Denn all die stolzen Leviten des Tempels,<br /> +Und des Herodes Trabanten und Höflinge,<br /> +Die goldgeschmückten, die purpurgekleideten –<br /> +Hab' ich doch immer gesagt<br /> +Nicht unter ganz gemeinen Leuten,<br /> +Nein, in der allerbesten Gesellschaft,<br /> +Lebte beständig der König des Himmels. +</p> +<p> +Hallelujah! Wie lieblich umwehen mich<br /> +Die Palmen von Beth El!<br /> +Wie duften die Myrrhen von Hebron!<br /> +Wie rauscht der Jordan und taumelt vor Freude! –<br /> +Auch meine unsterbliche Seele taumelt,<br /> +Und ich taum'le mit ihr und taumelnd<br /> +Bringt mich die Treppe hinauf, an's Tagslicht,<br /> +Der brave Rathskellermeister von Bremen. +</p> +<p> +Du braver Rathskellermeister von Bremen!<br /> +Siehst du, auf den Dächern der Häuser sitzen<br /> +Die Engel und sind betrunken und singen; +</p> +<p> +Die glühende Sonne dort oben<br /> +Ist nur eine rothe, betrunkene Nase,<br /> +Und um die rothe Weltgeist-Nase<br /> +Dreht sich die ganze, betrunkene Welt. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/10.html b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/10.html new file mode 100644 index 0000000..bfd4056 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05_die_nordsee/02_zweiter_cyklus/10.html @@ -0,0 +1,46 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>X. Epilog.</title> +</head> + +<body> +<h4>X.</h4> +<h5>Epilog.</h5> + +<p> +Wie auf dem Felde die Weizenhalmen,<br /> +So wachsen und wogen im Menschengeist<br /> +Die Gedanken.<br /> +Aber die zarten Gedanken der Liebe<br /> +Sind wie lustig dazwischenblühende,<br /> +Roth' und blaue Blumen. +</p> +<p> +Roth' und blaue Blumen!<br /> +Der mürrische Schnitter verwirft Euch als nutzlos,<br /> +Hölzerne Flegel zerdröschen Euch höhnend,<br /> +Sogar der hablose Wanderer,<br /> +Den Eu'r Anblick ergötzt und erquickt,<br /> +Schüttelt das Haupt,<br /> +Und nennt Euch schönes Unkraut.<br /> +Aber die ländliche Jungfrau,<br /> +Die Kränzewinderin, +</p> +<p> +Verehrt Euch und pflückt Euch<br /> +Und schmückt mit Euch die schönen Locken,<br /> +Und also geziert, eilt sie zum Tanzplatz,<br /> +Wo Pfeifen und Geigen lieblich ertönen,<br /> +Oder zur stillen Buche,<br /> +Wo die Stimme des Liebsten noch lieblicher tönt<br /> +Als Pfeifen und Geigen. +</p> + +</body> +</html> |