Jakob van Hoddis - Weltende
2023-03-19 – Patrick Goltzsch
Das Zitat von ChatGPT führt in die Irre: »Das Gedicht ›Weltende‹ von Jakob van Hoddis wird oft als bedeutendes Werk des Expressionismus betrachtet, weil es die Ängste, Zweifel und das Gefühl der Verzweiflung ausdrückt, die viele Menschen in der unruhigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg empfanden.« Zwar erschien die hier vorliegende Sammlung 1918, aber das namensgebende Gedicht hatte van Hoddis bereits 1911 veröffentlicht. Doch die sachlichen Fehler des Chatbots sind deutlich weniger interessant als seine Phrasen.
Mit »Die Dämmerung« erschien 1913 die einzige Sammlung von Gedichten von Alfred Lichtenstein zu seinen Lebzeiten. 1914 gehörte er zu den ersten Opfern des Weltkriegs. Alle hier vorgestellten Gedichte finden sich auch in der 1919 von Kurt Lubasch besorgten und hier bereits erschienenen Ausgabe der
»Ich bin mir selbst überlegen«, heißt es in den
Heines »Neue Gedichte« sind über 175 Jahre alt. Viele der im Lauf der Zeit entstandenen Ausgaben des Buches haben auch den Weg ins Netz gefunden. Allerdings ist den Texten der Wandel in die elektronische Form in den seltensten Fällen bekommen. Denn man bedient sich zwar aktueller Technik, um die Texte zu digitalisieren, aber die dabei entstehenden Fehler werden korrigiert wie vor 175 Jahren: durch Korrektur lesen. Das geht besser.
Kompromisse strebte Albert Ehrenstein wohl selten an. Er zog eher vehemente Entschiedenheit vor, so legen es die Verse des 1916 erschienenen Gedichtbands »Der Mensch schreit« nahe.
»Umbra Vitae« versammelt die Gedichte, die Heym nach den Arbeiten für »Der ewige Tag« verfasst hat. Sie sind, so legen es die Herausgeber nahe, vom Januar 1911 bis zu Heyms Tod im Januar 1912 entstanden. Den Titel »Umbra Vitae« hätte Heym selbst seinem zweiten Gedichtband geben wollen.
Nicht nur verdient man mit Lyrik kein Geld, Verse gehören zudem zum am meisten Nicht-Gelesenen. Und wenn man, wie Else Lasker-Schüler, richtig Pech hat, landet ein Gedicht womöglich noch vor Gericht.