Kurt Schwitters - Anna Blume - Dichtungen

Kurt Schwitters - Anna BlumeEs hatte sich bereits angekündigt in den Sprachspielen von Else Lasker-Schüler oder in der klangsuchenden Lyrik von Jakob van Hoddis: Zu Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt die Sprache ein Eigenleben, sie wird selbst zum Gegenstand des künstlerischen Interesses. Mit »Zeterzacken«, »Rieselbäumen«, »grinsenden Blumen« und einem ich, das »sich umnachtet«, legt Kurt Schwitters - so in »Molkenschwere Silberblätterblüte« - ein beredtes Zeugnis davon ab.

Wie die Kunst des 20. Jahrhunderts generell nimmt auch die Literatur die Frage nach den Bedingungen des eigenen Entstehens in den Blick. Und Schwitters gehört zu denen, die damit auf der grundlegenden Ebene der Sprache beginnen: Welche Beziehung besteht zwischen Laut und Wort? Welchen Sinn ergeben unerprobte Wortpaarungen? Wie lassen sich die Regeln der Grammatik produktiv verletzen? Was kommt beim Collagieren von eigenen und fremden Texten heraus?

Der Ausbruch aus der eingehegten Sprache sorgt bis heute für Verständnisschwierigkeiten und eine fast reflexhafte Ablehnung - einerseits. Mit »Anna Blume« gelang Schwitters andererseits das Kunststück, gewissermaßen über Nacht einen großen Teil des Publikums für sich einzunehmen. Das war ein Pfund, mit dem er wuchern konnte, und wohl auch musste, denn die Mehrzahl der Kunstkritiker begrüßte seine Neuerungen keineswegs, sondern lehnte sie vehement ab und vergriff sich dabei häufig im Ton. Schwitters revanchierte sich, indem er die Kritiken zu Kunst verarbeitete.

Mit der Veröffentlichung des schmalen Bändchens »Anna Blume - Dichtungen« geht Schwitters auch einen ersten Schritt in Richtung der späteren Künstlerbücher - Bücher, die durch ihre Gestaltung und ihren Inhalt selbst als Kunstwerke gedacht sind. Bei seinem Erstling beschränkt sich Schwitters Gestaltungswillen allerdings noch auf die Umschlagzeichnung - die Texte bleiben unberührt.

Grundlage der Texte sind Scans der Erstausgabe. Auf dieser Basis wurde eine OCR-Fassung erstellt, die mit der Vorlage abgeglichen wurde.

Ein automatisierter Abgleich mit der in Wikisource vorliegenden Fassung lässt hoffen, sowohl in Wikisource als auch hier weitest gehende Treue zur Vorlage zu erreichen.

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