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diff --git a/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg b/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a77c2f1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg diff --git a/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg b/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ac22a91 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg diff --git a/OEBPS/Styles/style.css b/OEBPS/Styles/style.css new file mode 100644 index 0000000..91997eb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Styles/style.css @@ -0,0 +1,65 @@ +body +{ + padding: 1em; +} + +h1.toc_id_1, +h1.toc_id_2 +{ + font-size: 2em; +} + +h1 +{ + font-size: 1.7em; +} + +h2 +{ + font-size: 1.3em; +} + +p +{ + margin: 0.5em 0em; + widows: 2; + orphans: 2; +} + +#note +{ + font-size: 0.8em; + margin-top: 2em; + font-style: italic; +} + +#widmung +{ + font-size: 0.9em; + font-style: italic; +} + +div.toc-title +{ + font-size: 2em; + font-face: bold; + margin-bottom: 1em; + text-align: center; +} + +div.toc-level-1 +{ + margin-bottom: 0.5em; + margin-top: 0.5em +} + +div.toc-level-2 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-3 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-4 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-5 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-6 { margin-left: 2em; } + +.anhang +{ + padding-top: 1em; +} diff --git a/OEBPS/Text/01.html b/OEBPS/Text/01.html new file mode 100644 index 0000000..5f9dbc6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Morgens</title> + +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_3">Morgens</h1> + + <p>Ein starker Wind sprang empor.<br /> + Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore.<br /> + Schlägt an die Türme.<br /> + Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt.<br /> + Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge.<br /> + Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge.<br /> + Starker Wind über der bleichen Stadt.<br /> + Dampfer und Kräne erwachen am schmutzig fließenden Strom.<br /> + Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom.<br /> + Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn.<br /> + Im bleichen Licht. Wild von der Nacht. Ihre Röcke wehn.<br /> + Glieder zur Liebe geschaffen.<br /> + Hin zur Maschine und mürrischem Mühn.<br /> + Sieh in das zärtliche Licht.<br /> + In der Bäume zärtliches Grün.<br /> + Horch! Die Spatzen schrein.<br /> + Und draußen auf wilderen Feldern<br /> + singen Lerchen.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/02.html b/OEBPS/Text/02.html new file mode 100644 index 0000000..1eef3a6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02.html @@ -0,0 +1,28 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Morgen des Philosophen</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_4">Der Morgen des Philosophen</h1> + + <p>Er spricht: »Nicht ängstlich an Gestaden<br /> + Auf offnem Meere will ich baden<br /> + (Ha! der Vergleich ist ein gewagter!):<br /> + Ich werde frei vom Frohn der Zeiten<br /> + Zum kosmisch-schöpferischen schreiten.«<br /> + (Kosmisch, sagt er.)<br /> + Er wandelt kühn um seinen Tisch, er wandelt schon die ganze Nacht<br /> + Wohl in dem gelben Lampenlicht<br /> + Das jetzt am blauen Tag zerbricht<br /> + (Die ganze Nacht hat er umgebracht!<br /> + So ein Kerl!)</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/03.html b/OEBPS/Text/03.html new file mode 100644 index 0000000..9179a1c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03.html @@ -0,0 +1,24 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Klage</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_5">Klage</h1> + + <p>Wird denn die Sonne alle Träume morden,<br /> + Die blassen Kinder meiner Lustreviere?<br /> + Die Tage sind so still und grell geworden<br /> + Erfüllung lockt mit wolkigen Gesichten.<br /> + Mich packt die Angst, daß ich mein Heil verliere.</p> + + <p>Wie wenn ich ginge, meinen Gott zu richten.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/04.html b/OEBPS/Text/04.html new file mode 100644 index 0000000..7134390 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/04.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Zweifel</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_6">Zweifel</h1> + + <p>Da diese Nächte uns nur Morgen sind<br /> + Für Feuertage, die wir nicht erkennen,<br /> + Darf ich in trüber Luft, als blödes Kind,<br /> + Verängstigt noch um Liebesstunden flennen.</p> + + <p>Schon zucken Stadt und Meer vor Himmelssöhnen,<br /> + Die ihre ersten Zornespfeile senden,<br /> + Im Lampenlicht schon Helle; dieses Dröhnen<br /> + Verlorner Nächte spricht von Mittagsbränden.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/05.html b/OEBPS/Text/05.html new file mode 100644 index 0000000..8771c42 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Weltende</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_7">Weltende</h1> + + <p>Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,<br /> + In allen Lüften hallt es wie Geschrei.<br /> + Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei<br /> + Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.</p> + + <p>Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen<br /> + An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.<br /> + Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.<br /> + Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/06.html b/OEBPS/Text/06.html new file mode 100644 index 0000000..9cc0edb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/06.html @@ -0,0 +1,169 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Varieté</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_8">Varieté</h1> + + <h2 class="not_in_toc">I<br /> + Loge</h2> + + <p>Ein Walzer rumpelt; geile Geigen kreischen;<br /> + Die Luft ist weiss vom Dunst der Zigaretten;<br /> + Es riecht nach Moschus, Schminke, Wein, nach fetten<br /> + Indianern und entblössten Weiberfleischen.</p> + + <p>Ah! Schwimmen in der dicken Luft die vielen<br /> + Dämlichen Köpfe, die ins Helle glotzen?<br /> + Drei Weiber lässt man auf der Bühne spielen,<br /> + Die süsslich mit gemeinen Gesten protzen.</p> + + <h2 class="not_in_toc">II<br /> + Der Athlet</h2> + + <p>Und der Athlet tritt auf und staunen kannst de,<br /> + Wie er ein Brett mit seiner Faust zerhaut.<br /> + Er geht einher mit ungeheurem Wanste<br /> + Und feistem Arm und Nacken, schweissbetaut.</p> + + <p>Und kurze Hosen schlottern um die Beinchen,<br /> + Die sind zu dünnen Stöckchen deformiert.<br /> + Prunkende Seide seine Füsschen ziert.<br /> + Ach! sind die niedlich! Wie zwei rosa Schweinchen.</p> + + <h2 class="not_in_toc">III<br /> + Der Humorist</h2> + + <p>Ein alter Mann in einem neuen Fracke<br /> + Plärrt jetzt seine Liebesabenteuer.<br /> + Und besonders nach gewissen neuern<br /> + Abenteuern,<br /> + Spricht er, gleiche er dem Wracke,<br /> + Das auf den Wellen wackle ohne Rast,<br /> + Der Winds-»Braut« preisgegeben, ohne Steuer,<br /> + Sogar mit halb verfaultem »Mast«.</p> + + <h2 class="not_in_toc">IV<br /> + Tanz</h2> + + <p>Ein kleines Mädchen mit gebrannten Löckchen<br /> + In einem Hemd ganz himmelblau –<br /> + Die blossen Beine trippeln ohne Söckchen.<br /> + Sie singt: »Ach, tu mir nichts zuleide!<br /> + Ach Du! Heut werd ich Deine Frau.