Auf ihrer mittlerweile fünften Platte klingt die Sängerin aus Mali mit Wohnsitz in Frankreich harscher, druckvoller und temporeicher als bisher. Ausreichend offensichtlich um sogar bei Jüngeren für spitze Ohren zu sorgen, die sonst eher Elektro-Gehämmer bevorzugen.
Diamond Version - EP 1, EP 2, EP 3
Die Betreiber des Karl-Marx-Städter Labels raster-noton, Byetone und Alva Noto, haben sich für Diamond Version zusammengetan und dehnen das von Byetone auf seinen beiden CDs abgesteckte Areal elektronischer Rhythmen und präzis zerfranster Klänge weiter aus.
Trio Lolo - Burkinabè
Die Musik des Trios bezieht sich auf die Tradition der Mandinka, eine Ethnie und Sprachfamilie, die in Westafrika verbreitet ist. Der Hang zur Improvisation bewegt sich hier Richtung Jazz, gespielt allerdings auf traditionellen Instrumenten - Flöte, Kora (Kürbisharfe) und Balafon (eine Art Xylophon),
FSK - Akt, eine Treppe hinabsteigend
Nach über 30 Jahren der musikalischen Aus- und Umgrabungen nähert sich die Band den eigenen Wurzeln in NDW und Punk und die Katze beißt sich in den Schwanz. Die charmanten Casio-Klänge von damals bleiben allerdings draußen, statt dessen werden die Kunstauffassung zwischen Marcel Duchamp (Plattentitel) und Velvet Underground (Erykah sagt) nach außen gekehrt und die bekannten Obsessionen der Gender-Diskussion und der musikalischen Identitätsstiftung fortgeführt.
Moritz von Oswald Trio - Fetch
Auch auf der dritten Platte baut das MvOT einen Klangdschungel aus Rhythmen und Dub, mal mit Anklängen an Jazz, dann mit deutlicher Anlehnung an die eigenen Techno-Wurzeln. Das Kunststück: Obwohl es nach repetetiven Mustern klingt, bleibt die Wiederholung aus.
Hilary Hahn & Hauschka - Silfra
Mit Hilary Hahn traf sich Hauschka angeblich auf Island um das eher Unmögliche auszuprobieren: Improvisieren mit einer klassisch ausgebildeten Musikerin (Geige). Hauschkas rhythmisch orientierte Auffassung von Musik (präpariertes Klavier) schwappt dabei häufiger mal ins Getragene, aber glücklicherweise scheint Frau Hahn genauso viel Freude am Experimentieren zu haben wie er.
Neneh Cherry & the Thing - The Cherry Thing
Don Cherrys Tochter dürfte für 7 Seconds mit Youssou N'Dour am bekanntesten sein. Dabei hat sie Anfang der 80er beim Pop Group-Ableger Rip Rig & Panic die hörenswerteren Sachen hinterlassen. Für die aktuelle Aufnahme hat sie die norwegischen Brachialjazzer von The Thing domestiziert, und mischt eigene Stücke mit Cover-Versionen - unter anderem von ihrem Vater. Too Tough Too Die bezieht sich leider nicht auf die Ramones, dafür verbeugt sie sich vor Suicide: Dream Baby Dream.
Evade - Destroy & Dream
Neue Lieblinge: die Jungs und das Mädchen aus Macao (dem portugiesischen Hongkong) lassen die Rhythmen straucheln, geben dem Lärm Raum und vermeiden Heimeligkeit, wenn sie Indie-Klischees mit Elektro-Gewittern unterlaufen. Die etwas atmosphärisch geratenen Studio-Aufnahmen sind durchaus tanzbar gemeint, wie Live-Aufnahmen zeigen (http://www.youtube.com/watch?v=3D-bK-RwtGICM).
Sleigh Bells - Reign of Terror
Nach dem Konzert im Festsaal Kreuzberg wollte ich eigentlich empfehlen, sich die Mischung aus Dampframmendisko und Indie-Pop live anzusehen, aber leider scheint das Duo (gestern abend zu dritt mit zwei Gitarren) schon wieder auf dem Rückweg in die USA zu sein. Dabei war ihr Gesangssolo zur Rhythmusmaschine, die Geräusche aus der Schrottpresse zerhackte, ziemlich hörenswert.
Peaking Lights - 936
Hall dient im Pop normalerweise dazu, dürftige Stücke aufzublähen. Hier spielt der Raum eine tragende Rolle, wenn die Stimme klingt, als wehe sie vom anderen Ende des Hangars zu den Dub-Spielereien herüber.