Kurt Schwitters - Die Blume Anna - Die neue Anna Blume

Umschlag »Die Blume Anna« Mit der Umschlagzeichnung zu »Anna Blume - Dichtungen« hatte Schwitters schon angedeutet, seine Auseinandersetzung mit Text könne ungewöhnlich gründlich ausfallen. Dort fand die Dynamik des unbekümmerten Nebeneinanders von Sütterlin- und Druckschrift und der auf geraden, gebogenen und schrägen Linien laufenden Titelinformationen in den Texten keine Fortsetzung. Das bleibt den 1922 erschienenen Bändchen vorbehalten, zu denen die »Die Blume Anna« gehört. Denn hier äußert sich Schwitters' Gestaltungswillen nun auch im und am Text selbst.

So legt »Cigarren (elementar)« allein durch die Art, wie es gesetzt ist, schon die Frage nahe, ob der Text vielleicht auch mit der Abbildung der speziellen Zigarrenvariante »Krummer Hund« spielt. Oder handelt es sich doch nur um eine rein ästhetische Gestaltung, die den vier Texten eigen ist, die Schwitters mit dem Zusatz »elementar« versehen hat?

Doch »Die Blume Anna« nährt noch andere Vermutungen. So zieht »Alphabet von hinten« etwa die Buchstaben unvermutet zusammen und eine der Zeilen ist eingerückt und missachtet sichtlich den einheitlichen Auftakt der Verse. In »Doof« wirken die Abweichungen im Abstand der Silben oder auch das aus der Reihe tanzende »Den« fast unterschwellig.* Doch in beiden Texten kann man eine rythmisierende Darstellung sehen, die vielleicht Hinweise gibt, wie die Texte zu lesen (oder auch vorzutragen) sind: gebunden / stakkato, schnell / langsam. laut / leise - was sich als Vorgriff auf die »Ursonate« verstehen ließe (den Link gibt's als Anregung für den nächsten Karaoke-Abend).

Wenn der Text schon durch seinen Schriftsatz als Grafik erscheinen soll, liegt es womöglich nahe, Text und Bild noch enger zu verknüpfen. Die letzten beiden Beiträge in »Die Blume Anna« gehen in diese Richtung, indem die Grafik selbst Teil des »i-Gedichts wird oder eben das Gedicht von vornherein als »Bildgedicht« entworfen wird.

Grundlage der Texte sind Scans der Erstausgabe. Auf deren Basis wurde eine OCR-Fassung erstellt, die mit der Vorlage abgeglichen wurde. Die Scans des Digitalisats der Universitätsbibliothek Heidelberg dienten einer zweiten OCR-Fassung, die einen zusätzlichen automatischen Abgleich ermöglichten. E-Book und HTML-Fassung wurden um ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.

*Aus informationstechnischer Sicht könnte man von einem Seitenkanal sprechen, den Schwitters hier in die Literatur einführt: Neben dem Inhalt, der sich über das Lesen vermittelt, transportiert der Text zusätzliche Informationen durch seine Gestaltung. Heute werden etwa unterschiedliche Abstände zwischen den Buchstaben oder den Zeilen, die beim Lesen nicht auffallen, verwendet, um einen gedruckten Text mit einer Art Wasserzeichen zu versehen. Ein Computer kann aus den unmerklichen Unterschieden das Wasserzeichen wieder heraus lesen.

 

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