</p> + + <p>«Dann tanzt sie gierig und mit Chic<br /> + Zu einer holprigen Musik.<br /> + Und durch die Wirbel blauer Seide<br /> + Siehst de den jungen Leib genau.</p> + + <h2 class="not_in_toc">V<br /> + Die Inderin</h2> + + <p>Sie hebt den dünnen Arm; da duckt zum Sprunge<br /> + Das dunkle Pantherpaar, durch sieben Reifen<br /> + Fährt es hindurch mit elegantem Schwunge.</p> + + <p>Und ihre bösen starken Pranken streifen<br /> + (Wenn sie verwirrt zurück zum Käfig taumeln)<br /> + Die Perlenschnüre, die … von einem lila Gurte …<br /> + Um ihrer nackten Herrin Hüften baumeln.</p> + + <h2 class="not_in_toc">VI<br /> + Ballet</h2> + + <p>Neger schlenkern aufrecht mit den Beinen,<br /> + Auf dem Rumpfe gelbliche Trikots.<br /> + Und dazwischen tanzen unsere frechen kleinen<br /> + Weiber blond und nackend; ganz famos<br /> + Angezogen:<br /> + Nur mit goldenen Stöckelschuhn,<br /> + Mit denen sie die fauchenden Athleten<br /> + Behende in die dicken Nasen treten.</p> + + <h2 class="not_in_toc">VII<br /> + Die Soubrette</h2> + + <p>Ein Weibsbild kommt als Jägersmann<br /> + Und schiesst auf ihrer Flinten.<br /> + Und sieht sich einen Vogel an<br /> + Und zeigt sich uns von hinten.</p> + + <p>Ihr Hintern biegt sich unerhört<br /> + Auf Beinen stramm wie Säulen.<br /> + Sie singt: »Mich hat die Lieb verstört<br /> + Juchhei! im grünen Walde …«</p> + + <h2 class="not_in_toc">VIII<br /> + Die Tänzerin</h2> + + <p>Wie mich die zärtlichen Gelenke rühren,<br /> + Dein magrer Nacken, Deiner Kniee Biegen!<br /> + Ich zürne fast. Werde ich Dir erliegen?<br /> + Wirst Du zu jenem Traum zurück mich führen,</p> + + <p>Den ich als Knabe liebend mir erbaute<br /> + Aus süssen Versen und dem Spiel der schönen<br /> + Schauspielerinnen, linden Geigentönen<br /> + Und Idealen, die ich klaute?</p> + + <p>Ach! keine fand ich jenem Traume gleich,<br /> + Ich musste weinend Weib um Weib vermeiden,<br /> + Ich war verbannt zu unermessnen Leiden,<br /> + Und hasse jenen Traum. Ich spähe bleich,</p> + + <p>Und sorgsam späh ich wie Dein Leib sich wende,<br /> + Nach jeder Fehle, die im Tanz du zeigst,<br /> + Ich bin dir dankbar, da du doch am Ende<br /> + Mit einem blöden Lächeln dich verneigst.</p> + + <h2 class="not_in_toc">IX<br /> + Schluss: Kinematograph</h2> + + <p>Der Saal wird dunkel. Und wir sehn die Schnellen<br /> + Der Ganga, Palmen, Tempel auch des Brahma,<br /> + Ein lautlos tobendes Familiendrama<br /> + Mit Lebemännern dann und Maskenbällen.</p> + + <p>Man zückt Revolver, Eifersucht wird rege,<br /> + Herr Piefke duelliert sich ohne Kopf.<br /> + Dann zeigt man uns mit Kiepe und mit Kropf<br /> + Die Älplerin auf mächtig steilem Wege.</p> + + <p>Es zieht ihr Pfad sich bald durch Lärchenwälder,<br /> + Bald krümmt er sich und dräuend steigt die schiefe<br /> + Felswand empor. Die Aussicht in der Tiefe<br /> + Beleben Kühe und Kartoffelfelder.</p> + + <p>Und in den dunklen Raum – mir ins Gesicht –<br /> + Flirrt das hinein, entsetzlich! nach der Reihe!<br /> + Die Bogenlampe zischt zum Schluss nach Licht –<br /> + Wir schieben geil und gähnend uns ins Freie.</p> + + <h2 class="not_in_toc">X<br /> + Draussen</h2> + + <p>Die Sommernacht ist schwer nur zu ertragen!<br /> + Vier Herren gehn mit abgeknöpftem Kragen.<br /> + Ein Lackbeschuhter stelzt der Schnepse nach ...<br /> + Da polterts her – Ein langgedehnter Krach:<br /> + Der Donner!<br /> + Au!<br /> + Ist die Reklame plump,<br /> + Blitz!<br /> + Ein feiner Mensch liebt nicht den lauten Mum-<br /> + pitz!<br /> + Das klingt ja ganz, als ob der dicke nackte<br /> + Weltgeist<br /> + Ganz vertrackte Katarakte im Tackte kackte.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/07.html b/OEBPS/Text/07.html new file mode 100644 index 0000000..beff811 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/07.html @@ -0,0 +1,53 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Die Himmelsschlange</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_9">Die Himmelsschlange</h1> + + <p>Sonne glüht und Nächte schweigen,<br /> + Aus den hellen Fenstern steigen<br /> + Die Gespenster,<br /> + Unzucht treibend<br /> + In der Luft.<br /> + Und die Stadt<br /> + Verhüllt der Duft<br /> + Ihrer Schnapsgesichter.</p> + + <p>»Laßt uns durch die großen Hallen<br /> + Der betörten Himmel wallen;<br /> + Denn der Mond ist doch schon fern.<br /> + Es verglomm der Grimm der Sterne.<br /> + Ist es Funkel, ist es dunkel,<br /> + Ist es Sang, Gebet, Gemunkel,<br /> + Sind's Paläste oder Plunder?<br /> + Schweigt, wir sind im Reich der Wunder.«</p> + + <p>Hunderttausend Heere ziehen<br /> + Durch die Wolkenplane.<br /> + Hunderttausend Freunde fliehen<br /> + Vor der Wolken Karawane.<br /> + Ach, dem Denker wird es übel,<br /> + Der das Heut' bedenken soll.<br /> + Steckt ihn in den Wasserkübel.<br /> + Er ist toll.</p> + + <p>Die Wolken winden sich wie Leinentuch,<br /> + Im Himmel spür' ich gräßliche Exzesse.<br /> + Die Engel fürchten sich vor Gottes Fluch<br /> + Und haben Zigaretten in der Fresse.</p> + + <p>Denn Luzifer ist heute eingeladen<br /> + Und geht mit einem sicherlich zu Bett.<br /> + Durch sieben Himmel zieht in dicken Schwaden<br /> + Dampf von Tabak und Armesünder-Fett.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/08.html b/OEBPS/Text/08.html new file mode 100644 index 0000000..a5b3f0d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/08.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Oberlehrer</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_10">Der Oberlehrer</h1> + + <p>Gewaltig hockt er auf dem Tisch und spricht<br /> + Von Theben und Athen, heut nachmittag.<br /> + Ein grauer Schurrbart starrt durch sein Gesicht<br /> + Er riecht nach saurem Brot und nach Tobak.</p> + + <p>Sein kahles Haupt umwettert der Gedanke<br /> + Von Theben heiliger Schaar, von Pindar spricht er<br /> + Der Primus reibt sich an der alten Banke<br /> + Die meisten machen willige Gesichter.</p> + + <p>Er spricht von Theben heute nachmittag<br /> + Einige heben ihre kleinen Hände,<br /> + Einige kitzeln leise sich am Sack<br /> + Und gucken schläfrig auf die leeren Wände.</p> + + <p>»Wer hat soeben auf den Tisch gehauen?«<br /> + Durch die betrübten Fenster schimmern Wolken.<br /> + Die Jungen sitzen staunend und verdauen. –<br /> + Der Lehrer wird jetzt in der Nase polken.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/09.html b/OEBPS/Text/09.html new file mode 100644 index 0000000..d7e7337 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/09.html @@ -0,0 +1,122 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Italien</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_11">Italien</h1> + + <h2 class="not_in_toc">I</h2> + + <p>Laß ab mit Gesten trauriger Poeten<br /> + In Reim und Wohllaut sinnig zu verklingen,<br /> + Du brauchst auch nicht als schlauster der Propheten<br /> + Probleme lösend, nach Erlösung ringen.</p> + + <p>Hier spreizen sich die keck zum Dom verpraßten<br /> + Rundbogen, Mosaiken, Marmorquasten.<br /> + Venedigs Lüfte kitzeln deine Haut.</p> + + <p>Auf Säulchen tronen hier Geflügelgreife.<br /> + Steinerne Löwen heben ihre Schweife.<br /> + Ein Dampfer kommt und raucht und tutet laut.</p> + + <p>Und leise staunend gondle durch die Buntheit,<br /> + Nur noch zu sanften Räuschen der Gesundheit<br /> + Sahst du am Ligo tausend Weiber nackt?</p> + + <p>O, lobe die Lagunen, die so stinken,<br /> + In süße Tage wirst du bald versinken<br /> + Vergnügt, Genießer, oft befrackt.