Psychedelic Dubstep? Zwischen den eher düsteren elektronischen Rhythmen, die mit ihren Stereo-Effekten die Ohren durchquirlen, tauchen vielerlei Geräusche auf, die schon aus anderen Zusammenhängen bekannt sind. Doch wo Kraftwerk aus dem Rattern der Züge über die Gleise oder dem Keuchen der Radfahrer den Rhythmus gewinnen, dienen die Klänge hier als atmosphärische Arabesken.
Tin Hat (Trio) - Helium, The Sad Machinery of Spring
Tin Hat begann als Duo-Formation, die den Dritten zur Session jeweils einlud. Mittlerweile ist das Trio gewachsen und die Band erschließt auch ohne Besucher einen riesigen Fundus an Anknüpfungspunkten. Mal klingt es nach Folk, dann scheint Jazz durch, bis die Klarinette Klezmer tanzt und Kurt Weill einfließt. Spart man die Momente aus, in denen die Musik ins Esoterische abgleitet, bleibt eine ruhige, souveräne, sehr unterhaltsame Mixtur.
Fedayi Pacha - The 99 Names of Dub, From The Oriental School of Dub
Dub tritt bei den Mischungen des Franzosen mit den armenischen Wurzeln den Weg von der Quasi-Blasphemie (die 99 Namen Allahs) zu einer irrwitzigen Reise durch die Kulturen an. Wie weit sind King Tubby's Reglerspiele von Hochzeitsfeiern auf dem Balkan oder Muezzin-Gesängen entfernt?
Charles Trenet - Que reste-t-il de nos amours (Anthologie)
Trenet könnte wohl als Vater des französischen Chansons gelten. Die Aufnahmen aus den 30er und 40er Jahren, die hier in einer Best of-Zusammenstellung zusammengeführt werden, "La mer" oder "Route Nationale 7", sind in Frankreich Evergreens und das Lied "Boum" war bereits zur Zeit der Veröffentlichung so populär, dass die Schul(t)zes das Stück am Anfang von "Im Reiche des schwarzen Goldes" anstimmen.
King Midas Sound - Waiting For You
Entweder laut hören oder über Kopfhörer, denn als Tapete löst der hier abgelieferte Versuch nur die Frage aus: "Wozu?" Der Entwurf arbeitet sich so zurückgenommen wie die Young Marble Giants und so bohrend wie Tricky gegen eine Wand vor, dass man darauf hofft, einmal zu hören, was dahinter vor sich geht. Die Einordnung als Dubstep entspricht zwar der Mode, aber eigentlich klingt es nach Lo-Fi Triphop.
Now - Ooodipooomn, Ooo-Doo-Sigh
Eine der aktuellen Lieblingsgruppen war fleißig dieses Jahr und hat schon das zweite Studio-Album sowie einen Live-Mitschnitt veröffentlicht. Die verquere Mixtur von verkopftem Britpop und Krautrock funktioniert wunderbar.
Pascal Comelade - A Freak Serenade
Die 25. CD? Die Unterschiede zu seinen früheren Aufnahmen sind allenfalls graduell. Vielleicht scheppert es etwas mehr.
V.A. - Can You Dig It? The Music and Politics Of Black Action Films 1968-75
Das Souljazz-Label hat mal wieder eine tolle Zusammenstellung veröffentlicht (vielleicht sollte man die verschwitzte Stimme von James Brown aussparen). Auf die Politics habe ich nicht so geachtet, aber die Music ist großartig.
Now - The Hepadaboo
Die Musik kommt ein wenig eckig daher und gibt sich spröde, bevor sie dann doch über den Zuckerguss der Melodie den direkten Weg ins Ohr nimmt. Anleihen machen die Londoner bei Stereolab, Krautrock und 80er Casio-Pop.
Melody Four - T.V.? Mais Oui!
Das Quartett war ein Trio im dem sich die britischen Musikexzentriker Steve Beresford, Lol Coxhill und Tony Coe zusammen fanden und abseitigen Projekten nachgingen. Hier: bekannte Fernsehmelodien interpretieren.