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Kurt Schwitters - Anna Blume - Dichtungen

Kurt Schwitters - Anna BlumeEs hatte sich bereits angekündigt in den Sprachspielen von Else Lasker-Schüler oder in der klangsuchenden Lyrik von Jakob van Hoddis: Zu Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt die Sprache ein Eigenleben, sie wird selbst zum Gegenstand des künstlerischen Interesses. Mit »Zeterzacken«, »Rieselbäumen«, »grinsenden Blumen« und einem ich, das »sich umnachtet«, legt Kurt Schwitters - so in »Molkenschwere Silberblätterblüte« - ein beredtes Zeugnis davon ab.

Erich Mühsam - Wüste - Krater - Wolken

Erich Mühsam ca. 1924Erich Mühsam gehört zu den Dichtern, die Anfang des 20. Jahrhunderts in ihren Gedichten neue Töne anschlagen, Er breitet sein Selbstmitleid aus: »Und wieder tritt das Leben mir / Mit vorgestelltem Fuß entgegen«. Er schildert unverhohlen sein Begehren: »Ich packe dich — und meine Gier / Frißt sich an deiner Reinheit satt«. Und er ergreift Partei in den politischen Grabenkämpfen seiner Zeit, wenn er sein Spottgedicht »Der Revoluzzer« der »deutschen Sozialdemokratie« widmet. Mit solchen Versen fand Mühsam natürlich keinen Eingang in Poesie-Alben und Lesebücher.

Georg Heym - Umbra Vitae

Georg Heym - Der ewige Tag - Titel»Umbra Vitae« versammelt die Gedichte, die Heym nach den Arbeiten für »Der ewige Tag« verfasst hat. Sie sind, so legen es die Herausgeber nahe, vom Januar 1911 bis zu Heyms Tod im Januar 1912 entstanden. Den Titel »Umbra Vitae« hätte Heym selbst seinem zweiten Gedichtband geben wollen.

Johann Gottfried Seume - Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Johann Gottfried Seume - Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 - TitelblattSeumes »Spaziergang« zieht nicht nur die Stationen seines Fußwegs von Grimma nach Syrakus nach, er beschreibt auch die Veränderungen, die der Tornister-Reisende auf seinem Weg erfährt. Aus dem eher distanzierten Beobachter, der die Veränderungen von Wetter und Landschaft beschreibt und warmherzig die Begegnungen mit den Leuten schildert, denen er anempfohlen ist, wird ein Partei ergreifender Kritiker der Gesellschaft, die er antrifft.

aktualisiert: Carl Einstein - Bebuquin

Portrait Carl Einstein Die Titelei der Erstausgabe von 1912 bezeichnet das Büchlein als Roman. Thesenschleuder wäre wohl treffender, denn die Figuren in diesem Experiment sprechen selten miteinander sondern eher nebeneinander (wenn nicht ein leeres Zimmer die Hauptfigur in einen Monolog zwingt). Zudem stecken die Thesen nicht nur in den Äußerungen der Protagonisten, sondern der Autor beteiligt sich munter an diesem Spiel: Er bricht der Synästhetik eine Lanze, wenn er Farben zu Gehör bringt oder unterhält mit erhellenden Analogien, wenn der Sonnenstrahl zum Lichtschlag gerät.

Alfred Wolfenstein - Die gottlosen Jahre

Ernst Ludwig Kirchner - Der rote Turm in HalleUnaufhaltsam schrumpft der Himmel, Wolken
Kommen breit aus allen Horizonten,
Fahle fremde Schattenkörper kalken
Ihre Decke über den entsonnten. 

Ein Wetterbericht, der in solchen Worten zunehmende Bewölkung beschriebe, stieße auf Unverständnis. Aber das Alltägliche in gesuchte Worte zu kleiden und es in Versen zu rhythmisieren soll es dem Altbekannten entziehen.

Ernst Stadler - Der Aufbruch

Ernst Stadler - Der Aufbruch TitelAls »Der Aufbruch« 1914 erschien, war Ernst Stadler über 30 Jahre alt, und hatte sich bereits als Herausgeber, Autor, Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Kritiker einen Namen gemacht. Der Titel lässt sich mit Blick auf seine Biographie in zwei unterschiedlichen Zusammenhängen verstehen.

Georg Heym - Der ewige Tag

Georg Heym - Der ewige Tag - Titelblatt»Der ewige Tag« ist der einzige Gedichtband, den Georg Heym zu Lebzeiten veröffentlichte. Er erschien 1911. Im Januar 1912 ging Heym mit seinem Freund Ernst Balcke zum Schlittschuhlaufen auf die Havel. Ihre Leichen wurden einige Tage später gefunden. Heym war noch keine 25 Jahre alt.