</p> + + <h2 class="not_in_toc">II</h2> + + <p>So ward er klug und hat sich tief entzückt<br /> + An jedem Dinge, das ihn angeblickt.</p> + + <p>An jedem Hauch, der ihn aus Gärten anweht,<br /> + An jedem Heldengauch, der ihn nichts angeht.</p> + + <p>Am weißen Tag und purpurnen Geweben,<br /> + Und Bildern keusch und bunt, an Dunst und Tal,<br /> + An wilden Kirchen, wo die Engel schweben,<br /> + Am festgefügten schweigenden Portal!</p> + + <p>Nun steht er da auf einem breiten Platze,<br /> + Und weiß nicht mehr; zu welchem Wunder wandern.<br /> + Die Häuser prunken eines wie die andern,<br /> + Die Sonne glüht als fette Feuerglatze.</p> + + <p>Ja, hätt' ich Feinde zu endlosen Kämpfen,<br /> + Ließe mein Haß mich viele Straßen gehen.<br /> + Hat nicht den Teufel mit den Schwefeldämpfen<br /> + Sich Gott zum Zeitvertreib einst angestellt?</p> + + <p>Er steht und grübelt, seine Sinne flehen:<br /> + Entdecke dir die Häßlichkeit der Welt.</p> + + <h2 class="not_in_toc">III</h2> + + <p>Doch ein Palast stand huldvoll in Florenz,<br /> + Er hob sich starr in steile Sonnengluten<br /> + Mit reichem runden, steinernen Gekränz,<br /> + Sein Tor verzierten wuchtige Voluten.</p> + + <p>Er sprach: »O Mensch! du weißt doch, was wir lehren!<br /> + Gebildeter! schon Goethe hat erkannt es:<br /> + Wer wird das Leben unnütz sich erschweren!<br /> + Man stell sich auf und sei was imposantes.</p> + + <p>Du aber liebst dir das Geabenteure,<br /> + Du blickst bedenklich selbst zur schönsten Zinnung.<br /> + Lockt dich der Hohn der Zweifel und das Neure?<br /> + An meinen Quadern scheitre deine Sinnung.</p> + + <p>Entschließe dich, auf Goethens Pfad zu schreiten<br /> + Mit Männertritt und würdig froh gelaunt!</p> + + <p>Sein weißer Schlafroch glänzt durch die Gezeiten.«<br /> + Sprach der Palast. Ich war nicht schlecht erstaunt.</p> + + <h2 class="not_in_toc">IV</h2> + + <p>Der Mittag kam mit Staub und sehr viel Hitze,<br /> + Ich tat mich langsam auf das Kanapee.<br /> + Nun liegst du da, du stilisierter Fritze,<br /> + Das ist bequemer als am Gardasee<br /> + Landschaft zu schlürfen, oder zu Firenze<br /> + Die Hallen Michelozzos, Frühlingstänze<br /> + Des Sandro Botticelli oder sowas.<br /> + Ach bleib, ach bleib, Genießer, ohne Ende,<br /> + Zu schnarchen hier, im Lustrevier des Sofas!</p> + + <p>Ich gähnte stolz. So stürze dich verwegen,<br /> + Toll, ja toll, mit jauchzendem Munde,<br /> + Den Kopf durch die Wände<br /> + Deinen gefährlichsten Wünschen entgegen.<br /> + So sprach zu mir die allerstillste Stunde.<br /> + Und kein Klavier, kein Baby hat<br /> + Geschrien im ganzen Haus.<br /> + Und die Sonne, die Sonne lag über der Stadt,<br /> + Und brütete Wanzen aus.</p> + + <h2 class="not_in_toc">V</h2> + + <p>So waren wir auch in Italien Gäste,<br /> + Und haben dort so manchen Tag verschlafen.<br /> + Wir tranken Wein in Kinematographen,<br /> + Und krochen durch die Gärten und Paläste.</p> + + <p>Und gaben manchmal uns den ungestümen<br /> + Façaden hin, Gewölben und Kapellen,<br /> + Schlanken Pilastern und den ungetümen<br /> + Und dicken süßen Leibern in Bordellen.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/10.html b/OEBPS/Text/10.html new file mode 100644 index 0000000..4d03fae --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/10.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Legende</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_12">Legende</h1> + + <p>In Indien – sagt man – weint der Mond Kristalle,<br /> + Den schattenloser schwerer Traum umwand.<br /> + Und wer des Mondes Träne drunten fand,<br /> + Der geht gefeit vor Tod und jähem Falle.</p> + + <p>Nun mag die Pest der Völker Leiber fretzen<br /> + Und Hunger sie auf Wegen müde hetzen.<br /> + Er aber quert die Nacht und die Gewimmer,<br /> + In Händen haltend nie versiegten Schimmer.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/11.html b/OEBPS/Text/11.html new file mode 100644 index 0000000..d984543 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/11.html @@ -0,0 +1,103 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Nacht</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_13">Nacht</h1> + + <h2 class="not_in_toc">I</h2> + + <p>Und Schmock im Rock<br /> + Und Mann in Bart,<br /> + Jetzt in der Bar<br /> + Zu Paaren gepaart<br /> + Und bunter Plunder<br /> + Und Strümpfchen verflucht<br /> + Seid ihr das Wunder,<br /> + Das heut ich gesucht?</p> + + <p>Wir suchten auf Straßen<br /> + Auf und ab. Auf und ab.<br /> + Wir standen und saßen<br /> + Und liefen im Trab.<br /> + Ganz über die Maßen<br /> + Erwartungsvoll<br /> + Jetzt ist das Lokal verjohlt und voll.</p> + + <h2 class="not_in_toc">II</h2> + + <p>Es hebt sich ein rosa Gesicht<br /> + Von der Wand<br /> + Es strahlt ein verwegenes Licht<br /> + Von der Wand<br /> + Es kracht mir der Schädel<br /> + Beim Anblick der Wand<br /> + Es träumt mir ein Mädel<br /> + Beim Anblick der Wand</p> + + <p>O Wand, die in meine leblosen Stunden starrt<br /> + Wand, Wand, die meine Seele mit Wunder genarrt<br /> + Mit Langweile und grünlichem Kalk<br /> + Mein Freund. Meiner Wünsche Dreckkatafalk.</p> + + <p>Soeben erscheint mir der Mond<br /> + An der Wand.<br /> + Es zeigt mir Herrn Cohn seine Hand<br /> + An der Wand.<br /> + Es schnattert wie Schatten<br /> + Pretiös an der Wand.</p> + + <p>Verflucht an der Wand!<br /> + Und heut an der Wand!<br /> + Was stehen denn so viel Leut<br /> + An der Wand?</p> + + <h2 class="not_in_toc">III</h2> + + <p>Ja ich träume. Eine Tasse<br /> + Steht auf einem Tische rund,<br /> + Ach was ist denn diese crasse<br /> + Sache, die ich sehend hasse?<br /> + Tut sie nicht ein Wunder kund?!</p> + + <p>Ja ich werde mich begnügen<br /> + Daß es solch ein Ding noch gibt<br /> + Das sich nicht mit Engelsflügen<br /> + Aufwärts hebt und fortbegibt.</p> + + <p>Schließlich könnten Teller schweben<br /> + Stühle streckend alle vier<br /> + Beine aufwärts wie Epheben<br /> + Gott, mein Gott, ich danke Dir.</p> + + <h2 class="not_in_toc">IV</h2> + + <p>Man fühlt sich dreckig und verlaust<br /> + Und träumt verwegen in den Morgenradau<br /> + Ein altes Weib hat auch gesungen<br /> + Wiegend die Brust. Ein Lockruf der Liebe.</p> + + <p>Was war er früher so wohlvertraut<br /> + Der kranke Schimmel – vom Fenster aus<br /> + Heut trübt er mir die Abgedanken.<br /> + Ein grauer Wirbel. Man gähnt und träumt.</p> + + <p>Vom gestrigen Abend, dem Tatenheld<br /> + Der Auto tückisch ins Zimmer schrie<br /> + Sterne wie Frauen und lumpige Stunden<br /> + Hat mir der schlampige Herr versprochen.</p> + + <p>Nun bin ich dreckig und fast verlaust<br /> + Und steige betrübt in den Morgenzug.<br /> + Ein Philosoph hat auch geredet<br /> + Wiegend die Brust. Ein liebreicher Herr.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/12.html b/OEBPS/Text/12.html new file mode 100644 index 0000000..c0418e1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/12.html @@ -0,0 +1,47 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Tohub</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_14">Tohub</h1> + + <p>Drei Männlein singen in der Höhe<br /> + Den gräßlichen Gesang:<br /> + Hast de Wanzen, Lause, Flöhe,<br /> + Wird die Zeit dir gar nicht lang.</p> + + <p>Immer hast de was zu knacken,<br /> + Es krabbelt hier und da.<br /> + Darfst packen und darfst zwacken –<br /> + O je! Halleluja!