Battle Royale
Es fließt Blut, viel Blut, und noch bevor der Film erklärt hat, worum es gehen wird, liegen schon zwei der 42 Schüler tot am Boden.
Die Herren vom raster noton label sind fleißig und setzen ihre Veröffentlichungen in Häppchen fort. Die Titel ihrer elektronischen Operationen »When performance matters« oder »Operate at your optimum« entnehmen die Sachsen übrigens den Hohlphrasen mit denen Marketing-Fritzen in technoiden Branchen um sich werfen.
Die Einflüsse sind weniger vielfältig, der Klang etwas rauher als bei Solo Dja Kabaco, aber das macht Monsieur Dembélé, der sich an Balafon, dem afrikanischen Xylophon, und Djembé, einer Bechertrommel, betätigt mit Verve und druckvollem Spiel wieder wett. Dabei bewegt er sich Richtung Tanzboden, allerdings fehlen die sonst dabei üblichen Spielereien wie hoch gepitchte Vocoder-Stimmen und Synthesizer-Effekte.
Wenn ich richtig gelesen habe, handelt es sich bereits um das neunte Album des Musikers aus Burkina Faso, das in diesem Frühjahr erschienen ist. Mit dem, was in Ouagadougou in den Discos läuft, hat die Musik wenig zu tun, sie bedient sich eher traditioneller Formen und Instrumente (Djembé, Bara, Kalebasse, Dum Dum, Balafon), mischt aber verschiedene Einflüsse (unter anderem Griot-Musik, Assouf der Tuareg und Westliches).
Als Duo fanden Heiner Goebbels und Alfred Harth Ende der 70er bis Mitte der 80er zusammen und experimentierten in den Randbereichen des Free Jazz mit elektronischen Klängen und Rock-Bezügen. Die Brecht-Hommage »Zeit wird knapp« gehört wohl zu den eindrücklichsten Platten, die ich je gehört habe. Den höhnischen Rapport zum »Abbau des Schiffes Oskawa« habe ich auch nach 30 Jahren noch im Ohr.
Auf ihrer mittlerweile fünften Platte klingt die Sängerin aus Mali mit Wohnsitz in Frankreich harscher, druckvoller und temporeicher als bisher. Ausreichend offensichtlich um sogar bei Jüngeren für spitze Ohren zu sorgen, die sonst eher Elektro-Gehämmer bevorzugen.
Die Betreiber des Karl-Marx-Städter Labels raster-noton, Byetone und Alva Noto, haben sich für Diamond Version zusammengetan und dehnen das von Byetone auf seinen beiden CDs abgesteckte Areal elektronischer Rhythmen und präzis zerfranster Klänge weiter aus.
Die Musik des Trios bezieht sich auf die Tradition der Mandinka, eine Ethnie und Sprachfamilie, die in Westafrika verbreitet ist. Der Hang zur Improvisation bewegt sich hier Richtung Jazz, gespielt allerdings auf traditionellen Instrumenten - Flöte, Kora (Kürbisharfe) und Balafon (eine Art Xylophon),
Nach über 30 Jahren der musikalischen Aus- und Umgrabungen nähert sich die Band den eigenen Wurzeln in NDW und Punk und die Katze beißt sich in den Schwanz. Die charmanten Casio-Klänge von damals bleiben allerdings draußen, statt dessen werden die Kunstauffassung zwischen Marcel Duchamp (Plattentitel) und Velvet Underground (Erykah sagt) nach außen gekehrt und die bekannten Obsessionen der Gender-Diskussion und der musikalischen Identitätsstiftung fortgeführt.
Auch auf der dritten Platte baut das MvOT einen Klangdschungel aus Rhythmen und Dub, mal mit Anklängen an Jazz, dann mit deutlicher Anlehnung an die eigenen Techno-Wurzeln. Das Kunststück: Obwohl es nach repetetiven Mustern klingt, bleibt die Wiederholung aus.