»Der ewige Tag« ist der einzige Gedichtband, den Georg Heym zu Lebzeiten veröffentlichte. Er erschien 1911. Im Januar 1912 ging Heym mit seinem Freund Ernst Balcke zum Schlittschuhlaufen auf die Havel. Ihre Leichen wurden einige Tage später gefunden. Heym war noch keine 25 Jahre alt.
Heyms früher Tod scheint rückblickend seine häufiger anzutreffende morbide anmutende Beschäftigung mit Tod, Verwesung und Jenseitigem zu unterstreichen. Zumindest ist das Geraune von Todesahnung und -sehnsucht nicht weit, wenn von Heym die Rede ist. Dass es schlicht Unfug ist (oder Aberglauben), ein späteres Ereignis zu verwenden, um früheren Geschehnissen eine Bedeutung unter zu schieben, spielt dabei keine Rolle.
Da es im »ewigen Tag« in zwei Gedichten auch um Wasserleichen geht, müsste man unter den Vorzeichen des Aberglaubens darin wohl eine Form grobschlächtiger Ironie erkennen. Aber »Die Tote im Wasser« verwendet zwar den Schock und lässt sich vom Grauen faszinieren, doch es ist auch eine Vorstellung, die in ihrer Genauigkeit distanziert wirkt. Was nun wiederum eher an die Beschreibung der Wasserleiche von Edgar Allan Poe in »The Mystery of Marie Rogêt« erinnert. Und »Ophelia« befasst sich mehr mit den wechselnden Szenerien, durch die der Leichnam treibt, als mit der Leiche selbst.
Vielleicht ist es ja ein Zeichen für die literarische Qualität von Heyms Gedichten, dass sie auch geistfernes Geraune überstehen und zu anderen Fragestellungen einladen.
Die Texte sind den Scans der Erstauflage von 1911 entnommen, so wie sie Wikimedia Commons zur Verfügung stellt.
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