</p> + + <p>Was soll die Langeweile,<br /> + Wo edel du verkommst.<br /> + Minute wird zur Meile,<br /> + Du siehst nur Zeit und brommst.</p> + + <p>Auf dem Schädel hörst du die Haare.<br /> + Hinter den Ohren wächst dir Gras,<br /> + Dein Kiefer wird zur Knarre,<br /> + Schwer ächzend durch die Jahre<br /> + Auf und ab ohn' Unterlaß.</p> + + <p>Drei Männlein singen in der Höhe<br /> + Den gräßlichen Gesang:<br /> + Hast de Wanzen, Lause, Flöhe,<br /> + Wird dir die Zeit nicht lang.</p> + + <p>Sie stiegen auf im Morgenrot<br /> + Und sangen Tag und Nacht,<br /> + Und störten Mittag- und Abendbrot<br /> + Und Luft und Erde kracht.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/13.html b/OEBPS/Text/13.html new file mode 100644 index 0000000..dc8d321 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/13.html @@ -0,0 +1,38 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Idealist</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_15">Der Idealist</h1> + + <p>Zerknautschte Jungfrau mit den Hängebrüsten,<br /> + Gedenkst du noch? Ich traf dich in der Tram.<br /> + Und wie wir uns am Lützowplatze küssten?<br /> + Ein Schutzmann schob sich drohend übern Damm.</p> + + <p>»Natur! Natur! für fünf Mark siebzig!<br /> + »Das Männchen schenkt … das Weibchen winkt …<br /> + »Man träumt nicht erst und stellt verliebt sich …<br /> + »Tja! Wir sind ehrlich zum Instinkt.«</p> + + <p>Doch ach! Sie fand, es sei zu billig,<br /> + Das hat sie vor ihr selbst geniert.<br /> + Er – hat in ihres Hemdes Drillich<br /> + Von Seidenhöschen phantasiert.</p> + + <p>Darauf, obzwar auf der Treppe vor einem<br /> + Tripper noch düstere Angst ihn durchfuhr,<br /> + Schwor er ohne Reue Treue<br /> + Dennoch nochmals trotzig seinem<br /> + Losungswort Natur! Natur!</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/14.html b/OEBPS/Text/14.html new file mode 100644 index 0000000..8deccb4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/14.html @@ -0,0 +1,25 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Freund</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_16">Der Freund</h1> + + <p>Ich stieß den Dolch ihm in die Eingeweide –<br /> + Am Boden standen blanke Pfützen Blut.<br /> + Eh war noch Lärm, jetzt hüllt uns Schweigen beide.<br /> + Ich staunte wie ein Kind. Denn von der Wut<br /> + Des Suchens nach verlornen Paradiesen<br /> + War jede Kunde tot. Der Mittag dehnte<br /> + Sich selig auf der Höfe kahlen Fliesen.<br /> + Gewaltig war der Tag, wie ihn sein toter Freund ersehnte.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/15.html b/OEBPS/Text/15.html new file mode 100644 index 0000000..f652f94 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/15.html @@ -0,0 +1,38 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Andante</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_17">Andante</h1> + + <p>Auf blühen Papierwiesen<br /> + Leuchtend und grün<br /> + Da stehen drei Kühe<br /> + Und singen kühn:</p> + + <p>»O Wälder, o Wolken<br /> + »O farbige Winde<br /> + »Wir werden gemolken<br /> + »Geschwinde, geschwinde …</p> + + <p>»In goldene Eimer<br /> + »Fließt unser Saft<br /> + »In farbige Reimer<br /> + »Ergießt unsere Kraft</p> + + <p>»Wir stehen hier, im Chor beisammen,<br /> + »Auf knotigem Beine<br /> + »Und die Kräfte der Erde sind<br /> + »Angesammelt zu frohem Vereine.«</p> + + <p>Sie bocken bei Tag und sie trillern bei Nacht.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/16.html b/OEBPS/Text/16.html new file mode 100644 index 0000000..e635914 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/16.html @@ -0,0 +1,26 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Aurora</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_18">Aurora</h1> + + <p>Nach Hause stiefeln wir verstört und alt,<br /> + Die grelle, gelbe Nacht hat abgeblüht.<br /> + Wir sehn, wie über den Laternen, kalt<br /> + Und dunkelblau, der Himmel droht und glüht.</p> + + <p>Nun winden sich die langen Straßen, schwer<br /> + Und fleckig, bald, im breiten Glanz der Tage.<br /> + Die kräftige Aurore bringt ihn her,<br /> + Mit dicken, rotgefrorenen Fingern, zage.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/17.html b/OEBPS/Text/17.html new file mode 100644 index 0000000..9b58de1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/17.html @@ -0,0 +1,44 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Couplet</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_19">Couplet</h1> + + <p>Bladdy Groth<br /> + War ein Mädchen von zartem Geblüt,<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.<br /> + Bladdy Groth war ein Mädchen von keuschem Geblüt<br /> + Und sie hat doch für viele Männer geglüht<br /> + Und keiner hat sich umsonst gemüht<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.</p> + + <p>Und die sang, und sie spielte und tanzte zur Nacht<br /> + Und sie hat mich dort öfters ausgelacht<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.</p> + + <p>Und was haben wir alles mit ihr nicht gemacht<br /> + Und sie hat sich doch gar nichts dabei gedacht<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.</p> + + <p>Und ihr Nacken, er war wie von Küssen verzehrt<br /> + Und sie hat sich doch vor niemand gewehrt<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.<br /> + Und die Augen, die schossen Blitze blau<br /> + Und ihr Kleid war meistens auch himmelblau<br /> + Und heut ist zu der Engel Frau<br /> + Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.<br /> + Ah, wie werden die geflügelten Lucifere ihr zusehn,<br /> + Wenn sie mit den Engeln tengelntateratata.<br /> + Ob es im Himmel, Bladdy Groth! Bladdy Groth!<br /> + Wohl Sekt gibt?</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/18.html b/OEBPS/Text/18.html new file mode 100644 index 0000000..1eb7494 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/18.html @@ -0,0 +1,79 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Todesengel</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_20">Der Todesengel</h1> + + <h2 class="not_in_toc">I</h2> + + <p>Mit Trommelwirbeln geht der Hochzeitszug,<br /> + In seid'ner Sänfte wird die Braut getragen,<br /> + Durch rote Wolken weißer Rosse Flug,<br /> + Die ungeduldig gold'ne Zäume nagen.</p> + + <p>Der Todesengel harrt in Himmelshallen<br /> + Als wüster Freier dieser zarten Braut.<br /> + Und seine wilden, dunklen Haare fallen<br /> + Die Stirn hinab, auf der der Morgen graut.</p> + + <p>Die Augen weit, vor Mitleid glühend offen<br /> + Wie trostlos starrend hin zu neuer Lust,<br /> + Ein grauenvolles, nie versiegtes Hoffen,<br /> + Ein Traum von Tagen, die er nie gewußt.</p> + + <h2 class="not_in_toc">II</h2> + + <p>Er kommt aus einer Höhle, wo ein Knabe<br /> + Ihn als Geliebte wunderzart umfing.<br /> + Er flog durch seinen Traum als Schmetterling<br /> + Und ließ ihn Meere sehn als Morgengabe.</p> + + <p>Und Lüfte Indiens, wo an Fiebertagen<br /> + Das greise Meer in gelbe Buchten rennt.<br /> + Die Tempel, wo die Priester Cymbeln schlagen,<br /> + Um Öfen tanzend, wo ein Mädchen brennt.</p> + + <p>Sie schluchzt nur leise, denn der Schar Gesinge<br /> + Zeigt ihr den Götzen, der auf Wolken thront<br /> + Und Totenschädel trägt als Schenkelringe,<br /> + Der Flammenqual mit schwarzen Küssen lohnt.</p> + + <p>Betrunkne tanzen nackend zwischen Degen,<br /> + Und einer stößt sich in die Brust und fällt.