Auszug:
| (21:38:05) DerEine: man darf doch noch ne anständige partie golf spielen
| (21:38:19) DerAndere: ja ne, nich wenn ich was will!
| (21:38:35) DerAndere: hassu alle fragen gelesen?
| (21:38:44) DerAndere: oder muss ich jetz nochma formulieren
| (21:38:45) DerAndere: ?
| (21:38:46) DerEine: ja ja ja
| (21:38:57) DerEine: also zur ersten
| (21:38:58) DerEine: arrrr
| (21:39:05) DerEine: warte kurz,muss erstma ankommen
| (21:39:06) DerAndere: was war das erste??
| (21:39:07) DerAndere: xDD
Nein, das ist kein Abhörprotokoll, es dreht sich auch nicht um eine Variation auf die Dialogromane von Arno Schmidt, und die nächste Stufe der Rechtschreibreform steht auch nicht zur Debatte. Es handelt sich nur um einen Mitschnitt aus einem Chat. Er umfasst rund eine Minute, wobei Anlass und Ausgang der Unterhaltung nicht bekannt sind.
Trotzdem zeigt der Mitschnitt ein paar Phänomene: Die sich hier unterhaltenden Schüler missachten, wenn auch nicht gewissenhaft, die Regeln der Rechtschreibung, um ihrem Sprachgehäcksel den Tonfall der gesprochenen Sprache zu verleihen. Dabei wird die nonchalante Kleinschreibung begleitet von Tippfehlern (etwa xDD statt xD als Smiley für lautes Lachen), die der Hast geschuldet sind, mit der die Finger über die Tastatur huschen. Denn das Schreibtempo orientiert sich, wie schon die Schreibweise, am Gesprochenen. Mit ihren gemeinsamen 240 Anschlägen in der Minute erreichen die beiden immerhin das Tempo ausgebildeter Schreibkräfte. (Die Geschwindigkeit hier ist Hexerei, da die Chat-Programme mehrere Dialoge gleichzeitig ermöglichen und beide Schreiber aller Warscheinlichkeit nach in derselben Minute parallel weitere Gespräche führten.)
Der Fortschritt wird deutlich, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass Ende der 60er Jahre zum ersten Mal Rechner an weit auseinander liegenden Standorten der USA miteinander vernetzt wurden. Ziel der Forschung war es, ein auch im Kriegsfall ausfallsicheres Kommunikationsnetz zu schaffen. Die erste E-Mail ging in den 70er Jahren über die Leitung. In den 80ern wuchs das Internet langsam über die universitären Grenzen hinaus und ab den 90er Jahren wurden in Goldgräberstimmung Datenkabel rund um den Globus gezogen, und an den Kabelenden Rechenzentren aufgebaut. Über Glasfaserleitungen blinken seitdem Datenpäckchen rund um die Erde und sind wieder am Ausgangspunkt, bevor der Sekundenzeiger sich bewegen konnte.
Am Ende diente also der ganze Aufwand dazu, Schnickschnack von einem Kinderzimmer ins andere schicken zu können – blitzschnell und bombensicher.