Wenn man sich bei Techno genügend langweilt, und das geht ja sehr schnell, dann kann man auch anfangen herum zu spielen, hier ein schräg laufender Rhythmus dazu, dort eine Spur ausblenden, Hall rausnehmen, trockene Akzente setzen ... und auf einmal klingt es nach: zuhören!
Amina Alaoui - Alcantara
Mit Kunstleder hat der Albumtitel eher nichts zu tun. Statt dessen verknüpft die marokkanische Musikerin spanische Folklore mit ihrer Musiktradition und begibt sich einmal mehr auf die Spuren der Musik, die zur Zeit der Convivencia, des Zusammenlebens von Moslems, Juden und Christen in Al Andalus (maurischer Teil Spaniens) gespielt worden sein könnte.
Yasmin Levy - La Juderia
Die israelische Sängerin knüpft praktisch an die theoretischen Forschungen ihres Vaters zur Musik der Sephardim an und war damit vor drei Jahren in Israel sehr erfolgreich. Ob der Bezug, den sie auf Flamenco nimmt, tatsächlich so ausgeprägt war?
La Mar Enfortuna - Convivencia
Das Duo aus New York macht normalerweise sehr statische Musik unter dem Namen ELysian Fields. Hier widmen sie sich der Musik der Sephardim, jener Juden, die nach dem Ende der Reconquista um 1500 aus Spanien und Portugal vertrieben wurden (und unter anderem in Hamburg landeten). Sie verbinden dafür Klezmer mit arabischen Klängen, elektronischen Spielereien und Indie-typischen Experimenten.
Robert Mitchum - Calypso Is Like So
Ende der 50er entdeckte der Schauspieler den sich in Trinidad etablierenden Calypso und versuchte erfolglos, den Sound in die USA zu importieren. Vielleicht hätte er Sprachgestus und Thematik (»From a logical point of view better choose a woman uglier than you«) doch nicht eins zu eins übernehmen sollen.
The Creation - We are Paintermen
In den 60ern galten sie als Epigonen der Who und waren für die Zeit eines Albums vor allem in Deutschland erfolgreich. Aber was die Jungs da etwa in »Making Time« der Gitarre entlocken, lässt sie fast als Vorläufer von Kills und Konsorten erscheinen.
Cornelius - 69/96, Point, Sensuous
Auf die Frage, wie man mit dem Erbe von Yellow Magic Orchestra einerseits und My Bloody Valentine andererseits umgehen soll, findet der japanische Mädchenschwarm mit dem Planet-der-Affen-Pseudonym ähnlich unterhaltsame Antworten wie Stereolab, berücksichtigt aber noch weniger stilistische Grenzen.
Pascal Comelade - Métode de Rocanrol, Aigua de Florida
Neue und ältere Aufnahmen des Katalanen, der sich schon aus Begeisterung für Vince Taylor (Brand New Cadillac), seit Jahren mit wuchernden Koteletten schmückt. Unter http://www.blogotheque.net/article.php3?id_article=3D3241 gibt es drei "Take-Away Shows" in denen er auch von einem Strohhalmbläser begleitet wird.
Thievery Corporation - The Mirror Conspiracy
Eigentlich fehlt mir für derartiges Lounge-Gedudel bzw. Tapetenmusik die Geduld: die wohlarrangierten Stimmen integrieren sich artig im Hintergrund, der Rhythmus ist zivil und garantiert nie schweißtreibend, das Arrangement geschmackvoll. So richtig eklig also, und dennoch reicht es für drei Mal hören.
La Rainbow Toy Orchestra - In Love With Toys
Nicht La Callas oder La Castafiore sondern La Rainbow? Von Diven ist hier aber nichts zu hören, nur von Spielzeuginstrumenten in musikalischen Miniaturen. (Erhältlich unter einer Creative Commons-Lizenz über Error! Lo-Fi Recordngs)