<br /> + Und während blutig sich die Schenkel regen,<br /> + Versinkt dem Knaben Tempel, Traum und Welt.</p> + + <h2 class="not_in_toc">III</h2> + + <p>Dann flog er hin zu einem alten Manne<br /> + Und kam ans Bett als grüner Papagei.<br /> + Und krächzt das Lied: »O schmähliche Susanne!«<br /> + Die längst vergeßne Jugendlitanei.</p> + + <p>Der stiert ihn an. Aus Augen glasig blöde<br /> + Blitzt noch ein Strahl. Ein letztes böses Lächeln<br /> + Zuckt um das zahnlose Maul. Des Zimmers Öde<br /> + Erschüttert jäh ein lautes Todesröcheln.</p> + + <h2 class="not_in_toc">IV</h2> + + <p>Die Braut friert leise unterm leichten Kleide.<br /> + Der Engel schweigt. Die Lüfte ziehn wie krank.<br /> + Er stürzt auf seine Knie. Nun zittern beide.<br /> + Vom Strahl der Liebe, der aus Himmeln drang.</p> + + <p>Posaunenschall und dunkler Donner lachen.<br /> + Ein Schleier überflog das Morgenrot.<br /> + Als sie mit ihrer zärtlichen und schwachen<br /> + Bewegung ihm den Mund zum Küssen bot.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/19.html b/OEBPS/Text/19.html new file mode 100644 index 0000000..990c874 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/19.html @@ -0,0 +1,40 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Hymne</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_21">Hymne</h1> + + <p>O Traum, Verdauung meiner Seele!<br /> + Elendes combination womit ich vor Frost mich schütze!<br /> + Zerstörer aller Dinge die mir feind sind;<br /> + Aller Nachttöpfe,<br /> + Kochlöffel und Litfaßsäulen …<br /> + O du mein Schießgewehr.</p> + + <p>In purpurne Finsternis tauchst du die Tage<br /> + Alle Nächte bekommen violette Horizonte<br /> + Meine Großmama Pauline erscheint als Astralleib<br /> + Und sogar ein Herr Satanitätsrat<br /> + Ein braver aber etwas zu gebildeter<br /> + Sanitätsrat<br /> + Wird mir wieder amüsant<br /> + Er taucht auf aus seiner epheuumwobenen Ruhestätte<br /> + – War es nicht soeben ein himmelblauer Ofenschirm<br /> + (He Sie da!)<br /> + Und gackt: »Sogar …<br /> + (Frei nach Friedrich von Schiller)</p> + + <p>O Traum, Verdauung meiner Seele<br /> + O du mein Schießgewehr.<br /> + Gick! Gack.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/20.html b/OEBPS/Text/20.html new file mode 100644 index 0000000..c210ccf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/20.html @@ -0,0 +1,116 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Indianisch Lied</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_22">Indianisch Lied</h1> + + <div id="widmung">Lotte Pritzel gewidmet</div> + + <p>Jetzt, Mädchen, sattle mein weißes Pferd,<br /> + Ein Ritt, da der Nachtmahr den Mond bedrängt,<br /> + Durch das dampfende Tal, da am Hexenherd<br /> + Der Freund der Indianer am Galgen hängt.</p> + + <p>Zwölf Rosse brachen unter mir zusammen.<br /> + Zwölf Sonnen stürzten in den reißenden Strom ihre Flammen.<br /> + Doch am dreizehnten Tag um Mitternacht<br /> + Stand ich vor dem Toten und habe gelacht.</p> + + <p>Ich blase die wütenden Totenfanfaren.<br /> + Armer versoffener Freund, nun bist du gestorben!<br /> + Ich bin der Indianer, der einst mit dir ritt,<br /> + Auf manchem Kriegspfad nahmst du mich mit<br /> + und wir haben die Länder und Leute verdorben,<br /> + und ich halt die Trompet und blas,<br /> + Faule Leiche, was grinst du so »monoise«,<br /> + Wo ich siebzehn Mal vom Galgen dich schnitt?<br /> + Ist meine Lust am Leben dir immer noch leid?</p> + + <p>Doch der trampt auf im Galgentritt:<br /> + Nu, warum blust de die Trompeit?</p> + + <p>Jetzt baut man Ton des Weltgerichts,<br /> + Und der Geist in den Lüften schreit.<br /> + Doch du wohnst, wohin du dich sehntest, im Nichts,<br /> + Und es tönt in den Höhen der Satansritt.</p> + + <p>Doch der trampt auf im Galgentritt:<br /> + Nu, warum blust de die Trompeit?</p> + + <p>Du nanntest dich Pumperpuckel auf Erden,<br /> + »Denn man muß als häßlicher Satan erscheinen«.<br /> + Schüsse in Kneipen und Diebstahl von Pferden,<br /> + Schmutziges Stöhnen in Häusern aus Steinen,<br /> + Lächelnde Tage und ruchloses Weinen,<br /> + Armselige Täuschung, die ich erlitt.<br /> + Pumperpuckel, du hattest Einen.<br /> + Hinter den Wolken das Mondlicht schreit.</p> + + <p>Doch der trampt auf im Galgentritt:<br /> + Nu, warum blust de die Trompeit?</p> + + <p>Du, Schulmeister, sagtest: »Du denkst nur in Worten,<br /> + Doch alle Worte sind Trug nur und Leid.<br /> + Du, du denkst nur in Worten, in Taten und Orten,<br /> + Da der Gott aller Wahrheit dein Reden bestritt,<br /> + Und der Unsinn den Weg alles Sinnens verschneit.«<br /> + Ich denke nicht Worte und rede doch mit,<br /> + Und der Traum meines Daseins träumt Wahrheit und Traum.<br /> + Das bleibt doch ein prächtiger Galgenschnitt,<br /> + Was bleibst du nur hängen am hölzernen Baum,<br /> + Wie sehr ich dich bitte: komm mit, komm mit?<br /> + Heil! der geflügelte Morgenwind öffnete die Himmelspforten des Lebens weit!</p> + + <p>Doch der trampt auf im Galgentritt:<br /> + Nu, warum blust de die Trompeit?</p> + + <p>Einen schallenden Gruß meinem alten Freund!<br /> + Ein fester Galgen hält gut.<br /> + Und wenn herbstlicher Strahl unsere Ebenen träumt<br /> + Und den Vortraum des Winters in Zelten räumt,<br /> + Viel Feuer, Wasser und Mut.<br /> + Doch der weißen Rose vergesse ich nie,<br /> + Die auf schwarzen Rossen einst kam.</p> + + <p>Denn sie zwang ihren Krieger aufs zitternde Knie<br /> + Und der Pfeil am Bogen ward lahm,<br /> + Welt vergessen und Träume verhöhnen,<br /> + Tode verachten im Walde der Tiere.<br /> + Doch wie kann ich vergessen ein Lächeln der Schönen,<br /> + Ihrer Augen nackte Wildheit und ihre<br /> + Unberührte Brust!<br /> + Jener Brand von Schönheit, der täglich die Welt verwirrt,<br /> + Jene schattenhafte Trauer, die um meinen Wigwam abenteuert.<br /> + Giftige Pfeile von der Rose der Brenta entsandt.<br /> + Warum kennt mich der Tod und lockt mich vergebens?<br /> + Warum bin ich heiter, wenn über endlosem Land<br /> + Die dröhnende Sonne verbrennt wie am sagenhaften<br /> + Abend des verendenden Lebens?</p> + + <p>O Nacht zärtlicher Sterne Gefunkel<br /> + In liebesklarer Luft<br /> + Lebendigen Traumes Flammendunkel.<br /> + Über schmalen Wegen der Bergeskluft,<br /> + Hoch im Gebirg' in den eisigen Gipfeln ein Raunen.<br /> + Musik der Seele. Tanz und Märchen erstaunen.</p> + + <p>Mehr als zu sein und mehr als nicht zu sein!<br /> + Wer darf den Leib denn denken, den er liebt!<br /> + Wer darf vermessen durch die Wälder schrein,<br /> + Daß Gott ihm nie den Tag der Schönheit gibt?</p> + + <p>Farbiger Rauch steigt auf aus den Städten der Qual,<br /> + Wo der weiße Bruder bedächtig die Tonpfeife raucht,<br /> + Wie ein Feuer von Fieberträumen hingehaucht,<br /> + Fern am lauernden Horizont.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/21.html b/OEBPS/Text/21.html new file mode 100644 index 0000000..f1b663f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/21.html @@ -0,0 +1,86 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Tag der Stadt</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_23">Der Tag der Stadt</h1> + + <h2 class="not_in_toc">Am Abend</h2> + + <p>Ach! die glitschig nasse Planke<br /> + War ihm mächtig unbequem.<br /> + Sass er doch auf einer Banke<br /> + Und bedachte ein Problem.</p> + + <p>Dachte, dachte; er war wichtig<br /> + Denn er gab sich das Gebot:<br /> + »Löse jene Frage richtig<br /> + Oder mach dich, bitte, tot.