Neue Lieblinge: die Jungs und das Mädchen aus Macao (dem portugiesischen Hongkong) lassen die Rhythmen straucheln, geben dem Lärm Raum und vermeiden Heimeligkeit, wenn sie Indie-Klischees mit Elektro-Gewittern unterlaufen. Die etwas atmosphärisch geratenen Studio-Aufnahmen sind durchaus tanzbar gemeint, wie Live-Aufnahmen zeigen (http://www.youtube.com/watch?v=3D-bK-RwtGICM).
Sleigh Bells - Reign of Terror
Nach dem Konzert im Festsaal Kreuzberg wollte ich eigentlich empfehlen, sich die Mischung aus Dampframmendisko und Indie-Pop live anzusehen, aber leider scheint das Duo (gestern abend zu dritt mit zwei Gitarren) schon wieder auf dem Rückweg in die USA zu sein. Dabei war ihr Gesangssolo zur Rhythmusmaschine, die Geräusche aus der Schrottpresse zerhackte, ziemlich hörenswert.
Peaking Lights - 936
Hall dient im Pop normalerweise dazu, dürftige Stücke aufzublähen. Hier spielt der Raum eine tragende Rolle, wenn die Stimme klingt, als wehe sie vom anderen Ende des Hangars zu den Dub-Spielereien herüber.
John Cage - Three Dances
Der handgeschnitzte Techno von Brandt, Brauer, Frick erinnerte stellenweise an Musik von John Cage. In den »Drei Tänzen«, die 1945 für präpariertes Klavier entstanden, kann man die klangliche und hin und wieder auch rhythmische Verwandschaft hören.
Greie Gut Fraktion - Baustelle, Wir bauen eine neue Stadt (Stadtmixe)
Gudrun Gut (Urgestein der NDW mit Malaria) wurde von Antye Greie eingeladen, bei einer Klanginstallation mitzuarbeiten, IIRC. Daraus ist mehr geworden: die beiden haben Baustellen abgeklappert und Töne und Rhythmen gesammelt. Die Elektronik im Studio haben sie dann als Mischmaschine für eine recht eigene Variation von TripHop, Minimal und NDW (Palais Schaumburgs "Wir bauen eine neue Stadt" ist natürlich dabei) verwendet.
Brandt Brauer Frick - You Make Me Real
Es klingt fast nach handgemachtem Techno, fielen durch die überwiegend klassische Instrumentierung nicht die Klangflächen aus den elektronischen Apparaturen weg. So erinnert das perkussive Spiel fast an Stücke von John Cage (mal sehen ob ich "Three Dances" wiederfinde), nur diese Tänze könnten DJs tatsächlich im Club auflegen.
Stimming - Liquorice
Stimming gehört zur Hamburger Minimal-Techno-Szene. Mit Techno hat die Musik nur noch am Rande zu tun, weil er sie in ihre Bestandteile zerlegt und sie in (für Techno) bislang ungehörte Geräusche kleidet.
Oddjob - Clint
Eine schwedische Jazzband hat sich der Filmmusiken von Clint Eastwood angenommen - hängt sie höher
Technical Drawings - The Ruined Map
Die kongolesische Lieblingsband der Einstürzenden Neubauten, Konono No 1, trifft auf Pascal Comelade. Zumindest klingt es hin und wieder so.
Gerardo Núñez - Calima, Andando el Tiempo
Der Mann aus Jerez weitet die Spielwiese des Flamenco mit Jazz-Einflüssen aus. In den schönsten Momenten lässt er diese Schubladen hinter sich und findet einen eigenen Ansatz.