«</p> + + <p>In der Bülowstrasse war es.<br /> + Ja, es war ein Abenteuer<br /> + Heldisch war und voll Gefahr es<br /> + Ward er dümmer? Ward er schläuer?</p> + + <p>Ja! er sass auf einer Banke<br /> + Und er hatte ein Problem<br /> + Und die pitschenasse Planke<br /> + Ward ihm auch sehr unbequem.</p> + + <h2 class="not_in_toc">Die Stadt</h2> + + <p>Ich sah den Mond und des ägäischen<br /> + Grausamen Meeres tausendfachen Pomp<br /> + All meine Pfade rangen mit der Nacht.</p> + + <p>Doch sieben Fackeln waren mein Geleit<br /> + Durch Wolken glühend, jedem Sieg bereit.</p> + + <p>»Darf ich dem Nichts erliegen, darf mich quälen<br /> + Der Städte weiten Städte böser Wind?<br /> + Da ich zerbrach den öden Tag des Lebens!«</p> + + <p>Verschollene Fahrten! Eure Siege sind<br /> + Zu lange schon verflackt. Ah! helle Flöten<br /> + Und Geigen tönen meinen Gram vergebens.</p> + + <h2 class="not_in_toc">Der Traum</h2> + + <p>Jawohl! Wir träumen oft von grossen Prünken<br /> + Und durch die goldene Stadt, als Triumphator<br /> + Kutschieren wir erhaben dem Senat vor<br /> + Und nackte Mädchen stehn auf Marmelstrünken.</p> + + <p>Der Wagen fliegt den Vogelflug der Möwen<br /> + Trotzdem er köstlich teure Beute führt<br /> + Und diamantenes Geschirr umschnürt<br /> + Die Löwin und den Tibetaner-Löwen.</p> + + <p>Da stürzt der Wagen. Plötzlich! Weh, verlieren<br /> + Die Löwen sich zu Wut der Wüstennächte<br /> + Weh! wer ist nahe der uns Hilfe brächte<br /> + Weh! in der Not! – Die Bestien coitieren.</p> + + <h2 class="not_in_toc">Am Morgen</h2> + + <p>Er spricht: »Nicht ängstlich an Gestaden<br /> + Auf offnem Meere will ich baden –<br /> + Ha! der Vergleich ist ein gewagter!<br /> + Ich werde frei vom Frohn der Zeiten<br /> + Zum kosmisch-schöpferischen schreiten.« –<br /> + (Kosmisch, sagt er).<br /> + Er wandelt kühn um seinen Tisch, er wandelt wohl die ganze Nacht<br /> + Beglückt in seiner Lampe Licht,<br /> + Das jetzt am Tag am Blau zerbricht.<br /> + Die ganze Nacht hat er umgebracht!<br /> + (So ein Kerl!)</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/22.html b/OEBPS/Text/22.html new file mode 100644 index 0000000..0d7a15e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/22.html @@ -0,0 +1,31 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Lebendes Bild</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_24">Lebendes Bild</h1> + + <p>Zwei Skribenten mit zu großer Neese<br /> + Sitzen vor der Wand aus gelbem Taft;<br /> + Und sie sorgen sich um die Synthese<br /> + Der Kultur und um die Jungfernschaft.</p> + + <p>Denn der Teufel schreitet durch die Mitte<br /> + Und ist gänzlich ohne innern Halt.<br /> + Feurig federn seine langen Schritte,<br /> + Schwarz und wechselnd ist er von Gestalt.</p> + + <p>Und er wedelt mit dem schlangenhaften Schweife;<br /> + Denn er hat mit einer Maus gehurt,<br /> + Und im Vordergrund raucht schon die Pfeife<br /> + Seine neugeborne Mißgeburt.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/23.html b/OEBPS/Text/23.html new file mode 100644 index 0000000..859b9f9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/23.html @@ -0,0 +1,65 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Teufel spricht:</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_25">Der Teufel spricht:</h1> + + <p>»Ein alter Leichnam kriecht aus seinem Loche<br /> + Im Eisenkleid nach alter Krieger Art.<br /> + Er tut es jeden Sonntag in der Woche.<br /> + Die Glocke dröhnt. Im Winde weht sein Bart.<br /> + Zum Morde hebt er die verfallne Linke,<br /> + Ihr wißt ja nicht, wie wohl das Geistern tut.<br /> + Mit seiner Rechten macht er Winke-Winke.<br /> + Aus sieben Wunden strömt er Rauch und Glut.«</p> + + <p>Ein kleiner Engel knaut und will nicht essen.<br /> + Fürwahr! Er hat den Teufel so geliebt.<br /> + Doch jetzt beschließt er, seiner zu vergessen.<br /> + Da er ihm nicht mal 'ne Zigarre gibt.<br /> + Doch jener sieht ihn an mit blassen Blicken.<br /> + Und freut sich sehr, daß sich der Kleine kränkt.<br /> + »Wie werden wir uns heute Nacht erquicken,<br /> + Doch die Zigarre kriegst'te nicht geschenkt.«</p> + + <p>Im Saale weiße Fliegenschwärme,<br /> + Der Dunst von Wein schlägt aus dem Mund der Zecher.<br /> + Im Saale taumeln weiße Fliegenschwärme,<br /> + Berauscht vom Zorn und vom Atem der Zecher.<br /> + Berauscht vom Atem der Zecher Scharen weißer Fliegen.</p> + + <p>Schwirren wie verrückte Tanten<br /> + Zu Bekannten<br /> + Und Folianten<br /> + Und zu unbekannten Kanten,<br /> + Schnatternd auf der Eisenbahn.</p> + + <p>Siehste woll!<br /> + Der Mann ist toll.<br /> + Seine Nase glüht und thront<br /> + Durch die Dünste wie der Mond,<br /> + Wenn er aufgeht.<br /> + Ob er, schrecklich zugerichtet,<br /> + Immer unerhörter dichtet,<br /> + Bis er draufgeht?</p> + + <p>Ich rauch die Zigarette<br /> + Und geh im Zimmer rum.<br /> + Der Teppich ist so kokette,<br /> + Ihn ziert gar manche Blum.</p> + + <p>Der Mond ist meine Tante,<br /> + Er schmoddert durch die Nacht.<br /> + Die Sonne, meine Großmama,<br /> + Hat nie an mich gedacht.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/24.html b/OEBPS/Text/24.html new file mode 100644 index 0000000..138021a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/24.html @@ -0,0 +1,49 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Karthago</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_26">Karthago</h1> + + <p>Der eherne Stier speit Flammen. Durchs offene Tempeldach<br /> + Blitzern die Strahlen der Sonne.<br /> + Männer mit offenen Armen beten.<br /> + Einer verschwand in dem krachenden dampfenden ehernen Maul –<br /> + Knabenmänner, die zum Tanz sich drehten.</p> + + <p>O blaue Tage, Tage der blutigen Rosen,<br /> + Wo die bewaffneten Kähne die ewig bewegliche See durchschnitten.<br /> + Tage des Opfers und menschenmordender Bitten.<br /> + Wo die beschnittenen Priester mit sanft gleitenden Schritten<br /> + In den Winkeln der Gärten mit Frauen kosen.<br /> + Als Weib mit dem Weibe.<br /> + Und es zittern und klirren die Goldgeschmeide<br /> + Am heiligen Leibe.</p> + + <p>Tage der purpurnen Sonnenstrahlen.<br /> + Tage der Glut in der steinernen Stadt.<br /> + Tage der Liebe und Tage der Qualen.<br /> + Tage des Zorns in der totwunden Stadt.</p> + + <p>Über der blau donnernden Flut unermüdlicher Meere<br /> + Droht dir der Tod.<br /> + Hoch am Himmel steht der Komet bluteiternd und rot,<br /> + Ein Schwert, das die Leiber verzehrt,<br /> + Ein Drache der Wut.</p> + + <p>Blut bedeutet das träumende Licht in den Straßen,<br /> + Vernichtung und Blut.<br /> + Umsonst heult der eherne Stier mit feurigem Schlunde,<br /> + Eure Töchter und Söhne verbrennt ihr im gräßlichen Feuer vergebens.<br /> + Horch, es klingt der gläserne Tod durch die wüste Stunde.<br /> + Und es erstarrt im Mittagswunder der Traum und die Kraft eures Lebens.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/25.html b/OEBPS/Text/25.html new file mode 100644 index 0000000..08c8ac8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/25.html @@ -0,0 +1,24 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Träumende</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_27">Der Träumende</h1> + + <p>Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen.<br /> + Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere<br /> + Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere?<br /> + Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen,<br /> + Sind Augen wesenloser großer Pferde.<br /> + Sein Leib ist nackt und bleich und ohne Wehre.<br /> + Ein fades Rosa eitert aus der Erde.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/26.html b/OEBPS/Text/26.html new file mode 100644 index 0000000..8e20f93 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/26.html @@ -0,0 +1,28 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Der Visionarr</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_28">Der Visionarr</h1> + + <p>Lampe blöck nicht.<br /> + Aus der Wand fuhr ein dünner Frauenarm.<br /> + Er war bleich und blau geädert.<br /> + Die Finger waren mit kostbaren Ringen bepatzt.<br /> + Als ich die Hand küßte, erschrak ich:<br /> + Sie war lebendig und warm.<br /> + Das Gesicht wurde mir zerkratzt.<br /> + Ich nahm ein Küchenmesser und zerschnitt ein paar Adern.<br /> + Eine große Katze leckte zierlich das Blut vom Boden auf.<br /> + Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren<br /> + Einen schräg an die Wand gelegten Besenstiel hinauf.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/27.html b/OEBPS/Text/27.html new file mode 100644 index 0000000..5736f2b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/27.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Tristitia ante …</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_29">Tristitia ante …</h1> + + <p>Schneeflocken fallen. Meine Nächte sind<br /> + Sehr laut geworden, und zu starr ihr Leuchten.<br /> + Alle Gefahren, die mir ruhmvoll deuchten,<br /> + Sind nun so widrig wie der Winterwind.</p> + + <p>Ich hasse fast die helle Brunst der Städte.</p> + + <p>Wenn ich einst wachte und die Mitternächte<br /> + Langsam zerflammten – bis die Sonne kam –,<br /> + Wenn ich den Prunk der weißen Huren nahm,<br /> + Ob magrer Prunk mir endlich Lösung brächte,</p> + + <p>War diese Grelle nie und dieser Gram.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/28.html b/OEBPS/Text/28.html new file mode 100644 index 0000000..1bd39d1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/28.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Es hebt sich ein rosa Gesicht …</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_30">Es hebt sich ein rosa Gesicht …</h1> + + <p>Es hebt sich ein rosa Gesicht<br /> + Von der Wand.<br /> + Es strahlt ein verwegenes Licht<br /> + Von der Wand.<br /> + Es kracht mir der Schädel<br /> + Beim Anblick der Wand.<br /> + Es träumt mir ein Mädel<br /> + Beim Anblick der Wand.</p> + + <p>O Wand, die in meine leblosen Stunden starrt<br /> + Wand, Wand, die meine Seele mit Wundern genarrt<br /> + Mit Langeweile und grünlichem Kalk<br /> + Mein Freund. Meiner Wünsche Dreckkatafalk.</p> + + <p>Soeben erscheint mir der Mond<br /> + An der Wand.<br /> + Es zeigt mir Herr Cohn seine Hand<br /> + An der Wand.<br /> + Es schnattert wie Schatten<br /> + Pretiös an der Wand.</p> + + <p>Verflucht an der Wand!<br /> + Und heut an der Wand!<br /> + Was stehen denn so viel Leut<br /> + An der Wand?</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/29.html b/OEBPS/Text/29.html new file mode 100644 index 0000000..ae6373c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/29.html @@ -0,0 +1,35 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Stadt</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_31">Stadt</h1> + + <p>Wie schön ist diese stolze Stadt der Gierde!<br /> + Ihr Elend und geschmähter Überfluss<br /> + Und schwerer Straßen sehr verzerrte Zierde.</p> + + <p>Schamloser Tag entdeckt dir die Konturen.<br /> + Die Häuser stehn befleckt mit Staub und Ruß,<br /> + Es flirrt um Eilende und Wagenhaufen<br /> + Furchtsame Weiber, Männer, blasse Huren …</p> + + <p>Ich starre lange in die schnelle Pracht<br /> + Ein Dumpfes ahnend drunten im Gedränge –<br /> + Ich weiß, wie sie des blöden Tages Strenge<br /> + Gewaltig preisen: dass er herrschen macht.</p> + + <p>(Es zieht sie nur zur wohlumbauten Enge.)</p> + + <p>Komm! lass uns warten auf die kranke Nacht<br /> + Der schweren dröhnenden Gedankenpränge.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/30.html b/OEBPS/Text/30.html new file mode 100644 index 0000000..82386c9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/30.html @@ -0,0 +1,33 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Am Lietzensee</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_32">Am Lietzensee</h1> + + <div id="widmung">Meinem Freunde Georg Heym</div> + + <p>Die rote Sandsteinbrücke packt<br /> + Staubig die andere Seite vom schwärzlichen Tümpel.<br /> + Laternen. Das verirrte Mondlicht zackt<br /> + Über Sträucher und Wellen und träges Gerümpel.</p> + + <p>Doch zu uns tönt der Abendschrei der Stadt.<br /> + Ich spüre noch die Lust der vielen Straßen<br /> + Und Trommelwirbel um Fortunas Rad.<br /> + Doch du stehst vor mir schläfrig und verblasen.</p> + + <p>Feindselig reichst du mir die plumpe Hand,<br /> + Von neuem Zorn die starke Stirn betört.<br /> + Und als ich längst schon meinen Weg gerannt,<br /> + Hat alle Schritte noch dein Traum gestört.</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/31.html b/OEBPS/Text/31.html new file mode 100644 index 0000000..1992f2a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/31.html @@ -0,0 +1,34 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_33">Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht</h1> + + <p>Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht<br /> + Und alle Straßen lagen ohne Scham<br /> + Und alle Fahnen schrieen in den Wind:<br /> + So geht ein Tag zur Neige.</p> + + <p>Der glühte so, daß ich die Büßereide<br /> + Verschmähte und der Engel starre Glut.<br /> + Zu süß war diese Qual. Dem letzten Leide<br /> + Entgegen trieb mich weißer Sonnen Wut.<br /> + Und ich zerbrach die Tempel der Entsagung.</p> + + <p>Ist dies der Tod? Sprich, müde Pracht.<br /> + Oder werde ich aus Deinen Schächten<br /> + Zu lichten nie gekannten Städten steigen<br /> + Und jedem Tage seine Donner zeigen?</p> + +</body> +</html> + diff --git a/OEBPS/Text/32.html b/OEBPS/Text/32.html new file mode 100644 index 0000000..d9a3ee2 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/32.html @@ -0,0 +1,35 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Sonja</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_34">Sonja</h1> + + <p>Und wieder störst du meine Ruhe!<br /> + Skelett! Und stehst vor meinem Bett!<br /> + Grün bemalte Wangen. Blaue Schuhe.<br /> + Und fragst: »O Hans! Bin ich so nett?«</p> + + <p>Dann läßt du eine weiße Blüte<br /> + Hinschweben durch das dufte Schlafgemach<br /> + Und tief gerührt durch diese Güte<br /> + Entfährt mir Esel leis ein »ach«.</p> + + <p>Doch plötzlich spür ich dich entgleiten.<br /> + Der Sonnenlöwe kommt und brüllt:<br /> + »Wach auf in deine Einsamkeiten!« –</p> + + <p>Vom grauen Morgenlicht verhüllt<br /> + Und blank und breit, als Großmama,<br /> + Vermahnend steht ein Waschtisch da.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/33.html b/OEBPS/Text/33.html new file mode 100644 index 0000000..b6e6da4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/33.html @@ -0,0 +1,27 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Tortur</title> +</head> + +<body> + <h1 id="toc_id_35">Tortur</h1> + + <p>Im Himmel liegen Schwerter wo verborgen.<br /> + Ja, wenn ich nur so lange Finger hätte!<br /> + So aber hängt man mich an eine Kette,<br /> + Hoch in die Luft, so zwischen heut und morgen.</p> + + <p>Wer aber band mich fest? Ich möcht es gerne wissen<br /> + Als Wachsfigur beschweb ich diese Stadt.<br /> + Man hüllt mich ein in sanften Finsternissen,<br /> + Weil sonst die Polizei ein Einsehn hat.</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/TOC.html b/OEBPS/Text/TOC.html new file mode 100644 index 0000000..c69bddf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/TOC.html @@ -0,0 +1,155 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Inhalt</title> +</head> + +<body> + <div class="toc-title"> + Inhalt + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/01.html">Morgens</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/02.html">Der Morgen des Philosophen</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/03.html">Klage</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/04.html">Zweifel</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/05.html">Weltende</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/06.html">Varieté</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/07.html">Die Himmelsschlange</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/08.html">Der Oberlehrer</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/09.html">Italien</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/10.html">Legende</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/11.html">Nacht</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/12.html">Tohub</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/13.html">Der Idealist</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/14.html">Der Freund</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/15.html">Andante</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/16.html">Aurora</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/17.html">Couplet</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/18.html">Der Todesengel</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/19.html">Hymne</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/20.html">Indianisch Lied</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/21.html">Der Tag der Stadt</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/22.html">Lebendes Bild</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/23.html">Der Teufel spricht:</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/24.html">Karthago</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/25.html">Der Träumende</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/26.html">Der Visionarr</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/27.html">Tristitia ante …</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/28.html">Es hebt sich ein rosa Gesicht …</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/29.html">Stadt</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/30.html">Am Lietzensee</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/31.html">Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/32.html">Sonja</a> + </div> + + <div class="toc-level-1"> + <a href="../Text/33.html">Tortur</a> + </div> + + <div class="toc-level-1 anhang"> + <a href="../Text/nachweise.html">Text- und Bildnachweise</a> + </div> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/nachweise.html b/OEBPS/Text/nachweise.html new file mode 100644 index 0000000..856e57c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/nachweise.html @@ -0,0 +1,54 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + + <title>Text- und Bildnachweise</title> +</head> + +<body> + <h1 id="nachweise_t">Texte</h1> + + <p><a href="06.html">Varieté</a> - »Der + Sturm«, Nr. 47, 21. Januar 1911, S. 373-374</p> + + <p><a href="21.html">Der Tag der Stadt</a> - »Der + Sturm«, Nr. 53, 4. März 1911, S. 421</p> + + <p><a href="08.html">Der Oberlehrer</a> - »Der + Sturm«, Nr. 64, 1. Juni 1911, S. 510</p> + + <p><a href="09.html">Italien</a> - »Der + Sturm«, Nr. 82, Oktober 1911, S. 653-654</p> + + <p><a href="11.html">Nacht</a> - »Der + Sturm«, Nr. 182/183, Oktober 1913, S. 116,118</p> + + <p><a href="15.html">Andante</a> - »Der + Sturm«, Nr. 196/197, Februar 1914, S. 175</p> + + <p><a href="19.html">Hymne</a> - »Der + Sturm«, Nr. 198/199, Februar 1914, S. 183</p> + + <p><a href="13.html">Der Idealist</a> - »Dada 3«, + Dezember 1918, S. 10</p> + +<p>Die Zeitschriften »Der Sturm« und »Dada« sind über das + <a href="http://bluemountain.princeton.edu/bluemtn/cgi-bin/bluemtn">Blue + Mountain Projekt</a> der Universität Princeton + zugänglich.</p> + + <h1 id="nachweise_b">Bilder</h1> + + <p>Titelblatt: George Grosz - Straße in Berlin</p> + + <p>Portrait: Jakob van Hoddis, 1914<br /> + Tuschezeichnung von Ludwig Meidner, 1884-1966<br /> + Sammlungen des Art Institute Chicago</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/titel.html b/OEBPS/Text/titel.html new file mode 100644 index 0000000..54fc94e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/titel.html @@ -0,0 +1,19 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Jakob van Hoddis - 33 Gedichte</title> +</head> + +<body> + <p style="text-align: center;"><img alt="" src="../Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg" /></p> + + <h1 id="toc_id_1" style="text-align: center;">Jakob van Hoddis</h1> + + <h1 id="toc_id_2" style="text-align: center;">33 Gedichte</h1> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/vignette.html b/OEBPS/Text/vignette.html new file mode 100644 index 0000000..a4b3b69 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/vignette.html @@ -0,0 +1,17 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Jakob van Hoddis 1914 (Ludwig Meidner)</title> +</head> + +<body> + <p style="text-align: center;"><img alt="" src="../Images/jakob-van-hoddis.jpg" /></p> + + <p style="text-align: center;">Jakob van Hoddis (1887 - 1942)</p> +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/content.opf b/OEBPS/content.opf new file mode 100644 index 0000000..fefcb63 --- /dev/null +++ b/OEBPS/content.opf @@ -0,0 +1,100 @@ +<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?> +<package xmlns="http://www.idpf.org/2007/opf" unique-identifier="BookId" version="2.0"> + <metadata xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/" xmlns:opf="http://www.idpf.org/2007/opf"> + <dc:title>33 Gedichte</dc:title> + <dc:creator opf:role="aut" opf:file-as="Hoddis, Jakob van">Jakob van Hoddis</dc:creator> + <dc:identifier id="BookId" opf:scheme="UUID">urn:uuid:f3e7e216-d347-4bb5-8925-dd4c25bc3e21</dc:identifier> + <dc:publisher>überflüssig - diy</dc:publisher> + <dc:date>2013-08-02T22:00:00+00:00</dc:date> + <dc:language>de</dc:language> + <dc:identifier opf:scheme="calibre">d5f7d564-144d-4c72-b182-46620d79f489</dc:identifier> + <meta content="0.6.0" name="Sigil version"/> + <meta name="calibre:title_sort" content="33 Gedichte"/> + <meta name="calibre:author_link_map" content="{"Jakob van Hoddis": ""}"/> + </metadata> + <manifest> + <item href="Text/titel.html" id="titel.html" media-type="application/xhtml+xml"/> + <item href="Text/vignette.html" id="vignette.html" media-type="application/xhtml+xml"/> + <item href="Text/TOC.html" id="TOC.html" media-type="application/xhtml+xml"/> + <item href="Text/01.html" id="x1.html" media-type="application/xhtml+xml"/> + <item href="Text/02.html" id="x2.html" 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